Peter Sunde

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Peter Sunde (2009)

Peter Sunde Kolmisoppi (alias brokep; * 13. September 1978 in Uddevalla) ist ein schwedischer Unternehmer, Softwareentwickler und IT-Experte. Er hat norwegische und finnische Wurzeln.[1][2] Er ist für seine Tätigkeiten als Mitgründer und ehemaliger Sprecher von The Pirate Bay sowie als Gründer von Flattr bekannt.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Sunde Kolmisoppi wurde am 13. September 1978 in Uddevalla als zweites Kind eines Reisemonteurs und einer Personalberaterin geboren. Sein älterer Bruder ist der Schriftsteller Mats Kolmisoppi. Als Sunde zwischen acht und neun Jahren alt war, ließen sich seine Eltern scheiden, woraufhin er mit seinem Bruder und seiner Mutter nach Bergen in Norwegen zog. Sunde begann zu dieser Zeit mit dem Programmieren und dem Kopieren von Videospielen und Computerprogrammen.[4]

2003 wurde er Mitglied der schwedischen Piratbyrån, und einige Monate später gründeten Sunde, Fredrik Neij und Gottfrid Svartholm The Pirate Bay, wobei Sunde Pressesprecher wurde.[5] Er blieb bis Ende 2009 Sprecher von The Pirate Bay. Im August 2011 gründeten Sunde und Fredrik Neij die File-Sharing-Seite Bayfiles, die auf legales Tauschen abzielt.[6] Sunde spricht Schwedisch, Norwegisch, Englisch, Finnisch und Deutsch.[7]

Zur Europawahl 2014 trat Sunde für die Piratenpartei Finnland an.[8]

Gerichtsprozess gegen Mitglieder von The Pirate Bay[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 31. Januar 2008 wurden die Betreiber von The Pirate Bay – Sunde, Fredrik Neij, Gottfrid Svartholm und Carl Lundström – wegen Beihilfe zu Verstößen gegen das Urheberrecht angeklagt.[9] Der Pirate-Bay-Prozess begann am 16. Februar 2009. Am 17. April 2009 wurden Sunde und die Mitangeklagten wegen der „Hilfe zur Verfügbarmachung von Copyright-Inhalten“ schuldig befunden. Jeder Angeklagte wurde zu einem Jahr Haft und zu einer Schadensersatzzahlung von 30 Millionen Schwedischen Kronen (etwa 2.700.000 Euro oder 3.600.000 US-Dollar), aufgeteilt auf alle Angeklagten, verurteilt.[10] Nach dem Urteil wurde eine Pressekonferenz gehalten, in der Sunde einen handgeschriebenen Schuldschein in die Höhe hielt, wobei er angab, dass dies der komplette Schadensersatz sei, den er zahlen wird. Er sagte zudem:

“Even if I had any money I would rather burn everything I own and not even give them the ashes. They could have the job of picking them up. That's how much I hate the media industry.”

„Selbst wenn ich irgendwelches Geld hätte, würde ich eher alles verbrennen, was ich habe, und ihnen nicht einmal die Asche geben. Sie könnten die Aufgabe bekommen, sie aufzusammeln. So sehr hasse ich die Medienindustrie.“[11]

Die Verteidigungsanwälte verfügten am Appellationsgericht Svea hovrätt einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens vor dem Landesgericht aufgrund des Verdachts der Befangenheit des Richters Tomas Norström, der, ohne dies vor dem Prozess bekanntzugeben, in zwei Vereinigungen aktiv war, die sich um die Wahrung und Entwicklung des Urheberrechts bemühen.[12][13] Nach schwedischem Recht treten Urteile nicht in Kraft, bis alle Berufungen bearbeitet sind. In einem Berufungsverfahren im Jahr 2010 wurden die Haftstrafen abgemildert, so wurde Sunde zu acht Monaten Haft verurteilt, die insgesamte Schadensersatzzahlung jedoch auf 46 Millionen schwedische Kronen (etwa 5,2 Millionen Euro) angesetzt.[14] Anfang 2012 wurde ein weiteres Berufungsgesuch vom obersten Gerichtshof Högsta domstolen abgelehnt, wodurch das Urteil rechtskräftig wurde.[15][16] Im Mai 2012 richtete Sunde ein Gnadengesuch an die schwedische Regierung, bei dem er auf seine Gesundheit und die geschäftlichen Angelegenheiten seines Unternehmens Flattr hinwies.[17] Im Juni 2012 legte Sunde zusammen mit Fredrik Neij Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ein, welcher mit dem Beschluss am 19. Februar 2013 die Beschwerde als unzulässig zurückwies.[18][19] Im Mai 2014 bestätigte Schwedens Oberstes Gericht das Urteil gegen ihn.

Am 31. Mai 2014 wurde Sunde in Oxie nahe Malmö festgenommen.[20][21] Sunde saß daraufhin im Gefängnis Västervik Norra ein.[22] Am 10. November 2014 wurde Sunde wieder freigelassen.[23]

Teile eines Interviews mit Sunde, in denen er über Copyright, das Internet und Kultur spricht, sind in der Dokumentation Steal This Film enthalten.

Flattr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flattr-Buttons

Flattr ist ein Social-Payment-Service, welcher von Peter Sunde und Linus Olsson gegründet wurde. Er erlaubt Benutzern, mittels Klicken eines „Flattr-Buttons“ auf Webseiten kleine Geldbeträge zu spenden. Zur Zeit der Ankündigung des Service im Februar 2010 erklärte Sunde, dass das monatlich eingezahlte Geld gleichmäßig zwischen den geklickten Buttons im Monat verteilt werde. Er sagte zudem: „Wir wollen die Menschen dazu bewegen, Geld genauso wie Content zu teilen“.[24] Im Oktober 2010 gab er seinen Rücktritt aus dem Aufsichtsrat von Flattr bekannt, wobei er weiter für Flattr arbeitet.[25]

Hemlis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hemlis (umgangssprachlich schwedisch für Geheimnis) war die Idee eines Ende-zu-Ende-verschlüsselten Privatnachrichtendienstes, welche Sunde gemeinsam mit Leif Högberg und Linus Olsson am 10. Juli 2013 veröffentlichte. Das zeitgleich gestartete Crowdfunding, bei welchem man 100.000 USD für die Entwicklung einsammeln wollte, konnte nach drei Tagen und sieben Stunden mit 152.310 US-Dollar erfolgreich abgeschlossen werden. Der Hemlis Messenger war zuletzt in der Beta-Phase und wurde von Usern (Android, iOS) getestet. Die Weiterentwicklung wurde zum 22. April 2015 eingestellt.[26]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Europawahl 2014 kandidierte Sunde in Finnland für die dortige Piratenpartei. Die Europäische Piratenpartei (PPEU) nominierte ihn gemeinsam mit der PPEU-Vorsitzenden Amelia Andersdotter als Kandidaten für das Amt des Kommissionspräsidenten.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Peter Sunde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alexander Kuprijanko: Jag känner inte att jag gör något fel. Sydsvenskan, 7. Februar 2009, archiviert vom Original am 10. April 2009; abgerufen am 6. Mai 2012 (schwedisch).
  2. Darren Waters: Countdown to Pirate Bay verdict. BBC, 16. April 2009, abgerufen am 20. April 2012.
  3. Joakim Thorkildsen: Norske Peter tiltalt i The Pirate Bay-saken. Dagbladet, 31. Januar 2008, abgerufen am 6. Mai 2012.
  4. Adam Svanell: Historien om Pirate Bay. Svenska Dagbladet, 9. Februar 2009, abgerufen am 6. Mai 2012.
  5. Ernesto Van Der Sar: Pirate Bay’s Founding Group ‘Piratbyrån’ Disbands. TorrentFreak, 23. Juni 2010, abgerufen am 6. Mai 2012.
  6. Kevin Parrish: Pirate Bay Founders Launch "Legal" File-Sharing Site. Tomsguide.com, 31. August 2011, abgerufen am 6. Mai 2012.
  7. EUP 2014. 14. Mai 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Mai 2018; abgerufen am 6. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/blog.brokep.com
  8. Ernesto: Pirate Bay Co-Founder to Run For European Parliament. TorrentFreak, 14. Mai 2013, abgerufen am 21. März 2014.
  9. David Kravets: Pirate Bay Future Uncertain After Operators Busted. Wired, 31. Januar 2008, abgerufen am 6. Mai 2012.
  10. enigmax: The Pirate Bay Trial: The Official Verdict – Guilty. TorrenFreak, 17. April 2009, abgerufen am 6. Mai 2012.
  11. Jemima Kiss: Pirate Bay defendant: we can’t and won’t pay. The Guardian, 17. April 2009, abgerufen am 6. Mai 2012.
  12. The Pirate Bay Away From Keyboard. TPB AFK, 8. Februar 2013, abgerufen am 13. Februar 2013.
  13. Pirate Bay lawyer calls for retrial. The Local, 23. April 2009, abgerufen am 6. Mai 2012.
  14. Gründer der Pirate Bay müssen ins Gefängnis. Süddeutsche Zeitung, 2. Februar 2012, abgerufen am 6. Mai 2012.
  15. Reinhard Wolff: Knast für Piraten. die tageszeitung, 1. Februar 2012, abgerufen am 6. Mai 2012.
  16. Pirate Bay: Berufung abgelehnt, Tauschbörsen-Gründer müssen ins Gefängnis. PC Games, 1. Februar 2012, abgerufen am 6. Mai 2012.
  17. Enigmax: Pirate Bay Founder Peter Sunde Requests Pardon. TorrentFreak, 11. April 2012, abgerufen am 1. Juni 2014.
  18. Enigmax: Pirate Bay Founders File Appeals With Human Rights Court. TorrentFreak, 21. Juni 2012, abgerufen am 1. Juni 2014.
  19. NEIJ AND SUNDE KOLMISOPPI v. SWEDEN (Appl.no. 40397/12). Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, 19. Februar 2013, abgerufen am 1. Juni 2014.
  20. Pirate-Bay-Mitgründer Peter Sunde verhaftet. Heise.de, 1. Juni 2014.
  21. Peter Sunde gripen i Skåne. aftonbladet.se, 1. Juni 2014.
  22. Losing Weight, Pirate Bay Founder Requests Security Downgrade. torrentfreak.com, 3. Juli 2014.
  23. Pirate Bay Founder Peter Sunde Released From Prison. torrentfreak.com, 10. November 2014.
  24. Pirate boss to make the web pay. BBC, 12. Februar 2010, abgerufen am 6. Mai 2012.
  25. Christian Klaß: Peter Sunde tritt zurück. Golem, 13. Oktober 2010, abgerufen am 6. Mai 2012.
  26. Sometimes you understand. Heml.is, 22. April 2015, abgerufen am 1. Mai 2015.