Oberlahnstein

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Oberlahnstein
Stadt Lahnstein
Früheres Stadtwappen Oberlahnsteins
Koordinaten: 50° 18′ N, 7° 36′ OKoordinaten: 50° 18′ 2″ N, 7° 36′ 26″ O
Höhe: 75 m ü. NN
Eingemeindung: 7. Juni 1969
Postleitzahl: 56112
Vorwahl: 02621
Oberlahnstein (Rheinland-Pfalz)
Oberlahnstein (Rheinland-Pfalz)

Lage von Oberlahnstein in Rheinland-Pfalz

Oberlahnstein ist ein Stadtteil von Lahnstein im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Bis 1969 war der Ort eine selbständige kreisangehörige Stadt.

Lage

Oberlahnstein liegt auf der rechten Rheinseite und auf der linken Seite der Lahn, an der Mündung der Lahn in den Rhein.

Geschichte

Oberlahnstein bildete mit der Burg Lahneck die nördlichste Exklave des Kurfürstentums Mainz. Kirchlich gehörte Oberlahnstein bis zur Herauslösung und Integrierung in das neugegründete Bistum Limburg nach 1803 zum Erzbistum Trier.

Ansicht von Oberlahnstein um 1840 (Stahlstich von William Tombleson)

Im 19. Jahrhundert, in nassauischer Zeit, wurde es als Endpunkt der Nassauischen Rheinbahn von Wiesbaden und der Lahntalbahn von Wetzlar ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Diese Funktion wurde mit der Übernahme der Nassauischen Staatsbahn durch Preußen nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 weitestgehend auf die Bahnhöfe Niederlahnstein und Koblenz Hbf übertragen.

Heute gehören die römisch-katholischen Einwohner Oberlahnsteins zum Bistum Limburg, die evangelischen Einwohner zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Am 7. Juni 1969 wurde Oberlahnstein mit der Nachbarstadt Niederlahnstein zur Großen kreisangehörigen Stadt Lahnstein vereinigt.[1]

Namensentwicklung

Um 1230 wurde Oberlahnstein „Hoverlonstein“ bezeichnet, wobei der Name „superior Lonstein“ um 1255 auch Bedeutung fand. Mitte des 14. Jahrhunderts entwickelte sich der Name zu Oberloinstein weiter.[2]

Wappen und Flagge

Wappen von Oberlahnstein
Wappen von Oberlahnstein
Blasonierung: „In Rot zwei pfahlweise sechsspeichige silberne Räder, über ein silbernes Tatzenkreuz verbunden.“
Wappenbegründung: Das Wappen wurde 1908 vom preußischen Staatsministerium verliehen. Das Doppelrad mit dem verbindenden Tatzenkreuz ist eine Variation des alten Mainzer Wappens und symbolisiert die jahrhundertelange Zugehörigkeit zu Kurmainz.
00Hissflagge: „Die Flagge ist rot-weiß quergestreift mit dem Wappen in der Mitte.“

Medizinische Versorgung

1858 wurde auf Bitten des Pfarrers Jakob Mohr ein Konvent der Armen Dienstmägde mit drei Schwestern gegründet. In dem in der Schwarzgasse 3 befindlichen Konvent wurde ein Kindergarten sowie eine Station zur ambulanten Krankenpflege eröffnet. 1864 wurde auf Anweisung der Generaloberin das Gebäude verkauft, darauf zogen die Schwestern für 6 Jahre in die Schulgasse. Im März 1870 wurde das neue errichtete Konvent in der Frühmesserstraße 22 bezogen. 1889 wurde die ambulante Krankenpflegestation um eine Pflegestation für Kranke erweitert.[3]

Trotz der Bemühungen die Kranken der Bevölkerung zu versorgen, reichte dies nicht aus, sodass die Stadt Oberlahnstein seit 1869 die Behörden in Wiesbaden versuchte von dem Bau eines Krankenhauses zu überzeugen. 1882 wurde das Gesuch der Stadt zum Bau eines Krankenhauses mit finanzieller Unterstützung durch die Kaut'sche Stiftung vom Oberpräsidenten in Kassel abgelehnt. Stattdessen sah das Regierungspräsidium 1883 vor in Oberlahnstein eine Anstalt für Epilepsie-Kranke zu eröffnen. Dies fand aber bei der Bevölkerung keine Zustimmung.[3]

1892 kaufte die Stadt das Grundstück der Armen Dienstmägde in der Frühmesserstraße für 30.000 Mark. Die Schwestern wurden als Krankenpflegerinnen übernommen. Nach umfangreichen Bauarbeiten wurde das erste städtische Krankenhaus im Frühsommer 1893 eröffnet. Das Krankenhaus zählte zuerst 20, dann 38 Betten, die von sieben Krankenschwestern betreut wurden. Die schlechte Ausstattung des Krankenhauses, das über keinen Entbindungs- und Isolationsraum sowie Operationszimmer verfügte, machte bereits 1902 und 1903 Umbauarbeiten notwendig, sodass das Nachbargrundstück der ehemaligen Buchdruckerei Gebrüder Schicken erworben wurde. Die erworbene Halle wurde zum Operationssaal umgerüstet.[3]

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde überlegt das Krankenhaus außerhalb des Stadtgebietes anzusiedeln, was jedoch wegen Finanzierungsproblemen vorerst nicht realisiert wurde. Lediglich 1913 wurde der ab 1907 in Planung stehende Krankenhausfonds errichtet und erhielt als Jubiläumsstiftung ein Grundstock von 10.000 Mark. 1919 wurde mit dem Erwerb des ehemaligen Damenpensionats am Berghang des Auguste-Viktoria-Stiftes (früher Institut Taplin) für 150.000 Mark ein geeignetes Gebäude gefunden. Da dieses jedoch erst von der französischen Besatzungsmacht genutzt wurde, konnte es erst im September 1920, mit 50 Betten ausgerüstet, bezogen werden.[3]

Aus finanziellen Gründen wurde das Krankenhaus, samt den Verwaltungsaufgaben 1930 an die Armen Dienstmägde abgegeben. Nachdem das Krankenhaus lange kaum renoviert wurde und so trotz ständigem Betriebs verfiel, wurden ab 1935 Reparaturmaßnahmen ergriffen, Sanitäranlagen wurden erneuert, ein Labor eingerichtet, ein Personenaufzug eingebaut und eine Isolierhaus errichtet. Im August 1939 übernahm die Wehrmacht das Krankenhaus als Reserve-Lazarett. In der Zeit wurden die zivilen Kranken im Hotel Heilquelle, Bergweg 17 versorgt. Nach Abzug der Wehrmacht im Januar 1942 konnte das Krankenhaus wieder der Zivilgesellschaft zugänglich gemacht werden, auch wurden ab März 1943 Zwangsarbeiter notdürftig versorgt.[3]

Das Krankenhaus überstand den Krieg ohne größere Schäden, wurde allerdings im Juli 1945 beschlagnahmt um Displaced Personal zu versorgen, die in der Niederlahnsteiner Rittersturz-Kaserne untergebracht waren. 1947 wurde das Krankenhaus wieder freigegeben.[3]

Bedingt durch finanzielle Probleme und den Mangel an Nachwuchsschwestern kündigten die Armen Dienstmägde zum 31. März 1950 den Vertrag mit der Stadt und zogen sich von der Krankenhausarbeit in Oberlahnstein zurück. Diese wurden durch den Orden der Grauen Schwestern von der heiligen Elisabeth ersetzt, die 19 Schwestern bereitstellten. Zu der Zeit fasste das Krankenhaus 80 Betten, 4 Jahre später schon 94 Betten.[3]

Nachdem das Innenministerium in Rheinland-Pfalz 1961 die Krankenhausverhältnisse in Ober- und Niederlahnstein als nicht zeitgemäß einstufte, wurde beschlossen, dass genau wie in Nastätten Oberlahnstein ein Zentrum der regionalen Grundversorgung werden würde. Dazu verkaufte sie Stadt das Krankenhaus an die katholische Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth im Oktober 1962. Nach knapp 3 Jahren Bauzeit , wurde das Krankenhaus mit 204 Betten und 30 Säuglingskörben im Beisein des Limburger Bischofs und der Rheinland-Pfälzischen Innenministers eröffnet. 1968 wurde das alte Krankenhaus abgebrochen und im März 1970 durch ein Schwesternwohnheim ersetzt. Auch wurde 1968 eine Krankenpflegeschule eröffnet.[3]

1987 wurde eine neue Notfallambulanz errichtet, 1989 kam ein Funktionstrakt der inneren Abteilung und 1995/96 zwei Kreissäle mit der Möglichkeit zur Unterwassergeburt hinzu. 1996 wurde die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses mit 55 Betten eröffnet. Im selben Jahr waren 400 Mitarbeiter beschäftigt bei 220 Betten und einer Auslastung von 82,3 %.[3]

Im Dezember 2023 meldete das Krankenhaus Insolvenz an, woraufhin zum 1. März 2024 alle Abteilungen, außer die psychiatrische Abteilung geschlossen wurden. Unter großem Protest von Politik, Wirtschaft und Kirchenvertretern wurde die Klinik dennoch fast vollständig geschlossen. Zusätzlichen Protest in der Bevölkerung rief die kurzfristige Kündigung der 180 von 300 Beschäftigen im nicht psychiatrischen Bereich hervor, bei der die Mitarbeiter eine Woche vor Abteilungsschließung die Kündigung erhielten. Das nun viel kleinere Krankenhaus wurde samt Grundstück an die Krankenhausgesellschaft der Barmherzigen Brüder aus Maria Hilf verkauft.[4][5]

Infrastruktur

Der Bahnhof Oberlahnstein liegt an der Rechten Rheinstrecke. Ursprünglich lag er auch an der Lahntalbahn.

Durch den Ort verläuft die Bundesstraße 42.

Seit 1873 verbindet eine Straßenbrücke die beiden Stadtteile Nieder- und Oberlahnstein, die 1997 erneuerte Brücke erhielt 2008 den Namen Rudi-Geil-Brücke.

Oberlahnstein besitzt einen zur Lahn hin geöffnetem Hafen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Mit der Stadt verbundene Personen

  • Anton Abt (1841–1895), Theologe und Schriftsteller, gründete 1873 in Oberlahnstein die Höhere Bürgerschule, aus der das Gymnasium hervorging
  • Nikolai von Astudin (1847–1925), russischer Landschaftsmaler, wohnte und verstarb in den 1920er Jahren in Oberlahnstein.
  • Robert Bodewig (1857–1923), Geschichtslehrer in Lahnstein, Historiker, Heimatforscher, archäologischer Autodidakt und Streckenkommissar der Reichs-Limeskommission
  • Albrecht Claus (1896–1963/65), Bürgermeister von Oberlahnstein (1949–1961)
  • Idilia Dubb, die englische Touristin soll im Jahre 1851 auf dem Bergfried der Burg Lahneck verhungert sein.
  • Ernst Fuhrmann (1886–1956), Schriftsteller, gründete 1928 in Haus Jungfried den Folkwang-Auriga Verlag[6]
  • Johann Philipp Holzmann (1805–1870), Bauunternehmer und Gründungsvater der Philipp Holzmann AG, baute 1860 den Hafen in Oberlahnstein
  • Franz Molitor (1857–1929), Maler, arbeitete von 1898 bis 1927/28 in Oberlahnstein, u. a. an der Ausgestaltung des Bodewig-Museums[7]
  • Anton Schütz (1861–1919), Politiker, ehemaliger Bürgermeister
  • Walter Weber (1886–1966), Bürgermeister von Oberlahnstein (1920–1934) sowie Landrat des Main-Taunus-Kreises (1945–1946)
  • Georg Zülch (1851–1890), Heimatforscher, Gründer des Lahnsteiner Altertumsvereins

Ehrenbürger

  • Anton Lessing (1840–1915), Industrieller, gründete in Russland zahlreiche Unternehmen, seit 1872 Wohnsitz in Oberlahnstein[8]
  • Walter Lessing (1881–1967), Politiker, in Oberlahnstein geboren, 1968 wurde die Dr.-Walter-Lessing-Straße nach ihm benannt[9]
  • Fritz Michel (1877–1966), Arzt und Historiker, verliehen 1961[10]
  • Karl Sturm (1878–1960), Stadtverordnetenvorsteher und Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau, verliehen 1959[11]
  • Walter Weber (1886–1966), örtlicher Bürgermeister (1920–1934) sowie Landrat des Main-Taunus-Kreises (1945–1946), 1962 zum Ehrenbürger ernannt[12], 1963 wurde nach ihm die Dr.-Weber-Straße benannt

Dokumente

Literatur

  • Fritz Michel: Geschichte der Stadt Oberlahnstein. Oberlahnstein 1960

Weblinks

Commons: Oberlahnstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Oberlahnstein – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 183 (PDF; 2,6 MB).  Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
  2. Günter Christ: Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte. Band 2. Würzburg 1997, S. 288–292.
  3. a b c d e f g h i Hubertus Seibert: Vom kurfürstlichen Ort zur großen kreisangehörigen Stadt; Die Geschichte Lahnsteins im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg.: Hubertus Seibert. Band 1. Selbstverlag der Stadt Lahnstein, Lahnstein 1999, S. 497–509.
  4. S. W. R. Aktuell: Krankenhaus Lahnstein: Viele Mitarbeitende verlieren ihren Job. 20. Februar 2024, abgerufen am 7. März 2024.
  5. S. W. R. Aktuell: Krankenhaus Lahnstein: Kirchen entsetzt über Umgang mit Mitarbeitenden. 26. Februar 2024, abgerufen am 7. März 2024.
  6. Ernst Fuhrmann in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank, abgerufen am 7. Februar 2017.
  7. Franz Molitor in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank, abgerufen am 7. Februar 2017.
  8. Clemens Lessing: Lessing, Anton. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 349 f. (Digitalisat).
  9. Walter Lessing in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank, abgerufen am 7. Februar 2017.
  10. Vor 50 Jahren starb der Arzt und Wissenschaftler Dr. Dr. h.c. Fritz Michel abgerufen am 10. Juli 2018
  11. Sturm, Karl Wilhelm. In: Hessische Parlamentarismusgeschichte Online, Stand: 28. November 2023, abgerufen am 20. Januar 2024.
  12. Walter Weber in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank, abgerufen am 7. Februar 2017.