Orgel der Nikolaikirche Luckau

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Orgel der Nikolaikirche Luckau
Allgemeines
Ort Sankt-Nikolai-Kirche
Orgelerbauer Christoph Donat
Baujahr 1672–1673
Letzte(r) Umbau/Restaurierung 1956–1978 durch Schuke Orgelbau
Epoche Barock
Orgellandschaft Brandenburg
Abbildungen
Technische Daten
Anzahl der Pfeifen ungefähr 5500
Anzahl der Register 43
Anzahl der Manuale 3
Sonstiges
Bedeutende Organisten

Joachim Klebe (1993-2015)[1]

Die Orgel der Nikolaikirche Luckau gehört zu den bedeutendsten historischen Orgeln in Brandenburg. Sie wurde 1672 von Christoph Donat gebaut und 1956 bis 1978 von Schuke Orgelbau in den heutigen Zustand versetzt. Sie hat heute 43 Register auf drei Manualen und Pedal. Sonne, Mond, Posaunenengel und König-David-Figur sind beweglich.

Die Vorgängerorgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1618 wurde vom Orgelbauer Martin Peter Grabow (Berlin) eine Schwalbennestorgel mit 27 Stimmen gebaut,[2] die beim großen Brand 1644 restlos vernichtet wurde. Aus Ratsakten von 1646 geht hervor, dass elf Zentner geschmolzenes Zinn nach Berlin verkauft wurden.[3][4][5][6]

Donat-Orgel von 1673[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Wiederaufbau der Kirche wurde von 1672 bis 1673 eine neue Orgel durch den sächsischen Orgelbauer Christoph Donati geschaffen. Diese verband nord- und süddeutsche Stilelemente und hatte 37 Register auf drei Manualen. Sie wurde am 6. Januar 1674 eingeweiht. Es zeigten sich bald einige Mängel, unter anderem in den Windladen und dem Balg. 1677 führte Donati Ausbesserungen durch. Die Orgel wurde danach von Junge wieder eingeweiht.[3][5][6] Die Orgel verfügte 1672 über 36 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Disposition lautete nach dem Kontrakt vom 10. Juli 1672:[3][5]

I Rückpositiv C–f3
1. Grobgedackt 8′
2. Quintadehna 8′
3. Principal 4′
4. Mittelflöte 4′
5. Oktava 2′
6. Sesquialtera 2fach
7. Mixtur 3fach
8. Dulzianregal 16′
9. Trichterregal 8′
II Hauptwerk C–f3
10. Grobgedackt 16′
11. Principal 8′
12. Rohrflöte 8′
13. Viol da Gamba 8′
14. Octava 8′
15. Juli oder Hollquinta 6′
16. Triversa oder Querflöte 4′
17. Klein Gedackt 4′
18. Quinta 3′
19. Gemshorn 2′
20. Sesquialtera 2fach
21. Mixtur 5-8fach
III Brustwerk C–f3
22. Grobgedackt Lieblich 8′
23. Nachthorn 4′
24. Quinta gedackt oder Naßat 3′
25. Spitzflöte 2′
26. Sesquialtera 1fach
27. Sifflöte 1′
28. Trompetta 8′
Pedal C–d1
29. Principal 16′
30. Subbaß 16′
31. Oktavbass 8′
32. klein Octavbass 4′
33. Mixtur 5fach
34. Posaune 16′
35. Trompete 8′
36. Schalmei 4′
Koppeln: BW/RP; OW/RP; RP/P[7]
Sperrventile[7]
Sonne und Mond (Zimbelglöckchen HW)[7]
Stern mit Zimbelglöckchen (RP)[7]
Tremulant zum ganzen Werk[7]
Bewegliche Figuren des David und zweier Trompetenengel[7]

Lütkemüller'scher Umbau von 1873[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Hermann Lütkemüller passte die Orgel dem romantischen Klangideal an. Er ersetzte die alten Windladen und erweiterte die Orgel auf 40 Register. Dieser Umbau kam fast einem Neubau gleich. Er entfernte das Rückpositiv und baute ein neues Oberwerk.[3][5][6] Weiterhin veränderte er den Prospekt des Brustwerks von drei auf fünf Pfeifenfeldern.

Von etwa 1900 bis 1940 wurde die Orgel von der Fa. Alexander Schuke gewartet.

Neubau durch Schuke 1956–1978[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1959 bis 1978 entstand durch die Firma Schuke Orgelbau aus Potsdam in drei Bauabschnitten[3][5][6] ein neues Instrument im historischen Gehäuse mit den erhaltenen Teilen von Donat aber auch mit einigen Registern von Lütkemüller. Das Instrument ist dem neobarocken Klangideal verpflichtet. Abgeschlossen wurden die Arbeiten 1978 mit der Rekonstruktion der Anordnung des Rückpositivs von Donat.[8] Daniel Kunert schreibt über das Instrument: „Eine Rekonstruktion der Donat-Orgel wäre ein angemessenes Zukunftsprojekt.“[9]

2012 erfolgten Ausbesserungsarbeiten.

Die Orgel hat heute 43 Register auf drei Manualen und Pedal. In zehn Registern sind noch Pfeifen von Donat erhalten. Die Disposition lautet:[7][10]

I Rückpositiv C–f3
1. Grobgedackt 8′
2. Quintadena 8′
3. Principal 4′
4. Rohrflöte 4′
5. Oktave 2′
6. Hohlflöte 2′
7. Quinte 113
8. Mixtur IV–V 1′
9. Sesquialtera II
10. Dulzianregal 16′
11. Trichterregal 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–f3
12. Grobgedackt 16′
13. Principal 8′
14. Rohrflöte 8′
15. Viola da Gamba 8′
16. Oktave 4′
17. Querflöte 4′
18. Quinte 223
19. Oktave 2′
20. Gemshorn 2′
21. Mixtur VI 2′
22. Scharf IV 1′
23. Trompete 8′
III Brustwerk C–f3
24. Gedackt 8′
25. Nachthorn 4′
26. Nassat 223
27. Principal 2′
28. Spitzflöte 2′
29. Terz 135
30. Sifflöte 1′
31. Cimbel III 1′
32. Glockenton III–IV
33. Vox humana 8′
Pedal C–d1
34. Principal 16′
35. Subbaß 16′
36. Oktave 8′
37. Gedacktbaß 8′
38. Oktave 4′
39. Bauernflöte 2′
40. Mixtur V
Baßaliquote III (vakant)
41. Posaune 16′
42. Trompete 8′
43. Schalmei 4′
Tremulant
  • Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P
  • Bewegliche Sonne, Mond, Posaunenengel führen Posaune zum Mund, König David
  • Cimbelstern
  • Vogelgesang

Organisten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Christoph Raubenius[11]
  • Andreas Müller[12]
  • Joachim Klebe (1993–2015)[13]
  • Focko Hinken (2015–2020)[14]
  • Patricia Kramer[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elke Lang: Barocke Pracht und schlichte Schönheit. Orgeln in Brandenburg. Curturcon, Berlin 2014.
  • Markus Aghte: Zwischen Himmel und Erde. Entdeckungen in der Luckauer Nikolaikirche. Lukas Verlag, Berlin 2014. S. 96
  • Die von Christoph Donat erbaute Orgel im Dom St. Nikolai-Luckau, Kkr Cottbus 1965
  • Karl Paulke (Herzog. Kirchenmusikdirektor in Meiningen) Musikpflege in Luckau – Neue Beiträge zur Musikgeschichte in Luckau der Niederlausitz, Guben 1918

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Orgel der Nikolaikirche Luckau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. @1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Die Geschichte der Orgel, abgerufen am 17. Februar 2021.
  3. a b c d e Zur Bau- und Umbaugeschichte der Orgel der Nikolaikirche Luckau. Archiv der Kantorei der Nikolaikirche Luckau.
  4. Karl Paulke - herzogl. Kirchenmusikdirektor in Meiningen: Musikpflege in Luckau - Neue Beiträge zur Musikpflege der Niederlausitz. Guben 1918.
  5. a b c d e Kkr. Cottbus (Hrsg.): Die von Christoph Donau erbaute Orgel im Dom St. Nikolai-Luckau. Cottbus 10. September 1956.
  6. a b c d Richard Schmolke: Die Geschichte der Donatorgel in Luckau - Facharbeit. Hrsg.: Richard Schmolke. Paul-Fahlisch-Gymnasium Lübbenau 11. Februar 2019.
  7. a b c d e f g Orgel Orgel-Information
  8. https://www.kirchen-luckauer-niederlausitz.de/kirchen/kirchen-von-a-z/luckau/, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  9. Das Portal der Königin der Instrumente, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  10. Luckau – Ev. Stadtkirche St. Nikolai. Orgel. In: Orgelkonzertreihe in Großräschen. Großräschener Orgelkonzerte e. V., archiviert vom Original am 27. Dezember 2013; abgerufen am 29. Juni 2019.
  11. Musik-Schätze in Luckau geborgen | Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz e.V. Abgerufen am 21. November 2023 (deutsch).
  12. Musik-Schätze in Luckau geborgen | Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz e.V. Abgerufen am 21. November 2023 (deutsch).
  13. @1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  14. Birgit Keilbach: Kirche: Focko Hinken nimmt musikalisch Abschied von Luckau | Lausitzer Rundschau. In: lr-online.de. 8. September 2020, abgerufen am 28. Februar 2024.
  15. www.kirche-luckau.de | Ansprechpartner. Abgerufen am 21. November 2023 (deutsch).