Lampionblume

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Physalis alkekengi)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Lampionblume

Lampionblume (Physalis alkekengi var. franchetii)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung: Blasenkirschen (Physalis)
Art: Lampionblume
Wissenschaftlicher Name
Physalis alkekengi
L.

Die Lampionblume (Physalis alkekengi) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Blasenkirschen (Physalis) in der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Der Trivialname Lampionblume leitet sich von dem lampionartigen Blütenkelch ab, der die auch Judenkirsche genannte Frucht umgibt und der zur Reifezeit intensiv gefärbt ist. Die früher lateinisch Alkekengi (auch Alkakengi) genannte Lampionblume war Bestandteil der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Heilkunde[1][2] und wird zuweilen als Zierpflanze verwendet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pflanzenteile der Lampionblume
(Historische Illustration, 1885)
Lampionblume blühend
Lampionblume, reife Früchte in der Hülle im Oktober/November
Samen der Lampionblume (Physalis alkekengi)

Erscheinungsbild und Laubblatt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lampionblume ist eine sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 40 bis 80 Zentimetern. Ihre Rhizome sind in Mitteleuropa winterhart. Die aufrechten, zum Teil aber auch niederliegenden, an ihrer Basis manchmal etwas verholzenden Stängel sind stumpfkantig, wenig verzweigt und meist flaumig behaart. Züchtungen, zum Beispiel die Varietät Physalis alkekengi var franchetii können Wuchshöhen von bis zu 100 Zentimetern erreichen.

Meist stehen zwei Laubblätter beieinander. Der Blattstiel weist eine Länge von 1 bis 3 Zentimetern auf. Die einfache Blattspreite ist mit einer Länge von 5 bis 15 Zentimetern und einer Breite von 2 bis 8 Zentimetern schmal bis breit eiförmig mit stumpfer ungleichseitiger Spreitenbasis und oben zugespitzt. Der Blattrand ist glatt, grob gezähnt oder manchmal auffallend ungleich deltaförmig gelappt. Die Blattflächen sind kahl oder flaumig behaart.

Blüte, Frucht und Samen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Juli bis Oktober. Der 0,6 bis 1,6 Zentimeter lange Blütenstiel ist kahl, flaumig oder zottig behaart und leicht gebogen, so dass die eher unscheinbaren Blüten nach unten hängen. Die Blüte stehen einzeln. Die zwittrigen Blüten sind, fünfzählig, fast radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Die fünf etwa 6 Millimeter langen Kelchblätter sind glockenförmig verwachsen und dicht flaumig behaart. Die fünf Kronblätter sind glocken- bis radförmig verwachsen, besitzen einen Durchmesser von 1,5 bis 2 Zentimetern und sind weiß mit grünlichen oder gelblichen Auge. Die fünf Staubblätter sind gelb. Es ist ein oberständiger, zweikammeriger Fruchtknoten und ein fadenförmig-zylindrischer, nach oben hin etwas verdickter Griffel vorhanden.

Nach der Befruchtung der Blüte werden zunächst die Kronblätter abgeworfen. Anschließend vergrößern sich die fünf etwas ledrigen Kelchblätter mit zunehmender Fruchtreife, so dass sie sich fast schließen und einen mit einer Länge von 2,5 bis 4 Zentimetern und einer Breite von 2 bis 3,5 Zentimetern eiförmigen, laternenartigen, zehnrippigen Kelch um die sich entwickelnde Beere bilden. Bei Reife verfärbt sich diese Hülle je nach Varietät gelblich, orange oder intensiv rot.

Der Fruchtstiel weist eine Länge von 2 bis 3 Zentimetern auf. Die glänzenden, orange- bis scharlachroten, säuerlich-bitteren Beeren weisen einen Durchmesser von etwa 1 bis 1,5 Zentimetern auf. Sie enthalten eine große Anzahl orangefarbener bis gelblich-weißer, linsen- bis nierenförmiger Samen, die einen Durchmesser von etwa 2 Millimetern aufweisen.

Chromosomenzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[3]

Giftigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die grünen Pflanzenteile werden als „gering giftig“ bewertet.[4]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ursprungsgebiet von Physalis alkekengi ist nicht mehr sicher zu ermitteln. Wahrscheinlich stammt sie aus dem submediterran-eurasiatischen Klimaraum, ist also in Südosteuropa und Westasien beheimatet. Möglicherweise stammt sie aber auch aus China. Es gibt ursprüngliche Fundangaben von Süd-, Mittel- und Osteuropa und aus den gemäßigten Zonen Asiens von der Türkei bis Korea.[5] Die Art wurde auch in andere Teile der Welt eingeschleppt, zum Beispiel in den Nordosten der USA.

Die Lampionblume gilt als anspruchslos, sie gedeiht in Mitteleuropa am besten auf lockeren, leicht kalkhaltigen Böden. Sie ist in Mitteleuropa außerhalb von Gärten selten in trockenen Gebüschen, war in Auwäldern, steinigen Halden und Weinbergen zu finden. Einmal gepflanzt, führen die unterirdischen Rhizome zu einer schnellen Ausbreitung, die teilweise schlecht zu kontrollieren ist. Sie steigt in Oberbayern bei Bad Reichenhall bis 750 Meter auf, in Graubünden in Maladers bis 900 Meter Meereshöhe.[6]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3w (mäßig feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[7]

Verwendung und Giftigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lampionblume wird in Parks und in Gärten als Zierpflanze verwendet.[6]

Nach der Fruchtreife findet die Pflanze Verwendung als Schnittblume, die Stängel mit den roten Lampions werden gern in Trockensträußen verwendet. In der Floristik spielen getrocknete Blüten der Lampionblumen eine Rolle, da sie in Form von lange haltbaren Trockenblumen auch gefragte Dekorationsobjekte in Trockensträußen und -gestecken sind.

Die Samen liefern ein halbtrocknendes fettes Öl.

Grüne Pflanzenteile sind schwach giftig, sie enthalten Bitterstoffe, die zu einer Reizung des Magen-Darm-Traktes führen können. Über die Essbarkeit der Beeren gibt es unterschiedliche Auffassungen. Nach mehreren Autoren soll die reife Frucht essbar sein, andere stufen sie als „giftverdächtig“ ein. Es existieren Züchtungen mit wohlschmeckenden Beeren. Die als Kapstachelbeeren angebotenen Früchte von Physalis peruviana sind denen der Lampionblume zwar ähnlich, jedoch größer und weniger intensiv gefärbt.

In der Heilkunde wurden früher die Samen (Grana Alkakengi) verwendet.[8]

Die getrocknete Frucht der Lampionblume wird die „goldene Blume“ in der Unani-Medizin genannt, wo sie als antiseptisch, harntreibend, leberreinigend und beruhigend beschrieben ist.

Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blüte von Physalis alkekengi var. franchetii
  • Physalis alkekengi L. var. alkekengi (Syn.: Physalis alkekengi var. anthoxantha H.Léveillé, Physalis alkekengi var. orientalis Pampanini, Physalis ciliata Siebold & Zuccarini, Physalis kansuensis Pojarkova)
  • Physalis alkekengi var. franchetii (Masters) Makino (Syn.: Physalis franchetii Masters, Physalis alkekengi var. glabripes (Pojarkova) Grubov, Physalis franchetii var. bunyardii Makino, Physalis glabripes Pojarkova, Physalis praetermissa Pojarkova, Physalis szechuanica Pojarkova)

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zhi-Yun Zhang, Anmin Lu & William G. D'Arcy: Solanaceae in der Flora of China, Volume 17, S. 311: Physalis alkekengi - Online. (Abschnitt Beschreibung)
  • Rasheed N.M.A., Shareef M.A., Ahmad M., Gupta V.C., Arfin S., Shamshad A.K "HPTLC finger print profile of dried fruit of Physalis alkekengi Linn." . Pharmacognosy Journal 2010 2:12 (464-469)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 134 (Alkakengi) und 144 (Halicacabus: Halikakabon, Judenkirsche).
  2. Vgl. auch Ute Obhof: Rezeptionszeugnisse des „Gart der Gesundheit“ von Johann Wonnecke in der Martinus-Bibliothek in Mainz – ein wegweisender Druck von Peter Schöffer. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018, S. 25–38, hier: S. 31 (Alkekengi „boberellen“), und Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 801 („Juden Dockhen Halicacabum Alkekengi“, in Oeconomia von 1579).
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 820.
  4. Universitätsklinikum Bonn; Informationszentrale Vergiftungen durch Pflanzen: Blasenkirsche (Physalis alkekengi)
  5. Datenblatt Alkekengi officinarum bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  6. a b Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 4. Verlag Carl Hanser, München 1964. S. 2580–2582.
  7. Physalis alkekengi L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 15. Februar 2023.
  8. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. 1938, S. 143.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lampionblume (Physalis alkekengi) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien