Olympische Sommerspiele 2008/Leichtathletik – 10.000 m (Frauen)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin 10.000-Meter-Lauf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 31 Athletinnen aus 17 Ländern
Wettkampfort Nationalstadion Peking
Wettkampfphase 15. August 2008
Medaillengewinnerinnen
Athiopien Tirunesh Dibaba (ETH)
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Shalane Flanagan (USA)
Kenia Linet Chepkwemoi Masai (KEN)
2004 2012
Das VogelnestOlympiastadion von Peking

Der 10.000-Meter-Lauf bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking wurde am 15. August 2008 im Nationalstadion ausgetragen. Olympiasiegerin wurde die Äthiopierin Tirunesh Dibaba, Silber ging an Shalane Flanagan aus den Vereinigten Staaten, und Bronze errang die Kenianerin Linet Chepkwemoi Masai. Insgesamt 31 Athletinnen nahmen teil, 27 von ihnen erreichten das Ziel, zwei wurden wegen Dopings nachträglich disqualifiziert – siehe unten, Abschnitt "Doping".

Aktuelle Titelträgerinnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasiegerin 2004 Xing Huina (China Volksrepublik Volksrepublik China) 30:24,36 min Athen 2004
Weltmeisterin 2007 Tirunesh Dibaba (Athiopien Äthiopien) 31:55,31 min Ōsaka 2007
Europameisterin 2006 Inga Abitowa (Russland Russland) 30:31,42 min Göteborg 2006
Panamerikanische Meisterin 2007 Sara Slattery (Vereinigte Staaten USA) 32:54,41 min Rio de Janeiro 2007
Zentralamerika und Karibik-Meisterin 2008 Bertha Sánchez (Kolumbien Kolumbien) 35:16,36 min Cali 2008[1]
Südamerika-Meisterin 2007 Lucélia de Oliveira Peres (Brasilien Brasilien) 34:11,95 min São Paulo 2007[2]
Asienmeisterin 2007 Kareema Saleh Jasim (Bahrain Bahrain) 34:26,39 min Amman 2007[3]
Afrikameisterin 2008 Tirunesh Dibaba (Athiopien Äthiopien) 32:49,08 min Addis Abeba 2008
Ozeanienmeisterin 2008 10.000-Meter-Lauf nicht im Meisterschaftsprogramm Saipan 2008[4]

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord 29:31,78 min Wang Junxia (China Volksrepublik Volksrepublik China) Peking, Volksrepublik China 8. September 1993[5]
Olympischer Rekord 30:17,49 min Derartu Tulu (Athiopien 1996 Äthiopien) Finale OS Sydney, Australien 30. September 2000

Rekordverbesserungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rennen am 15. August wurden mehrere Rekorde aufgestellt.

Doping[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab zwei Dopingfälle in dieser Disziplin.

  • Der ursprünglichen Silbermedaillengewinnerin Elvan Abeylegesse, die als geborene Äthiopierin nun für die Türkei startete, wurde im März 2017 ihre Medaille wegen Dopingmissbrauchs aberkannt.[6]
  • Die zunächst sechstplatzierte Russin Inga Abitowa wurde im September 2016 vom IOC wegen der Einnahme von unerlaubten Dopingmitteln disqualifiziert.[7] Die nachfolgenden Läuferinnen rückten um jeweils einen Rang bzw. zwei Ränge nach vorne.

Vor allem für die zunächst viertplatzierte Kenianerin Linet Chepkwemoi Masai, die davon ausgehen musste, eine Medaille verpasst zu haben, hatte der Dopingbetrug erhebliche Auswirkungen. Eine solche Enttäuschung ist auch mit der Zuerkennung der verdienten Medaille nach vielen Jahren nicht gutzumachen. Die Athletin konnte nicht an der Siegerehrung teilnehmen und auch bzgl. möglicher Fördergelder könnte es zu Einschränkungen gekommen sein.

Ausgangslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Favoritin für dieses Rennen war die Äthiopierin Tirunesh Dibaba. Sowohl 2005 als auch 2007 hatte T. Dibaba als Weltmeisterin triumphiert. Schon bei den letzten Weltmeisterschaften war die Überlegenheit der äthiopischen Läuferinnen nicht so groß gewesen wie erwartet. Die überraschende Vizeweltmeisterin Kara Goucher aus den Vereinigten Staaten und die ebenso überraschende WM-Dritte Jo Pavey aus Großbritannien waren auch hier in Peking dabei und gehörten zum Kreis der Medaillenanwärterinnen. Aber auch die beiden weiteren Äthiopierinnen im Feld wurden stark eingeschätzt. Dies waren Tirunesh Dibabas Schwester Ejegayehu Dibaba, WM-Dritte von 2005 und Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele 2004, sowie Mestawet Tufa. Zu rechnen war auch mit den Vertreterinnen aus Kenia, hier vor allem mit Linet Masai.

Ergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier gab es die erste von zwei Goldmedaillen in Peking für Tirunesh Dibaba
Überraschende Silbermedaillengewinnerin Shalane Flanagan
Bronze gab es für Linet Chepkwemoi Masai
Die Olympiavierte Marija Konowalowa (hier in der Mitte zwischen kleineren Läuferinnen)

15. August 2008, 22:45 Uhr

Zwischenzeiten
Zwischenzeit-
Marke
Zwischenzeit Führende 1000-m-Zeit
1000 m 3:00,46 min Lornah Kiplagat mit großer Spitzengruppe 3:00,46 min
2000 m 6:00,15 min Lornah Kiplagat mit großer Spitzengruppe 2:59,79 min
3000 m 9:03,83 min Lornah Kiplagat mit einer Spitzengruppe 3:03,68 min
4000 m 12:06,60 min Lornah Kiplagat mit einer Spitzengruppe 3:02,77 min
5000 m 15:09,98 min Lornah Kiplagat mit kleiner werdenden Spitzengruppe 3:03,38 min
6000 m 18:12,85 min Lornah Kiplagat mit achtköpfiger Spitzengruppe 3:02,87 min
7000 m 21:14,46 min Tirunesh Dibaba mit dreiköpfiger Spitzengruppe 3:01,61 min
8000 m 24:09,40 min Tirunesh Dibaba 2:54,94 min
9000 m 27:06,02 min Tirunesh Dibaba 2:56,08 min
10.000 m 29:54,66 min Tirunesh Dibaba 2:48,64 min
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Tirunesh Dibaba Athiopien Äthiopien 29:54,66 min OR/AF
2 Shalane Flanagan Vereinigte Staaten USA 30:22.22 min NM
3 Linet Chepkwemoi Masai Kenia Kenia 30:26,50 min NR
4 Marija Konowalowa Russland Russland 30:35,84 min PB
5 Lucy Wangui Kabuu Kenia Kenia 30:39,96 min PB
6 Lornah Kiplagat Niederlande Niederlande 30:40,27 min
7 Kimberley Smith Neuseeland Neuseeland 30:51,00 min
8 Kara Goucher Vereinigte Staaten USA 30:55,16 min PB
9 Kayoko Fukushi Japan Japan 31:01.14 min
10 Joanne Pavey Vereinigtes Konigreich Großbritannien 31:12.30 min PB
11 Sabrina Mockenhaupt Deutschland Deutschland 31:14.21 min PB
12 Ejegayehu Dibaba Athiopien Äthiopien 31:22.18 min
13 Hilda Kibet Niederlande Niederlande 31:29.69 min
14 Zhang Yingying China Volksrepublik Volksrepublik China 31:31.12 min
15 Yōko Shibui Japan Japan 31:31.13 min
16 Peninah Jerop Arusei Kenia Kenia 31:39.87 min
17 Tatjana Arjassowa Russland Russland 31:45.57 min
18 Yukiko Akaba Japan Japan 32:00.37 min
19 Bai Xue China Volksrepublik Volksrepublik China 32:20.27 min
20 Anikó Kálovics Ungarn Ungarn 32:24.83 min
21 Kate Reed Vereinigtes Konigreich Großbritannien 32:26.69 min
22 Nathalie De Vos Belgien Belgien 32:33.45 min
23 Preeja Sreedharan Indien Indien 32:34.64 min
24 Amy Yoder Begley Vereinigte Staaten USA 32:38.28 min
25 Dulce María Rodríguez Mexiko Mexiko 32:58.04 min
26 Dong Xiaoqin China Volksrepublik Volksrepublik China 33:03.14 min
27 Isabel Checa Spanien Spanien 33:17.88 min
DNF Asmae Leghzaoui Marokko Marokko
Mestawet Tufa Athiopien Äthiopien
DOP Elvan Abeylegesse Turkei Türkei 29:56,34 min Resultat aberkannt im März 2017[6]
Inga Abitowa Russland Russland 30:37,33 min Resultat aberkannt im September 2016[7]
DNS Nataliya Berkut Ukraine Ukraine

Rennverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wettbewerb wurde ohne Vorläufe als Finalrennen ausgetragen.

Das Rennen wurde von Beginn an extrem schnell gelaufen. Die ersten sieben 1000-Meter-Abschnitte lagen allesamt knapp über und einmal sogar unter drei Minuten. Die für die Niederlande startende gebürtige Kenianerin Lornah Kiplagat sorgte auf den ersten sechs Kilometern für dieses hohe Tempo, mit dem sie das Feld nach und nach immer weiter sprengte. So bildete sich eine Spitzengruppe mit Kiplagat, den drei Äthiopierinnen Ejegayehu Dibaba, Tirunesh Dibaba und Mestawet Tufa, den Kenianerinnen Lucy Wangui Kabuu und Linet Masai, der Russin Marija Konowalowa und der US-Amerikanerin Shalane Flanagan. Auch die später dopingbedingt disqualifizierten Elvan Abeylegesse und Inga Abitowa waren in dieser Gruppe dabei, sollen in dieser Beschreibung hier allerdings aufgrund ihrer Dopingbetrügereien nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Nach dem sechsten Kilometer erlahmten bei Kiplagat die Kräfte. Sie überließ anderen die Führungsarbeit, konnte schließlich das Tempo nicht mehr weiter halten und verlor den Anschluss an die Spitze. Vorne wurde weiter Druck gemacht. T. Dibaba, Masai und Wangui Kabuu setzten sich ein wenig ab von Flanagan. Alle weiteren Läuferinnen aus der bis dahin bestehenden Gruppe verloren den Anschluss, Tufa gab das Rennen wenig später auf. Drei Kilometer vor dem Ziel wurde es ganz vorne sogar noch schneller. Nun gab es zwei 1000-Meter-Abschnitte mit Zeiten von ca. 2:55 Minuten. Einzig T. Dibaba hielt noch Anschluss an die gedopte Abeylegesse. Der letzte Kilometer wurde in 2:48,64 min zurückgelegt. Tirunesh Dibaba lief ganz überlegen zum Olympiasieg. Dahinter gab es mit Shalane Flanagan eine große Überraschung. Mit einem Rückstand von fast einer halbe Minute gewann sie – zunächst noch hinter der später disqualifizierten Abeylegesse – die Silbermedaille und verbesserte dabei ihren eigenen Nordamerika-Rekord um mehr als zehn Sekunden. Die für lange Jahre zunächst viertplatzierte Linet Masai wurde gut vier Sekunden hinter Flanagan in der Endwertung mit der Bronzemedaille belohnt. Marija Konowalowa belegte mit einem Rückstand von gut neun Sekunden auf Masai den vierten Platz vor Lucy Wangui Kabuu. Die lange führende Lornah Kiplagat kam auf den sechsten Platz vor der Neuseeländerin Kimberley Smith und Vizeweltmeisterin Kara Goucher.

Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba unterbot erstmals seit dem Weltrekord der Chinesin Wang Junxia, aufgestellt bei den Weltmeisterschaften 1993, die 30-Minuten-Grenze und stellte damit einen neuen Olympia- und Afrikarekord auf. Sie gewann die dritte Goldmedaille für Äthiopien im 10.000-Meter-Lauf der Frauen nach Derartu Tulus olympischen Erfolgen 1992 und 2000.
Shalane Flanagan errang die zweite Medaille für die Vereinigten Staaten in diesem Wettbewerb nach Bronze für Lynn Jennings 1992 in Barcelona.

Video[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Campeonato CAC de Atletismo 2008, athlecac.org, abgerufen am 13. März 2022
  2. Campeonato Sudamericano de Atletismo 2007, athlecac.org, abgerufen am 13. März 2022
  3. Asian Athletics Championships – 2007, athleticsasia.org, englisch (PDF; 191 kB), abgerufen am 13. März 2022
  4. Oceania Area Championships – 25/06/2008 to 28/06/2008, athletics-oceania.com (PDF; 130 kB), abgerufen am 13. März 2022
  5. Athletics - Progression of outdoor world records, 10.000 m - Men, sport-record.de, abgerufen am 13. März 2021
  6. a b c 1.500-m-Läuferin Bulut verliert Olympiagold von 2012, Abeylegesses Vergehen und Konsequenzen im letzten Abschnitt des Artikels benannt, sport.orf.at, 29. März 2017, abgerufen am 13. März 2022
  7. a b c Obergföll bekommt Silber zugesprochen. In: Der Spiegel 13. September 2016, spiegel.de, abgerufen am 13. März 2022