Palaiseau

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Palaiseau
Palaiseau (Frankreich)
Palaiseau (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Île-de-France
Département (Nr.) Département Essonne (91)
Arrondissement Palaiseau (Unterpräfektur)
Kanton Palaiseau (Chef-lieu)
Gemeindeverband Paris-Saclay
Koordinaten 48° 43′ N, 2° 15′ OKoordinaten: 48° 43′ N, 2° 15′ O
Höhe 47–159 m
Fläche 11,51 km²
Bürgermeister François Lamy
Einwohner 34.893 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 3.032 Einw./km²
Postleitzahl 91120
INSEE-Code
Website Gemeinde Palaiseau

Rathaus (Hôtel de ville) in Palaiseau

Palaiseau ist eine französische Gemeinde mit 34.893 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) und die Unterpräfektur (sous-préfecture) des gleichnamigen Arrondissements im Département Essonne, das südlich an Paris angrenzt. Durch die Stadt fließt die Yvette.

Der Ort gehört zum unmittelbaren südwestlichen Einzugsbereich der Hauptstadt und ist eine bevorzugte Wohngegend.

Geschichte

Nach der Webseite der Gemeinde leitet sich der Name Palaiseau vom lateinischen palatiolum ab, einem Diminutiv von palatium. Der Name bezieht sich auf einen kleinen merowingischen Königspalast, in dem sich im 6. und 7. Jahrhundert der Pariser König Childebert I. und später Königin Bathilde, die Witwe von Chlodwig II., mit ihrem Sohn Chlothar III. aufgehalten haben sollen.[1] Die spätere Entwicklung der Gemeinde wurde geprägt durch deren Nähe zu Paris und ihre Rolle als Zwischenstation auf der Achse Paris-Chartres.

Bis zum 18. Jahrhundert ähnelte Palaiseau einem großen Straßendorf und stützte sich wirtschaftlich auf Aktivitäten, die an die geografischen Gegebenheiten angepasst waren:[1]

  • Auf dem Plateau von Saclay fand hauptsächlich Getreideanbau statt.
  • An den Hängen zwischen dem Plateau und dem Tal wurde zunächst Wein angebaut, später Gemüse.
  • Im Tal befanden sich Mühlen, Webereien und auch große Wiesenflächen für die Heugewinnung. Durch die Entwicklung des Handels und des Handwerks entstanden neue Erwerbszweige.

Palaiseaus Funktion als Relaisstation für Postkutschen wandelte sich Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Ort wurde 1860 an die Eisenbahn angeschlossen und entwickelte sich in der Folge zu einem auch bei Prominenten beliebten Urlaubsort. Schriftstellerinnen und Schriftstellern wie unter anderem George Sand, Alexandre Dumas der Jüngere oder Charles Péguy folgten betuchte Bürger, die sich Villen und kleine Schlösser in der Nähe der Bahnstationen errichten ließen.[1]

Fort de Palaiseau

Plan der Forts zur Verteidigung von Paris (Mitte rechts: Vaujours)[2]
Fort de Palaiseau und seine beiden Batterien

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde das Fort de Palaiseau errichtet. Es war Teil der Barrière de fer („Eiserne Barriere“) zur Verteidigung von Paris. Zu der Festung am Rande des Saclay-Plateaus gehören die beiden Batterien La Pointe und L’Yvette.[3]

Die Festungsanlage, die nie von direkten Kriegshandlungen betroffen war[4], wurde von der französischen Armee als Kaserne genutzt und während des Zweiten Weltkriegs von deutschen Truppen besetzt.[5] Vor der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht diente die Batterie de l'Yvette vom 1. März 1940 an vorübergehend als Centre de séjour surveillé (CSS, Bewachtes Wohnzentrum). Als Nebenlager des Fort de Vaujours wurden hier etwa 30 indésirables untergebracht[6] – aus der Haft entlassene Personen, die nach Auffassung der Behörden eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellten.[7] Wie lange dieses Internierungslager bestand und was mit den Internierten geschah, ist nicht bekannt.[8] 1947 wurde die Batterie de l'Yvette als Labor eingerichtet und wird heute von der École Nationale Supérieure des Techniques Avancées (ENSTA) genutzt. Laut Google-Maps handelt es sich dabei um das Laboratoire d’Optique Appliquée (LOA)[9] der ENSTA. Von der ursprünglichen Bausubstanz ist nur noch wenig erhalten geblieben.[10]

Das eigentliche Fort de Palaiseau ist Sitz der ONERA, dem Office national d’études et de recherches aérospatiales. Die Batterie de la Pointe beherbergte von 1947 bis 1969 das Centre national d’études des télécommunications (CNET), das die Kasernen in Büros und Laboratorien umwandelte. Eine Nachnutzung fand noch bis 1987 statt, bevor dann die Batterie 1998 in kommunalen Besitz überging. In Zusammenarbeit mit der ADPP soll die Batterie das Herzstück eines Naturschutzgebietes werden.[4]

Bildung

Drei bedeutende technische Hochschulen (Grandes écoles) haben ihren Sitz in Palaiseau: Die École polytechnique, die ENSTA ParisTech (École nationale supérieure de techniques avancées) und die Institut d’Optique Graduate School. Die ersten beiden sind nun in Institut polytechnique de Paris und die dritte in Universität Paris-Saclay zusammengefasst.

Wirtschaft

Mit der Firma „Solems“ hat sich hier ein wachstumsorientiertes High-Tech-Unternehmen angesiedelt, das sich vor allem auf Solarzellen und Dünnschichtmodule aus amorphem Silizium sowie auf Lichtsensoren und photovoltaische Inselsysteme spezialisiert hat.

Verkehr

Palaiseau ist mit drei Stationen an der S-Bahn-artigen Vorortsbahnstrecke RER B an den öffentlichen Nahverkehr im Großraum Paris angebunden. Im benachbarten Massy befindet sich der Bahnhof Massy-Palaiseau, ein Doppelbahnhof für die Strecken RER B und RER C. Gleich daneben liegt der Bahnhof Massy TGV, der Anschluss an das französische Hochgeschwindigkeitszugsystem bietet. Ferner führt die Autoroute A10 (L’Aquitaine) mit einer Anschlussstelle am Bahnhof Massy-Palaiseau durch die Stadt.

Sehenswürdigkeiten

Siehe: Liste der Monuments historiques in Palaiseau

Städtepartnerschaften

Das westfälische Unna in Deutschland ist die Partnerstadt von Palaiseau.

Töchter und Söhne der Gemeinde

Literatur

  • Le Patrimoine des Communes de l’Essonne. Flohic Éditions, Band 2, Paris 2001, ISBN 2-84234-126-0, S. 850–859.

Weblinks

Commons: Palaiseau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c VILLE DE PALAISEAU: Ville historique
  2. Mit der Karte warb der Ullstein Verlag für seine ab 1915 herausgegebene Heftreihe Die große Zeit. Illustrierte Kriegsgeschichte.
  3. Eine ausführliche Darstellung der kompletten Festungsanlage mit vielen Fotos findet sich auf der Webseite des Office de Tourisme Paris-Saclay und der ASSOCIATION ADPP.
  4. a b Office de Tourisme Paris-Saclay: Palaiseau sous protection
  5. La Batterie de la pointe
  6. Les 1001 vies des cinq centres d’internement franciliens, Le Grand Parisien, 4. August 2021
  7. Fondation pour la Mémoire de la Déportation: Camp d'internement Vaujours
  8. Nähere Informationen hierüber sind wahrscheinlich in einem Buch von Thierry Marchand zu finden: «Camps d’internement en France, 1939-1940. La drôle de guerre des indésirables français», Éditions Charles Corle. Auf dieses Buch bezieht sich ein Artikel in Le Parisien, der leider nur für Abonnenten zugänglich ist. (Online). Im Vorspann des Artikels ist von fünf Internierungslagern für "unerwünschte Personen" in der Île-de-France die Rede. Kurzbeschreibungen dieser fünf Lager enthält der bereits zitierte Artikel Les 1001 vies des cinq centres d’internement franciliens (siehe Weblinks).
  9. LOA-Homepage
  10. ADPP: Quatre quartiers du plateau de Palaiseau. Auf dieser Webseite befinden sich detaillierte Pläne zur Lage des Forts und seiner beiden Batterien.