Patrozinium

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Mariensäule und Dom zu Unserer Lieben Frau, München

Als Patrozinium (von lat. patrocinium ‚Beistand‘) wird die Schutzherrschaft eines Patrons oder einer Patronin bezeichnet, der eine Einrichtung (Kirche, Spital, Schule) unterstellt wird. Das Wort wird auch für das „Hochfest“ oder „Patronatsfest“ gebraucht, an welchem der Heilige gefeiert wird, dem die Kirche geweiht ist, der Titelheilige. Meist bestimmt das Patrozinium das äußere und innere Bildprogramm.

Geschichte

In der Alten Kirche war es zunächst Brauch, am Grab eines heiligen Märtyrers dessen Beistand zu erflehen. Durch die Reliquientranslation wurde es möglich, Kirchengebäude an einem beliebigen Ort bei der Altarweihe mit einer Reliquie zu versehen; oft wurde die Kirche dann auch dem Patrozinium dieses Heiligen unterstellt. Die Reliquie wurde in der Regel in eine Aussparung des Altars eingefügt. Neben Heiligenreliquien konstituierten auch Partikel (z. B. des Heiligen Kreuzes) oder Glaubensgeheimnisse, wie etwa des Leibes oder Blutes Christi, des Heiligsten Herzens Jesu, des Heiligen Geistes oder der Verklärung, ein Patrozinium. Ist eine Kirche nicht einem Heiligen, sondern einem Glaubensgeheimnis geweiht, spricht man auch vom „Titularfest“.

Im Kirchenrecht heißt es: „Jede Kirche muss ihren Titel (titulus) haben, der nach vollzogener Weihe nicht geändert werden kann.“ (CIC c. 1218). Das Patrozinium einer Kirche – der „Titelheilige“ – ist somit endgültig. Jedoch konnte im Laufe der Zeit das Patrozinium durch einen Compatron oder Patronus secundarius verdrängt werden, wenn etwa die Kirche Reliquien eines bedeutenderen Heiligen oder etwa einen Splitter vom Heiligen Kreuz erhielt oder ein anderer Heiliger dem Zeitgeist mehr zu entsprechen schien.[1]

Stiftung eines Patroziniums

Am Patrozinium kann man mitunter erkennen, wer eine Kirche finanziert hat. So stifteten zum Beispiel Kaufleute gerne Kirchen mit einem Nikolauspatrozinium, da dieser als Schutzpatron der Kaufleute galt.

Ein Marienpatrozinium geht mit der Bezeichnung als Frauenkirche, Liebfrauen oder Unserer Lieben Frau einher. In der Frühzeit der deutschen Ostkolonisation wurden die ersten Kirchen oft dem heiligen Petrus geweiht, Taufkirchen dem heiligen Johannes dem Täufer. In manchen Zeiten oder Regionen gab es besonders verehrte Heilige, denen zahlreiche Kirchen geweiht wurden. Das gilt zum Beispiel für die heilige Anna, deren Verehrung um 1500 an Bedeutung gewann, sowie für zahlreiche in Deutschland während des Kulturkampfes neu erbaute und dem heiligen Josef geweihte Kirchen.

Zum Hochfest des jeweiligen Schutzpatrons wird in katholischen Gegenden ein Patronatsfest gefeiert, meist mit einer Prozession. Steht eine Kirche unter dem Schutz mehr als eines Schutzpatrons, gibt es neben dem Hauptpatron Mitpatrone (auch „Konpatron“, Compatron, Patronus secundarius [„Zweitpatron“]).

Entwicklung

Während die örtlichen Schutzheiligen und die mit ihnen verbundenen Kirchenfeste in Nord- und Mitteleuropa an Bedeutung verloren haben, ist dies in Teilen Südeuropas und in den christlichen Ländern der Dritten Welt oft anders.

Unter den rund 10.000 Patrozinien von Pfarreien in Deutschland beziehen sich etwa 1400 auf Maria. Doch einigen Patronen ist nur eine einzige Pfarrgemeinde geweiht.[2]

Literatur

Patrozinienforschung allgemein

Regionale Studien

  • Herwig Ebner: Patrozinienkarte, in: Harry Kühnel (Red.): Romanische Kunst in Österreich (Katalog zur Ausstellung in der Minoritenkirche in Krems-Stein, 1964). Österreichische Staatsdruckerei, Wien 1964, S. 290.
  • Peter Ilisch, Christoph Kösters (Bearb.): Die Patrozinien Westfalens von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches. Aschendorff, Münster 1992. ISBN 3-402-03838-2.
  • Franz Zarl: Die Besiedlung und Christianisierung des Viertels ob dem Wienerwald im Lichte der Volkskunde. Patrozinienforschung und Ortsnamenkunde. Dissertation, Wien 1963.

Weblinks

Wiktionary: Patrozinium – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Alois Schröer: Patron, Patronin, Patrozinium. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 7. Herder, Freiburg im Breisgau 1998, Sp. 1478 ff.
  2. Steffen Zimmermann: Pfarreien in Deutschland: Diese Kirchenpatrone sind einmalig. In: katholisch.de. 10. Juli 2020, abgerufen am 10. Juli 2020.