Fernsehturm Ostankino

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Fernsehturm Ostankino
Bild des Objektes
Fernsehturm 2016
Fernsehturm 2016
Basisdaten
Ort: Ostankinski im Nordöstlichen Verwaltungsbezirk
Stadt mit Subjektstatus: Moskau
Staat: Russland
Koordinaten: 55° 49′ 11″ N, 37° 36′ 42″ O
Verwendung: Fernsehturm, Fernmeldeturm, Rundfunksender, Drehrestaurant, Aussichtsturm
Zugänglichkeit: Sendeanlage öffentlich zugänglich
Turmdaten
Bauzeit: 1963–1967
Architekt: L. Batalow, L. Burdin, W. Milascheskaja
Baustoffe: Beton, Stahlbeton
Betriebszeit: seit 1967
Letzter Umbau (Turm): 2000–2009
Gesamthöhe: 540 m
Aussichts­plattformen: 328 m, 331 m, 337 m, 340 m
Restaurant: 334 m
Betriebs­räume: 147 m, 243 m, 269 m
Gesamtmasse: 55.000 t
Umbauter Raum: 70.000 
Daten zur Sendeanlage
Letzter Umbau (Antenne): Ende 2003
Wellenbereich: UKW-Sender
Rundfunk: UKW-Rundfunk
Sendetypen: Analoges Fernsehen, DVB-T, Richtfunk
Weitere Daten
Baugenehmigung: 22. März 1963
Leitender Bau-Ingenieur: Nikolai Wassiljewitsch Nikitin
Geschossfläche gesamt: 15.000 

Breitengrad: 55.819722
Längengrad: 37.611667
Positionskarte
Fernsehturm Ostankino (Moskau)
Fernsehturm Ostankino (Moskau)
Fernsehturm Ostankino
Lokalisierung von Moskau in Russland Europäischer Teil
2007

Der Fernsehturm Ostankino (russisch Останкинская телебашня) ist ein Funk- und Fernsehturm in Moskau. Er ist das höchste Bauwerk Europas und war mit einer Höhe von ursprünglich 540 Metern seit seiner Fertigstellung 1967 bis 1975 das höchste freistehende Bauwerk der Welt. Nach dem Tokyo Skytree, dem Canton Tower und dem CN Tower ist er der vierthöchste Fernsehturm der Welt. Der acht Kilometer nördlich des Stadtzentrums stehende Turm wurde ab 1963 nach einem Entwurf von Nikolai Wassiljewitsch Nikitin errichtet und war bis zu einem ersten Brand im August 2000 für rund 200.000 Besucher jährlich eine Attraktion.[1] Nach Renovierungsmaßnahmen ist er seit 2009 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Seine Höhe wurde 1976 vom 553 Meter hohen CN Tower in Toronto übertroffen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fernsehturm Ostankino steht im nordöstlichen Verwaltungsbezirk Moskaus im Stadtteil Ostankinski. Die begrünte Freifläche, auf der sich der Turm befindet, wird nördlich von der Hauptstraße Uliza Akademika Koroljowa begrenzt. Südöstlich des Turms steht die nach dieser Straße benannte Koroljow-Konzerthalle (russisch Концертный зал «Королёвский»), die für verschiedene Großveranstaltungen genutzt wird. Nördlich erstreckt sich der weitläufige Ostankino-Park, ein ehemaliges Landgut des Grafen Nikolai Petrowitsch Scheremetew mit einem Herrenhaus und mehreren Seen und Teichen im Botanischen Garten Moskau. Südwestlich des Fernsehturms befindet sich der Haltepunkt Ostankino an der Schnellfahrstrecke Moskau–St. Petersburg, an dem Nahverkehrszüge vom Leningrader Bahnhof unter anderem in Richtung Selenograd, Klin und Twer verkehren. Entlang der Uliza Akademika Koroljowa verläuft die Moskauer Monorail-Bahn, deren Stationen Telezentr und Uliza Akademika Koroljowa sich in der Nähe des Turms befinden. In der Nähe des Besucherzentrums befindet sich die Endhaltestelle mehrerer Straßenbahnlinien; der Trolleybus und weitere Buslinien halten direkt am Eingang zum Besucherzentrum. Der nächstgelegene U-Bahnhof ist WDNCh, etwa zwei Kilometer östlich des Fernsehturms.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Planung und Bau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit einem Dekret des Ministeriums für Kommunikation vom 17. März 1959 wurde der Auftrag für den Entwurf des Moskauer Fernsehturm vergeben. Fritz Leonhardt, Konstrukteur des als Vorbild dienenden, 1956 fertiggestellten Stuttgarter Fernsehturms, gab den Planern wichtige Ratschläge.[2] Detaillierte Bauentwürfe wurden am 16. Mai genehmigt. Zunächst war als Standort ein Grundstück im Südwesten Moskaus vorgesehen, der dann allerdings in den Stadtteil Ostankino verlegt wurde. Eine weitere Verordnung vom 12. August 1960 sah die Versorgung der Stadt mit zwei Fernsehsendern, einem Hörfunksender sowie einem in Farbe ausgestrahlten Fernsehprogramm namens Igla vor. Im April 1961 kamen Zweifel an der Standfestigkeit des Baugrundes auf. Nachdem eine auf felsigem Untergrund in 40 m Tiefe basierende Gründung als zu aufwendig verworfen wurde[3], fand man erst im Juli 1962 nach vielen Untersuchungen eine zuverlässige Lösung für die Fundamente. Durch das Einziehen von 149 Vorspannseilen, deren Zugkraft automatisch überwacht und reguliert wird, konnte der Turm ungewöhnlich schlank ausgeführt und die maximale Schwankung an der Spitze von 3 m auf die Hälfte reduziert werden.[3] Die endgültige Baugenehmigung erfolgte am 22. März 1963.

Brandkatastrophe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der brennende Ostankino-Turm im August 2000

Bei einem Brand am 27. August 2000 kamen vier Menschen, drei Feuerwehrleute und eine Aufzugführerin, beim über 200 m tiefen Absturz eines Aufzugs ums Leben. Der Brand brach in 450 Meter Höhe aus. Das Feuer fraß sich bis in eine Höhe von etwa 60 m über dem Boden, wo die Feuerwehr eine Schaumbarriere errichtete, durch den Turm hinunter. Er erlitt, unter anderem durch das Reißen von mehr als der Hälfte der Vorspannseile, so starke Schäden in seiner Struktur, dass sogar ein Abriss in Erwägung gezogen wurde.[4] Wegen der Einsturzgefahr wurde einen Tag nach dem Brand eine Sicherheitszone von 700 Metern um den Turm errichtet. Die Aussichtsplattform und das Restaurant 7. Himmel waren für mehrere Jahre wegen Renovierung geschlossen.

Als eine Brandursache gilt ein Kurzschluss. Trotz voller Auslastung der elektronischen Anlagen schon zu Beginn der 1990er Jahre seien immer wieder zusätzliche Geräte, vor allem finanziell äußerst lukrative Pagersysteme, im Turm installiert worden. Dadurch sei eine zuletzt 30 %ige Überlastung entstanden, was von der Feuerwehr schon Jahre vor dem Brand beanstandet worden sein soll.[5]

Aufgrund einer falsch interpretierten offiziellen Meldung wurde in einigen internationalen Tageszeitungen 2003 berichtet, der Ostankino-Turm sei durch eine neue Antenne 40 Meter höher als vorher, nämlich 580 Meter hoch. Es wurde zwar eine neue Antenne montiert, die Höhe jedoch nicht verändert. Eine weitere neue Antenne war zwar vorgesehen, die Finanzierung aber nicht gesichert. Die Verwirklichung entsprechender Pläne erscheint mittlerweile unwahrscheinlich, da der Turm wegen inzwischen im Bau befindlicher oder bereits fertiggestellter noch höherer Gebäude (z. B. Burj Khalifa, Shanghai Tower, Canton Tower, One World Trade Center) nicht mehr das höchste Bauwerk der Welt werden könnte.

Am 25. Mai 2007 meldeten russische Nachrichtenagenturen erneut den Ausbruch eines Feuers, diesmal in 340 Meter Höhe, das jedoch nach kurzer Zeit wieder gelöscht werden konnte. Ursache waren Schweißarbeiten an einer Außenaufhängung.[6]

Seit 7. April 2009 sind die Aussichtsplattformen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich, auch die Restaurants haben mittlerweile wieder geöffnet.[7]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architektur und Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick von der Aussichtsplattform auf den Turmschaft und -fuß, gut zu erkennen sind auch die meteorologischen Messinstrumente

Der Fernsehturm Ostankino steht auf einem Ringfundament mit 74 Meter Durchmesser, das 3,5 Meter in die Erde ragt. Sein Turmfuß besteht aus einem 63 Meter hohen Kegelstumpf mit zehn trapezförmigen Aussparungen. Darüber befinden sich unterschiedlich große Bullaugen. Der ungewöhnliche stelzenartige Turmfuß lehnt sich formenmäßig an die Pflanzenwelt an; Baumstämme ragen ähnlich in den Himmel.[8] Ein ähnliches Erscheinungsbild hat der ebenfalls in den 1960er Jahren begonnene Fernsehturm Ještěd in Tschechien.[9] Auch der Fernsehturm Ochsenkopf und der Fernsehturm Pjöngjang ähneln in ihrer Form dem Fernsehturm Ostankino.

Der Durchmesser des Turmschafts verjüngt sich von 18 auf 8,10 Meter. Der Betonteil ist 385 Meter hoch. Daran schließt sich ein Stahlmast als Antennenträger an. Im Schaft befinden sich drei für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Geschosse auf 147, 243 und 269 Meter Höhe. Auf unterschiedlichen Höhen kragen Ringplattformen für Richtfunkantennen und Windmessgeräte sowie Einzelgeschosse für Sendezwecke aus. Der Fuß und der Schaft umfassen insgesamt einen umbauten Raum von über 70.000 Kubikmeter. Die Gesamtfläche aller Geschosse beträgt 15.000 Quadratmeter.[10]

Der eigentliche Turmkorb befindet sich auf einer Höhe von 325 bis 360 Metern und hat acht Geschosse. Aus seiner zylindrischen Grundform springt aus der Mitte ein ebenfalls zylindrisches Geschoss hervor.

Die drei Schnellaufzüge (7 m/s) und einen Lastenaufzug (4 m/s) mit einer Förderhöhe von je 385 m lieferte die Stuttgarter Firma R. Stahl.[11] Es waren damals die höchsten in Europa gebauten Fahrstühle, es mussten neue technische Lösungen für die Signalübertragung und zum Ausgleich der Turmbewegungen und Temperaturunterschiede gefunden werden.

Publikumseinrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In 58 Sekunden können Besucher mit dem Aufzug die Aussichtsplattform mit gläsernen Fenstern im Boden in 337 Meter Höhe erreichen. Es gibt strenge Sicherheitsvorkehrungen vergleichbar mit denen an einem Flughafen. Personen, die im Evakuierungsfall nur erschwert aus dem Turm gebracht werden können (z. B. Rollstuhlfahrer, Alkoholisierte), wird der Zugang untersagt. Taschen müssen zur Aufbewahrung abgegeben werden, Fotoapparate können jedoch mit hochgenommen werden. Die Besichtigungstour erfolgt jeweils zur vollen Stunde als geführte Exkursion. Dabei werden zunächst am Boden technische und historische Details an einem Modell erläutert. Auch nach der Auffahrt werden weitere Informationen gegeben, während man die Aussicht genießen kann. Das Drehrestaurant ist inzwischen wieder zugänglich. Nach knapp einer Stunde findet man sich wieder am Fuß des Turmes ein, um die Sicherheitsschleusen zu passieren. (Stand September 2016)

Frequenzen und Programme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fernsehturm Ostankino strahlt derzeit 19 Fernseh- und 15 Hörfunkprogramme aus. Die ersten Hörfunksignale sendete der Turm am 7. November 1967. Im Laufe der Jahre wurden die Sendestärken der Antennen verbessert und deren Zahl erhöht.[12]

Abgestrahlte Fernsehprogramme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Programm Kanal ERP Bemerkungen
Perwy kanal 01 40 kW
TV Center 03 40 kW
Rossija 2 06 01 kW
NTW 08 40 kW
Rossija 1 11 60 kW
TV Daryal 23 10 kW
Euronews 25 10 kW
STS – Moscow 27 05 kW
7 TV 29 10 kW
Perwy kanal, Rossija 1, Rossija 2, Rossija 24, Rossija K, NTW, St. Petersburg - 5. Kanal, Radio Rossii, Radio Majak, Vesti FM 30 01 kW DVB-T, MPEG-4 AVC.
Domashniy 31 20 kW
DVisionSpice, DVisionNews, DVisionLive, TV1000 32 01,3 kW DVB-T
Rossija K 33 20 kW
TNT 35 05 kW
MTV 38 10 kW
St. Petersburg – 5. Kanal 40 05 kW
TV-3 Russia 46 05 kW
РЕН 49 20 kW
MUS-TW 51 20 kW
Zvezda 57 05 kW
2x2 60 05 kW

Abgestrahlte Hörfunkprogramme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Programm Frequenz ERP
Radio Rossii, Radio Podmoskovie,
Radiocompany Moscow
066,44 MHz 15,0 kW
Business FM 87,50 MHz
Retro FM 088,30 MHz 01,0 kW
Radio Jazz 089,10 MHz 01,0 kW
Radio Sputnik 91,20 MHz
Radio Kultura 91,60 MHz
Kommersant FM 93,60 MHz
Goworit Moskwa 94,80 MHz
Rock FM 95,20 MHz
Dorozhnoie Radio 96,00 MHz
Vesti FM 97,60 MHz
Radio Schokolad 98,00 MHz
Novoye Radio 98,40 MHz
Radio Orfei 99,20 MHz
Radio Serebryaniyi Dozhd 100,10 MHz
Radio Wera 100,90 MHz 05,0 kW
Radio DFM 101,20 MHz 10,0 kW
Nashe Radio 101,70 MHz
Radio Monte Carlo 102,10 MHz
Majak 103,40 MHz
Radio Maximum 103,70 MHz 10,0 kW
Radio 7 na semi cholmach 104,70 MHz
Radio Kniga / Radio 1 105,00 MHz
Capital FM 105,30 MHz
Russkoje Radio 105,70 MHz 10,0 kW
Jewropa Pljus 106,20 MHz 10,0 kW

Bildergalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erwin Heinle, Fritz Leonhardt: Türme aller Zeiten, aller Kulturen. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1997, ISBN 3-421-02931-8, Seite 240.
  • Friedrich von Borries, Matthias Böttger, Florian Heilmeyer: TV-Towers – Fernsehtürme, 8.559 Meter Politik und Architektur, Jovis Verlag 2009, ISBN 978-3-86859-024-1, Seiten 52–63.
  • Roland Gööck: Die neuen Wunder dieser Welt. Praesentverlag, 1976, S. 68–71.
  • Schnellaufzüge im Fernsehturm Moskau. in: Schweizerische Bauzeitung, Heft 33, 13. August 1970, S. 741. (hier online, PDF)
  • Moskau baute den höchsten Turm der Welt. in: Gottfried Kurze: Weltwunder des 20. Jahrhunderts. VEB Fachbuchverlag Leipzig, 1970, S. 67–84.
  • "Warum hat der Ostankinski Turm widerstanden?" – A.B.Trinker, die Zeitschrift "Technologie der Betons", № 3-4,2016, S. 24–26.

Rezeption in der Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fernsehturm Ostankino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Ostankino Fernsehturm Moskau
  2. Deutschland, deine Protzstengel, FAZ online, 22. September 2008, abgerufen am 25. August 2012.
  3. a b Juni 98 Moskau St. Petersburg - Free Download PDF. (PDF) Abgerufen am 2. März 2022 (englisch).
  4. Spiegel Online: Moskauer Fernsehturm. Nach dem Brand droht der Abriss, 29. August 2000
  5. Der Brand des Moskauer Fernsehturms. Abgerufen am 2. März 2022.
  6. Feuer im Fernsehturm – gelöscht. In: Spiegel Online. 25. Mai 2007, abgerufen am 26. Januar 2023.
  7. diepresse.com: Moskau: Fernsehturm Ostankino wieder geöffnet, 26. August 2009 (Memento vom 6. Juli 2010 im Internet Archive)
  8. Franz Plötzl: Konstruktionen in der Natur und in der gebauten Umwelt (Memento vom 6. September 2013 im Internet Archive)
  9. Werner Nachtigall: Bau-Bionik: Natur, Analogien, Technik, Springer Verlag 2003, ISBN 978-3-540-44336-0, Seite 141.
  10. Ostankino Television Tower: General Information (Memento vom 4. Juli 2004 im Internet Archive)
  11. ETH Zürich: Schweizerische Bauzeitung, 88. Jahrgang Heft 33 vom 13. August 1970: Schnellaufzüge im Fernsehturm Moskau. Abgerufen am 17. Oktober 2019.
  12. Ostankino Television Tower: Services in Air Television and Radio Broadcasting (Memento vom 28. Dezember 2009 im Internet Archive)
davorHöchstes Bauwerk der Weltdanach
Empire State Building (381 m)Fernsehturm Ostankino (537 m)
1967–1975
CN Tower (553 m)