Georg Sebastian Plinganser

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Sendlinger Bauernschlacht (Fresco in der Sendlinger Kirche)
Wappen Bayern 1703
Festung Burghausen von der österreichischen Seite der Salzach aus gesehen.
Maximilian II. Emanuel im Harnisch, mit blauer bayerischer Schärpe und Marschallsstab
Braunauer Parlament Spottbild

Georg Sebastian Plinganser (* 21. April 1681 in Postmünster/Thurnstein;[1]7. Mai 1738 in Augsburg) war ein bayerischer Freiheitskämpfer.[2][3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Plinganser war Mitglied des ersten bayerischen Parlamentes in Braunau und Anführer im bayerischen Volksaufstand (Oberländer- und Unterländer Bauernaufstand) 17051706 gegen die österreichisch-kaiserlich-habsburgischen Besatzer. Laut mancher Quellen wurde er zum Aufstand gezwungen,[4] was jedoch auf seine Rechtfertigungsschreiben nach der Niederlage zurückzuführen ist. Dieser bayerische Volksaufstand wurde unter anderem in der Mordweihnacht bei Sendling und der Schlacht von Aidenbach blutig niedergeschlagen.

Plinganser wurde 1681 als erstes Kind des Hofmarkrichters[5] von Postmünster Hans Georg Plinganser und seiner Frau Barbara Ober, einer Bäckerstochter aus Postmünster geboren.[1]

Ein historisches Zitat über Plinganser beschreibt ihn wie folgt: „An der Spitze der Landevertheidiger standen Sebastian Georg Plinganser, Studiosus der Rechte an der hohen Schule zu Ingolstadt, aus Pfarrkirchen (richtig: Postmünster/Thurnstein) gebürtig, ein kräftiger unternehmender Jüngling, voll Verstand, und dessen Schulgenosse Johann Georg Meindl aus Stern bei Altheim …“[6]

Anfänge der Volkserhebung in Bayern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Herbst 1705 erhoben sich Bayern im Ober- und Unterland. Nachdem Kurfürst Maximilian II. Emanuel 1704 die Schlachten bei Höchstadt und Blindheim verloren hatte und Bayern durch kaiserlich-österreichische Truppen besetzt worden war, wurden die Menschen in Bayern durch Quartierlasten, Kontributionen, unerträgliche Steuerlasten und Zwangsaushebungen für die Besatzer zur Verzweiflung gebracht. Der Aufstand begann in der Oberpfalz und breitete sich mit großer Geschwindigkeit über die Donau nach Niederbayern und an den unteren Inn aus. In Niederbayern erzielte der Aufstand beachtliche Erfolge: die Festungen Burghausen, Braunau und Schärding wurden erobert. Nach diesen Erfolgen sprang der Funke auch auf das bayerische Oberland über.

Die bayerische Volkserhebung 1705[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits am 11. November trafen sich am Inn bei Burg Frauenstein 5.000 „Taschnerbauern“ aus dem Rottal unter Georg Sebastian Plinganser und 5000 „Weilharter“ unter seinem Schulfreund Johann Georg Meindl. Plinganser sagte später, damals sei „die Belagerung von Braunau und Schärding mit dem Meindl bereits beschlossen“ gewesen. Das Heer zog nach Braunau und belagerte die Festung (14. November 1705).

Zunächst fiel aber Burghausen in die Hand der Aufständischen aus dem Oberen Weilhart. Mit dem Fall von Braunau am 27. November 1705 und Schärding am 4. Dezember 1705 erlangten die Aufständischen die Macht über das gesamte Innviertel, der Landstrich wurde zum Kernland der Volkserhebung. „Rebellen“ aus anderen Regionen holten sich in Braunau ihre Direktiven und gleichzeitig wurden von hier aus Agitatoren in alle Himmelsrichtungen geschickt.

Das Ende der Erhebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Niederlage der Oberländer in der Sendlinger Mordweihnacht (25. Dezember 1705) hatte die Bayerische Volkserhebung ihren Höhepunkt überschritten. In Braunau dominierte aber weiterhin die „unbeugsame – man muss auch sagen uneinsichtige – Kriegspartei“, wie es Christian Probst bezeichnet.[7] Ihr Haupt war Georg Sebastian Plinganser, auch Johann Georg Meindl gehörte dazu.

Die Hoffnungen der letzten Rebellen auf ein Wiederaufleben der Volkserhebung (unter anderem durch Unterstützung durch Maximilian II. Emanuel aus Brüssel) zerschlugen sich bald.

Plinganser wurde nach letzten Gefechten in Braunau am Inn in Altötting gefangen genommen, kam längere Zeit in Untersuchungshaft, über deren Resultat nichts bekannt ist. Danach gewährte man ihm in Mengkofen Asyl, wo er beim Hofmarksgericht in Dienst trat. Später wurde er Prokurator (Rechtsanwalt) in München und starb schließlich als Kanzler des Reichsstiftes St. Ulrich und Afra in Augsburg am 7. Mai 1738. (Nach [1])

Würdigungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1878 benannte die Stadt München die Plinganserstraße in Sendling nach dem Anführer des Unterländer Bauernaufstandes. Weitere Straßenbenennungen gibt es in Pfarrkirchen, Simbach am Inn, Kirchdorf am Inn, Bad Griesbach, Aidenbach, Pocking, Gangkofen, Postmünster und Mengkofen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Theodor von HeigelPlinganser, Georg Sebastian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 298–304.
  • Benno Hubensteiner: Bayerische Geschichte. Staat und Volk, Kunst und Kultur. 16. Auflage. Rosenheimer Verlags-Haus, Rosenheim 2006, ISBN 3-475-53756-7, S. 271–273.
  • Klaus Warnecke: Georg Sebastian Plinganser. (1680–1738). Ein bayerischer Patriot. Sendling-West-Verlag, München 1986, ISBN 3-922291-06-6.
  • Pfarrkirchen – Kreisstadt in Niederbayern. 1100 Jahre Siedlung in der mittleren Rott, herausgegeben von der Stadt Pfarrkirchen, Redaktion: Dr. Adolf Hochholzer / Kurt Würtinger.
  • Aidenbach 1706, Festschrift der Marktgemeinde Aidenbach, 2006.
  • Niederbayerische Hefte, Heft 2, herausgegeben von Hanns Haller, verfasst von Franz Stelzenberger, 1960.
  • Donatus Moosauer, Jochen Wöhrl: Burgen und Schlösser in Niederbayern. Neue Presse Verlags-GmbH, ISBN 3-924484-40-6.
  • Geschichte von Eggenfelden von Josef Haushofer, 3. erweiterte Auflage.
  • Burg zu Burghausen, amtlicher Führer, bearbeitet von Brigitte Langer, ISBN 978-3-941637-11-5
  • Andreas Reichelt: Der Sohn des Hofmarksrichters. Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-2514-1; historischer Roman über Plingansers Leben

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Kirchenbuch Postmünster 3, S. 3
  2. P. N. P. Plus: Lesereise in die Geschichte. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. August 2019; abgerufen am 3. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/plus.pnp.de
  3. Autorenlesung – Niederbayern TV-Kollege Andreas Reichelt stellt sein neues Buch vor. Abgerufen am 3. August 2019 (deutsch).
  4. Donatus Moosauer, Jochen Wöhrl: Burgen und Schlösser in Niederbayern. Neue Presse Verlag, ISBN 3-924484-40-6.
  5. Herwig Slezak: Er führte die Bauern in die Schlacht: „Der Sohn des Hofmarksrichters“. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 3. August 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.pnp.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. 14. Braunauer Zeitgeschichte-Tage „Braunauer Parlament“ (Memento vom 27. Januar 2011 im Internet Archive)
  7. Christian Probst: Lieber bayrisch sterben. Der bayerische Volksaufstand der Jahre 1705 und 1706. Süddeutscher Verlag, München 1978, ISBN 3-7991-5970-3.