Hakengimpel

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Hakengimpel

Hakengimpel (Männchen)

Systematik
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Finken (Fringillidae)
Unterfamilie: Stieglitzartige (Carduelinae)
Tribus: Pyrrhulini
Gattung: Pinicola
Art: Hakengimpel
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Pinicola
Vieillot, 1808
Wissenschaftlicher Name der Art
Pinicola enucleator
(Linnaeus, 1758)
Verbreitungsgebiet des Hakengimpels:
  • Ganzjähriges Vorkommen
  • Überwinterungsgebiete
  • Weiblicher Hakengimpel (Algonquin Provincial Park, Kanada)

    Der Hakengimpel (Pinicola enucleator) ist ein Singvogel aus der Familie der Finken. Er ist der einzige Vertreter der Gattung Pinicola.

    Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der 23 cm lange Hakengimpel gehört zu den größten Finkenarten. Es handelt sich um etwa drosselgroße, robust gebaute Finken mit kräftigen Schnäbeln. Die Geschlechter unterscheiden sich, ähnlich wie bei den Kreuzschnäbeln, in der Gefiederfärbung, wobei die Männchen mehr oder weniger intensiv rote Partien, die Weibchen eher gelblichgrünes Gefieder zeigen. Bei den intermediären Kleidern (ältere Weibchen und junge Männchen) spielen diese Partien ins Orange oder Bräunliche. Das Gefieder des Männchens ist am Kopf, Brust und Bürzel rosafarben bis rot und am Rücken und den Flanken grau gefärbt. Das Weibchen ist am Bürzel und an der Brust gelb, am Rücken und der Unterseite grau befiedert. Beide Geschlechter haben schwarze Flügel mit weißen Federnrändern, einen dunklen gegabelten Schwanz und einen markanten Schnabel.

    Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der Hakengimpel hat eine holarktische Verbreitung und ist ein Bewohner der nördlichen Waldzone Nordamerikas, Sibiriens und Europas. Er besiedelt vorwiegend offene Wälder der borealen Nadelwaldzone, aber auch mancherorts Gestrüppe und Bestände aus krüppelig wachsenden Zwergsträuchern. Die Art bevorzugt vor allem dabei die Randzonen des Waldes, besonders solche, die an Gewässern grenzen.[1] Populationen nördlich des Polarkreises ziehen im Winter nach Süden, andere sind Teilzieher, Stand- oder Strichvögel. Die Art neigt in nahrungsarmen Wintern stark zu Evasionen.

    Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Nahrung besteht vornehmlich aus Sämereien, wobei er Koniferensamen bevorzugt. Auch frische Knospen und junge Nadeln werden aufgenommen. Beliebt sind auch Beeren wie Mehlbeeren von Ebereschen. In Sommermonaten nimmt der Hakengimpel auch Insekten auf.[2]

    Verhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der Hakengimpel ernährt sich von Knospen, Beeren, Samen und Insekten. Mit dem großen Schnabel kann er größere Samen und Knospen gut ausknacken. Im Winter schließen sich Hakengimpel zu Schwärmen zusammen, um Futter zu suchen.

    Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Gelege im Museum von Toulouse

    Der Hakengimpel baut hoch oben in einem Nadelbaum ein Schalennest aus Zweigen, das mit Moos und Heidekraut gepolstert wird. Das Weibchen bebrütet drei bis vier Eier 13 bis 15 Tage lang und wird in dieser Zeit vom Männchen mit Futter versorgt. Die Küken werden von beiden Elternvögel mit Insekten und Spinnen, später auch mit pflanzlicher Kost gefüttert. In der Brutzeit bildet der Altvogel eine spezielle Schlundtasche aus, in der Futter für die Jungen gespeichert werden kann.

    Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Äußere Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Gattung Pinicola ist je nach Auffassung monotypisch oder umfasst zwei Arten. Dies sind der holarktische Hakengimpel (Pinicola enucleator) als einzige von der International Ornithological Union in diese Gattung eingeordnete Art und der südostpaläarktische Rhododendrongimpel (Carpodacus subhimachalus, Syn.: Pinicola subhimachala), der aber auch bisweilen in die monotypische Gattung Propyrrhula gestellt wird. Diese wird allerdings nur von wenigen Autoren anerkannt. Phylogenetische Untersuchungen neueren Datums unterstützen die Einordnung des Rhododendrongimpels in die Gattung Carpodacus und schließen eine Schwesterbeziehung zum Hakengimpel aus.[3]

    Während der Hakengimpel in vielen Merkmalen eher den Kreuzschnäbeln ähnelt, gibt es beim Rhododendrongimpel viele Hinweise auf eine nahe Verwandtschaft zu den Karmingimpeln.[4][3] Bei beiden Arten handelt es sich um drosselgroße, robust gebaute Finken mit kräftigen Schnäbeln. Die Geschlechter unterscheiden sich, ähnlich wie bei den Kreuzschnäbeln, in der Gefiederfärbung, wobei die Männchen mehr oder weniger intensiv rote Partien, die Weibchen eher gelblichgrünes Gefieder zeigen. Bei den intermediären Kleidern (ältere Weibchen und junge Männchen) spielen diese Partien ins Orange oder Bräunliche.

    Bei allen Gemeinsamkeiten sind die strukturellen Unterschiede zwischen den beiden Arten bedeutend. Das Gefieder des Hakengimpels ist weich und voll, das des Rhododendrongimpels sehr viel straffer. Der Schnabel der ersteren Art ist hakenförmig und recht hoch mit einem runden First. Der Schnabel des Rhododendrongimpels ist breit mit einem merkwürdig abgeflachten Oberschnabel. Die Nasenlöcher des Rhododendrongimpels liegen frei und sind nur leicht von den feinen Federn der Schnabelwurzel flankiert. Beim Hakengimpel sind sie unter einer dichten Bürste von steifen Borstenfedern, ähnlich denen von Rabenvögeln, verborgen.[5]

    Zum Verwandtschaftsverhältnis der beiden Arten fehlten lange aussagekräftige Untersuchungen und obwohl viel mindestens für eine eigene Gattung Propyrrhula sprach, wurde diese nur von wenigen Autoren anerkannt. Hinweise gab es auf die taxonomische Einordnung des Hakengimpels, der sich in Gefangenschaft erfolgreich mit dem Purpurgimpel und dem Bindenkreuzschnabel fortgepflanzt hat.[5] Untersuchungen der mitochondrialen DNA ergaben eine recht nahe phylogenetische Verwandtschaft zur Gattung der eigentlichen Gimpel (Pyrrhula). Im Kladogramm stellen sich die verwandtschaftlichen Beziehungen etwa wie folgt dar.[6][3]

     Finken (Fringillidae)  


    Fringillini


       
     Carduelini 

    Kernbeißer (Gattungen Coccothraustes, Mycerobas und Eophona)


       

    Karmingimpelarten (Carpodacus) mit nearktischer Verbreitung


       


    Hakengimpel (Pinicola enucleator)


       

    Gattung Pyrrhula



       

    Kleidervögel (Drepanidini)


       

    Karmingimpelarten (Carpodacus) mit eurasischer Verbreitung sowie Gattungen Uragus und Haematospiza


       

    Verschiedene Vertreter der Gattungen Carduelis, Rhodospiza, Loxia, Serinus und Linurgus






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    Innere Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Von der International Ornithological Union werden zurzeit (2018) acht Unterarten unterschieden.

    • P. e. enucleator (Linnaeus, 1758) – Skandinavien bis Zentral-Sibirien
    • P. e. kamtschatkensis (Dybowski, 1883) – Nordost-Sibirien
    • P. e. sakhalinensis Buturlin, 1915 – Sachalin und Kurilen, Nord-Japan
    • P. e. flammula Homeyer, 1880 – Küstenregion Süd-Alaskas und West-Kanadas
    • P. e. carlottae A. C. Brooks, 1922 – Queen Charlotte Island (Kanada)
    • P. e. montana Ridgway, 1898 – inländisches Südwest-Kanada bis westliche Zentral-USA
    • P. e. californica Price, 1897 – Ost-Kalifornien
    • P. e. leucura (P. L. Statius Müller, 1776) – inländisches West- und Zentral-Alaska bis Ost-Kanada und nördliches Neuengland (USA) enthält P. e. alascensis und P. e. eschatosa

    Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1986 wurde der Hakengimpel auf der kanadischen 1000-Dollar-Note abgebildet.

    Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Commons: Hakengimpel (Pinicola enucleator) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. W. Seedorf: Zucht des Hakengimpels In: AZ-Nachrichten; 36. Jahrgang, 01/1989, ISSN 0343-7647, S. 1
    2. W. Seedorf: Zucht des Hakengimpels In: AZ-Nachrichten; 36. Jahrgang, 01/1989, ISSN 0343-7647, S. 2
    3. a b c D. Zuccon, R. Prŷs-Jones, P. Rasmussen und P. Ericson: The phylogenetic relationships and generis Limits of finches (Fringillidae). In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 62, Nr. 2, Februar 2012, S. 581–596, doi:10.1016/j.ympev.2011.10.002 (Online [PDF]).
    4. Clement et al. (s. Literatur), S. 293.
    5. a b Glutz v. Blotzheim (s. Literatur), S. 1101f.
    6. A. Arnaiz-Villena et al. (2001 und 2007), s. Literatur.