Plimmyri

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Plimmyri
Πλημμύρι
Plimmyri (Griechenland)
Plimmyri (Griechenland)
Basisdaten
Staat Griechenland Griechenland
Region Südliche Ägäis
Regionalbezirk Rhodos
Gemeinde Rhodos
Gemeindebezirk Notia Rodos
Ortsgemeinschaft Lachania
Geographische Koordinaten 35° 56′ N, 27° 52′ OKoordinaten: 35° 56′ N, 27° 52′ O
Einwohner 0 (2011[1])
LAU-1-Code-Nr. 6901090802
Ortsgliederung 1 Siedlung
Blick von der Mole von Plimmyri auf den Strand und eine Taverne
Blick von der Mole von Plimmyri auf den Strand und eine Taverne
Blick von der Mole von Plimmyri auf den Strand und eine Taverne

Plimmyri (griechisch Πλημμύρι (n. sg.)) ist eine kleine Strandsiedlung im Südosten der Insel Rhodos, etwa 85 Kilometer der Stadt Rhodos entfernt. Sie wurde offiziell mit der Veröffentlichung der Volkszählungsergebnisse 2001 als Wohnplatz der Ortschaft Kattavia mit 29 Einwohnern anerkannt und zählt seit der Verwaltungsreform 2010 zur Ortsgemeinschaft Lachania. Die nächstgelegenen Orte sind Kattavia im Westen und Lachania im Norden.

Plimmyri verfügt über eine Mole, die hauptsächlich von Fischerbooten genutzt wird. Der etwa 3 Kilometer lange Strand der Bucht besteht aus einer Sand-Kies Mischung und wird von der Meeresschildkröte Caretta caretta zur Eiablage genutzt.[2]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Streusiedlung Plimmyri ist an der gleichnamigen Bucht im Südosten der Insel Rhodos gelegen. Der Ort ist über eine Nebenstraße der Landstraße Kattavia-Lardos (Επαρχιακή Οδός Κατταβιάς-Λάρδου) an die Nationalstraße 95 zu erreichen. Die nächstgelegenen Orte sind Kattavia im Westen und Lachania im Norden.

Etwas zurückgesetzt befindet sich im nördlichen Bereich der Bucht eine weitläufige Hotelanlage. Ein natürlicher Sand- und Kiesstrand erstreckt sich über einen Großteil der nach Südosten offenen Bucht von Plimmyri. Weiter nordwärts folgt im Mündungsbereich des kleinen Sturzbachs Matseli ein kleines Inselfeuchtgebiet (Έλος Πλημμυρίου Élos Plimmyríou) von etwa 1,6 Hektar Fläche, das durch ein Präsidialdekret geschützt ist.[3] Daran unmittelbar östlich angrenzend befindet sich eine traditionelle Taverne mit der Kapelle Zoodochos Pigi und etwas weiter am nördlichen Ende der Bucht eine Bootsanlegestelle. Nach Süden ist der angrenzende Küstenbereich geprägt von Sanddünen, Schilfbeständen, einem erheblichen Anteil an natürlicher Vegetation und extensivem Acker- und Weideland, dazwischen liegen vereinzelt Gebäude. Im südlichen Bereich befindet sich ein Fischzuchtbetrieb. Den südlichen Abschluss der Bucht bildet das Kap Germata (Ακρωτήριο Γερματά).[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Antike lag bei Plimmyri eine bedeutende Siedlung von Lindia. Der Ort mit Hafen und einem Heiligtum des Apollon Ixios, dessen Verehrung auf Rhodos weit verbreitet war, wird heute mit dem spärlich in antiken Quellen überlieferten Ixia (Ἰξία)[5] oder Ixiai (Ἰξίαι)[6] gleichgesetzt.

Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert waren Reisende, Gelehrte und Forscher wegen Reiseunterbrechungen oft nur kurzzeitig in der Stadt Rhodos oder deren näheren Umgebung unterwegs. Die mehrtägige Reise des deutschen Archäologen Ludwig Ross 1844 zählt zu den ersten längeren Aufenthalten auf der Insel.[7] Sein Interesse richtete sich auf die Überreste antiker Denkmäler. Er berichtete über die mit vielen Scherben und einigen Trümmerhaufen übersäte kleine Küstenebene bei Plemmyrin, vom Fragment einer kolossalen Grabstele aus weißem Marmor und der neuerrichteten Kirche am nordöstlichen Ende der Bucht, für deren Baumaterial die Trümmerhaufen dienten. Ross vermutete in hellenistischer sowie in frühchristlicher Zeiten ein nicht unansehnlicher Ort und schloss auf Ixia, bemängelte aber die dürftigen topographischen Angaben bei den antiken Geschichtsschreibern.[8]

Alte Schwarz-Weiß Karte von Rhodos
Spratt-Karte mit Nachträgen von 1967

Als Mitglied der École française in Athen berichtete der französische Forschungsreisende Victor Guérin von seiner Reise nach Rhodos. In seiner ausführlicheren Beschreibung, erwähnte er das Kloster Zoodochos Pigi, die Lage der antiken Ruinen von Ixia, einen kleinen, versandeten Hafen mit Überresten einer Steinmole und jenseits des Plimmyrios-Stroms die Überresten desselben Ortes. Er kam zu den gleichen Schlüssen wie Ross und erwähnt die Annahme von Spratt als richtig, die Lage des alten Ixia auf dessen Karte richtig verzeichnet zu haben.[9]

Ab 1853 bereiste der deutsche Landschaftsmaler Albert Berg Teile Kleinasiens und Rhodos, unter Bezug auf Ross und Guérin bestätigte er deren Annahmen und Beschreibungen,[10] ebenso wie Biliotti und Cottret in ihrer Veröffentlichung über Rhodos von 1881. Zusätzlich äußerten sie die Vermutung, dass Ixia auf Ruinen der durch eine Überschwemmung zerstörten Stadt Kyrbe (Κύρβη) erbauten worden sein könnte.[11]

Archäologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste archäologische Erforschung in der Umgebung Plimmyris mit Oberflächenbegehungen und einer begrenzten Ausgrabung unternahmen die dänischen Archäologen Christian Blinkenberg und Karl Frederik Kinch mit Unterstützung der Carlsberg-Stiftung am Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie identifizierten eine durch Grabplünderungen der lokalen Einwohner beträchtlich gestörte größere Nekropole sowie Teile einer Befestigungsmauer.[12] Mit dem Hauptziel das Ausmaß der prähistorischen und mykenischen Besiedlung des Dodekanes abschätzen zu können, brachten die britischen Archäologen Richard Hope Simpson und John Francis Lazenby 1970 auf Rhodos ihre mehrjährigen Untersuchungen zum Abschluss. Funde von Keramikscherben auf dem Hügel über der Kapelle Zoodochos Pigi lassen auf eine bronzezeitliche Siedlung schließen, wegen der Lage erscheint auch ein Standort in mykenischer Zeit möglich.[13]

Die Überreste einer Befestigung sowie Siedlungsreste und hellenistische Keramikscherben auf dem Hügel sind durch archäologische Begehungen belegt. Eine begrenzte Ausgrabung der außerhalb der Umfassungsmauer gelegenen Nekropole erbrachte wegen der überwiegend geplünderten Gräber äußerst wenige Funde. Neben kleineren Metallgegenständen wie Münzen, goldenen Schmuckringen fanden sich auch Amphoren und verschiedenartige Glasgefäße teilweise aus syropalästinensischen Herkunft. Ein Kammergrab mit einem Vorraum enthielt Knochen von mehreren Skeletten und eine bedeutende Anzahl von Bronzemünzen. Aufgrund von Münzfunde lässt sich die Nutzung der Nekropole von Plimmyri ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. belegen.[14] Den südlichen Abschluss der Bucht von Plimmyri bildet die schmale, langgezogene Halbinsel Germata. Aus archaischer Zeit sind bauliche Überreste einer vermuteten Siedlung erhalten, die zeitgleich mit Vroulia am Südende von Rhodos existierte.[15][16]

In frühchristlicher Zeit befand sich bei Plimmyri eine von mehreren Siedlungen an der Südostküste von Rhodos. In diesem Gebiet hatten sie die bedeutende Aufgabe, die Außengrenze des Byzantinischen Reichs zu kontrollieren und gegenüber feindlichen Angriffen zu schützen. Daneben sicherte das Meer als Handels- und Kommunikationsweg die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand der Gemeinschaften. Möglicherweise führten Invasionen durch arabische Piraten zur Aufgabe der Siedlungen, wie sie auch von andernorts bekannt ist. Inschriften in der Kapelle Zoodochos Pigi geben Hinweise auf das religiöse Denken der örtlichen Bevölkerung. Die Anzahl und Qualität von wieder verbauten architektonischer Überreste aus unterschiedlichen Zeiten belegt die wirtschaftliche Situation der ehemaligen Gemeinschaften.[17]

Ende des 15. Jahrhunderts wurde unter der Johanniterherrschaft zum Schutz der Hafenbucht inmitten den archaischen Ruinen der Germata-Halbinsel ein Wachtturm (Βίγλα Vigla) errichtet. Dieser war in das inselumspannende Netzwerk von Türmen und Befestigungen integriert, die untereinander in Sichtkontakt standen.[18]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Foto zeigt einen Weißen Torbogen, durch den man unter einer Glocke in den Vorbau der Kirche auf die Türe zum Hauptraum blickt. Der Boden des Vorbaus besteht aus einem zweifarbigen Mosaik.
Vorbau der Kirche Zoodochos Pigi

Nahe dem Strand steht die Kirche Zoodochos Pigi. Sie wurde 1840 erbaut und verfügt über einen doppelten Vorbau, in dem Reste einer frühchristlichen Basilika aus dem 5. oder 6. Jahrhundert verbaut wurden.[19]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Plimmyri galt lange Zeit als ruhiger und abgelegener Ort für Ausflugsstops.[20] Seit 2015 gibt es dort ein Clubhotel mit über 400 Zimmern.[21]

Der Strand von Plimmyri (Παραλία Πλημμύρι Paralía Plimmýri) wurde 2002 als Badegewässer ausgewiesen. Seit 2010 wird die Wasserqualität regelmäßig nach der EG-Badegewässerrichtlinie überprüft und seit 2014 immer mit ausgezeichnet bewertet. Der natürliche Sand- und Kiesstrand nimmt einen Großteil der nach Südosten offenen Bucht von Plimmyri ein. Er hat eine Länge von etwa 1700 Metern, die durchschnittliche Breite beträgt 25 Meter. Der Strand ist nicht organisiert, lediglich im nördlichen Bereich bei der Hotelanlage gibt es Sonnenliegen, Sonnenschirme, Mülleimer und Strandduschen.[4]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Plimmyri – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
  2. East Coast. Rhodes Marina, abgerufen am 16. Mai 2016.
  3. Giorgos Catsadorakis, Kaloust Paragamian (Γιώργος Κατσαδωράκης, Καλούστ Παραγκαμιάν): Απογραφή των υγροτόπων των νησιών του Αιγαίου–Ταυτότητα, οικολογική κατάσταση και απειλές. WWF Griechenland, 2007, ISBN 978-960-85918-4-4, S. 350. (griechisch); Ioannis Tzangarakis (Ιωάννης Τζαγκαράκης): Προστασία, ανάδειξη και βιώσιμη διαχείριση των μικρών θεσμοθετημένων υγρότοπων στο νησί της Ρόδου. Universität der Ägäis, Rhodos 2020, S. 87 f. (griechisch)
  4. a b Badegewässerprofil GRBW149296222 (Πλημμύρι), Ministerium für Umwelt und Energie (PDF; 1,2 MB, griechisch)
  5. Strabon, XIV 655
  6. Stephanos von Byzanz, Ethnica
  7. Victor Guérin: Voyage dans l'île de Rhodes et description de cette île. Paris 1856, hier S. 1–4. Online (französisch)
  8. Ludwig Ross: Reisen auf den griechischen Inseln des ägäischen Meeres. (Band 4): Reisen nach Kos, Halikarnassos, Rhodos und der Insel Cypern. Stuttgart, Tübingen 1852, hier S. 66. Digitalisat
  9. Victor Guérin: Voyage dans l'île de Rhodes et description de cette île. Paris 1856, hier S. 230–232. Online (französisch)
  10. Albert Berg: Die Insel Rhodus. Aus eigener Anschauung und nach den vorhandenen Quellen historisch, geographisch, archäologisch, malerisch beschrieben und durch Originalradierungen und Holzschnitte nach eigenen Naturstudien und Zeichnungen illustrirt. Westermann, Braunschweig 1861, hier S. 158 f. Digitalisat
  11. Edouard Biliotti, L' Abbe Cottret: L' ile de Rhodes. Rhodos 1881, hier S. 424–426. Digitalisat (französisch)
  12. Christian Blinkenberg, Karl Frederik Kinch: Exploration archéologique de Rhodes (Fondation Carlsberg). In: Oversigt over det Kongelige Danske videnskabernes selskabs forhandlinger. 1903, S. 92–94. Digitalisat (französisch)
  13. Richard Hope Simpson, John Francis Lazenby: Notes from the Dodecanese III. In: The Annual of the British School at Athens. Band 68, 1973, S. 127–179., hier S. 149.
  14. Melina Filimonos (Μελίνα Φιλήμονος): Πλημμύρι. Κτήμα Θεόδωρου Φραράκη. In: Archeologikon Deltion. [Αρχαιολογικόν Δελτίον], Band 45, Heft B2 (1990), Athen 1995, S. 492 f. (griechisch)
  15. Stella Paleologou (Στέλλα Παλαιολόγου): Νότια Ρόδος: Τα αρχαιολογικά δεδομένα ως μάρτυρες της ιστορίας της κατά την ελληνιστική και ρωμαϊκή περίοδο. In: Δωδεκανησιακά Χρονικά. Band 24, Rhodos 2010, ISSN 1105-6010, S. 501–525., hier S. 508–510. (griechisch)
  16. Παύλος Τριανταφυλλίδης: Γυάλινα και φαγεντιανά μικροαντικείμενα από τη Νότια Ρόδο. In: Δωδεκανησιακά Χρονικά. Band 24, Rhodos 2010, ISSN 1105-6010, S. 460–479., hier S. 468 f., S. 479. (griechisch)
  17. Παναγιώτα Ψαρρή: Τα παλαιοχριστιανικά μνημεία της Νότιας Ρόδου ως μαρτυρίες των θεσμικών αλλαγών του Βυζαντίου από τον 4ο ἐως τον 7ο αιώνα. In: Δωδεκανησιακά Χρονικά. Band 24, Rhodos 2010, ISSN 1105-6010, S. 564–581. (griechisch)
  18. Michael Losse: Wacht- und Wohntürme aus der Zeit des Johanniter-Ordens (1307–1522) auf der Ägäis-Insel Rhodos (Griechenland). In: Burgen und Schlösser. Nummer 4, 2009, S. 245–261, hier S. 250 f.
  19. Hans-Peter Siebenhaar: Rhodos. 4. Auflage. Michael Müller Verlag, Erlangen 2010, ISBN 978-3-89953-542-6, S. 180.
  20. Plimmiri Beach: Adonis Welt. FOCUS, 2016, abgerufen am 16. Mai 2016.
  21. Corinna Schneider: Robinson, Club Med und Magic Life: So schön sind die neuen Ferienclubs. FOCUS, 5. Mai 2015, abgerufen am 16. Mai 2016.