Plattform (Schienenfahrzeug)

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Eurostar e320
ICE 3 MS
Velaro als Eurostar und als ICE 3

Als Plattform werden bei Schienenfahrzeugen verschiedene Konzepte von Schienenfahrzeugherstellern bezeichnet, die es ermöglichen, durch Formen der Standardisierung unterschiedliche Produkt- oder Modellvarianten zu erstellen, ohne dass der Aufwand für Entwicklung, Produktionsvorbereitung, Fertigung und Logistik proportional je Variante ansteigt.[1] Es gibt vielfältige Definitionen und Umsetzungsformen von Plattformkonzepten, die ganz oder teilweise auf die Nutzung von standardisieren

  • Komponenten, Modulen und Systemen,
  • organisatorischen und logistischen Abläufen,
  • Prozessen und Technologien und/oder
  • Kernkompetenzen und Wissen

abzielen.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schienenfahrzeuge werden heute oft in Kleinserien hergestellt, da die Anforderungen durch Betriebsbedingungen und Einsatzfelder, regionale Vorschriften und Normen sowie infrastrukturelle Voraussetzungen und Streckentopologien zum Teil sehr unterschiedlich sind.[1] So gibt es beispielsweise für die vier deutschen U-Bahn-Systeme vier verschiedene Lichtraumprofile.[Anm. 1] Zudem hat die Liberalisierung des Schienenverkehrs in Europa seit den 1990er Jahren und damit die teilweise Auflösung von nationalen Bahngesellschaften zu einer starken Zunahme der Zahl der Eisenbahnverkehrsunternehmen geführt. Deren zum Teil unterschiedliche Unternehmensphilosophien und -strategien führen zu weiteren Anforderungen.[1] Insbesondere im Schienenpersonennahverkehr spielen darüber hinaus Ausstattungs- bzw. Sonderwünsche oder individualisierte Funktionen der ÖPNV-Aufgabenträger eine Rolle, die zu stark einsatzspezifischen Fahrzeugkonzepten führen.[2] Darüber hinaus werden heute von den Eisenbahnverkehrsunternehmen keine detaillierten Vorgaben für die zu liefernden Fahrzeuge gemacht, wie dies häufig bei den nationalen Bahngesellschaften der Fall war, so dass der Aufwand für die Fahrzeugentwicklung, -erprobung und -zulassung für die Schienenfahrzeughersteller gestiegen ist.[3]

In der Automobilindustrie konnte durch die Einführung von Plattformen beträchtliche Kosten- und Zeitersparnisse erzielt werden.[1]

Die Schienenfahrzeughersteller entwickelten deshalb für Eisenbahnen, U- und Stadtbahnen sowie Straßenbahnen modulare Fahrzeugplattformen, die zwar grundsätzlich gleich gebaut, aber bei länder- und kundenspezifischen Parametern wie Spurweite, Stromsystem, Anzahl der Wagen, Fahrzeugbegrenzungslinie, Höhe der Einstiege (je an Bahnsteighöhe), Leistung, Aufteilung der Innenräume oder Design modifizierbar sind.[3] Durch die dadurch erhöhte Anzahl von Fahrzeugen sinken die Stückkosten bei der Fertigung.

Des Weiteren erhofft man sich, dass verschiedene Fahrzeugtypen sicherer, effizienter und umweltfreundlicher werden, wenn sie auf einer gemeinsamen Plattform aufbauen.[4]

Plattformen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lokomotiven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Triebzüge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

U-Bahn / Metro[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straßenbahn / Stadtbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Günther Seliger, Ulrich Kross, Hans Zimmer, Holger Schmidt: Plattformkonzepte – die Übertragung eines Erfolgskonzeptes auf den Schienenfahrzeugbau. In: ETR–Eisenbahntechnische Rundschau. 50. Jahrgang, Heft 11. Hestra-Verlag, November 2001, ISSN 0013-2845, S. 668–675.
  2. Sebastian Skorsetz, Michael Mönsters, Christian Meirich: Kuppelbarkeit von Nahverkehrstriebwagen und -zügen. In: Deutschen Zentrums für Schienenverkehrsforschung beim Eisenbahn-Bundesamt (Hrsg.): Berichte des Deutschen Zentrums für Schienenverkehrsforschung,. Bericht 34 (2022). Dresden 2022, S. 20 (dlr.de [PDF; abgerufen am 2. Januar 2024]).
  3. a b Joachim Ihme: Schienenfahrzeugtechnik. 2. Auflage. Springer Vieweg, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-24923-6, S. 236, 267 f., 271, 273, doi:10.1007/978-3-658-24923-6_7.
  4. Schienenfahrzeuge. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, abgerufen am 6. Januar 2022.
  5. a b c d e Joachim Ihme: Schienenfahrzeugtechnik. 2. Auflage. Springer Vieweg, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-24923-6, S. 273, doi:10.1007/978-3-658-24923-6_7.
  6. Inspiro – die Metro von Siemens Mobility. Abgerufen am 6. Januar 2022.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Berlin Großprofil: 2,65 m breit, Kleinprofil: 2,30 m; Hamburg: 2,58 – 2,70 m; München und Nürnberg: 2,90 m, die Höhen sind auch jeweils unterschiedlich.