Oberamt Miltenberg

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Das Oberamt Miltenberg (seit 1782: Oberamt Miltenberg) war ein Kurmainzer, fürstlich Leininger, großherzoglich badisches, großherzoglich hessisches und bayerisches Amt mit Sitz in Miltenberg.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelpunkt des mainzischen Besitzes war zunächst Bürgstadt. 1226 ist erstmals eine mainzische Burg in Miltenberg bezeugt. Spätestens ab Mitte des 14. Jahrhunderts hatten sich dort die Strukturen eines Amtes gebildet. 1340 ist der erste mainzische Keller in Miltenberg urkundlich erwähnt, seit 1349 werden mainzische Burggrafen und seit 1541 mainzische Oberamtmänner erwähnt. Mitte des 17. Jahrhunderts bestand das Amt Miltenberg aus 15 Amtsorten. Die folgende Tabelle nennt die Bevölkerungszahlen im Jahr 1698.

Ort Männer Weiber Witwen Söhne Töchter
Miltenberg 310 294 66 501 572
Bürgstatt 146 141 21 276 280
Eychenbühl 77 73 18 151 125
Newkirchen 19 17 1 39 37
Riedern 11 10 2 19 25
Guckenberg 10 10 0 21 14
Heppendhiell 11 11 3 24 21
Windischbuch 6 6 1 14 12
Schieppach 8 8 1 17 17
Wennsdorf 14 13 0 29 15
Rewenthal 3 3 0 11 7
Monnbrunn 10 8 0 21 8
Bronnhiell
Rüdenaw 24 24 10 43 31
Bullaw 10 9 2 21 24
Summe 659 627 125 1187 1198

Mit der Ämterreform von 1782 erfolgte eine Trennung von Justiz und Kammeralwesen und es wurde das Oberamt Miltenberg geschaffen. Es war Teil des Kurmainzer Oberstifts und gliederte sich in die Amtsvogteien Miltenberg, Klingenberg und (Stadt-)Prozelten. Die Amtsvogtei Miltenberg (bereits ab 1773 amtierte ein Amtsvogt in Miltenberg) entsprach dem bisherigen Amt Miltenberg. An der Spitze des Oberamtes stand ein Oberamts-Verweser. Das Amt der (adligen) Oberamtmänner entfiel.

Nach dem Reichsdeputationshauptschluss fiel das Oberamt Miltenberg an das Fürstentum Leiningen. Aufgrund der Rheinbundakte wurde das Fürstentum Leiningen mediatisiert und das Oberamt Miltenberg wurde 1806 dem Großherzogtum Baden einverleibt. Die Fürsten zu Leiningen behielten jedoch standesherrliche Rechte im (als standesherrliches Amt bezeichnetem) Amt. Das Miltenberger Amt wurde im Juni 1807 innerhalb der Verwaltungsgliederung Badens der Provinz des Unterrheins zugeordnet. Im Dezember 1807 wurden die standsrechtlichen Ämter der Provinz in drei landesherrlichen Landvogteien aufgeteilt.

Die Landvogtei Miltenberg bestand aus dem

Im Herbst 1810 kam es zu einem Dreiecksgeschäft zwischen Frankreich, Hessen und dem Großherzogtum Baden. Baden stellte eigene Gebietsteile zur Disposition von Frankreich, das diese dann mit einem Staatsvertrag vom 11. November 1810[1] an das Großherzogtum Hessen weiter gab. Das hessische Besitzergreifungspatent datiert auf den 13. November 1810.[2]

Als Ergebnis des Wiener Kongresses wurde das Amt Miltenberg 1816 an das Königreich Bayern abgetreten. Der entsprechende Staatsvertrag datiert vom 30. Juni 1830.[3] Dort ging es im Untermainkreis auf. Die Rechtsprechung erster Instanz nahm weiter das Herrschaftsgericht Miltenberg (standesherrschaftliches Herrschaftsgericht I. Klasse) wahr. Dieses wurde 1816 provisorisch bestätigt, am 29. April 1821 bestätigt und am 1. Oktober 1848 aufgelöst. Danach war das Landgericht Miltenberg erste Instanz.

Personen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burggrafen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberamtmänner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberamts-Verweser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Keller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eberhard Rost 1423
  • Gyse Schriber von Wetzlar 1434
  • Jacob Stauden 1455
  • Johannes Vallerey 1465
  • Christoph Spannvogel 1510
  • Friedrich Weigand 1515-nach dem Odenwaldkrieg
  • Johann Hamma 1535
  • Raymund Schmitt 1555
  • Michael Berwig 1566
  • Hanns Karlau 1571
  • Johann Hartmann 1571 bis 1621
  • Johann Melchior Hartmann 1621
  • Jeremias Lieb 1644
  • Nicolaus Zimmermann 1657
  • Georg Püttner 1658
  • Johann Ernst Schloer 1659
  • Johann Wilhelm Schloer 1681
  • Johann Gervasi Hellen 1682
  • Theodosius Christian Stolze 1693
  • Johann Anselm Casimir Ehemant 1697
  • Johann Peter Gerlach 1701
  • Damian Friedrich Strauß 1716
  • Johann Adam Escherich 1730
  • Johann Heinrich von Linden 1740
  • Heinrich Andreas Henniges 1757
  • Mathäus Schiele 1770
  • Jacob Leo 1784
  • Augustin Franz Strauß 1788

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Günter Christ und Georg May: Erzstift und Erzbistum Mainz territoriale und kirchliche Strukturen, Band 6,2 des Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte, 1997, ISBN 3429018773, S. 144–147
  • Historischer Atlas von Bayern: Wilhelm Störmer: Miltenberg: die Ämter Amorbach und Miltenberg des Mainzer Oberstifts als Modelle geistlicher Territorialität und Herrschaftsintensivierung, 1979, ISBN 376969919X, S. 174–179, S. 342
  • Torsten Grumbach: Kurmainzer Medicinalpolicey: 1650 - 1803 ; eine Darstellung entlang der landesherrlichen Verordnungen, 2006, ISBN 9783465040101, S. 305, online
  • Kurmainzischer Hof- und Staats-Kalender: auf d. Jahr 1790, S. 218, online
  • Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Text (in französischer Sprache) in: Schmidt, S. 34ff.
  2. Schmidt, S. 38.
  3. L. Ewald: Beiträge zur Landeskunde. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landes-Statistik (Hg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Jonghaus, Darmstadt 1862, S. 68.