Geodaten zu dieser Seite vorhanden

Oberamt Blaubeuren

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926

Das Oberamt Blaubeuren war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #6), der 1934 in Kreis Blaubeuren umbenannt und 1938 aufgelöst wurde, wobei seine Gemeinden den Landkreisen Ehingen und Ulm zufielen. Allgemeine Bemerkungen zu württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberamt Blaubeuren, Gebietsstand 1813, mit den früheren Herrschafts- und Ämtergrenzen
Legende

Im 14. Jahrhundert erzeugte der Niedergang der Grafen von Helfenstein ein Machtvakuum in deren Stammland, dem zwischen Blau und oberer Fils gelegenen Teil der Schwäbischen Alb. Dies nutzte die aufstrebende Reichsstadt Ulm zur territorialen Expansion, während Württemberg sein Gebiet zunächst nicht über Münsingen und Laichingen hinaus vergrößern konnte. Erst 1447 gelang der Erwerb von Stadt und Herrschaft Blaubeuren, die als Amt Blaubeuren in den Verwaltungsaufbau eingefügt wurden. Mit diesem Besitz verbunden war auch die Vogtei über das wohlhabende Benediktinerkloster. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster in eine evangelische Klosterschule umgewandelt, sein Besitz fortan als Klosteramt verwaltet.

Von den Umwälzungen der napoleonischen Zeit profitierte im Ulmer Raum zunächst Bayern, dem der Reichsdeputationshauptschluss 1803 das reichsstädtische Territorium zuteilte. Württemberg erhielt 1805 durch den Preßburger Frieden Schelklingen und Urspring, im folgenden Jahr mit der Rheinbundakte die deutschordische Herrschaft Arnegg. 1807 wurden Stadt- und Klosteroberamt Blaubeuren zum neuen Oberamt Blaubeuren verschmolzen, 1808 ein Teil des kurzlebigen Oberamts Urspring eingegliedert. 1810 trat Bayern per Staatsvertrag einen Großteil der 1803 erworbenen Gebiete an Württemberg ab, was dem Oberamt Blaubeuren erheblichen Gebietszuwachs im Norden und Osten einbrachte. Nachbarn des von 1818 bis 1924 dem Donaukreis zugeordneten Bezirks waren nach der Neuordnung die Oberämter Geislingen, Münsingen, Ehingen und Ulm.

Nach der Auflösung des Kreises Blaubeuren 1938 kamen fast alle Städte und Gemeinden zum Kreis Ulm, nur die Stadt Schelklingen und die Gemeinden Schmiechen und Hausen ob Urspring gingen an den Kreis Ehingen.

Ehemalige Herrschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:

Charakteristisch für das im Übergangsbereich zwischen württembergischem und österreichischem Einfluss, fernab der Machtzentren, gelegene Gebiet waren die vielen Kondominien. In Orten wie Markbronn-Dietingen, Wippingen und Weidach gelang es keinem der Grundherren, aus seinen Rechten die unbestrittene Landeshoheit abzuleiten; Dorfordnungen regelten die gemeinsame Herrschaft. Ein Extrembeispiel war Ringingen, das sich im Widerstreit der (zeitweise über zehn) Grundherren im Spätmittelalter zum Freiflecken entwickelte und diesen Status, ungeachtet der von Württemberg beanspruchten Landeshoheit, bis Anfang des 19. Jahrhunderts bewahren konnte.

Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerzahlen 1830[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende 32 Schultheißereien bzw. Gemeinden waren dem Oberamt Blaubeuren unterstellt:

Nr. frühere Gemeinde Einwohnerzahl 1830 heutige Gemeinde
evangel. kathol.
1 Blaubeuren 1810 3 Blaubeuren
2 Arneck1 386 Blaustein
3 Asch 604 Blaubeuren
4 Beiningen 157 Blaubeuren
5 Berghülen 683 Berghülen
6 Bermaringen 716 Blaustein
7 Billenhausen2 191 Berghülen
8 Bollingen 370 Dornstadt
9 Dornstatt3 467 Dornstadt
10 Eckingen4 256 Ulm
11 Ermingen 272 Ulm
12 Gerhausen 555 Blaubeuren
13 Hausen ob Urspring 301 Schelklingen
14 Herrlingen 457 Blaustein
15 Klingenstein 298 Blaustein
16 Machtolsheim 634 Laichingen
17 Markbronn 181 84 Blaustein
18 Merklingen 663 Merklingen
19 Nellingen 853 Nellingen
20 Pappelau 467 Blaubeuren
21 Radelstetten 113 Lonsee
22 Ringingen 2 632 Erbach
23 Scharenstetten 439 Dornstadt
24 Schelklingen 17 1055 Schelklingen
25 Schmiechen 7 310 Schelklingen
26 Seißen 581 Blaubeuren
27 Sunderbuch5 209 Blaubeuren
28 Suppingen 412 Laichingen
29 Themmenhausen6 311 Dornstadt
30 Tomerdingen 740 Dornstadt
31 Weiler 242 Blaubeuren
32 Wippingen 296 85 Blaustein
  Summe 10,195 5,738  

heutige Schreibweise: 1Arnegg, 2Bühlenhausen, 3Dornstadt, 4Eggingen, 5Sonderbuch, 6Temmenhausen

Änderungen im Gemeindebestand seit 1813[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinden und Markungen um 1860

Um 1830 wurde Radelstetten von Scharenstetten getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben. Ebenfalls um 1830 wurde Erstetten von Ringingen nach Pappelau umgemeindet.

1834 wurde Sotzenhausen, das bis etwa 1825 zu Schmiechen und dann zu Schelklingen gehört hatte, nach Pappelau umgemeindet. Im selben Jahr wurde Muschenwang von Schmiechen nach Hausen ob Urspring umgemeindet.

1933 wurde Gleißenburg von Pappelau nach Blaubeuren umgemeindet.

1934 wurde Gerhausen mit Altental nach Blaubeuren eingemeindet.

Amtsvorsteher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Blaubeuren (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 7). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1830 (Volltext [Wikisource]).
  • Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Oberamt Blaubeuren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Bestand F 156 des Staatsarchivs Ludwigsburg (Akten des Oberamts Blaubeuren)