Pfinzing von Henfenfeld

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Ursprüngliches Stammwappen (vor 1300) der Pfinzing
Ursprüngliches Stammwappen (vor 1300) der Pfinzing
Wappen, das die Pfinzing um 1300 von den Gewsmyd (Geuschmid) übernahmen
Wappen, das die Pfinzing um 1300 von den Gewsmyd (Geuschmid) übernahmen

Die Pfinzing von Henfenfeld, auch Pfintzing, waren eine der ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg. Sie wurden 1233 zuerst urkundlich erwähnt und waren von Anfang der Ratsaufzeichnungen 1274 bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1764 im Inneren Rat vertreten. Damit waren sie die älteste Nürnberger Ratsfamilie.[1] Sie gehörten somit auch nach dem Tanzstatut von 1521 zu den zwanzig alten ratsfähigen Geschlechtern. 1764 sind sie erloschen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pfinzing (auch: Pfintzing) stammten aus der Reichsministerialität um Nürnberg und wurden mit Sifridus de Nurinberc, genannt Pfincinch, erstmals 1233 in einer Urkunde des Klosters Heilsbronn erwähnt. Das Geschlecht zählte zu den bedeutendsten Nürnberger Patrizierfamilien.

Bereits seit 1274 besetzten die Pfinzing mehrfach das Amt des Reichsschultheißen, zuerst mit Markward Merklin Pfinzing (1210–1278). Im 14. Jahrhundert waren sie ein Machtfaktor in der weit gespannten Nürnberger Handelspolitik. Frühzeitig sind auch eigene Handelsaktivitäten in Südosteuropa, in Italien sowie als Teilhaber der Stromerschen Handelsgesellschaft belegt. Bertold Pfinzing († 1405), der Schwiegersohn von Ulrich Stromer, war Ratgeber und Finanzier von König Wenzel. Auch sein Sohn, der Bürgermeister Sebald Pfinzing († 1431), spielte eine große Rolle in der Politik. Er war, mit Peter Volckamer, 1411/31 wichtigster Nürnberger Verbindungsmann zu König Sigismund und damals einer der reichsten Bürger der Stadt. 1413 verpfändete ihm Burggraf Johann III. die Stadt Erlangen; das Pfand wurde 1432 wieder eingelöst.

Im 16. Jahrhundert besaßen die Pfinzing ein weit gespanntes Handelsnetz mit Stützpunkten unter anderem in Venedig, Salzburg, Augsburg, Regensburg, Leipzig und Breslau. Sie handelten mit Textilien und Gewürzen, engagierten sich im Schlaggenwalder Zinnhandel und vor allem im Mansfelder Hüttenhandel. Sie machten Geschäfte mit der Eisenerzgewinnung und -verarbeitung in der Oberpfalz und besaßen in Ludwigsstadt (Oberfranken) eine eigene Seigerhütte. Die Pfinzing gehörten, zusammen mit den Imhoff, Tucher und Welser, noch im 17. Jahrhundert zu den letzten aktiven patrizischen Fernhändlern.

Seifried III. Pfinzing (1444–1514) war Ratsbaumeister und Mitglied des Inneren Rats. Aus seiner zweiten Ehe mit Barbara Grundherr stammte der Sohn Melchior Pfinzing (1481–1535), Propst zu St. Sebald und Rat Kaiser Maximilians I. Gemeinsam mit dem Kaiser und dessen Schreiber Marx Treitzsaurwein verfasste er die allegorische Verserzählung Theuerdank. 1514 stiftete er das Pfinzing-Chörlein am Sebalder Pfarrhaus und 1515 das Pfinzing-Fenster in der Sebalduskirche, das Albrecht Dürer entwarf. Sein Bruder Martin I. Pfinzing (1490–1552) erwarb 1530 die Burg Henfenfeld. Es existieren Porträtzeichnungen beider Brüder von Dürer.

Martin II. Pfinzing (1521–1572) wurde als erster Obermarktsherr, gemeinsam mit Hans Welser, in den Handelsvorstand der Nürnberger Börse gewählt.[2][3] Bekanntester Familienvertreter war Paul Pfinzing (1554–1599), der als Waldherr des Reichwalds zu einem bedeutenden Kartografen des reichsstädtischen Territoriums wurde.

Burg Henfenfeld

Der Reichtum der Pfinzing dokumentierte sich in zahlreichen Besitzungen in und um Nürnberg. 1530 kaufte Martin I. Pfinzing (1490–1552) von den Egloffsteins die Burg Henfenfeld und nannte seine Linie Pfinzing von Henfenfeld; der Namenszusatz wurde später als Adelstitel anerkannt und 1554 durch eine Wappenbesserung bestätigt, wobei die Pfinzing ihr Wappen um einen Herzschild mit dem Wappen der schon im 14. Jahrhundert ausgestorbenen Reichsministerialen von Henfenfeld mehrten. Die Burg wurde im Zweiten Markgrafenkrieg 1553 niedergebrannt, als markgräfliche Truppen einfielen, deren Parteigänger Hans von Egloffstein sich von den Pfinzings um sein Eigen gebracht sah. Die Pfinzing bauten die Burg wieder auf und brachten sie in eine Familienstiftung ein (im Nürnberger Patriziat Vorschickung genannt), die vom Familienältesten administriert wurde. Sie blieben dort Burgherren bis zum Erlöschen des Hauptzweiges der Familie 1764.

Seyfried Pfinzing vermachte 1617 den größten Teil seines beträchtlichen Vermögens, darunter seine Güter zu Wendelstein[4], Günthersbühl und Nuschelberg der nach ihm benannten Wohltätigkeitsstiftung. Die Verwaltung der Stiftung übernahm sein Neffe Sebastian Scheurl. 1664 kaufte Carl Pfinzing von Henfenfeld das Gut Günthersbühl von der Stiftung zurück; die Familie behielt es bis zum Verkauf 1723, hielt aber das Reichslehen noch bis 1760.

Die Henfenfelder Hauptlinie des Geschlechts starb mit dem Reichsschultheißen Johann Sigmund Pfinzing von Henfenfeld (1712–1764) aus. Danach fiel die Administration der Stiftung an die Brüder seiner Witwe, einer geborenen Haller von Hallerstein.

Schloss Großgründlach

Nebenlinien der Familie waren: die Nürnberger Linie († 1598), die Pfinzing von Weigelshof († 1617) und die Pfinzing von Gründlach († 1739).

Die Herrschaft Großgründlach, ursprünglich eine Reichsministerialenburg, dann ein Zisterzienserinnenkloster, hatten die Pfinzing 1616 von den Geuder geerbt, was zu jahrzehntelangen Prozessen mit der Familie Welser führte, die ebenfalls Erbansprüche auf Gründlach erhob. 1634 wurden im Dreißigjährigen Krieg Schloss, Dorf und Kirche durch kurbairische Truppen zerstört. Das Gründlacher Schloss blieb 50 Jahre als Ruine liegen. Erst 1685 begann Karl Sebastian Pfinzing mit dem Wiederaufbau als barocken Vierflügelbau, der 1698 vollendet war. 1739, nach Erlöschen der Gründlacher Linie, fiel die Herrschaft an die Henfenfelder Linie und mit deren Erbe 1764 an die Haller von Hallerstein, die Henfenfeld 1817 verkauften und das Gründlacher Schloss bis heute als Familienstiftung besitzen.

Ehemalige Besitzungen (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihr Nürnberger Stammhaus war bis 1445 der spätere „Fürershof“ am Maxtor (heute Areal des Altbaus des Johannes-Scharrer-Gymnasiums). Von 1530 bis 1764 (Familienstiftung bis 1817) besaßen sie den namensgebenden Stammsitz Henfenfeld und außerdem:

Pfinzing-Fenster in der Sebaldskirche, von Albrecht Dürer und Veit Hirsvogel, 1515 gestiftet von Melchior Pfinzing
Pfinzingschloss in Feucht

Bekannte Familienmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Markward Merklin Pfinzing (1210–1278), Reichsschultheiß von Nürnberg 1274–1276
  • Berthold II. Marquard Pfinzing (1232–1297), Reichsschultheiß 1277–1278 und ab 1281
  • Konrad Pfinzing, Reichsschultheiß 1319–1336
  • Berthold III. Pfinzing (1245–1322), Reichsschultheiß, Butigler
  • Sebald Pfintzing († 1431), Kaufmann, Ratsherr, Bürgermeister
  • Melchior Pfinzing (1481–1535), Propst zu St. Sebald, kaiserlicher Rat; Herausgeber und Mitverfasser des Theuerdank; 1514 Stifter des Pfinzing-Chörlein am Sebalder Pfarrhaus und 1515 des Pfinzing-Fensters in der Sebaldskirche (von Albrecht Dürer und Veit Hirsvogel)
  • Paul Pfinzing (1523–1570), Rat von Karl V. und Philipp II.
  • Paul Pfinzing (1554–1599), Ratsherr, Kaufmann und Kartograph, Erschaffer des Pfinzing Atlas

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen, ursprünglich von der Nürnberger Familie Geuschmid,[9] um 1300 übernommen (formale kaiserliche Genehmigung dazu 1465) und seither von den Pfinzing geführt, zeigt einen Gold über Schwarz geteilten Schild. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken zwei wie der Schild bezeichnete Büffelhörner. Das ursprüngliche Stammwappen der Pfinzing soll hingegen von Gold und Rot geteilt, oben ein oberhalber schwarzer Adler, unten ein silberner Ring, gewesen sein.[10] Fritz Pfinzing, (* etwa 1276; † zwischen 1327/1331) in Nürnberg erwähnt 1303–1327, war Geschworener Pfleger des Siechenhauses bei St. Johann. Verheiratet war er mit Elsbet Geuschmid (* etwa 1280/1285), der Tochter von Berthold Geuschmid (* etwa 1255/1260; † 1331), 1290 in Nürnberg erwähnt. Fritz Pfinzings Schwiegervater Berthold Geuschmid war wiederum der Sohn einer Pfinzing, Elisabeth (* etwa 1245). Fritz Pfinzing legte schließlich (um 1300) das alte Familienwappen der Pfinzing ab und nahm das Geuschmid-Wappen an: „Gold und Schwarz geteilt“. (Vgl. Pfinzingsche Ahnentafel in: Der Pfinzing-Atlas von 1594, StsA Nürnberg 1994.)[11] In den folgenden Jahrhunderten gab es einige Unklarheit, welches nun das eigentliche Stammwappen der Pfinzing war, so dass im Siebmacher zu Beginn des 18. Jahrhunderts fälschlicherweise den Geuschmid das ursprüngliche Stammwappen der Pfinzing zugeschrieben wurde. (Vgl. Abbildung.)

(Nach Wappenbesserung 1554) viergeteilt: Feld 1 und 4 von Gold und Schwarz geteilt (angeblich einst Wappen der Geuschmid), 2 und 3 von Gold und Rot geteilt, oben ein oberhalber schwarzer Adler, unten ein silberner Ring (angeblich ursprünglich Wappen der Pfinzing), belegt mit einem von Gold, Blau und Silber geteilten Herzschild († von Henfenfeld).

Historische Wappenbilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anm. 
Als sich 1501 der Nördlinger Patriziersohn Sixtus Oelhafen in Nürnberg mit Anna Pfinzing verehelichte, wurde das Wappen der Oelhafen gevierteilt und in die Felder 2 und 3 das alte Wappen der Pfinzing, ein schwarzer Adler in Gold über einem silbernen Ring in Rot, eingearbeitet.[12]

Stiftungen (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfinzing-Chörlein am Sebalder Pfarrhaus (gestiftet von Melchior Pfinzing, 1514)
  • Pfinzing-Fenster in der Sebaldskirche, 1515 gestiftet von Melchior Pfinzing, kaiserlicher Rat und Propst von St. Sebald (Entwurf von Albrecht Dürer, Ausführung von Veit Hirsvogel)[13]
  • Pfinzing Chörlein am Sebalder Pfarrhaus (Melchior Pfinzing, 1514)
  • Pfinzingsche Kleiderstiftung (Seyfried Pfinzing, 1617)
  • Eines der Nürnberger Seelhäuser

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Holzschuher werden zwar schon 1228 urkundlich erwähnt, kamen aber erst 1319 in den Inneren Rat. Die 1230 ersterwähnten Stromer folgten 1291 in den Rat, die Schmugenhofer 1291 (1469 erloschen), die Stein 1291 (1395 erloschen), alle übrigen Patriziergeschlechter erst nach 1300. Die schon 1230 erwähnten Waldstromer kamen sogar erst 1729 in den Inneren Rat.
  2. Richard Ehrenberg: Die alte Nürnberger Börse. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Band 8, Nürnberg 1889, S. 82–83.
  3. Friedrich Mayer: Nürnberg’s Handel und Industrie: Mit besonderer Berücksichtigung der Gegenwart. Nürnberg 1852, S. 53.
  4. Pfinzingschlösschen in Wendelstein
  5. Die Geschichte Neuendettelsaus (Memento des Originals vom 3. November 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.neuendettelsau.eu
  6. Steinbühl I auf herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
  7. Sündersbühl III auf herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
  8. Wendelstein III („Pfinzingschlösschen“) auf herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
  9. Bernhard Peter, Gernot Ramsauer, Alex Hoffmann Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1477 -Nürnberg (Mittelfranken): St. Jakob in Nürnberg (2) Aufschwörschilde des Deutschen Ordens.
  10. Fränkische Wappenrolle: Pfintzing / Pfinzing von Henfenfeld.
  11. Fritz Pfinzing in Nürnberg.
  12. Das Geschlecht derer von Oelhafen und die Herrenhöfe in Eismannsberg.
  13. Bernhard Peter, Gernot Ramsauer, Alex Hoffmann: Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1445, Pfinzing-Fenster im Chor von St. Sebald

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pfinzing von Henfenfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien