Nord-Krim-Kanal

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Nord-Krim-Kanal
Північно-Кримський канал
Verlauf des Nord-Krim-Kanals

Verlauf des Nord-Krim-Kanals

Lage Ukraine, Krim
Länge 402,6 km
Erbaut 1961–1965
Ausgebaut 1971–1976
Stillgelegt 2014
Wiedereröffnet 2022
Beginn Kachowkaer Stausee, Nowa Kachowka, Oblast Cherson, Ukraine
Ende Kertsch, Krim, Ukraine
Abzweigungen, Kreuzungen Kachowka-Kanal (ukrainisch Каховський канал), Krasnosnamjanka-Kanal (ukrainisch Краснознам'янська зрошувальна система/канал), Rasdolne-Kanal, Asow-Kanal, Uniting-Kanal, Saky-Kanal, Kanal von Krasnohwardijske.
Genutzter Fluss Dnepr
Der Bewässerungskanal wurde nach der Annexion der Krim durch Russland von der Ukraine 2014 unterbrochen.
Põhja- Krimmi kanal.jpg
Leerer Kanal am 5. Juli 2014 bei Lenine

Der Nord-Krim-Kanal (ukrainisch Північно-Кримський канал Piwnitschno-Krymskyj kanal; russisch Северо-Крымский канал Sewero-Krymski kanal) ist ein 402,6 km langer Kanal im Süden der Ukraine und diente bis 2014 und dann in Folge wieder ab 2022 zur Bewässerung der Krim.[1][2][3]

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Nord-Krim-Kanal beginnt bei Nowa Kachowka in der Oblast Cherson am zum Kachowkaer Stausee angestauten Dnepr, verläuft danach durch den Süden der Oblast Cherson und über die Landenge von Perekop, anschließend durch den Norden der Krim über Sowjetskyj bis nach Kertsch im Osten der Halbinsel.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Nord-Krim-Kanal ist 402,6 km lang, seine maximale Tiefe beträgt 6 Meter und seine durchschnittliche Breite liegt bei 10 bis 15 Metern.[4]

Das Gesamtnetz des Kanalsystems hat eine Länge von 1500 km[5] und war das größte und komplexeste Bewässerungssystem in Europa. Der Kanal hat eine maximale Kapazität von 380 m³/Sekunde und leitete bis zur Sperrung 2014 (siehe Geschichte) jedes Jahr über 1,2 Mrd. m³ Dneprwasser auf die Krim.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die der Krim zugeführte Wassermenge deckte 85 % des gesamten Wasserverbrauchs der dortigen Bevölkerung.[6] Durch den Bau des Kanals konnten über 270.000 Hektar der – aufgrund geringer Niederschläge – bis dahin wasserarmen Steppe bewässert werden.[5]

Im Landesinnern der Krim wurde die Wasserversorgung durch den Kanal von Krasnohwardijske übernommen, der bei Dschankoj abzweigt und Wasser in den Westen der Halbinsel leitet.[7]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Krim gehört zu den Regionen mit den geringsten eigenen Wasserreserven Europas. 1961 begann die Sowjetunion mit dem Bau des Kanals, der die Wasserversorgung der Krim sichern sollte. 1963 führte der Kanal bereits Wasser bis nach Krasnoperekopsk im Norden und 1965 bis zur Stadt Dschankoj im Zentrum der Krim. 1971 wurde die Stadt Kertsch erreicht. Die offizielle Inbetriebnahme folgte im Dezember 1976.[8][9]

Nach der Annexion der Krim durch Russland im März 2014 riegelte die Ukraine im April 2014 den Kanal, der 85 Prozent des Frischwasserbedarfs der Halbinsel abdeckte, ab.[10] Die Ukraine begründete dies mit Vertragsverletzungen infolge der Annexion.[11]

Im April 2017 stellte die Ukraine einen neuen Staudamm () am Nord-Krim-Kanal fertig, der die Krim vom ukrainischen Wassersystem komplett abschnitt.[12] Die in hohem Maße von der Wasserzufuhr aus dem Dnepr abhängige Landwirtschaft auf der Krim hatte seitdem mit Wassermangel zu kämpfen.[1] In den ersten Tagen des Überfalls auf die Ukraine 2022 sprengten russische Soldaten den von der Ukraine 2014 errichteten Damm.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nord-Krim-Kanal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Euromaidanpress: Occupied Crimea is running out of water. Veröffentlicht am 20. Juli 2017; abgerufen am 22. Juli 2017.
  2. Угроза засыхающего Крыма (Die Gefahr der Austrocknung der Krim), veröffentlicht am 29. Juni 2017, abgerufen am 19. November 2018.
    Analyse: Russische Infrastrukturprojekte auf der Krim ... Wasserversorgung, 23. Mai 2018 von: Julia Kusznir, bpb
    Neues Eskalationspotenzial zwischen Russland und der Ukraine. (Memento des Originals vom 19. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swp-berlin.org SWP 22. August 2018
    Ukraine: Wasserversorgung zur Krim wird nach Ende der Okkupation wieder aufgenommen. 10. September 2018 Ukraine-Journal
    Dam leaves Crimea population in chronic water shortage. by Mansur Mirovalev, 4 Jan 2017, Al Jazeera Media Network
    Water supply to Crimea completely blocked after building new Ukrainian dam. 1 May 2017, 112|112.UA News Agency
    Ukraine shuts off water flow to Crimea with new dam. Monday, May 1, 2017, UAWire
    Unprecedented Water Crisis in Annexed Crimea. 9 Mai 2017, Hromadske UA
  3. Artikel Nord-Krim-Kanal in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)http://vorlage_gse.test/1%3D100645~2a%3D~2b%3DNord-Krim-Kanal
  4. Geschichte des Kanals auf istpravda.com.ua, abgerufen am 30. September 2014.
  5. a b Geographie der Ukraine.
  6. Bericht über den Kanal. (ukrainisch)
  7. Krim (Halbinsel) (Memento des Originals vom 25. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/eeo.uni-klu.ac.at Webseite der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
  8. Berezovsky, E. Северо-Крымский – дорога куда? (North-Crimean is road to where?) (Memento des Originals vom 2. April 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ekomir.crimea.ua. Ekologiya i Mir (Crimean Republican Association)
  9. Bericht in Neues Deutschland vom 1. Januar 1976 (Abgerufen am 22. September 2013)
  10. Denis Trubetskoy: Dürre auf der Krim: Löst Russland das Problem militärisch? In: mdr.de. 6. August 2020, abgerufen am 18. März 2022.
  11. Krim-Bauern auf dem Trockenen. In: nzz.ch. 2. Juni 2014, abgerufen am 18. März 2022.
  12. Analyse: Russische Infrastrukturprojekte auf der Krim – eine Bestandsaufnahme, siehe „Wasserversorgung“, bpb, 23. Mai 2018, Julia Kusznir
  13. Russische Truppen sprengen Damm - Wasserversorgung für Krim. www.swissinfo.ch, 26. Februar 2022, abgerufen am 11. Juli 2022.