Pielgrzymów

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Pielgrzymów
Pilgersdorf
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Pielgrzymów Pilgersdorf (Polen)
Pielgrzymów
Pilgersdorf (Polen)
Pielgrzymów
Pilgersdorf
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Opole
Powiat: Głubczyce
Gmina: Głubczyce
Geographische Lage: 50° 11′ N, 17° 40′ OKoordinaten: 50° 10′ 47″ N, 17° 40′ 16″ O
Höhe: 300–360 m n.p.m.
Einwohner: 61 (17. Juni 2010[1])
Postleitzahl: 48-155
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OGL
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Katowice



Pielgrzymów (deutsch Pilgersdorf, auch Preussisch-Pilgersdorf oder Schlesisch-Pilgersdorf, tschechisch Pelhřimovy, auch Poruba) ist eine Ortschaft in Oberschlesien. Der Ort liegt in der Gmina Głubczyce im Powiat Głubczycki in der Woiwodschaft Oppeln in Polen.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Waldhufendorf Lenarcice liegt 16 Kilometer südwestlich der Kreisstadt und des Gemeindesitzes Głubczyce (Leobschütz) sowie 75 Kilometer südwestlich der Woiwodschaftshauptstadt Opole (Oppeln). Der Ort liegt in der Nizina Śląska (Schlesische Tiefebene) innerhalb der Płaskowyż Głubczycki (Leobschützer Lößhügelland). Lenarcice liegt direkt an der Grenze zu Tschechien am rechten Ufer des Grozowy (Grossbach) am südöstlichen Ausläufer des Zuckmanteler Berglands im Landschaftsschutzgebiet Mokre - Lewice (poln. Obszar Chronionego Krajobrazu Mokre – Lewice). Zusammen mit dem Ort Pelhřimovy, heute ein Stadtteil von der Gemeinde Slezské Rudoltice und von dem es durch die polnisch-tschechische Grenze getrennt ist, bildete es einst einen gemeinsamen Ort.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbarorte von Lenarcice sind im Westen Dobieszów (Dobersdorf) sowie auf tschechischer Seite im Süden Pelhřimovy (Mährisch Pilgersdorf).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Ansicht von Pilgersdorf mit St. Josef - um 1900
Ruine der Josefskirche
Schloss Pilgersdorf

Der Ort wurde 1267 erstmals als Pizkerstorph erwähnt. 1377 erfolgte eine Erwähnung als Pilgrymsdorf, 1431 als Pelhrzymow sowie 1434 als Pelhrzimow. Der Ortsname leitet sich vom Personennamen Pielgrzym ab, der peregrinus, Pilger.[2]

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Pilgersdorf mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Im Vorfrieden von Breslau (1742) wurde vereinbart, dass Österreich Nieder- und Oberschlesien bis zur Oppa, der Goldoppa und Grossbach abtreten musste. Der nördliche Teil von Pilgersdorf, welcher am linken Ufer des Grossbachs liegt, verblieb bei Österreichisch-Schlesien. 1786 wurde im Ort eine katholische Schule eingerichtet.

1803 wurde die zu Pilgersdorf gehörende Kolonie Burgstädtel mit 15 Koloniestellen gegründet. Zwischen 1805 und 1810 wurde die katholische Josefskirche erbaut.[3] Nach der Neuorganisation der Provinz Schlesien gehörte die Landgemeinde Pilgersdorf ab 1816 zum Landkreis Leobschütz im Regierungsbezirk Oppeln. 1821 erhielt der Ort ein neues Schulhaus. 1845 bestanden im Dorf ein Schloss, ein Vorwerk, eine katholische Kirche, eine katholische Schule, eine Wassermühle, eine Windmühle, eine Brennerei, eine Brauerei und 86 Häuser. Im gleichen Jahr lebten in Pilgersdorf 434 Menschen, allesamt katholisch. Zu Pilgersdorf gehörte die Kolonie Burgstädtel.[4] 1861 zählte Pilgersdorf eine Erbrichterei, 17 Bauern, 24 Gärtner- und 16 Häuslerstellen.[3] 1874 wurde der Amtsbezirk Pilgersdorf gegründet, welcher die Landgemeinden Pilgersdorf, Raden, Troplowitz und Troplowitz Städtel umfasste. Erster Amtsvorsteher war der ehemalige Gutsbesitzer Schmidt in Pilgersdorf.[5]

Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten in Pilgersdorf 425 Personen für einen Verbleib bei Deutschland und 0 für Polen. Pilgersdorf verblieb wie der gesamte Stimmkreis Leobschütz beim Deutschen Reich.[6] 1933 zählte der Ort 420 Einwohner, 1939 wiederum 417. Bis 1945 gehörte der Ort zum Landkreis Leobschütz.[7]

1945 kam der bisher deutsche Ort unter polnische Verwaltung, wurde in Lenarcice umbenannt und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen. Am 5. August 1946 wurde die deutsche Bevölkerung des Ortes vertrieben. 1950 wurde Lenarcice der Woiwodschaft Oppeln zugeteilt. 1999 wurde es Teil des wiedergegründeten Powiat Głubczycki.

Direkt vor dem Ort, auf tschechischem Staatsgebiet, befindet sich eine Kapelle. Polnische Soldaten nahmen an, dass sie zu Polen gehört und richteten während der COVID-19-Pandemie 2020 einen Posten vor der Kapelle ein. Erst nach Beschwerden der tschechischen Regierung zogen sich die Soldaten sich polnisches Staatsgebiet zurück.[8]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altes Siegel der Gemeinde

Alte Siegel und Stempel des Ortes zeigen eine Pflugschar und eine Sense, die in Form eines Andreaskreuzes übereinander gelegt sind. Sie deuten auf den landwirtschaftlichen Charakter des Ortes hin.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moderne Josefskirche
  • Die römisch-katholische Josefskirche (poln. Kościół Niepokalanego Poczęcia NMP) wurde zwischen 1805 und 1810 errichtet und vom damaligen Gutsbesitzer Joseph von Blumencron gestiftet. Der Bau ist heute eine Ruine, nachdem der Bau im März 1945 niederbrannte. Der Kirchenbau steht seit 1965 unter Denkmalschutz.[9]
  • Direkt angrenzend befindet sich ein moderner Kirchenbau St. Josef aus dem Jahr 2005.
  • Das Schloss Pilgersdorf (poln. Pałac w Pielgrzymowie) wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im barocken Stil erbaut. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Bau erweitert und im klassizistischen Stil umgebaut. Der Schlossbau steht seit 1965 unter Denkmalschutz.[9]
  • Der Schlosspark entstand ebenfalls im 19. Jahrhundert. Der heute verwilderte Park steht seit 1984 unter Denkmalschutz.[9]
  • Im Park steht die heute ruinöse Schlosskapelle (poln. Kapliczka dworska).
  • Nepomukstatue
  • Steinerne Wegekapelle
  • Steinerne Wegekreuze

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 739–740.
  • Georg Beier: Die Dörfer des Kreises Leobschütz 1914–1946. Oberschlesischer Heimatverlag Dülmen, 1990. ISBN 3-87595-277-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pielgrzymów – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gmina Głubczyce Studium uwarunkowań i kierunków zagospodarowania przestrzennego gminy Głubczyce. S. 49 (poln.)
  2. Stanisław Drzażdżyński: Die Slavischen Ortsnamen des Kreises Leobschütz. Leobschütz, 1896. S. 15 Digitale Version des Werkes
  3. a b Vgl. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Breslau 1865, S. 870
  4. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 491.
  5. Territorial Amtsbezirk Pilgersdorf
  6. Abstimmung Leobschütz (Memento vom 24. Januar 2017 im Internet Archive)
  7. Michael Rademacher: Verwaltungsgeschichte Kreis Leobschütz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  8. mdr.de, Grenzöffnung mal anders Polnische Soldaten besetzen tschechische Kapelle , 11. Juni 2020
  9. a b c Denkmäler Woiwodschaft Opole S. 27 (poln.)