Otto Geßler

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Otto Geßler

Otto Karl Geßler (* 6. Februar 1875 in Ludwigsburg; † 24. März 1955 in Lindenberg im Allgäu) war ein deutscher Politiker (DDP) und vom 27. März 1920 bis zum 19. Januar 1928 Reichswehrminister.

Leben und Werk

Geßler stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Er studierte Jura in Erlangen (dort Mitglied der musischen Studentenverbindung AMV Fridericiana Erlangen[1]), Tübingen und Leipzig und promovierte dort 1900. 1904[1] wurde er Staatsanwalt in Straubing, 1906[1] Gewerberichter in München und 1910[1] Bürgermeister von Regensburg sowie 1914[1] Oberbürgermeister von Nürnberg. Wegen einer Erkrankung nahm er nicht aktiv am Ersten Weltkrieg teil.

Otto Geßler war 1919 einer der Gründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Im Oktober des gleichen Jahres wurde er Wiederaufbauminister. Nach dem Kapp-Putsch übernahm er 1920 das Reichswehrministerium von Gustav Noske, das er unter verschiedenen Reichskanzlern leitete. Er arbeitete als Reichswehrminister eng mit dem Chef der Heeresleitung Hans von Seeckt zusammen, der ihm aber als "bloßem Zivilisten" mit Abneigung gegenüberstand. 1923 wurde Geßler für kurze Zeit die gesamte staatliche Exekutivmacht übertragen. 1925 kandidierte er um die Nachfolge Friedrich Eberts als Reichspräsident, scheiterte aber vor allem am Widerstand des Reichskanzlers Gustav Stresemann. Im Oktober 1926 erreichte Geßler die Entlassung Seeckts. Geßlers Ziel war das Schaffen einer überparteilichen, neutralen Reichswehr. Er blieb trotz häufiger Regierungswechsel nahezu acht Jahre im Amt. Als die DDP Anfang 1927 in die Opposition wechselte, trat Geßler aus der Partei aus. In dieser Zeit wurden die Angriffe der SPD gegen ihn immer heftiger. Unter anderem wurde ihm die Nähe zur rechtsgerichteten Kreisen und zur Großindustrie vorgeworfen.

Geßler mit seinem Nachfolger im Amt des Reichswehrministers, Wilhelm Groener. Aufnahme aus dem Jahr 1928

Wegen des Vorwurfs finanzieller Unregelmäßigkeiten in seinem Ministerium im Zusammenhang mit der geheimen Aufrüstung der Reichswehr (Lohmann-Affäre) musste Geßler im Januar 1928 zurücktreten, offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Sein Nachfolger wurde Wilhelm Groener.

Von 1928 bis 1933 war Geßler Präsident des Volksbunds deutscher Kriegsgräberfürsorge und des Bunds zur Erneuerung des Reiches.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme zog er sich 1933 aus der Politik zurück. Er war in die Pläne des Widerstands eingeweiht und im Schattenkabinett Beck/Goerdeler für den Fall eines gelungenen Staatsstreiches als Politischer Beauftragter im Wehrkreis VII (München) eingeplant. Er wurde nach dem Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 verhaftet und war bis zum 24. Februar 1945 im KZ Ravensbrück[1] interniert.

1945 beriet er den bayerischen Ministerpräsidenten Fritz Schäffer. 1941-1955 war er Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes, 1950-1952 Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, danach dessen Ehrenpräsident.[1]

Von 1950 bis 1955 war Geßler Mitglied des Bayerischen Senats.

Ehrungen

Werke

  • Otto Geßler: Reichswehrpolitik in der Weimarer Zeit. Stuttgart 1958
  • Otto Gessler: Auf dem Nürnberger Bürgermeisterstuhl im Weltkrieg. 1914 - 1918. In: Festgabe für Seine Königliche Hoheit Kronprinz Rupprecht. Verlag Bayerisch Heimatforschung, München 1953, S. 98 - 126

Literatur

  • Peter Hoffmann: Widerstand, Staatsstreich, Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler. München: Piper 1969, 1985
  • Heiner Möllers: Reichswehrminister Otto Geßler. Eine Studie zu »unpolitischer« Militärpolitik in der Weimarer Republik. Frankfurt a.M. 1998
  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.

Weblinks

Commons: Otto Geßler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Karl Eduard Haas: Die Akademisch-Musikalische Verbindung Fridericana im Sondershäuser Verband, vormals Studentengesangverein Erlangen. Erlangen 1982, im Selbstverlag