Wiesen-Wasserfenchel

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Wiesen-Wasserfenchel

Wiesen-Wasserfenchel (Oenanthe lachenalii)

Systematik
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Tribus: Oenantheae
Gattung: Wasserfenchel (Oenanthe)
Art: Wiesen-Wasserfenchel
Wissenschaftlicher Name
Oenanthe lachenalii
C.C.Gmel.

Der Wiesen-Wasserfenchel (Oenanthe lachenalii), auch Lachenals Wasserfenchel oder Wiesen-Pferdesaat genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Wasserfenchel (Oenanthe) innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Flora Batava, Band 17
Habitus
Unteres Stängelblatt

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wiesen-Wasserfenchel wächst als ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 90 Zentimetern erreicht.[1] Der Stängel ist meist markig und es sind keine Ausläufer vorhanden. Er ist aufrecht und oberwärts kantig-gefurcht und ästig.[1] Die Wurzeln sind zuweilen verdickt, aber nicht knollig und bis zu 12 Zentimeter lang.[1] Der Blattstiel ist nicht hohl und kürzer als die Blattspreite. Die unteren Laubblätter sind doppelt gefiedert, mit eiförmigen oder keilförmigen Abschnitten, die mittleren und oberen Laubblätter sind einfach gefiedert und haben lineal-lanzettliche Abschnitte. Die Blattabschnitte letzter Ordnung sind linealisch spitz, etwa 2 bis 3 (bis 4) Zentimeter lang und 1,5 bis 2 Millimeter breit.[1] Die Blattscheiden der Stängelblätter sind schmal, sehr schmal hautrandig und gehen allmählich in den Blattstiel über.[1]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Juli bis August. Der endständige, doppeldoldige Blütenstand ist über 3 cm lang gestielt und fünf- bis zwölf- (bis 15-)strahlig. Die Hülle besteht aus meist vier bis sechs Hüllblättern. Die Hüllchen sind so lang wie die Blütenstiele. Die Kelchzähne sind linealisch-pfriemlich und etwa 0,5 Millimeter lang.[1] Die Kronblätter sind verkehrt herzförmig, weiß, oft bis zur Mitte gespalten und mit einem schmalen Läppchen versehen. Die äußeren strahlenden Kronblätter der Randblüten sind etwa 1,5 Millimeter lang.[1] Die Griffel sind etwa 1 bis 1,5 Millimeter lang.[1] Die Doppelachänen sind länglich bis eiförmig, nicht geknäuelt, zum Teil sitzend und 2 bis 3 Millimeter lang, ihre größte Breite liegt im oberen Drittel.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[2]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wiesen-Wasserfenchel ist in Europa und in Nordafrika verbreitet. Er kommt vor in Marokko, Algerien, Spanien, Portugal, Frankreich, Korsika, auf den Balearen, Sizilien, Sardinien, in Italien, Großbritannien, Irland, Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Polen, der Schweiz, Slowenien, Kroatien, Bulgarien und Griechenland.[3] In Schweden ist er ein Neophyt.[3] In Europa tritt er vor allem in den (küstennahen Gebieten) Westeuropas auf, nordwärts bis Dänemark und ostwärts bis Mazedonien. In Mitteleuropa kommt er an den Ost- und Nordseeküsten sowie am Oberrhein selten vor; vereinzelt zwischen Schweizer Jura und Wallis. Auf der Iberischen Halbinsel kommt er in Höhenlagen von 0 bis 1200 Metern vor.[4]

Der Wiesen-Wasserfenchel gedeiht am besten auf humusarmen, sandig-tonigen Böden, die zeitweise überschwemmt sein können. Er besiedelt Röhrichte, Sumpf und Strandwiesen. Er ist eine Charakterart des Oenanthe-Molinietum aus dem Cnidion-Verband, kommt aber auch in Gesellschaften des Verbands Agropyro-Rumicion in Kontakt mit Gesellschaften der Verbände Armerion maritimae, Scirpenion maritimi oder Senecion fluviatilis vor.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w+ (nass aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch), Salztoleranz = 1 (tolerant).[5]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wiesen-Wasserfenchel wurde 1805 von Karl Christian Gmelin in Flora Badensis Alsatica et confinium regionum Cis et Transrhenana... Band 1, S. 678 als Oenanthe lachenalii erstbeschrieben.[6] Die Artbezeichnung ehrt den Schweizer Anatom und Botaniker Werner de Lachenal.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 95. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
  • Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Begründet von Werner Rothmaler. 20., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 4: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Haloragaceae bis Apiaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-3315-6.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 3. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i Albert Thellung: Umbelliferae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 2. Verlag Carl Hanser, München 1965. S. 1262–1265.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 714.
  3. a b Oenanthe im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 10. Mai 2018.
  4. Datenblatt bei Flora Vascular.
  5. Oenanthe lachenalii C. C. Gmel. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 16. Februar 2024.
  6. Ralf Hand (2011+): Apiaceae. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Oenanthe lachenalii

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wiesen-Wasserfenchel (Oenanthe lachenalii) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien