Olympische Sommerspiele 1972/Leichtathletik – Kugelstoßen (Frauen)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin Kugelstoßen
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 18 Athletinnen aus 11 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion München
Wettkampfphase 4. September 1972 (Qualifikation)
7. September 1972 (Finale)
Siegerweite 21,03 m Weltrekord
Medaillengewinnerinnen
Sowjetunion 1955 Nadeschda Tschischowa (URS)
Deutschland Demokratische Republik 1949 Margitta Gummel (DDR)
Bulgarien 1971 Iwanka Christowa (BUL)
1968 1976

Das Kugelstoßen der Frauen bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde am 4. und 7. September 1972 im Olympiastadion München ausgetragen. Achtzehn Athletinnen nahmen teil.

Olympiasiegerin wurde Nadeschda Tschischowa aus der Sowjetunion, die mit 21,03 m einen neuen Weltrekord aufstellte. Die Silbermedaille gewann Margitta Gummel aus der DDR, Bronze ging an die Bulgarin Iwanka Christowa.

Neben der Silbermedaillengewinnerin starteten für die DDR außerdem Marianne Adam und Marita Lange. Beide erreichten das Finale. Adam wurde Fünfte, Lange Sechste.
Athletinnen aus der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord 20,63 m Nadeschda Tschischowa (Sowjetunion 1955 Sowjetunion) Sotschi, Sowjetunion (heute Russland) 19. Mai 1972[1]
Olympischer Rekord 19,61 m Margitta Gummel (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR) Finale OS Mexiko-Stadt, Mexiko 20. Oktober 1968

Rekordverbesserung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die sowjetische Olympiasiegerin Nadeschda Tschischowa verbesserte den bestehenden olympischen Rekord mit ihrem ersten Versuch im Finale am 7. September um 1,42 m auf 21,03 m. Damit steigerte sie gleichzeitig ihren eigenen Weltrekord um vierzig Zentimeter und übertraf als erste Frau die Marke von 21 Metern.

Durchführung des Wettbewerbs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Athletinnen traten am 4. September zu einer Qualifikationsrunde an. Dreizehn von ihnen – hellblau unterlegt – übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 16,20 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Teilnehmerinnen für das Finale am 7. September erreicht.

Im Finale hatte jede Athletin zunächst drei Versuche. Den besten acht Teilnehmerinnen standen anschließend weitere drei Stöße zur Verfügung.

Zeitplan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

4. September, 10:30 Uhr: Qualifikation
7. September, 16:30 Uhr: Finale[2]

Legende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig

Qualifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 4. September 1972, 10:30 Uhr[3]

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite
1 Iwanka Christowa Bulgarien 1971 Bulgarien 19,20 m 19,20 m
2 Marianne Adam Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 19,11 m 19,11 m
3 Margitta Gummel Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 18,82 m 18,82 m
4 Helena Fibingerová Tschechoslowakei Tschechoslowakei 18,66 m 18,66 m
5 Nadeschda Tschischowa Sowjetunion 1955 Sowjetunion 18,54 m 18,54 m
6 Marita Lange Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 18,16 m 18,16 m
7 Antonina Iwanowa Sowjetunion 1955 Sowjetunion 17,87 m 17,87 m
8 Radostina Wasekowa Bulgarien 1971 Bulgarien 17,78 m 17,78 m
9 Elena Stojanowa Bulgarien 1971 Bulgarien 17,70 m 17,70 m
10 Ludwika Chewińska Polen 1944 Polen 17,40 m 17,40 m
11 Esfir Dolschenko Sowjetunion 1955 Sowjetunion 17,18 m 17,18 m
12 Valentina Cioltan Rumänien 1965 Rumänien 16,85 m 17,15 m 16,69 m 16,85 m
13 Judit Bognár Ungarn 1957 Ungarn 16,52 m 16,85 m
14 Maren Seidler Vereinigte Staaten USA 15,63 m 16,05 m 16,18 m 16,18 m
15 Baeg Ok-ja Korea Sud 1949 Südkorea x 15,78 m x 15,78 m
16 Jan Svendsen Vereinigte Staaten USA 14,48 m x 14,96 m 14,96 m
17 Rosa Molina Chile Chile 14,59 m 14,61 m 14,41 m 14,61 m
18 Nnenna Njoku Nigeria Nigeria 10,63 m 10,40 m 9,06 m 10,63 m

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 7. September 1972, 16.30 Uhr[3]

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch 4. Versuch 5. Versuch 6. Versuch Endresultat Anmerkung
1 Nadeschda Tschischowa Sowjetunion 1955 Sowjetunion 21,03 m WR 20,36 m 20,58 m 19,97 m x x 21,03 m WR
2 Margitta Gummel Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 18,46 m 18,83 m 19,55 m 20,22 m 19,53 m x 20,22 m
3 Iwanka Christowa Bulgarien 1971 Bulgarien 19,35 m x 19,22 m x 18,82 m 18,95 m 19,35 m
4 Esfir Dolschenko Sowjetunion 1955 Sowjetunion 18,43 m 19,24 m x 18,74 m x x 19,24 m
5 Marianne Adam Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 18,75 m x 18,58 m 18,94 m 18,91 m 18,71 m 18,94 m
6 Marita Lange Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR x 18,46 m 18,29 m 18,85 m 18,38 m 18,71 m 18,85 m
7 Helena Fibingerová Tschechoslowakei Tschechoslowakei 18,62 m x x 18,59 m 18,81 m x 18,81 m
8 Elena Stojanowa Bulgarien 1971 Bulgarien 18,24 m 17,75 m 18,34 m x 17,55 m x 18,34 m
9 Antonina Iwanowa Sowjetunion 1955 Sowjetunion 18,28 m 17,99 m 17,98 m nicht im Finale der
besten acht Athletinnen
18,28 m
10 Ludwika Chewińska Polen 1944 Polen 17,71 m 18,24 m 17,73 m 18,24 m
11 Judit Bognár Ungarn 1957 Ungarn 17,93 m 17,97 m 18,23 m 18,23 m
12 Radostina Wasekowa Bulgarien 1971 Bulgarien 17,86 m 17,48 m 17,52 m 17,86 m
13 Valentina Cioltan Rumänien 1965 Rumänien 16,37 m 16,62 m x 16,62 m

Die sowjetische Bronzemedaillengewinnerin von 1968, Nadeschda Tschischowa, galt als Topfavoritin für diesen Wettkampf. Sie hatte den Weltrekord auf deutlich über zwanzig Meter verbessert und war Im Vorjahr überlegene Europameisterin geworden. Die beiden DDR-Athletinnen Margitta Gummel, Olympiasiegerin von 1968 und EM-Dritte 1971, sowie Marita Lange, Silbermedaillengewinnerin von 1968 und Vizeeuropameisterin 1971, waren ihre größten Konkurrentinnen. Weitere Medaillenanwärterinnen waren die Bulgarin Iwanka Christowa, die sich in der Olympiasaison erheblich verbessert hatte, Marianne Adam aus der DDR sowie die beiden sowjetischen Athletinnen Antonina Iwanowa und Esfir Dolschenko.

Dreizehn Athletinnen hatten dieses Finale erreicht, alle kamen aus osteuropäischen Ländern. Die Wettbewerberinnen aus der Sowjetunion, der DDR und aus Bulgarinnen waren jeweils komplett mit all ihren angetretenen Teilnehmerinnen im Finale vertreten. Hinzu kamen jeweils eine Polin, eine Tschechoslowakin, eine Ungarin sowie eine Rumänin.

Tschischowa begann den Wettkampf gleich mit einem neuen Weltrekord. Als erste Frau überhaupt übertraf sie die 21-Meter-Marke. Hinter ihr lagen Iwanka Christowa und Marianne Adam. Im zweiten Versuch verbesserten sich Esfir Dolschenko auf Rang drei und Gummel auf Rang vier. Im dritten Durchgang setzte sich Gummel auf Rang zwei und verdrängte Christowa auf den dritten Platz. In Runde vier erbrachte Gummel schließlich ihre Bestleistung von 20,22 m. So waren die Medaillen verteilt: Olympiasiegerin wurde unangefochten Nadeschda Tschischowa, die auch mit ihrer zweit- und drittbesten Weite diesen Wettkampf gewonnen hätte. Margitta Gummel errang die Silbermedaille, Bronze ging an Iwanka Christowa.[4]

Die Abstände auf den vorderen Platzierungen waren enorm. Nadeschda Tschischowa stieß als einzige Frau über 21 Meter, Margitta Gummel neben Tschischowa als einzige über 20 Meter. Iwanka Christowa lag weitere 87 Zentimeter zurück. Dahinter wurden die Abstände dann enger.

Iwanka Christowa gewann die erste bulgarische Medaille im Kugelstoßen der Frauen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Shot put - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 5. Oktober 2021
  2. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 43 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen am 5. Oktober 2021
  3. a b Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 72 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen am 5. Oktober 2021
  4. Athletics at the 1972 München: Women's shot put, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 5. Oktober 2021