Nováčekit

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Nováčekit
Hellgelber Nováčekit-I aus der Pedra Preta Grube, Serra das Éguas, Brumado, Bahia, Brasilien
(Größe: 2,1 × 2,0 × 0,4 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2007 s.p.[1]

IMA-Symbol

Nvč-I[2]

Andere Namen
  • Novacekit
  • Novácekit
Chemische Formel
  • Allgemein: Mg[UO2|AsO4]2·10–12H2O[3]
  • Hydronováčekit (ehemals Nováčekit-I): Mg(UO2)2(AsO4)2·12H2O[1]
  • Nováčekit (ehemals Nováčekit-II): Mg(UO2)2(AsO4)2·10H2O[1]
  • Metanováčekit: Mg(UO2)2(AsO4)2·8H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/E.01
VII/E.01-040

8.EB.05
40.02a.10.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin[4]
Kristallklasse; Symbol Nováčekit-I: triklin-pinakoidal; 1
Nováčekit-II: monoklin-prismatisch; 2/m[4]
Raumgruppe Nováčekit-II: P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2
Nováčekit-II: P21/n (Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2[4]
Gitterparameter siehe Kristallstruktur
Formeleinheiten siehe Kristallstruktur
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5
Dichte (g/cm3) 3,25 bis 3,7
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}
Farbe strohgelb bis zitronengelb
Strichfarbe gelbweiß
Transparenz durchscheinend
Glanz Wachsglanz
Radioaktivität schwach alphastrahlend
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,548 bis 1,578
Doppelbrechung δ = 0,03
Optischer Charakter einachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 0 bis 40°
Pleochroismus farblos, blass gelb

Nováčekit ist eine Sammelbezeichnung für die eigenständigen Minerale Nováčekit, Hydronováčekit und Metanováčekit. Sie gehören zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und sind ihrer chemischen Zusammensetzung nach wasserhaltige Magnesium-Uranyl-Arsenate in verschiedenen Kristallsystemen mit folgender Idealformel kristallisieren[4]

  • Hydronováčekit (ehemals Nováčekit-I): Mg(UO2)2(AsO4)2·12H2O[1] kristallisiert im triklinen,
  • Nováčekit (ehemals Nováčekit-II): Mg(UO2)2(AsO4)2·10H2O[1] kristallisiert im monoklinen und
  • Metanováčekit: Mg(UO2)2(AsO4)2·8H2O[1] kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem.

Die Kristalle sind meist flach tafelig bis blättrig mit rechteckigem oder quadratischem Habitus. Ihre Form wird von der Basisfläche {001} dominiert. Verbreitet sind lamellare und subparallele Aggregate plattiger Kristalle. Nováčekit ist strohgelb bis zitronengelb durchsichtig mit Wachsglanz. Die Strichfarbe ist gelbweiß. Die Dichte beträgt 3,25 – 3,7 g/cm3 und die Mohshärte liegt zwischen 2 und 3.[5]

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entdeckt wurde Nováčekit 1951 von Clifford Frondel bei der Untersuchung sekundärer Uranminerale aus der Grube „Weißer Hirsch“ bei Schneeberg in Sachsen, die zuvor für Uranospinit gehalten worden waren. Er benannte das neue Mineral nach dem tschechischen Mineralogen Radim Nováček in Anerkennung von dessen Beiträgen zur Mineralogie des Urans.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte Nováčekit zur Klasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“ und dort zur Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Autunit, Bassetit, Fritzscheit, Heinrichit, Kahlerit, Kirchheimerit, Natrouranospinit (Natrium-Uranospinit), Sabugalit, Saléeit, Torbernit (Uranit), Uramphit, Uranocircit, Uranospathit, Uranospinit und Zeunerit die „Uranit-Reihe“ mit der System-Nr. VII/D.20a bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/E.01-40. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Uranyl-Phosphate/Arsenate und Uranyl-Vanadate mit [UO2]2+-[PO4]/AsO4]3− und [UO2]2+-[V2O8]6−“, wo Nováčekit(-I,-II) zusammen mit Autunit, Fritzscheit, Heinrichit, Kahlerit, Natrium-Autunit, Rauchit, Sabugalit, Saléeit, Torbernit, Trögerit, Uranocircit, Uranospinit und Zeunerit die „Autunit-Gruppe“ (VII/E.01) bildet.[7]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Nováčekit ebenfalls in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem Verhältnis von Uranoxidkomplex (UO2) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2 : RO4 = 1 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Autunit, Heinrichit, Kahlerit, Kirchheimerit, Saléeit, Torbernit, Uranocircit-I, Uranocircit-II, Uranospinit, Xiangjiangit, Zeunerit die „Autunit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.EB.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nováčekit in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc.“ ein. Hier ist er zusammen mit Metanováčekit in der unbenannten Gruppe 40.02a.10 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) × x(H2O), mit (UO2)2+“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kristallographische Daten Hydronováčekit[4]
(Nováčekit-I)
Nováčekit[4]
(Nováčekit-II)
Metanováčekit[9]
Elementarzelle Elementarzelle Hydronováčekit Elementarzelle Nováčekit
Kristallsystem triklin monoklin tetragonal
Raumgruppe P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 P21/c (Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 P4/n (Nr. 85)Vorlage:Raumgruppe/85
Gitterparameter a = 7,1594 Å
b = 7,1610 Å
c = 11.3146 Å
α = 81,391°
β = 81,177°
γ = 88,884°
a = 7,1328 Å
b = 20,085 Å
c = 7,1569 Å
β  = 90,585°
a = 7,16 Å
c = 8,58 Å
Zahl (Z) der Formeleinheiten Z = 1 Z = 2 Z = 1

Die Kristallstruktur von Nováčekit zeichnet sich durch Uranyl-Phosphat-Schichten aus, die parallel zur (001)-Ebene liegen. Arsen5+ ist tetraedrisch von 4 Sauerstoffatomen umgeben, das U6+ oktaedrisch von 6 Sauerstoffatomen. Die AsO4-Tetraeder sind über alle 4 Ecken mit UO6-Oktaedern verknüpft, die UO6-Oktaeder über 4 Ecken mit PO4-Tetraedern.

Zwischen den Uranyl-Arsenat-Schichten befinden sich die Wassermoleküle und die Mg-Ionen. Jedes Mg2+ ist von 6 Wassermolekülen oktaedrisch koordiniert. Die übrigen vier bis sechs Wassermoleküle sind an kein Kation direkt gebunden. Sie tragen aber mit einem komplexen System von Wasserstoffbrückenbindungen zu einer ausgeglichenen Verteilung der Ladungen und somit zur Stabilisierung der Struktur bei.

Nováčekit zeigt eine tetragonale Pseudosymmetrie, die sich aus der Struktur der Uranyarsenatschicht ergibt. Die Verteilung der zweiwertigen Kationen und Wassermoleküle zwischen diesen Schichten erniedrigen die Symmetrie. Nováčekit II mit 10 H2O kristallisiert monoklin in der P21/cVorlage:Raumgruppe/14 und Nováčekit I mit 12 H2O triklin in der P1Vorlage:Raumgruppe/2.[4]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter UV-Licht fluoreszierender Nováčekit in Gips-Matrix, Animas Mine, Santa Eulalia, Mexiko, FOV: 6mm

Nováčekit ist aufgrund seines Urangehaltes von bis zu 45 % als sehr stark radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 80,5 kBq/g[10] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Unter ultraviolettem Licht zeigt Nováčekit eine matt grüne bis kräftige zitronengelbe Fluoreszenz.

Ebenso wie bei den strukturell verwandten Mineralen Saléeit, Torbernit und Zeunerit schwankt der Wassergehalt zwischen 12 H2O (Nováčekit I) und 10 H2O (Nováčekit II), das sich leicht in das wasserärmere Mineral Metanováčekit mit 8 H2O umwandelt.[4]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nováčekit bildet sich sekundär bei der Verwitterung von Uranmineralen in der Oxidationszone von uranhaltigen hydrothermalen und sedimentären Lagerstätten.

In der Uranlagerstätte bei Schneeberg in Sachsen ist Nováčekit vergesellschaftet mit Uranophan und Zeunerit.

Zahlreiche weitere Vorkommen sind dokumentiert. In der Lagerstätte Cherkasar in Usbekistan tritt Nováčekit zusammen mit Schoepit, Paraschoepit, Arsenuranylit, Metazeunerit und Uranospinit auf. In Wheal Owles, England findet sich Nováčekit vergesellschaftet mit Chalkopyrit, Arsenopyrit und Sphalerit.[5]

Vorsichtsmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der Toxizität und der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Nováčekit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andrew Locock, Peter C. Burns, Theodore M. Flynn: Divalent transition metals and magnesium in structures that contain the autunite-type sheet. In: Canadian Mineralogist. Band 42, 2004, S. 1699–1718 (englisch, rruff.info [PDF; 2,4 MB; abgerufen am 10. Juni 2021]).
  • Clifford Frondel: Studies on uranium minerals (IX): Saléeite and novacekite. In: American Mineralogist. Band 36, Nr. 9–10, 1951, S. 525–530 (englisch, minsocam.org [PDF; 485 kB; abgerufen am 14. Juni 2021]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nováčekite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2024. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, März 2024, abgerufen am 3. April 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X (englisch).
  4. a b c d e f g h Andrew Locock, Peter C. Burns, Theodore M. Flynn: Divalent transition metals and magnesium in structures that contain the autunite-type sheet. In: Canadian Mineralogist. Band 42, 2004, S. 1699–1718 (englisch, rruff.info [PDF; 2,4 MB; abgerufen am 10. Juni 2021]).
  5. a b Nováčekite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 67 kB; abgerufen am 14. Juni 2021]).
  6. Clifford Frondel: Studies on uranium minerals (IX): Saléeite and novacekite. In: American Mineralogist. Band 36, Nr. 9–10, 1951, S. 525–530 (englisch, minsocam.org [PDF; 485 kB; abgerufen am 14. Juni 2021]).
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 3. April 2024 (englisch).
  9. Metanováčekite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 48 kB; abgerufen am 3. April 2024]).
  10. David Barthelmy: Novacekite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 14. Juni 2021 (englisch).