Pfaffenhoffen

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Pfaffenhoffen
Pfaffenhoffen (Frankreich)
Pfaffenhoffen (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département Bas-Rhin
Arrondissement Haguenau-Wissembourg
Gemeinde Val-de-Moder
Koordinaten 48° 51′ N, 7° 37′ OKoordinaten: 48° 51′ N, 7° 37′ O
Postleitzahl 67350
Ehemaliger INSEE-Code 67372
Eingemeindung 1. Januar 2016
Status Commune déléguée

Ehemalige Mairie (Rathaus) Pfaffenhoffen
Evangelische Kirche

Pfaffenhoffen (elsässisch Pfaffhoffe, deutsch Pfaffenhofen) ist eine Commune déléguée in der französischen Gemeinde Val-de-Moder mit 2.666 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2021) im Département Bas-Rhin in der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass und in der Region Grand Est.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Noch vor 1289 kauften die Herren von Lichtenberg,[1] zunächst zusammen mit den Herren von Ochsenstein,[2] Pfaffenhofen. 1454 kam auch der ochsensteinische Anteil an Lichtenberg.[3] 1471 schließlich kauften die Herren von Lichtenberg das letzte Viertel von Pfaffenhofen, das sich noch im Besitz einiger Bürger von Hagenau befand.[4] Pfaffenhofen war ein Reichslehen.[5] 1335 wurde eine Landesteilung zwischen der mittleren und der jüngeren Linie des Hauses Lichtenberg durchgeführt. Pfaffenhofen fiel dabei an Ludwig III. von Lichtenberg, der die jüngere Linie des Hauses begründete.[6] Diese Landesteilung war auch Anlass für eine neue interne Organisation der Herrschaft Lichtenberg: Die Ämter Ingweiler und Buchsweiler der Herrschaft Lichtenberg neu organisiert werden. Dabei wurde unter anderem das Amt Pfaffenhofen ausgegliedert und verselbständigt, zu dem auch Pfaffenhofen als der namensgebende Ort und Sitz der Amtsverwaltung gehörte.[7]

Anna von Lichtenberg (* 1442; † 1474), eine der beiden Erbtöchter Ludwigs V. von Lichtenberg (* 1417; † 1474) heiratete 1458 den Grafen Philipp I. den Älteren von Hanau-Babenhausen (* 1417; † 1480), der eine kleine Sekundogenitur aus dem Bestand der Grafschaft Hanau erhalten hatte, um heiraten zu können. Durch die Heirat entstand die Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Nach dem Tod des letzten Lichtenbergers, Jakob von Lichtenberg, eines Onkels von Anna, erhielt Philipp I. d. Ä. 1480 die Hälfte der Herrschaft Lichtenberg. Zu dieser Hälfte gehörte auch Amt und Gemeinde Pfaffenhofen.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg (1514–1590) führte nach seinem Regierungsantritt 1538 die Reformation in seiner Grafschaft konsequent durch, die nun lutherisch wurde.

Durch die Reunionspolitik Frankreichs fielen 1680 erhebliche der im Elsass gelegenen Teile der Grafschaft Hanau-Lichtenberg unter die Oberhoheit Frankreichs. Dazu zählte auch Pfaffenhofen.

1736 starb mit Graf Johann Reinhard III. der letzte männliche Vertreter des Hauses Hanau. Aufgrund der Ehe seiner einzigen Tochter, Charlotte (* 1700; † 1726), mit dem Erbprinzen Ludwig (VIII.) (* 1691; † 1768) von Hessen-Darmstadt fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg nach dort. Im Zuge der Französischen Revolution fiel dann der linksrheinische Teil der Grafschaft Hanau-Lichtenberg – und damit auch Pfaffenhofen – an Frankreich.

Seit dem 1. Januar 2015 gehört Pfaffenhoffen zum Arrondissement Haguenau-Wissembourg, vorher zum Arrondissement Saverne.[8]

Die Gemeinde Pfaffenhoffen wurde mit Wirkung vom 1. Januar 2016 mit den früheren Gemeinden Uberach und La Walck zur Commune nouvelle Val de Moder zusammengelegt.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1798[9] 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2005 2013
1028 1802 2098 2306 2261 2285 2468 2677 2794

Juden in Pfaffenhoffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Nachweis über Juden in Pfaffenhoffen stammt aus dem Jahr 1594, viel später als in Bouxwiller oder Neuviller, wo Juden ab dem Beginn des 14. Jahrhunderts nachgewiesen sind. Bis zu den Verwüstungen 1673/74 und den Verfolgungen 1678 war die Gemeinde zahlreich, danach lebten nur noch wenige Juden in Pfaffenhoffen. 1702 gab es drei Familien, 1723 zehn Familien. In der Volkszählung 1784 wurden 84 Personen in 17 Familien erfasst. 1791 wurde die Synagoge erbaut. Vor dem Ersten Weltkrieg lebten 132 Juden in Pfaffenhoffen. Im Jahr 1894 belief sich das Budget der Gemeinde auf 1297 Mark, relativ viel. Während der deutschen Besatzung von 1940 bis 1944 flohen die meisten Juden oder wurden deportiert, es kehrten nach dem Krieg nur zwei Familien zurück.[10]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemalige Synagoge
Römisch-katholische Kirche St. Peter und Paul

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pantaleon Blasius (um 1520–nach 1560), protestantischer Geistlicher und Reformator, Pfarrer von Pfaffenhoffen
  • Gottfried Jakob Schaller (1762–1831), protestantischer Geistlicher und Autor, war von 1785 bis 1831 Pfarrer von Pfaffenhoffen.
  • Albert Schweitzer (1875–1965), deutsch-französischer Arzt, evangelischer Theologe, Organist, Philosoph und Pazifist. Schweitzer war Bürger von Pfaffenhoffen. Nach ihm ist die Rue du Docteur Albert Schweitzer, ein Abschnitt der Departementsstraße D 919, benannt.
  • Walter Biel (1933–2024), Schweizer Ökonom, Politiker (LdU) und Journalist

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Zeiller: Pfaffenhofen. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Alsatiae etc. (= Topographia Germaniae. Band 3). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 42 (Volltext [Wikisource]).
  • Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).
  • Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
  • Alfred Matt: Bailliages, prévôté et fiefs ayant fait partie de la Seigneurie de Lichtenberg, du Comté de Hanau-Lichtenberg, du Landgraviat de Hesse-Darmstadt. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace. 111/112 (2, 3 / 1980), S. 7–9.
  • Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Band 1, Flohic Editions, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 227–234.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pfaffenhoffen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. … Band 10, 1985, S. 53.
  2. Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. … Band 10, 1985, S. 57.
  3. Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. … Band 10, 1985, S. 74, 140.
  4. Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. … Band 10, 1985, S. 76.
  5. Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. 1962, S. 15.
  6. Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. … Band 10, 1985, S. 79f.
  7. Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. … Band 10, 1985, S. 238.
  8. Legfrance: Décret n° 2014-1722 du 29 décembre 2014 portant suppression des arrondissements de Strasbourg-Campagne et de Wissembourg (département du Bas-Rhin).
  9. Alfred Matt: Bailliages, prévôté et fiefs ayant fait partie de la Seigneurie de Lichtenberg, du Comté de Hanau-Lichtenberg, du Landgraviat de Hesse-Darmstadt. 1980, S. 7.
  10. André-Marc Haarscher: Pfaffenhoffen naissance, vie et mort d'une kehilla alsacienne. In: Judaïsme de l'Alsace et de la Lorraine. 1984, abgerufen am 28. Juli 2023 (französisch).