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Bedeutende Zitate
großer Philosophen
 

Auf dieser Seite werden bedeutende Zitate großer Philosophen gesammelt und nach grundlegenden Begriffen geordnet.
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Die Quellenangaben werden wie folgt formatiert:

  • (Werk, Ausgabe, Band, Erscheinungsort Erscheinungsjahr, Seitenzahl.)
  • Hans Jonas
    • „Aber jetzt beansprucht die gesamte Biosphäre des Planeten mit all ihrer Fülle von Arten, in ihrer neu enthüllten Verletzlichkeit gegenüber den exzessiven Eingriffen des Menschen ihren Anteil an der Achtung, die allem gebührt, das seinen Zweck in sich selbst trägt – d.h. allem Lebendigen.“ (Warum die Technik ein Gegenstand für die Ethik ist. Fünf Gründe, in: Technik und Ethik, hrsg. H. Lenk / G. Ropohl. Stuttgart: Reclam 1987, 81–91, hier 85)
  • Immanuel Kant
    • „Ein jeder Mensch hat rechtmäßigen Anspruch auf Achtung von seinen Nebenmenschen, und wechselseitig ist er dazu auch gegen jeden Anderen verbunden“ (TL, VI, 462)
    • „Man könnte mir vorwerfen, als suchte ich hinter dem Worte Achtung nur Zuflucht in einem dunkelen Gefühle, anstatt durch einen Begriff der Vernunft in der Frage deutliche Auskunft zu geben. Allein wenn Achtung gleich ein Gefühl ist, so ist es doch kein durch Einfluß empfangenes, sondern durch einen Vernunftbegriff selbstgewirktes Gefühl und daher von allen Gefühlen der ersteren Art, die sich auf Neigung oder Furcht bringen lassen, specifisch unterschieden. Was ich unmittelbar als Gesetz für mich erkenne, erkenne ich mit Achtung, welche bloß das Bewußtsein der Unterordnung meines Willens unter einem Gesetze ohne Vermittelung anderer Einflüsse auf meinen Sinn bedeutet. Die unmittelbare Bestimmung des Willens durchs Gesetz und das Bewußtsein derselben heißt Achtung, so daß diese als Wirkung des Gesetzes aufs Subject und nicht als Ursache desselben angesehen wird. Eigentlich ist Achtung die Vorstellung von einem Werthe, der meiner Selbstliebe Abbruch thut. Also ist es etwas, was weder als Gegenstand der Neigung, noch der Furcht betrachtet wird, obgleich es mit beiden zugleich etwas Analogisches hat. Der Gegenstand der Achtung ist also lediglich das Gesetz und zwar dasjenige, das wir uns selbst und doch als an sich nothwendig auferlegen. Als Gesetz sind wir ihm unterworfen, ohne die Selbstliebe zu befragen; als von uns selbst auferlegt, ist es doch eine Folge unsers Willens und hat in der ersten Rücksicht Analogie mit Furcht, in der zweiten mit Neigung. Alle Achtung für eine Person ist eigentlich nur Achtung fürs Gesetz (der Rechtschaffenheit etc.), wovon jene uns das Beispiel giebt. Weil wir Erweiterung unserer Talente auch als Pflicht ansehen, so stellen wir uns an einer Person von Talenten auch gleichsam das Beispiel eines Gesetzes vor (ihr durch Übung hierin ähnlich zu werden), und das macht unsere Achtung aus. Alles moralische so genannte Interesse besteht lediglich in der Achtung fürs Gesetz.“ (GMS, AA IV, 401 Fn)
  • John Rawls
    • „Jeder Mensch besitzt eine der Gerechtigkeit entspringende Unverletzlichkeit, die auch im Namen des Wohles der ganzen Gesellschaft nicht aufgehoben werden kann.“ (Eine Theorie der Gerechtigkeit, Suhrkamp, Frankfurt 1975, 19)
  • Karl Jaspers
    • „Erst im gegenseitigen Anerkennen erwachsen wir beide als wir selbst. Nur zusammen können wir erreichen, was jeder erreichen will.“ (Philosophie, Band 1, Springer, Berlin 1956, 57)
  • Theodor W. Adorno, Max Horkheimer
    • „Das Tatsächliche behält recht, die Erkenntnis beschränkt sich auf seine Wiederholung, der Gedanke macht sich zur Tautologie. Je mehr die Denkmaschinerie das Seiende sich unterwirft, um so blinder bescheidet sie sich bei dessen Reproduktion. Damit schlägt Aufklärung in Mythologie zurück, der sie nie zu entrinnen wußte. Denn Mythologie hatte in ihren Gestalten die Essenz des Bestehenden: Kreislauf, Schicksal, Herrschaft der Welt als die Wahrheit zurückgespiegelt und der Hoffnung entsagt. In der Prägnanz des mythischen Bildes wie in der Klarheit der wissenschaftlichen Formel wird die Ewigkeit des Tatsächlichen bestätigt und das bloße Dasein als der Sinn ausgesprochen, den es versperrt. [...] Aufklärung ist mehr als Aufklärung, Natur, die in ihrer Entfremdung vernehmbar wird.“ (Begriff der Aufklärung. In: Dialektik der Aufklärung. Frankfurt a. M. 1988, S. 33 bzw. 46)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel:
    • „Aufklärung des Verstands macht zwar klüger, aber nicht besser.“ (Fragmente über Volksreligion und Christentum. Werke in 20 Bänden; Band 1. Suhrkamp 1970, S. 21)
  • Immanuel Kant
    • „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ (Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?)
  • Friedrich Nietzsche
    • Die „Aufklärung“ empört: der Sklave nämlich will Unbedingtes, er versteht nur das Tyrannische, auch in der Moral, er liebt wie er hasst, ohne Nuance, bis in die Tiefe, bis zum Schmerz, bis zur Krankheit, — sein vieles verborgenes Leiden empört sich gegen den vornehmen Geschmack, der das Leiden zu leugnen scheint. Die Skepsis gegen das Leiden, im Grunde nur eine Attitude der aristokratischen Moral, ist nicht am wenigsten auch an der Entstehung des letzten grossen Sklaven-Aufstandes betheiligt, welcher mit der französischen Revolution begonnen hat. (Jenseits von Gut und Böse, 46)
  • Theodor W. Adorno
    • „Die eigenen Bedeutungen der Worte wiegen schwer. Aber sie gehen in jenen nicht auf, sondern werden in sich getroffen vom Zusammenhang.“ (Jargon der Eigentlichkeit. Zur deutschen Ideologie, Suhrkamp, Frankfurt 1963, 51)
  • Aristoteles
    • „Wie aber die Gedanken in der Seele bald auftreten, ohne wahr oder falsch zu sein, bald so, dass sie notwendig eins von beidem sind, so geschieht es auch in der Rede. Denn Falschheit und Wahrheit ist an Verbindung und Trennung der Vorstellungen geknüpft. Die Nomina und Verba für sich allein gleichen nur dem Gedanken ohne Verbindung und Trennung, wie z. B. das Wort Mensch oder weiß, wenn man sonst nichts hinzusetzt: Hier gibt es noch nicht Irrtum und Wahrheit. Dafür haben wir einen Anhaltspunkt z. B. an dem Wort Tragelaphos (Bockhirsch): es bedeutet zwar etwas, aber doch nichts Wahres oder Falsches, solange man nicht hinzusetzt, dass das Ding ist oder nicht ist, schlechthin oder zu einer bestimmten Zeit.“ (De Interpretatione, 16a)
  • Rudolf Carnap
    • „Eine Sprache besteht aus Vokabular und Syntax, d. h. aus einem Bestand an Wörtern, die eine Bedeutung haben, und aus Regeln der Satzbildung; diese Regeln geben an, wie aus Wörtern der verschiedenen Arten Sätze gebildet werden können. Demgemäß gibt es zwei Arten von Scheinsätzen: entweder kommt ein Wort vor, von dem man nur irrtümlich annimmt, daß es eine Bedeutung habe, oder die vorkommenden Wörter haben zwar Bedeutungen, sind aber in syntaxwidriger Weise zusammengestellt, so daß sie keinen Sinn ergeben.“ (Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache, in Erkenntnis, Bd. II. Leipzig, 1931. S. 220)
  • John Locke
    • „Da Wörter willkürliche Zeichen sind, können sie als solche von niemandem unbekannten Dingen beigelegt werden. Damit würde man sie zu Zeichen für nichts, zu Lauten ohne Bedeutung stempeln. Niemand kann seine Wörter zu Zeichen für Eigenschaften von Dingen oder für Vorstellungen im Geiste eines anderen machen, von denen sich in seinem eigenen nichts findet. Bevor man nicht eigene Ideen besitzt, kann man nicht vermuten, dass sie den Vorstellungen eines andern entsprechen. Man kann auch keine Zeichen für sie verwenden; denn das wären Zeichen für etwas Unbekanntes, das heißt tatsächlich Zeichen für nichts. Wenn man sich dagegen auf Grund vorhandener eigener Ideen die Ideen anderer vorstellt, wenn man damit einverstanden ist, ihnen dieselben Namen beizulegen, die sie von andern bekommen, so vollzieht sich dies eben immer noch an den eigenen Ideen, das heißt an Ideen, die man besitzt, nicht aber an solchen, die man nicht besitzt.“ (John Locke, Versuch über den menschlichen Verstand, Drittes Buch, 2.2)
  • George Herbert Mead
    • Bedeutung impliziert eine Bezugnahme des einen Organismus auf das Ergebnis der ganzen sozialen Handlung, auf das diese hinweist oder das diese initiiert, insofern ein anderer Organismus auf diese Bezugnahme entsprechend antwortet; und diese entsprechende Antwort ist die Bedeutung der Gebärde. (Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus [1934], Suhrkamp, Frankfurt 1968, 117)
    • Insofern also das Individuum sich selbst gegenüber die Haltung eines anderen einnimmt und insofern es in einem gewissen Sinn in sich selbst die Bestrebung zu der Handlung erzeugt, die sein Verhalten bei einem andern Individuum hervorruft, zeigt es sich selbst die Bedeutung einer Gebärde an. (Eine behavioristische Erklärung des signifikanten Symbols, in: Gesammelte Schriften, hrsg. von Hans Joas, Band 1, Suhrkamp, Frankfurt 1980, 290-298, 294)
    • Ein diskursives Universum ist einfach ein System gemeinsamer oder sozialer Bedeutungen. (Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus [1934], Suhrkamp, Frankfurt 1968, 130)
  • Charles S. Peirce
    • „Überlege, welche Wirkungen, die denkbarerweise praktische Relevanz haben können, wir dem Gegenstand unseres Begriffs in unserer Vorstellung zuschreiben. Dann ist unser Begriff dieser Wirkungen das Ganze unseres Begriffs des Gegenstandes.“ (CP 5.402)
  • Willard Van Orman Quine
    • „Die Reizbedeutung eines Satzes für eine bestimmte Person fasst ihre Dispositionen zusammen, dem Satz in Reaktion auf einen gegenwärtigen Reiz entweder zuzustimmen oder ihn abzulehnen.“ (Wort und Gegenstand, Reclam, Stuttgart 1980, 72)
  • John Searle
    • „Unsere Hypothese, dass eine Sprache sprechen bedeutet, in Übereinstimmung mit konstitutiven Regeln Akte zu vollziehen, ist demnach mit der Hypothese verknüpft, dass die Tatsache, dass jemand einen bestimmten Sprechakt vollzogen hat – z. B. ein Versprechen gegeben hat –, eine institutionelle Tatsache darstellt.“ (John R. Searle: Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay, Suhrkamp, Frankfurt 2003 (1970), 88)
  • Sextus Empiricus
    • „Die Anhänger der Stoa sagen, dass folgende drei Dinge zusammengehören: Das Bedeutete, das was bedeuten soll, und das Ding. Das, was die Funktion des Bedeutens hat, soll der (sprachliche) Laut selbst sein, z. B. ‚Dion‘. Das Bedeutete ist die Sache selbst, die durch das Bedeutende verständlich gemacht wird und die wir deshalb begreifen, weil sie in unserem Verstande existiert, die aber die Barbaren [Fremden] nicht verstehen, obwohl sie den gesprochenen Laut ebenfalls hören. Das Ding selbst ist das außerhalb (unseres Bewusstseins) Bestehende, z. B. Dion selbst. Von den genannten Gegebenheiten sollen zwei körperlicher Natur sein, nämlich der Laut und das Ding, und eine unkörperlich, nämlich das Bedeutete, das Lekton [das Ausgesagte], welches auch die Eigenschaft der Wahrheit und der Falschheit besitzt.“ („Adversos Mathematicos“ VIII,1, zitiert nach Franz von Kutschera, Sprachphilosophie, 2. Aufl. München 1975, 45)
  • Alfred North Whitehead
    • „Der Begriff ist immer in Gefühle eingekleidet, will heißen in Hoffnung, Angst, Haß, eifriges Streben oder das Gefallen an der Analyse. Die Variationsmöglichkeiten der Qualitäten des Strebens sind unerschöpflich. Die Vorstellung eines reinen Begriffes oder einer reinen Realisierung, jenseits einer relevanten Herkunft aus einer Emotion, ist verfehlt.“ (Denkweisen, Suhrkamp, Frankfurt 2001, 157)
  • Ludwig Wittgenstein
    • „Die Fragen ‚Was ist Länge?‘, ‚Was ist Bedeutung?‘, ‚Was ist die Zahl Eins?‘ etc. verursacht uns einen geistigen Krampf. […] (Wir haben es mit einer der großen Quellen philosophischer Verwirrung zu tun: ein Substantiv lässt uns nach einem Ding suchen, das ihm entspricht.)“ (Das Blaue Buch, 15, zitiert nach Christoph Demmerling/Thomas Blume: Grundprobleme der analytischen Sprachphilosophie, Schöningh/UTB, Paderborn 1998, 109)
    • „Die Bedeutung eines Wortes ist das, was die Erklärung der Bedeutung erklärt. D.h.: willst du den Gebrauch des Wortes ‚Bedeutung‘ verstehen, so sieh nach, was man ‚Erklärung‘ der Bedeutung nennt.“ (PU § 560)
    • „Man kann für eine große Klasse von Fällen der Benützung des Wortes ‚Bedeutung‘ – wenn auch nicht für alle Fälle seiner Benützung – dieses Wort so erklären: Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache. […] Und die Bedeutung eines Namens erklärt man manchmal dadurch, dass man auf seine Träger zeigt.“ (PU § 43)
  • Immanuel Kant
    • „Wenn man den Begriff nicht von Bildern absondern kann; so wird man niemals rein und fehlerfrei denken können.“ (Vorlesungen über Metaphysik, AA XXVIII 369)
  • Aristoteles
    • „Jede Bewegung verläuft in der Zeit und hat ein Ziel.“ (Nikomachische Ethik X, Kap. 4, 19f, 1174a)
  • Hermann Cohen
    • „Newtons Philosophiae Naturalis Principia Mathematica waren 1687 erschienen, nachdem 1638 Galileis Discorsi in die Welt gegangen waren. In diesen beiden Werken vorzugsweise ist das Abstraktum der Wissenschaft konkret. Die Grundanschauung der modernen Wissenschaft, dass alle Dinge in gesetzmäßigen Bewegungsvorgängen bestehen und als solche erst erforschbar sind, nimmt ihren Ausgang von Galilei, und der damit verbundene Grundgedanke, dass alle Bewegungsvorgänge einem einheitlichen Zusammenhang angehören, in einem Weltsystem ihren Mittelpunkt haben, dieser Grundgedanke Newtons ist die historische Voraussetzung Kants: Das Weltsystem ist die Voraussetzung des Vernunftsystems.“ (Von Kants Einfluss auf die deutsche Kultur [1883], in: Schriften zur Philosophie und Zeigeschichte, Band 1, hrsg. von Albert Görland und Ernst Cassirer, Berlin 1928, 369)
  • Epikur
    • Bei den meisten Menschen ist die Ruhe Lähmung, die Bewegung Tollheit. (Philosophie der Freude, Kröner, Stuttgart 1973, S. 67, Nr. 2)
  • Martin Heidegger
    • „Das Bewegen des Bewegenden und das Bewegt-werden des Bewegten ist dasselbe DA, d.h. Bewegung nicht ein Seiendes, sondern Wie des Seins der Welt.“ (Grundbegriffe der aristotelischen Philosophie, GA 18, 394)
  • Werner Heisenberg
    • Die Energie ist tatsächlich der Stoff, aus dem alle Elementarteilchen, alle Atome und daher überhaupt alle Dinge gemacht sind, und gleichzeitig ist die Energie auch das Bewegende. (Physik und Philosophie, Hirzel, 7. Aufl. Stuttgart 2006, S. 92)
  • Gottfried Wilhelm Leibniz
    • „Deshalb ist Form das Prinzip der Bewegung in ihrem eigenen Körper, und der Körper selbst ist das Prinzip der Bewegung in einem anderen Körper. Aber das erste Prinzip der Bewegung ist die erste Form, die wirklich von der Materie abstrahiert wird (sie ist gleichzeitig die Wirkursache), nämlich Geist. Folglich fallen die Freiheit und die Spontaneität dem Geist allein zu. Es ist deshalb nicht absurd, einen einzigen Geist aus der substantiellen Form das erste Prinzip der Bewegung zu nennen, während alle übrigen vom Geist die Bewegung erhalten.“ (Brief an Jakob Thomasius, 20./30. April 1669; Akademieausgabe II. Reihe, Band 1, 14-25, 17, im Original Latein)
  • Immanuel Kant
    • Bewegung eines Objects im Raume gehört nicht in eine reine Wissenschaft, folglich auch nicht in die Geometrie, weil, daß etwas beweglich sei, nicht a priori, sondern nur durch Erfahrung erkannt werden kann. Aber Bewegung als Beschreibung eines Raumes ist ein reiner Actus der successiven Synthesis des Mannigfaltigen in der äußeren Anschauung überhaupt durch productive Einbildungskraft und gehört nicht allein zur Geometrie, sondern sogar zur Transscendentalphilosophie. (Kritik der reinen Vernunft, AA III, 121 FN)
  • Blaise Pascal
    • Die kleinste Bewegung ist für die ganze Natur von Bedeutung; das ganze Meer verändert sich, wenn ein Stein hineingeworfen wird. (Gedanken (VI, 619), Anaconda, Köln 2007, S. 305)
  • Friedrich Schelling
    • Hier also der Widerspruch, daß der Mensch das, was er will, durch sein Wollen zunichte macht. Aus diesem Widerspruch entsteht jene innere umtreibende Bewegung, indem das Suchende das, was es sucht, gleichsam in einer beständigen Flucht vor sich her treibt. (Über die Natur der Philosophie als Wissenschaft. In: Bubner, Rüdiger (Hrsg.): Geschichte der Philosophie, Deutscher Idealismus, Schelling, Reclam, Stuttgart 1978, S. 309)
  • Friedrich Adolf Trendelenburg
    • Weil die Bewegung eine in sich einfache Thätigkeit ist, die sich nur erzeugen, nicht zerlegen lässt, wird sie zugleich die letzte sein, die aus keiner andern stammt, und wird darum auch aus sich erkannt werden; weil sie die letzte ist, wird sie allgemein sein und jeder Thätigkeit zum Grunde liegen; und wenn sich das Denken als eine der höchsten Thätigkeiten in der Welt erhebt, aber als solche die übrigen als reale Bedingungen voraussetzt: so wird um dieser Allgemeinheit willen die Bewegung zur Vermittlung der Auffassung im Denken frei werden und dem Denken und Sein gemeinschaftlich angehören. (Logische Untersuchungen, 3. Aufl. 1870, 155)
  • Ludwig Wittgenstein
    • „Die Mythologie kann wieder in Fluß geraten, das Flußbett der Gedanken sich verschieben. Aber ich unterscheide zwischen der Bewegung des Wassers im Flußbett und der Verschiebung dieses; obwohl des eine scharfe Trennung der beiden nicht gibt.“ (Über Gewissheit, Suhrkamp, Frankfurt 1984, Nr. 97)
    • „Warum ist die Philosophie so kompliziert? Sie sollte doch ganz einfach sein. - Die Philosophie löst die Knoten in unserem Denken auf, die wir unsinnigerweise hineingemacht haben; dazu muß sie aber ebenso komplizierte Bewegungen machen, wie diese Knoten sind." (Philosophische Bemerkungen. Werkausgabe Band 2, Suhrkamp, Frankfurt 1984, 52)
  • Maurice Merleau-Ponty
    • Das Selbstbewußtsein ist das Sein des aktuell wirklichen Geistes selbst. Der Akt, durch den ich von etwas Bewußtsein habe, müßte zerbrechen, wäre er nicht selbst im Augenblick seines Vollzuges erfaßt.“ (Die Struktur des Verhaltens (1942), übers. von Bernhard Waldenfels, de Gruyter, Berlin 1976, 423-424)
  • Thomas Nagel
    • „Ohne das Faktum Bewußtsein wäre das psychophysische Problem weit weniger interessant; mit ihm aber scheint es hoffnungslos.“ (Wie fühlt es sich an, eine Fledermaus zu sein? (1974), in: Ders.: Letzte Fragen, hrsg. M. Gebauer. Bodenheim bei Mainz, Philo 1996, 229–249, hier 230)
  • Charles S. Peirce
    • „Es gibt keine anderen Formen des Bewusstseins als die drei, die erwähnt worden sind, Gefühl, Altersense und Medisense. Sie bilden eine Art System. Gefühl ist der momentan gegenwärtige Inhalt des Bewusstseins in seiner ursprünglichen Einfachheit, unabhängig von irgendetwas anderem. Es ist Bewusstsein in seinem ersten Stadium und könnte ‚Primisense‘ genannt werden. ‚Altersense‘ ist das Bewusstsein von einem unmittelbar anwesendem Anderen oder zweiten, das uns widersteht. ‚Medisense‘ ist das Bewusstsein einer Drittheit oder eines Mediums zwischen Primisense und Altersense und führt vom ersteren zum letzteren. Es ist das Bewusstsein von einem Prozess, bei dem etwas vor den Geist gebracht wird. Gefühl oder Primisense ist das Bewusstsein von Erstheit; Altersense ist das Bewusstsein der Andersheit oder Zweitheit; Medisense ist das Bewusstsein von Mitteln oder Drittheit. Vom ‚Primisense‘ gibt es nur eine Art. ‚Altersense‘ hat zwei Arten, Sinnesempfindung und Willen. ‚Medisense‘ hat drei Arten, ‚Abstraktion‘, ‚Suggestion‘ und ‚Assoziation‘“ (CP 7.551).
  • Jean-Paul Sartre
    • „Aber wenn ich mich freue, wenn ich das Bewußtsein habe, mich zu freuen, genügt es, wie man sofort sieht, daß ich das Bewußtsein dieser Freude habe, damit ich es wirklich habe; es ist unwichtig, ob es im Traum geschieht; ebenso wie das ‚cogito’ Descartes’ sich im Traum vollziehen kann, ist auch die Freude, die ich im Traum empfinden kann, wenn ich in einer völlig imaginieren Landschaft spazierengehe, deshalb nicht weniger eine wahre Freude.“ (Selbstbewußtsein und Selbsterkenntnis, in: Ders.: Der Existentialismus ist ein Humanismus. Und andere philosophische Essays 1943–1948. Rowohlt, Reinbek 5. Aufl. 2010, 267–326, 290)
  • John Searle
    • Das Tolle am Bewußtsein ist: Wenn man die Illusion hat, ein Bewußtsein zu haben, dann hat man auch eins. Sie können die übliche Unterscheidung zwischen Schein und Wirklichkeit auf das Bewußtsein nicht so anwenden wie auf andere Phänomene.“ (Interview: „Ich verstehe nicht ein Wort Chinesisch“, in: Susan Blackmore: Gespräche über Bewusstsein, Suhrkamp, Frankfurt 2007, S. 277-296, 283)
  • Alfred North Whitehead
    • „Das Bewußtsein flackert; und selbst wo es am hellsten ist, gibt es ein kleines Brennpunktgebiet klarer Erleuchtung und ein großes Gebiet im Halbschatten liegender Erfahrung, das im dunklen Erahnen von intensiver Erfahrung berichtet. Die Einfachheit klaren Bewußtseins ist kein Maßstab für die Komplexität vollständiger Erfahrung. Auch dieser Charakter unserer Erfahrung läßt vermuten, daß Bewußtsein die Krone der Erfahrung ist, die nur gelegentlich erreicht wird, keineswegs aber deren notwendige Grundlage.“ (Prozess und Realität (1929), Suhrkamp, Frankfurt 1987, 486)
  • Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
    • „Wenn die Abgründe des menschlichen Herzens im Bösen sich aufthun, und jene schrecklichen Gedanken hervorkommen, die auf ewig in Nacht und Finsterniß begraben seyn sollten: dann erst wissen wir, was im Menschen der Möglichkeit nach liegt, und wie eigentlich seine Natur für sich und sich selbst überlassen beschaffen ist.“ (Die Weltalter, SW I, 8, S. 268)
  • William James
    • Es gibt nirgends ein 'Heim' als in der endlichen Erfahrung, aber die endliche Erfahrung als solche, die hat kein Heim. (Der Pragmatismus, Meiner, Hamburg 1994, 166)
  • Immanuel Kant
    • Erfahrung ist ein empirisches Erkenntniß, d. i. ein Erkenntniß, das durch Wahrnehmungen ein Object bestimmt. Sie ist also eine Synthesis der Wahrnehmungen, die selbst nicht in der Wahrnehmung enthalten ist, sondern die synthetische Einheit des Mannigfaltigen derselben in einem Bewußtsein enthält, welche das Wesentliche einer Erkenntniß der Objecte der Sinne, d. i. der Erfahrung (nicht bloß der Anschauung oder Empfindung der Sinne), ausmacht. (KrV B 218 = AA III, 158)
  • Theodor Adorno
    • Die statische Zerlegung der Erkenntnis in Subjekt und Objekt, die der heute akzeptierten Wissenschaftslogik fast selbstverständlich dünkt; jene Residualtheorie der Wahrheit, derzufolge objektiv ist, was nach der Durchstreichung der so genannten subjektiven Faktoren übrig bleibt, wird von der Hegelschen Kritik ins leere Zentrum getroffen; darum so tödlich, weil er ihr keine irrationale Einheit von Subjekt und Objekt entgegensetzt, sondern die je voneinander unterschiedenen Momente des Subjektiven und Objektiven festhält und doch wiederum als durcheinander vermittelte begreift. (Drei Studien zu Hegel, Gesammelte Schriften Band 5, Suhrkamp, Frankfurt 1971, 256)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • „Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt. Es ist die gewöhnlichste Selbsttäuschung wie Täuschung anderer, beim Erkennen etwas als bekannt vorauszusetzen und es sich ebenso gefallen zu lassen; mit allem Hin- und Herreden kommt solches Wissen, ohne zu wissen wie ihm geschieht, nicht von der Stelle.“ (Phänomenologie des Geistes, Vorrede, Werke, Band 3, Suhrkamp, Frankfurt 1986, 35)
  • Immanuel Kant
    • „Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“ (KrV, B 75)
    • „Die Ordnung und Regelmäßigkeit an den Erscheinungen, die wir Natur nennen, bringen wir selbst hinein, und würden sie auch nicht darin finden können, hätten wir sie nicht, oder die Natur unseres Gemüts ursprünglich hineingelegt.“ (KrV, A 125)
    • „Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten; aber alle Versuche, über sie etwas a priori auszumachen, wodurch unsere Erkenntnis erweitert würde, gingen unter dieser Voraussetzung zu nichte. Man versuche es daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik damit besser fortkommen, dass wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten, welches so schon besser mit der verlangten Möglichkeit einer Erkenntnis derselben a priori zusammenstimmt, die über Gegenstände, ehe sie uns gegeben werden, etwas feststellen soll.“ (KrV, B XVI)
    • „Die Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung überhaupt sind zugleich Bedingungen der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung, und haben darum objektive Gültigkeit in einem synthetischen Urteile a priori.“ (KrV, B 197)
  • Friedrich Nietzsche
    • „Mag das Volk glauben, dass Erkennen ein zu Ende-Kennen sei, der Philosoph muss sich sagen: ‚wenn ich den Vorgang zerlege, der in dem Satz ‚ich denke’ ausgedrückt ist, so bekomme ich eine Reihe von verwegenen Behauptungen, deren Begründung schwer, vielleicht unmöglich ist, – zum Beispiel, dass ich es bin, der denkt, dass überhaupt ein Etwas es sein muss, das denkt, dass Denken eine Thätigkeit und Wirkung seitens eines Wesens ist, welches als Ursache gedacht wird, dass es ein ‚Ich’ giebt, endlich, dass es bereits fest steht, was mit Denken zu bezeichnen ist, – dass ich weiss, was Denken ist.“ (Jenseits von Gut und Böse; KSA 5, 16)
    • „Es gibt nur ein perspektivisches Sehen, nur ein perspektivisches ‚Erkennen‘; und je mehr Affekte wir über eine Sache zu Worte kommen lassen, je mehr Augen, verschiedene Augen wir uns für dieselbe Sache einzusetzen wissen, um so vollständiger wird unser Begriff dieser ‚Sache‘.“ (Genealogie der Moral 3, Nr. 12; KSA 5, 365)
  • Platon
    • Wiewohl ich auch dies keineswegs sage, als wüßte ich es, sondern ich vermute es nur. Daß aber richtige Vorstellung und Erkenntnis etwas verschiedenes sind, dies glaube ich nicht nur zu vermuten, sondern wenn ich irgendetwas behaupten möchte zu wissen, und nur von wenigem möchte ich dies behaupten, so würde ich als eines auch dies hierher setzen unter das, was ich weiß. (Menon 98b)
  • Jean Piaget
    • „Erkennen besteht nicht im Abbilden der Realität, sondern darin, auf diese einzuwirken und sie (scheinbar oder wirklich) so umzuwandeln, daß man sie in Funktion der Transformationssysteme versteht, an welche die einwirkenden Verhaltensakte gebunden sind.“ (Biologie und Erkenntnis. Über die Beziehung zwischen organischen Regulationen und kognitiven Prozessen, übersetzt von Bärbel Erdmann, S. Fischer, Frankfurt 1974 (frz. Biologie et connaissance, Paris 1967), S. 6)
  • Wolfgang Stegmüller
    • „wenn es keine Erkenntnis gibt, dann ist auch der Satz ,es gibt keine Erkenntnis' selbst keine Erkenntnis.“ (Metaphysik, Skepsis, Wissenschaft, Springer, Berlin 2. Aufl. 1969, 381)
  • Carl Friedrich von Weizsäcker:
    • „Die objektivierende Erkenntnis ist selbstvergessen. Im Erkenntnisakt wird mir das Objekt bekannt, aber nicht zugleich das erkennende Subjekt, nämlich ich selbst. Das Auge sieht sich selbst nicht, der Scheinwerfer liegt selbst im Dunkeln. Mich zu erkennen bedarf es eines eigenen, neuen Aktes, einer Reflexion des Lichtes auf mich.“ (Die Geschichte der Natur. 6. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1964, 97-98)
  • Alfred North Whitehead
    • Die wahre Forschungsmethode gleicht einer Flugbahn. Sie hebt ab von der Grundlage einzelner Beobachtungen, schwebt durch die dünne Luft phantasievoller Verallgemeinerung und versenkt sich dann wieder in neue Beobachtungen, die durch rationale Interpretation geschärft sind. Der Grund für den Erfolg dieser Methode der phantasievollen Erkenntnis liegt darin, dass die immer gegenwärtigen Faktoren auch dann unter dem Einfluss imaginativen Denkens betrachtet werden können, wenn die Unterscheidungsmethode versagt. (Prozess und Realität (1929), Suhrkamp, Frankfurt 1987, 34)
    • „Die Erkenntnistheorien der letzten zweihundert Jahre haben kaum etwas anderes getan, als immer wieder durch den unkritischen Gebrauch gängiger Redewendungen Gedankengänge einzuführen, die sich nicht im Rahmen ihres erklärten Themas hielten. Wenn man nur reichlich genug einige ganz einfache Redewendungen gebraucht, kommt man ziemlich bald zu einer Philosophie, die als Lektüre hinreißend, leicht verständlich und im übrigen völlig falsch ist.“ (Abenteuer der Ideen (1933), Suhrkamp, Frankfurt 2000, 333)
  • Ludwig Wittgenstein
    • „Die meisten Sätze und Fragen, welche über philosophische Dinge geschrieben worden sind, sind nicht falsch, sondern unsinnig. Wir können daher Fragen dieser Art überhaupt nicht beantworten, sondern nur ihre Unsinnigkeit feststellen. Die meisten Fragen und Sätze der Philosophen beruhen darauf, dass wir unsere Sprachlogik nicht verstehen.“ (TLP 4.003)
    • „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ (TLP 7)
    • „Die für uns wichtigsten Aspekte der Dinge sind durch ihre Einfachheit und Alltäglichkeit verborgen.“ (PU 129)
  • Aristoteles
    • „Die Ethik bedenkt also das Handeln aus einem Interesse am Handeln. Dieses Interesse am Handeln ist aber letztlich durch ein Interesse am Menschen selber fundiert, ein Interesse daran, dass der Mensch als Mensch leben kann.“ (EN 1095 8a)
  • George Edward Moore
    • „Mir scheint, daß in der Ethik wie in allen übrigen philosophischen Untersuchungen die Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten, an denen ihre Geschichte reich ist, im wesentlichen einen ganz einfachen Grund haben: sie resultieren nämlich daraus, daß man versucht, Fragen zu beantworten, ohne sich vorher genau darüber im klaren zu sein, welche Frage man eigentlich beantworten möchte" (Einleitungssatz der Principia Ethica, Reclam, Stuttgart 1970, S. 3)
  • Albert Schweitzer
    • „Ethik besteht also darin, dass ich die Nötigung erlebe, allem Willen zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzubringen, wie dem eigenen. Damit ist das denknotwendige Grundprinzip der Sittlichen gegeben. Gut ist, Leben erhalten und Leben fördern; böse ist Leben vernichten und Leben hemmen.“ (Albert Schweitzer: Kultur und Ethik (1923), Gesammelte Werke Band 2, München 1974, 79-368, hier 331)
    • Heute gilt es als übertrieben, die stete Rücksichtnahme auf alles Lebendige bis zu seinen niedersten Erscheinungen herab als Forderung einer vernunftgemäßen Ethik auszugeben. Es kommt aber die Zeit, wo man staunen wird, daß die Menschheit so lange brauchte, um gedankenlose Schädigung von Leben als mit Ethik unvereinbar einzusehen. Ethik ist ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung gegen alles, was lebt.“ (Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben (1923), in.: Kulturphilosophie. München: Beck 2007, 306–328, 309)
  • Ludwig Wittgenstein
    • „Darum kann es auch keine Sätze der Ethik geben. Sätze können nichts Höheres ausdrücken.“ (TLP 6.42)
  • Pierre Teilhard de Chardin
    • Die Evolution sollte nichts sein als eine Theorie, ein System, eine Hypothese? Keineswegs! Sie ist viel mehr! Sie ist die allgemeine Bedingung, der künftig alle Theorien, alle Hypothesen, alle Systeme entsprechen und gerecht werden müssen, sofern sie denkbar und richtig sein wollen. Ein Licht, das alle Tatsachen erleuchtet, eine Kurve, der alle Linien folgen müssen: das ist die Evolution! (Der Mensch im Kosmos, 3. Aufl. Beck, München 2005, 223)
  • Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
    • Da die Intelligenz durch die ganze organische Natur sich selbst als thätig in der Succession anschauen soll, so muß auch jede Organisation im weiteren Sinne des Wortes Leben, d.h. ein inneres Princip der Bewegung, in sich selbst haben. Das Leben mag wohl mehr oder weniger eingeschränkt seyn; die Frage also; woher jener Unterschied? reducirt sich auf die vorhergehende: woher die Stufenfolge in der organischen Natur? Diese Stufenfolge der Organisationen aber bezeichnet nur verschiedene Momente der Evolution des Universums. (System des transzendentalen Idealismus, in: F.W.J. Schelling: System des transzendentalen Idealismus, hrsg. v. Karl Friedrich August Schelling, Stuttgart, Cotta, 1800/1858, S. 327-634, hier 493-494)
  • Karl Jaspers
    • „Ob wir Existenz an das Bewußtsein überhaupt oder an den Geist oder an jede andere Weise des Umgreifenden halten, es zeigt sich das gleiche: Ohne Existenz wird alles wie leer, wie ausgehöhlt, wie bodenlos, wird alles unecht, weil endloses Maskensein und bloßes Möglichsein oder bloßes Dasein“ (Vernunft und Existenz. Piper, München 1960, 56)
  • Hannah Arendt
    • „Ursprünglich erfahre ich Freiheit im Verkehr mit anderen und nicht im Verkehr mit mir selbst. Frei SEIN können Menschen nur in Bezug aufeinander, also nur im Bereich des Politischen und des Handelns; nur dort erfahren sie, was Freiheit positiv ist und dass sie mehr ist, als ein Nichtgezwungen-werden.“ (Freiheit und Politik (1958), in: Zwischen Vergangenheit und Zukunft, Piper, 2. Aufl. München 2000, 201)
  • Karl Jaspers
    • „Freiheit verwirklicht sich in Gemeinschaft. Ich kann nur frei sein in dem Maße wie die anderen frei sind.“ (Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, München 1949, 196)
  • Immanuel Kant
    • Freiheit (Unabhängigkeit von eines anderen nötigender Willkür), sofern sie mit jede anderen Freiheit nach einem allgemeinen Gesetz zusammen bestehen kann, ist dieses einzige, ursprüngliche, jedem Menschen, kraft seiner Menschheit, zustehende Recht. (Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre, AB 45)
  • Rosa Luxemburg
    • "Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei - mögen sie noch so zahlreich sein - ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Nicht wegen des Fanatismus der »Gerechtigkeit«, sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die »Freiheit« zum Privilegium wird." (Die russische Revolution. Eine kritische Würdigung, Berlin 1920 S. 109; Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke Band 4, S. 359, Anmerkung 3m Dietz Verlag Berlin (Ost), 1983)
  • Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
    • „Vor der aus jener Tiefe kommenden Handlung ist kein Grund anzugeben; sie ist so, weil sie so ist, sie ist schlechthin und in so fern nothwendig. Vor dieser grundlosen, durch sich nothwendigen, Freyheit scheuen sich die meisten Meisten, wie sie sich vor der Magie, vor allem Unbegreiflichen und besonders der Geisterwelt scheuen. Wo sie daher ein solches Handeln aus dem Ungrund gewahr werden, fühlen sie sich vor ihm niedergeworfen, wie vor einer Erscheinung aus der höheren Welt und finden die Kraft nicht, ihm zu widerstehen. Dieses Handeln aus dem Ungrund ist der geheime Talismann, die dunkle erschreckende Gewalt, wodurch bisweilen der Wille eines einzigen Menschen die Welt sich zu beugen vermag.“ (Die Weltalter. Fragmente. In den Urfassungen von 1811 und 1813 hrsg. v. M. Schröter, zweiter, unveränderter Nachdruck der 1946 erschienenen Auflage, München 1979 (= Schellings Werke, Münchner Jubiläumsdruck, Nachlaßband), S. 93)
  • Jean-Jacques Rousseau
    • Der Mensch wird frei geboren, und überall ist er in Fesseln (Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechtes, 1. Buch, 1. Kapitel, 1. Satz)
    • [...] denn der Trieb der bloßen Begierde ist Sklaverei, und der Gehorsam gegen das Gesetz, das man sich selber vorgeschrieben hat, ist Freiheit. (Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts, 1. Buch, 8. Kapitel, letzter Absatz)
  • Ernst Tugendhat
    • Freiheit ist ebenso wie Selbstbewußtsein ein graduelles Phänomen: wir sind um so freier, je umfassender wir die Faktoren, die unser Sein und Handeln, unser Wollen und Fühlen bestimmen, erkennen, denn nur wenn wir sie kennen, können wir sie gegebenenfalls kontrollieren, können wir uns selbständig, überlegend, wählend zu ihnen verhalten, können wir so oder so zu ihnen Stellung nehmen. (Selbstbewußtsein und Selbstbestimmung, Suhrkamp. Frankfurt 1979, 145)
  • Wilhelm Weischedel
    • „Einen Gefangenen nennen wir unfrei; und doch kann er in der Weise, wie er seine Strafe auf sich nimmt, ein hohes Maß von innerer Freiheit beweisen. Ähnliches gilt für den Kranken; er ist an das Bett gefesselt und gilt als unfrei; aber er kann im freien Entschluß sein Schicksal akzeptieren. Auch der Sklave, der seinem Begriff nach der Unfreie ist, kann doch etwa im Bereich seines Denkens frei sein. Einen Menschen, der nicht im Gefängnis sitzt, nennt man frei; dieser Mensch aber kann in der Art, wie er sich in seiner Mitwelt bewegt, einen höchst unfreien Eindruck erwecken. Freiheit erscheint als Unfreiheit, Unfreiheit als Freiheit, je nach dem, aus welchem Gesichtspunkt und von welcher Situation her man sie betrachtet.“ (Skeptische Ethik, 5. Aufl. Suhrkamp, Frankfurt 1990, 112)
  • Friedrich Nietzsche
    • „Das habe ich gethan“ sagt mein Gedächtnis. Dass kann ich nicht gethan haben – sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich – giebt das Gedächtnis nach. (Jenseits von Gut und Böse, Nr. 68, KSA 5, S. 86)
  • Arthur Schopenhauer
    • „Des Unbedeutenden wird aber immer mehr: denn durch die öftere und endlich zahllose Wiederkehr wird Vielerlei, das Anfangs uns bedeutend erschien, allmälig unbedeutend; [...] Nun ferner das Unangenehme ruminiren [erinnern] wir nicht gerne, am wenigsten aber dann, wann es unsere Eitelkeit verwundet, welches sogar meistens der Fall ist; weil wenige Leiden uns ganz ohne unsere Schuld getroffen haben. Daher also wird ebenfalls viel Unangenehmes vergessen. Beide Ausfälle nun sind es, die unsere Erinnerung so kurz machen, und verhältnißmäßig immer kürzer, je länger ihr Stoff wird...“ (Parerga und Paralipomena Band I, Zürcher Ausgabe, Diogenes, Zürich 1977, 526-527)
  • Aristoteles
    • „Unsere Ausführungen werden dann ausreichen, wenn ihre Klarheit und Bestimmtheit dem vorliegenden Stoff entspricht; denn man darf nicht bei allen Erörterungen denselben Grad von Genauigkeit (to akribes) suchen, sowenig wie bei handwerklichen Produkten. Die werthaften (kalos) und gerechten (dikaios) Handlungen, die die politische Wissenschaft untersucht, weisen große Unterschiede und Schwankungen auf, sodass man denken könnte, dass sie nur durch Konvention (nomos) und nicht von Natur aus (physis) richtig und gerecht sind.[...] Es muss also, wenn wir über solche Dinge und ausgehend von solchen Voraussetzungen reden, genügen, grob und im Umriss (typô) die Wahrheit aufzuzeigen; und wenn wir über dasjenige reden, was meistens (hôs epi to poly) der Fall ist, und dies zur Voraussetzung haben, muss es genügen, zu Folgerungen zu kommen, die ebenso beschaffen sind. Auf dieselbe Weise muss daher auch jede Aussage aufgenommen werden. Denn einen gebildeten Menschen erkennt man daran, dass er in jeder Gattung der Dinge nur so viel Genauigkeit sucht, wie die Natur der Sache zulässt: Von einem Mathematiker bloße Plausibilitätsargumente zu akzeptieren ist ähnlich verfehlt, wie von einem Redner strenge Beweise zu verlangen.“ (Nikomachische Ethik 1094b12-1095a2; Übersetzung Ursula Wolf)

Gerechtigkeit[Quelltext bearbeiten]

  • Aristoteles
    • „Und deshalb gilt die Gerechtigkeit als oberster unter den Vorzügen des Charakters, und ‚weder Abend- noch Morgenstern sind so wundervoll.’ Und im Sprichwort heißt es: ‚In der Gerechtigkeit ist jeglicher Vorzug beschlossen.’“ (NE V 3, 1129b)
    • „Vor den Richter gehen, heißt aber, auf Gerechtigkeit ausgehen; denn der Richter soll gewissermaßen die lebendige Gerechtigkeit sein.“ (Nikomachische Ethik V, Kap. 7)
  • Augustinus
    • „Die Gerechtigkeit, deren Aufgabe es ist, jedem das Seinige zuzuteilen [sua cuique tribuere], wodurch im Menschen selbst eine gewisse Ordnung der Natur aufgerichtet wird, so dass die Seele Gott und das Fleisch der Seele unterworfen wird […].“ (De civitate dei XIX 4)
    • „[D]enn wer nur immer das Gebot des Gesetzes ohne die Hilfe des Geistes der Gnade erfüllte, tat es aus Furcht vor Strafe, aber nicht aus Liebe zur Gerechtigkeit. Und infolgedessen sah Gott in ihrem Willen etwas anderes, als was sich vor den Menschen in ihrem Tun offenbarte, und so wurden sie vielmehr aufgrund jener [Sünde] schuldig befunden, von der Gott wußte, daß sie sie lieber begangen hätten, wenn es ungestraft hätte geschehen können.“ (Der Geist und der Buchstabe, VIII, 13, in: Schriften gegen die Pelagianer, Bd. 1, Würzburg 1971, 323)
  • Cicero
    • „Die erste Aufgabe der Gerechtigkeit aber ist es, dass keiner dem anderen schadet [nemo neminem laede], es sei denn, herausgefordert durch Unrecht, sodann dass er Gemeingut als Gemeingut, Privates als das Seine behandelt.“ (De officiis, 20)
    • „Gewiß nicht anders als durch die Überzeugungskraft einer zugleich gewichtigen und angenehmen Rede hätte jemand, der über körperliche Kraft verfügt, dazu gebracht werden können, sich ohne Gegenwehr der Gerechtigkeit zu unterwerfen und es so hinzunehmen, mit jenen auf gleicher Stufe zu stehen, die er an Kraft übertreffen konnte, und so eine höchst angenehme Gewohnheit freiwillig aufzugeben, besonders da diese Gewohnheit schon wegen ihres Alters wie eine Kraft der Natur wirkte.“ (De inventione, I 3)
  • Jacques Derrida
    • Dekonstruktion ist Gerechtigkeit (Gesetzeskraft. Der ‚mystische Grund der Autorität‘, Suhrkamp, Frankfurt 1991, 30)
  • Epikur
    • „Gerechtigkeit ist nicht etwas an und für sich Seiendes, sondern ein im Umgang miteinander an jeweils beliebigen Orten abgeschlossener Vertrag, einander nicht zu schädigen und nicht geschädigt zu werden.“ (Lehrsätze (kyriai doxai) Nr. 33)
  • Hans Kelsen
    • „Die Bestimmung der absoluten Werte im allgemeinen und die Definition der Gerechtigkeit im besonderen, die auf diesem Wege erzielt werden, erweisen sich als völlig leere Formeln, durch die jede beliebige gesellschaftliche Ordnung als gerecht gerechtfertigt werden kann.“ (Was ist Gerechtigkeit?, Manzsche Verlagsbuchhandlung, Wien 1975, 18)
    • „Was ist Gerechtigkeit? Keine andere Frage ist so leidenschaftlich erörtert, für keine andere Frage so viel kostbares Blut, so viel bittere Tränen vergossen worden, über keine andere Frage haben die erlauchtesten Geister – von Platon bis Kant – so tief gegrübelt. Und doch ist diese Frage heute so unbeantwortet wie je. Vielleicht, weil es eine jener Fragen ist, für die die resignierte Weisheit gilt, daß der Mensch nie eine endgültige Antwort findet, sondern nur suchen kann, besser zu fragen.“ (Was ist Gerechtigkeit?, Reclam, Stuttgart 2000, S. 9)
  • Friedrich Nietzsche
    • „Jedem das Seine geben: Das wäre die Gerechtigkeit wollen und das Chaos erreichen.“ (Unschuld des Werdens 2, 613)
    • Gerechtigkeit ist also Vergeltung und Austausch unter der Voraussetzung einer ungefähr gleichen Machtstellung: so gehört ursprünglich die Rache in den Bereich der Gerechtigkeit, sie ist ein Austausch. Ebenso die Dankbarkeit. – Gerechtigkeit geht natürlich auf den Gesichtspunct einer einsichtigen Selbsterhaltung zurück, also auf den Egoismus. (Menschliches, Allzumenschliches, I, 92)
  • Platon
    • „Gerechtigkeit, wenn man das Seine tut und nicht vielerlei Dinge treibt“ (to ta hautou prattein kai mē polypragmonein dikaiosynē, Politeia IV 433a).
  • Gustav Radbruch
    • „Die Gerechtigkeit enthält in sich eine unüberwindbare Spannung: Gleichheit ist ihr Wesen, Allgemeinheit ist deshalb ihre Form - und demnach wohnt ihr das Bestreben inne, dem Einzelfall und dem Einzelmenschen in ihrer Einzigartigkeit gerecht zu werden.“ (Vorschule der Rechtsphilosophie, 2. Aufl., Göttingen 1959, S. 25)
  • John Rawls
    • „Die Gerechtigkeit ist die erste Tugend sozialer Institutionen, so wie die Wahrheit bei Gedankensystemen.“ (Eine Theorie der Gerechtigkeit, Suhrkamp, Frankfurt 1975, 19)
  • Thomas von Aquin
    • „Das Werk der göttlichen Gerechtigkeit setzt immer das Werk der Barmherzigkeit voraus und gründet in ihr.“ (Summa theologica I, 21, 4 c)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • „Was die Erfahrung aber und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben.“ (Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte. Bd. 1: Die Vernunft in der Geschichte, hg. v. Johannes Hoffmeister, Hamburg 1994, S. 19)
  • Karl Jaspers
    • „Geschichtliche Anschauung schafft den Raum, aus dem unser Bewusstsein des Menschseins erweckt wird.“ (Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, Piper, München 1949, 287)
  • Immanuel Kant
    • „Da die Menschen in ihren Bestrebungen nicht bloß instinktmäßig, wie Tiere, und doch auch nicht, wie vernünftige Weltbürger, nach einem verabredeten Plane, im ganzen verfahren: so scheint auch keine planmäßige Geschichte (wie etwa von den Bienen oder Bibern) von ihnen möglich zu sein. Man kann sich eines gwissens Unwillens nicht erwehren, wenn man ihr Tun und Lassen auf der großen Weltbühne aufgestellt sieht; und, bei hin und wieder anscheinender Weisheit im einzelnen, doch endlich alles im großen aus Torheit, kindischer Eitelkeit, oft auch aus kindischer Bosheit und Zerstörungssucht zusammengewebt findet; wobei man am Ende nicht weiß, was man sich unserer auf ihre Vorzüge so eingebildete Gattung für einen Begriff machen soll.“ (Ideen zu einer allgemeinen Geschichte, A 388)
  • Carl Friedrich von Weizsäcker
    • Es gibt einen Satz in der Physik, den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, nach dem das Naturgeschehen prinzipiell unumkehrbar und unwiederholbar ist. Diesen Satz möchte ich als den Satz von der Geschichtlichkeit der Natur bezeichnen. (Die Geschichte der Natur, 7. Aufl. Göttingen 1970, 10)

Gesellschaftsvertrag[Quelltext bearbeiten]

  • Immanuel Kant
    • „Der Akt, wodurch sich das Volk selbst zu einem Staat konstituiert, eigentlich aber nur die Idee desselben, nach der die Rechtmäßigkeit desselben allein gedacht werden kann, ist der ursprüngliche Kontrakt, nachdem alle (omnes et singuli) im Volk ihre äußere Freiheit aufgeben, um sie als Glieder eines gemeinen Wesens, d.i. des Volkes als Staat betrachtet (universi), sofort wieder aufzunehmen.“ (RL VI 315)
    • Hier ist nun ein ursprünglicher Contract, auf den allein eine bürgerliche, mithin durchgängig rechtliche Verfassung unter Menschen gegründet und ein gemeines Wesen errichtet werden kann. - Allein dieser Vertrag ( contractus originarius oder pactum sociale genannt), als Coalition jedes besondern und Privatwillens in einem Volk zu einem gemeinschaftlichen und öffentlichen Willen (zum Behuf einer bloß rechtlichen Gesetzgebung), ist keinesweges als ein Factum vorauszusetzen nöthig (ja als ein solches gar nicht möglich); […] Sondern es ist eine bloße Idee der Vernunft, die aber ihre unbezweifelte (praktische) Realität hat: nämlich jeden Gesetzgeber zu verbinden, daß er seine Gesetze so gebe, als sie aus dem vereinigten Willen eines ganzen Volks haben entspringen können, und jeden Unterthan, so fern er Bürger sein will, so anzusehen, als ob er zu einem solchen Willen mit zusammen gestimmt habe. (Gemeinspruch, AA VIII, 297)
  • Thomas Hobbes
    • „Aus dem Gesetz der Natur, das uns verpflichtet, auf einen anderen solche Rechte zu übertragen, deren Beibehaltung den Frieden der Menschheit verhindert, folgt ein drittes, nämlich: ‚Abgeschlossene Verträge sind zu halten.’“ (Leviathan. Übers. v. Jutta Schlösser, hrsg. v. Hermann Klenner. Meiner, Hamburg 1996, 15)
  • John Locke:
    • „Die einzige Möglichkeit, mit der jemand diese natürliche Freiheit aufgibt und die Fesseln bürgerlicher Gesellschaft anlegt, liegt in der Übereinkunft mit anderen, sich zusammenzuschließen und in eine Gemeinschaft zu vereinigen, mit dem Ziel eines behaglichen, sicheren und friedlichen Miteinanderlebens, in dem sicheren Genuss ihres Eigentums und in größerer Sicherheit gegenüber allen, die nicht zu dieser Gemeinschaft gehören.“ (Two Treatises of Government: Über die Regierung (The second treatise of government), übers. von Dorothee Tidow. Mit einem Nachw. hrsg. von Peter Cornelius Mayer-Tasch, Reclam Stuttgart, II,95)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • Das wahrhafte Gewissen ist die Gesinnung, das, was an und für sich gut ist, zu wollen; es hat daher feste Grundsätze, und zwar sind ihm diese die für sich objektiven Bestimmungen und Pflichten. Von diesem seinem Inhalte, der Wahrheit, unterschieden, ist es nur die formelle Seite der Tätigkeit des Willens, der als dieser keinen eigentümlichen Inhalt hat. Aber das objektive System dieser Grundsätze und Pflichten und die Vereinigung des subjektiven Wissens mit demselben ist erst auf dem Standpunkte der Sittlichkeit vorhanden. (Grundlinien der Philosophie des Rechts, Werke. Band 7, Frankfurt 1979, 253)
  • Martin Heidegger
    • Das Gewissen offenbart sich als Ruf der Sorge: der Rufer ist das Dasein, sich ängstigend in der Geworfenheit (Schon-sein-in ...) um sein Seinkönnen. Der Angerufene ist eben dieses Dasein, auf-gerufen zu seinem eigensten Seinkönnen (Sich-vorweg ...). Und aufgerufen ist das Dasein durch den Anruf aus dem Verfallen in das Man (Schon-sein-bei der besorgten Welt). (Sein und Zeit, Niemeyer, 11. Aufl. Tübingen 1967, 278)
  • Immanuel Kant
    • Das Bewußtsein eines inneren Gerichtshofes im Menschen (»vor welchem sich seine Gedanken einander verklagen oder entschuldigen«) ist das Gewissen.
Jeder Mensch hat Gewissen und findet sich durch einen inneren Richter beobachtet, bedroht und überhaupt im Respect (mit Furcht verbundener Achtung) gehalten, und diese über die Gesetze in ihm wachende Gewalt ist nicht etwas, was er sich selbst (willkürlich) macht, sondern es ist seinem Wesen einverleibt. Es folgt ihm wie sein Schatten, wenn er zu entfliehen gedenkt. Er kann sich zwar durch Lüste und Zerstreuungen betäuben oder in Schlaf bringen, aber nicht vermeiden dann und wann zu sich selbst zu kommen oder zu erwachen, wo er alsbald die furchtbare Stimme desselben vernimmt. Er kann es in seiner äußersten Verworfenheit allenfalls dahin bringen, sich daran gar nicht mehr zu kehren, aber sie zu hören, kann er doch nicht vermeiden. (Metaphysik der Sitten. Metaphysische Anfangsgründe der Tugendlehre, AA VI, 438)
  • Friedrich Nietzsche
    • Jene furchtbaren Bollwerke, mit denen sich die staatliche Organisation gegen die alten Instinkte der Freiheit schützte - die Strafen gehören vor allem zu diesen Bollwerken - brachten zu Wege, dass alle jenen Instinkte des wilden freien schweifenden Menschen sich rückwärts, sich gegen den Menschen selbst wandten. Die Feindschaft, die Grausamkeit, die Lust an der Verfolgung, am Überfall, an der Zerstörung - Alles das sich gegen die Inhaber solcher Instinkte sich wendend: das ist der Ursprung des »schlechten Gewissens«. (Genealogie der Moral, II/16, KSA 5, 322 - 323)
  • Arthur Schopenhauer
    • Mancher würde sich wundern, wenn er sähe, woraus sein Gewissen, das ihm ganz stattlich vorkommt, eigentlich zusammengesetzt ist: etwa aus einem Fünftel Menschenfurcht, einem Fünftel Deisidämonie [Gottesfurcht], einem Fünftel Vorurteil, einem Fünftel Eitelkeit und einem Fünftel Gewohnheit (Preisschrift über die Grundlage der Moral, in: Werke in fünf Bänden, Band 3, Zürich 1988, § 13, 548)
  • Wilhelm Weischedel
    • „Das Gewissen ist kein seelisches, kein substantielles Etwas, kein Vorhandensein in mir. Es ist vielmehr eine Weise, wie ich mich verstehe. Das heißt zum einen, daß ich mich in der Erfahrung des Gewissens verstehe, so, wie ich bin, ich weiß in ihm von mir. Das Verstehen des Gewissens ist Sich-Verstehn. Zum anderen verstehe ich das, was das Gewissen mir sagt, als eine Möglichkeit meiner selbst. Im Beispiel ist es, die Möglichkeit nicht lieblos zu sein.“ (Skeptische Ethik, 5. Aufl. Suhrkamp 1990, 163)
  • Daniel Dennett
    • „Man muss doch sehen, dass Gottes Rolle seit Äonen schrumpft. Anfangs wurde er noch für Adam und Eva gebraucht, dann hieß es, er habe die Evolution ins Rollen gebracht. Die Erkenntnisse der Kosmologie zeigen uns jedoch: Leben entwickelt sich überall dort, wo es kann. Gott kann keine neuen Arten erschaffen, er vollbringt keine Wunder, er passt auf keine Stellenausschreibung.“ (DER SPIEGEL 12/2005)
  • Meister Eckhart
    • „Das Auge, in dem ich Gott sehe, das ist dasselbe Auge, darin mich Gott sieht; mein Auge und Gottes Auge, das ist ein Auge und ein Sehen und ein Erkennen und ein Lieben.“ (Predigt 12 "Qui audit me", Deutsche Predigten und Traktate, Quint S. 214)
  • Ludwig Feuerbach
    • Denn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel heißt, sondern der Mensch schuf, wie ich im »Wesen des Christentums« zeigte, Gott nach seinem Bilde. (Vorlesungen über das Wesen der Religion, Leipzig 1851, Zwanzigste Vorlesung, S. 241)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • „Gott ist gestorben, Gott ist tot – dieses ist der fürchterlichste Gedanke, daß alles Ewige, alles Wahre nicht ist, die Negation selbst in Gott ist; der höchste Schmerz, das Gefühl der vollkommenen Rettungslosigkeit, das Aufgeben allen Höheren ist damit verbunden.“ (Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, Werke Band 17, Suhrkamp, Frankfurt, 291)
    • „Gott ist nur Gott, insofern er sich selber weiß; sein Sichwissen ist ferner sein Selbstbewußtsein im Menschen und das Wissen des Menschen von Gott, das fortgeht zum Sichwissen des Menschen in Gott.“ (Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, § 564, Werke. Band 10, Suhrkamp, Frankfurt 1979, 372)
  • Martin Heidegger
    • „Erst aus der Wahrheit des Seins läßt sich das Wesen des Heiligen denken. Erst aus dem Wesen des Heiligen ist das Wesen von Gottheit zu denken.“ (GA 9: Wegmarken, S.351).
    • „Das Seyn ist die Erzitterung des Götterns“ (GA 65: Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis), S.239)
    • „Der letzte Gott ist kein Ende, sondern das Insicheinschwingen des Anfangs und somit die höchste Gestalt der Verweigerung, da Anfängliches allem Festhalten sich entzieht und nur west im Überragen alles dessen, was schon als Künftiges in ihn eingefangen und seiner bestimmenden Kraft überantwortet ist.“ (GA 65: Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis), S.416)
  • Immanuel Kant
    • „Aber Liebe zu Gott als Neigung (pathologische Liebe) ist unmöglich; denn er ist kein Gegenstand der Sinne. Eben dieselbe gegen Menschen ist zwar möglich, kann aber nicht geboten werden; denn es steht in keines Menschen Vermögen, jemanden bloß auf Befehl zu lieben.“ (Metaphysik der Sitten, A 149)
  • Friedrich Nietzsche
    • „‚Gott‘, ‚Unsterblichkeit der Seele‘, ‚Erlösung‘, ‚Jenseits‘ lauter Begriffe, denen ich keine Aufmerksamkeit, auch keine Zeit geschenkt habe, selbst als Kind nicht, – ich war vielleicht nie kindlich genug dazu? – Ich kenne den Atheismus durchaus nicht als Ergebniss, noch weniger als Ereigniss: er versteht sich bei mir aus Instinkt. Ich bin zu neugierig, zu fragwürdig, zu übermüthig, um mir eine faustgrobe Antwort gefallen zu lassen. Gott ist eine faustgrobe Antwort, eine Undelicatesse gegen uns Denker –, im Grunde sogar bloss ein faustgrobes Verbot an uns: ihr sollt nicht denken! …“ (Ecce homo, Warum ich so klug bin, 1. Abschnitt (KSA 6, S. 278))
    • „Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet, – ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? […] Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?“ (Fröhliche Wissenschaften, Aphorismus 125)
    • „Wie? ist der Mensch nur ein Fehlgriff Gottes? Oder Gott nur ein Fehlgriff des Menschen?“ (Götzen-Dämmerung, Sprüche und Pfeile, 7)
  • Thomas von Aquin
    • „Das ist das Äußerste menschlichen Gotterkennens; zu wissen, dass wir Gott nicht wissen.“ (De potentia Dei (Über die Macht Gottes) q. 7, art. 5, ad 14)
  • Alfred North Whitehead
    • „Gott ist die uranfängliche Exemplifikation des kreativen Fortschreitens, das er voraussetzt.“ (Prozeß und Realität. Suhrkamp, Frankfurt 1979, 614)
    • „Zunächst darf Gott nicht als eine Ausnahme von allen metaphysischen Prinzipien behandelt werden, eingeführt, um deren Zusammenbruch vorzubeugen. Er ist ihre wichtigste Exemplifikation. Als uranfänglich betrachtet, ist er die unbegrenzte begriffliche Realisierung des absoluten Reichtums an Potentialitäten. Unter diesem Aspekt ist er nicht vor, sondern mit aller Schöpfung.“ (Prozeß und Realität. Suhrkamp, Frankfurt 1979, 613 f.)
    • „Was in der Welt getan wird, verwandelt sich in eine Realität des Himmels, und die Realität des Himmels geht wieder über in die Welt. Aufgrund dieser Wechselbeziehung geht die Liebe der Welt in die Liebe des Himmels über und flutet wieder zurück in die Welt. In diesem Sinne ist Gott der große Begleiter – der Leidensgefährte, der versteht.“ (Prozeß und Realität. Suhrkamp, Frankfurt 1979, 626)
  • Aristoteles
    • „Das Glück ist „Tätigkeit der Seele gemäß der Gutheit (kat' aretên), und wenn es mehrere Arten der Gutheit gibt, im Sinn derjenigen, welche die beste und am meisten ein abschließendes Ziel (teleios) ist. Hinzufügen müssen wir noch: 'in einem ganzen Leben'. Denn eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, auch nicht ein Tag. So macht auch ein Tag oder eine kurze Zeit keinen selig (makarios) und glücklich (eudaimôn).“ (EN I 7, 1098a 17-19)
    • „Welches ist das höchste aller durch Handeln erreichbaren Güter? Im Namen stimmen die meisten überein: ‚Glück’ (eudaimonia) nennen es nämlich sowohl die Leute aus der Menge als auch die kultivierten Menschen, und dabei setzen sie das Glücklichsein damit gleich, dass man gut lebt (eu zen) und gut handelt (eu prattein). Darüber jedoch, was das Glück ist, besteht Uneinigkeit, und die Leute aus der Menge geben nicht dieselbe Antwort wie die Gebildeten.“ (EN I 2, 1095a 16-22)
    • „Denn keine Tätigkeit ist vollkommen, wenn sie behindert wird, das Glück aber gehört zum Vollkommenen. Daher braucht der glückliche Mensch zusätzlich die körperlichen und äußeren Güter sowie den glücklichen Zufall, um in diesen Hinsichten nicht behindert zu werden. Wer aber behauptet, ein Mensch, der aufs Rad geflochten wird oder in großes Unglück geraten ist, sei glücklich, wenn er nur gut ist, redet gewollt oder ungewollt Unsinn.“ (EN VII 14, 1153b 16-21)
  • Søren Kierkegaard
    • „Ach, die Tür des Glücks, sie geht nicht nach innen auf, so dass man, indem man auf sie losstürmt, sie aufdrücken kann; sondern sie geht nach außen auf, und es bleibt einem daher nichts zu tun.“ Entweder – Oder.
  • Friedrich Nietzsche
    • Dem Individuum, sofern es sein Glück will, soll man keine Vorschriften über den Weg zum Glück geben: denn das individuelle Glück quillt aus eigenen, Jedermann unbekannten Gesetzen, es kann mit Vorschriften von Aussen her nur verhindert, gehemmt werden. (Morgenröte, KSA 4, 95)
  • Aristoteles
    • „Jede Kunst und jede Lehre, ebenso jede Handlung und jeder Entschluss scheint irgendein Gut zu erstreben. Darum hat man mit Recht das Gute als dasjenige bezeichnet, wonach alles strebt.“ (NE 1094a)
    • „Ein Gutes also, das gemeinsam wäre und als eine einzige Idee aufgefasst werden könnte, existiert nicht.“ (NE 1096a)
  • Immanuel Kant
    • „Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.“ (GMS, BA 1,2 = AA IV 399).
  • Platon
    • Die Ideen stehen wie Urbilder in voller Wirklichkeit da. Die anderen Dingen gleichen ihnen und sind Abbilder, und die Teilhabe der anderen Dinge an den Ideen besteht in nichts anderem als darin, dass sie ihnen nachgebildet sind. (Parmenides 132D)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • Die absolute Freiheit der Idee aber ist, dass sie nicht bloß ins Leben übergeht, noch als endliches Erkennen das¬selbe in sich scheinen lässt, sondern in der absoluten Wahrheit ihrer selbst sich entschließt, das Moment ihrer Be¬sonderheit oder des ersten Bestimmens und Andersseins, die unmittelbare Idee als ihren Widerschein, sich als Natur frei aus sich zu entlassen. (Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, § 244)

Kategorischer Imperativ[Quelltext bearbeiten]

  • Hans Jonas
    • „Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ (Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Suhrkamp, Frankfurt 1979, 36)
  • Immanuel Kant
    • „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (GMS, BA 52 = Grundformel)
    • „Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetz werden solle.“ (GMS, BA 52 = Naturgesetzformel)
    • „Handle so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als auch in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.“ (GMS, BA 67 = Menschheitsformel)
    • „Handle so, daß der Wille durch seine Maxime sich selbst zugleich als allgemein gesetzgebend betrachten könne.“ (GMS, BA 76/77 = Autonomieformel)
    • „Handle so, als ob du durch deine Maxime jederzeit ein gesetzgebendes Glied im allgemeinen Reich der Zwecke wärest.“ (GMS, BA 87 = Reich der Zwecke – Formel)
  • Friedrich Nietzsche
  • Friedrich Nietzsche
    • „Die Kunst und nichts als die Kunst! Sie ist die große Ermöglicherin des Lebens, die große Verführerin zum Leben, das große Stimulans des Lebens.“ (Notizbuch von 1888 (KSA 13, 17[3], S. 522 und 521))
  • Wilhelm Dilthey
    • Hinter das Leben kann das Denken nicht zurückgehen. (Ideen für eine beschreibende und zergliedernde Psychologie, Gesammelte Schriften Band 5, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, 173)
    • Leben ist die Grundlage, die den Ausgang der Philosophie bilden muß. Es ist das von innen Bekannte, es ist dasjenige, hinter welches nicht zurückgegangen werden kann. Das Leben kann nicht vor den Richterstuhl der Vernunft gebracht werden. (Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften. [1910] Gesammelte Schriften Band VII, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1992, 359)
  • Hans Jonas
    • Kraft der unmittelbaren Zeugenschaft unseres Leibes können wir sagen, was kein körperloser Zuschauer zu sagen imstande wäre: daß dem mathematischen Gott in seiner homogenen analytischen Sicht der entscheidende Punkt entgeht – der Punkt des Lebens selber: daß es nämlich selbst-zentrierte Individualität ist, für sich seiend und in Gegenstellung gegen alle übrige Welt, mit einer wesentlichen Grenze zwischen Innen und Außen. (Das Prinzip Leben. Ansätze zu einer philosophischen Biologie. (1966) Suhrkamp Frankfurt/M 1997, 149)
  • Arthur Schopenhauer
    • „Nur wer alt wird, erhält eine vollständige und angemessene Vorstellung vom Leben, indem er es in seiner Ganzheit und seinem natürlichen Verlauf, besonders aber nicht bloß, wie die Uebrigen, von der Eingangs-, sondern auch von der Ausgangsseite übersieht, wodurch er dann besonders die Nichtigkeit desselben vollkommen erkennt ..." (Parerga und Paralipomena Band I, Zürcher Ausgabe, Diogenes, Zürich 1977, 532)
  • Robert Spaemann
    • „Alle Versuche, Leben als einen komplizierten Aggregatzustand von anorganischer Materie zu verstehen, scheitern daran, dass wir uns selbst so nicht verstehen können.“ (Seelen, in: Das Leib-Seele-Problem, hrsg. F. Hermanni / T. Buchheim, Fink, München 2006, 71–83, 77)
  • Pierre Teilhard de Chardin
    • „Das Leben ist keineswegs eine bizarre Anomalie, die sporadisch an der Materie auftritt; es ist vielmehr die Steigerung einer universellen Eigentümlichkeit des Kosmos; das Leben ist nicht bloß Begleiterscheinung, sondern der wesenhafte Kern des Phänomens.“ (Die Entstehung des Menschen (1960), übers. G. Scheel, 2. Auflage Beck, München 2006)
  • Carl Friedrich von Weizsäcker
    • „Leben und Evolution ebenso wie Erkenntnis können formal als Informationsgewinn beschrieben werden. Information ist aber ein Maß der Menge von Gestalt. Der Informationsgewinn ist ein Beispiel der Grundtatsache des Gestaltwachstums.“ (Der Mensch in seiner Geschichte, Hanser, München 1991, 47)
  • Søren Kierkegaard
    • „Doch gibt es vielerlei Arten von Liebe; ich liebe einen Vater anders als eine Mutter, meine Ehefrau wiederum anders, und jede verschiedene Liebe hat ihren verschiedenen Ausdruck; es gibt aber auch eine Liebe, mit der ich Gott liebe, und diese hat in der Sprache nur einen Ausdruck, nämlich: Reue.“ (Entweder - Oder. 2. Teil, hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1975, 774)
  • Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
  • Charles S. Peirce
    • Solange der Logiker sich damit begnügt, die Formen der Propositionen und Argumente herauszufinden, ist seine Wissenschaft eine der exaktesten und befriedigendsten. Sie mag verworren erscheinen, sie kann aber kaum unrichtig sein. Aber die Logik kann sich damit nicht begnügen. Ihrem eigenen Wesen nach ist sie dazu gezwungen, ihre Forschungen in die Beschaffenheit der Realität selbst voranzutreiben, und sie kann dabei ihre Aufmerksamkeit nicht mehr nur auf Sprachformen beschränken, sondern muß zwangsläufig auch untersuchen, wie und was wir denken. (Semiotische Schriften, Hrsg. u. übers. von Christian Kloesel und Helmut Pape, Band 1, Suhrkamp, Frankfurt 1986, S.160)
  • Alfred North Whitehead
    • „Glücklicherweise haben die Griechen die Logik im weitesten Sinne des Wortes erfunden – die Logik des Entdeckens.“ (Die Funktion der Vernunft, Reclam, Stuttgart 1974, 55)
  • Aristoteles
    • „[...] wenn jemand dem Übermaß der Lust nachjagt oder (notwendige Lustempfindung) im Übermaß verfolgt, mit freier Willensentscheidung, um des Übermaßes selbst willen, keineswegs zu irgendeinem Zweck, der davon verschieden wäre, so ist er ein zuchtloser Mensch.“ (Nikomachische Ethik, Buch VII, Kapitel 8)
  • Aristoteles
    • „Es ist offensichtlich, daß der Staat ein Werk der Natur ist und der Mensch von Natur aus ein staatenbildendes Lebewesen [politikon zoon].“ (Politik 1253a2f.)
  • Martin Heidegger
    • „Jeder Humanismus gründet entweder in einer Metaphysik oder er macht sich selbst zum Grund einer solchen. Jede Bestimmung des Wesens eines Menschen, die schon die Auslegung des Seienden ohne die Frage der Wahrheit des Seins voraussetzt, sei es mit Wissen, sei es ohne Wissen, ist metaphysisch. Darum zeigt sich, und zwar in Hinblick auf die Art, wie das Wesen des Menschen bestimmt wird, das Eigentümliche aller Metaphysik darin dass sie ‚humanistisch‘ ist.“ (Brief über den »Humanismus«, in: Wegmarken, GA 9, 321)
    • „Der Mensch ist auf dem Sprunge, sich auf das Ganze der Erde und ihrer Atmosphäre zu stürzen, das verborgene Walten der Natur in der Form von Kräften an sich zu reißen und den Geschichtsgang dem Planen und Ordnen einer Erdregierung zu unterwerfen.“ (Der Spruch des Anaximander, in: Holzwege, GA 5, 372)
  • Thomas Hobbes
    • „Der Mensch ist des Menschen Wolf.“ (Homo homini lupus est, De Cive: Widmung)
    • „Die Geltung oder der Wert eines Menschen ist wie der aller anderen Dinge sein Preis. Das heißt, er richtet sich danach, wie viel man für die Benutzung seiner Macht bezahlen würde und ist deshalb nicht absolut, sondern von dem Bedarf und der Einschätzung eines andern abhängig.“ (Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines bürgerlichen und kirchlichen Staates (hrsg. von Iring Fetscher), Neuwied und Berlin 1966, S. 67)
  • Karl Jaspers
    • „Der Mensch ist das Wesen, das nicht nur ist, sondern weiß, daß es ist.“ (Die geistige Situation der Zeit [1931], Nachdruck der 5. Aufl. 1932, Sammlung Göschen Band 1000, de Gruyter, Berlin 1998, 7)
  • Immanuel Kant
    • „Der Mensch kann nur Mensch werden durch Erziehung. Er ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht" (Einleitung in die Vorlesungen über Pädagogik, AA IX, 443).
  • Sören Kierkegaard
    • „Die Menschen sind doch ungereimt. Die Freiheiten, die sie haben, gebrauchen sie nicht, sondern fordern immer die, die sie nicht haben; sie haben Denkfreiheit, sie fordern Rede- und Schreibfreiheit.“ (Entweder Oder, Diapsalmata, S. 28)
  • Friedrich Nietzsche
    • Der Mensch, welcher nicht zur Masse gehören will, braucht nur aufzuhören, gegen sich bequem zu sein; er folge seinem Gewissen, welches ihm zuruft: ‚sei du selbst! Das bist du alles nicht, was du jetzt thust, meinst, begehrst. (UB III, Schopenhauer als Erzieher 1; KSA 1, 338)
    • „Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Thier und Übermensch, — ein Seil über einem Abgrunde. Ein gefährliches Hinüber, ein gefährliches Auf-dem-Wege, ein gefährliches Zurückblicken, ein gefährliches Schaudern und Stehenbleiben. Was gross ist am Menschen, das ist, dass er eine Brücke und kein Zweck ist: was geliebt werden kann am Menschen, das ist, dass er ein Übergang und ein Untergang ist.“ (Also sprach Zarathustra, I, Vorrede 4)
    • „Denn der Mensch ist kränker, unsicherer, wechselnder, unfestgestellter als irgend ein Thier sonst, daran ist kein Zweifel, — er ist das kranke Thier: woher kommt das? Sicherlich hat er auch mehr gewagt, geneuert, getrotzt, das Schicksal herausgefordert als alle übrigen Thiere zusammen genommen: er, der grosse Experimentator mit sich, der Unbefriedigte, Ungesättigte, der um die letzte Herrschaft mit Thier, Natur und Göttern ringt, — er, der immer noch Unbezwungne, der ewig-Zukünftige, der vor seiner eignen drängenden Kraft keine Ruhe mehr findet, so dass ihm seine Zukunft unerbittlich wie ein Sporn im Fleische jeder Gegenwart wühlt: — wie sollte ein solches muthiges und reiches Thier nicht auch das am meisten gefährdete, das am Längsten und Tiefsten kranke unter allen kranken Thieren sein?“ (Zur Genealogie der Moral. Dritte Abhandlung: was bedeuten asketische Ideale?, 13, KSA 5, 400)
  • José Ortega y Gasset
    • Der Mensch ist kein Ding, sondern ein Drama, sein Leben eine reines und allgemeines Geschehen, das in jedem einzelnen geschieht und in dem jeder einzelne seinerseits nur Geschehen ist. (Geschichte als System und Über das römische Imperium, DVA, Stuttgart 1943, 49)
  • Arthur Schopenhauer
    • Der Mensch ist im Grunde ein wildes entsetzliches Tier. Wir kennen es bloß im Zustande der Bändigung und Zähmung, welcher Civilisation heißt; daher erschrecken uns die gelegentlichen Ausbrüche seiner Natur. Aber wo und wann einmall Schloß und Kette der gesetzlichen Ordnung abfallen und Anarchie eintritt, da zeigt sich was er ist. (Parerga und Paralipomena Band II, Zürcher Ausgabe, Diogenes, Zürich 1977, 230)
  • Jean-Paul Sartre
    • „Der Mensch ist grundlegende Begierde, Gott zu sein.“ (Das Sein und das Nichts, L'Être et le néant [1943], Rowohlt, Reinbek 1993, 972)
  • Georg Simmel
    • Mit der Vergegenständlichung des Geistes ist die Form gewonnen, die ein Konservieren und Anhäufen der Bewußtseinsarbeit gestaltet; sie ist die bedeutsamste und folgenreichste unter den historischen Kategorien der Menschheit. Denn sie macht zur geschichtlichen Tatsache, was als biologische so zweifelhaft ist: die Vererbung des Erworbenen. Wenn man es als den Vorzug des Menschen den Tieren gegenüber bezeichnet hat, daß er Erbe und nicht bloß Nachkomme wäre, so ist die Vergegenständlichung des Geistes in Worten und Werken, Organisationen und Traditionen der Träger dieser Unterscheidung, die dem Menschen erst seine Welt, ja: eine Welt schenkt. (Philosophie des Geldes, Gesamtausgabe Band 6, Suhrkamp, Frankfurt 1989, 627)
  • Alfred North Whitehead
    • „Der Mensch hat sich Schritt für Schritt aus den niedrigsten Lebensformen entwickelt und muß deshalb durch Begriffe erklärt werden, die auf alle Lebensformen anwendbar sind.“, (Die Funktion der Vernunft, Reclam, Stuttgart 1974, 15)
  • Rudolf Carnap
    • „Metaphysiker sind Musiker ohne musikalische Fähigkeiten. Dafür besitzen sie eine starke Neigung zum Arbeiten im Medium des Theoretischen, zum verknüpfen von Begriffen und Gedanken. Anstatt nun einerseits diese Neigung im Gebiet der Wissenschaften zu betätigen und andererseits das Ausdrucksbedürfnis in der Kunst zu befriedigen, vermengt der Metaphysiker beides und schafft ein Gebilde, dass für die Erkenntnis gar nichts und für das Lebensgefühl etwas Unzulängliches leistet.“ („Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache“, in: Erkenntnis 2 (1931/32), 219-241, 240)
  • David Hume
    • „Die Schönheit, die sittliche wie die natürliche, wird eigentlich mehr empfunden als verstandesgemäß aufgefasst. Richten wir unsere Vernunft auf sie und versuchen wir einen Maßstab für sie festzustellen, so betrachten wir eine neue Tatsache, nämlich den allgemeinen Geschmack der Menschheit oder etwas Ähnliches, der dann Gegenstand von Schlussfolgerungen und Untersuchungen werden kann.
Sehen wir, von diesen Prinzipien durchdrungen, die Bibliotheken durch, welche Verwüstungen müssen wir da nicht anrichten? Greifen wir irgendeinen Band heraus, etwa über Gotteslehre oder Schulmetaphysik, so sollten wir fragen: Enthält er irgendeine abstrakte Schlussfolgerung über Größe oder Zahl? Nein. Enthält er irgendeine auf Erfahrung gestützte Schlußfolgerung über Tatsachen und Dasein? Nein. So übergebt ihn den Flammen; denn er kann nichts als Sophisterei und Illusion enthalten.“ (Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand, Schlusssatz; Übersetzung Raoul Richter, überarbeitet und kommentiert von Lambert Wiesing, Suhrkamp, Frankfurt 2007, 205)
  • Friedrich Nietzsche
    • „In der That, man thut gut (und klug), zur Erklärung davon, wie eigentlich die entlegensten metaphysischen Behauptungen eines Philosophen zu Stande gekommen sind, sich immer erst zu fragen: auf welche Moral will es (will er –) hinaus?“ (Jenseits von Gut und Böse, 6)
  • Charles S. Peirce
    • So gewinnt der Pragmatist, anstatt wie andere Prope-Positivisten [Beinahe-Positivisten] die Metaphysik zu verspotten, sei es durch ausgedehnte Parodien oder anderswie, aus ihr einen wertvollen Extrakt, der dazu dienen wird, der Kosmologie und der Physik Licht und Leben zu geben. (CP 5.424)
  • Erwin Schrödinger
    • „Vom Standpunkt der Naturwissenschaft gesprochen scheint mir die ungemein schwierige nachkantische Aufgabe darin zu bestehen, die Metaphysik in ihrem Einfluß auf die Darstellung der für wahr gehaltenen Tatsachen der Einzelgebiete durch sukzessive Aufführung einschränkender Mauern zurückzudrängen; zugleich aber doch sie als unentbehrliche Stütze unserer allgemeinen und unserer Einzelerkenntnis beizubehalten.“ (Mein Leben, meine Weltansicht. Zsolnay, Wien 1985, 48)
  • Alfred North Whitehead
    • „Metaphysik ist nichts anderes als die Beschreibung der allgemeinen Prinzipien, die sich auf alle Einzelheiten der Praxis anwenden lassen.“ (Prozess und Realität, Suhrkamp, Frankfurt 1987, 48)
    • Alles, was man in der ,Praxis’ vorfindet, muss in Reichweite der metaphysischen Beschreibung liegen. Wenn die Beschreibung dabei scheitert, die ,Praxis’ einzubeziehen, ist die Metaphysik unangemessen und revisionsbedürftig. (Prozess und Realität, Suhrkamp, Frankfurt 1987, 48)
  • Émile Durkheim
    • Die moralische Wirklichkeit kann wie jede Art der Wirklichkeit von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus untersucht werden. Man kann sie erkennen und verstehen wollen oder sich vornehmen, sie zu beurteilen. Das erste dieser Probleme, das rein theoretisch ist, muß dem zweiten notwendig vorausgehen. (Soziologie und Philosophie. Einleitung von Theodor W. Adorno, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1967, 84)
  • Jürgen Habermas
    • Ein Gesetz ist im moralischen Sinne gültig, wenn es aus der Perspektive eines jeden von allen akzeptiert werden könnte. Weil nur ‚allgemeine‘ Gesetze die Bedingung erfüllen, eine Materie im gleichmäßigen Interesse aller zu regeln, bringt sich die praktische Vernunft in diesem Moment der Verallgemeinerungsfähigkeit der im Gesetz berücksichtigten Interessen zur Geltung. Mithin nimmt eine Person den moralischen Gesichtspunkt ein, wenn sie wie ein demokratischer Gesetzgeber mit sich zu Rate geht, ob die Praxis, die sich aus der allgemeinen Befolgung einer hypothetisch erwogenen Norm ergeben würde, von allen möglicherweise Betroffenen als potenziellen Mitgesetzgebern akzeptiert werden könnte. (Die Einbeziehung des Anderen, Suhrkamp, Frankfurt 1996, 46)
  • David Hume
    • Der Begriff der Moral schließt ein allen Menschen gemeinsames Gefühl ein, daß denselben Gegenstand der allgemeinen Zustimmung empfiehlt; und daß alle oder die meisten Menschen veranlaßt, sich davon die gleiche Meinung zu bilden oder darüber dieselbe Entscheidung zu treffen. (Untersuchung über die Prinzipien der Moral, Reclam, Stuttgart 1984, 200)
  • Immanuel Kant
    • Man nennt die bloße Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung einer Handlung mit dem Gesetze ohne Rücksicht auf die Triebfeder derselben die Legalität (Gesetzmäßigkeit), diejenige aber, in welcher die Idee der Pflicht aus dem Gesetze zugleich die Triebfeder der Handlung ist, die Moralität (Sittlichkeit) derselben. (Die Metaphysik der Sitten. Rechtslehre, Akademie-Ausgabe Bd. VI, 219)
  • Friedrich Nietzsche
    • Die Vorschriften, welche man 'moralisch' nennt, sind in Wahrheit gegen die Individuen gerichtet und wollen durchaus nicht deren Glück. Ebenso wenig beziehen sich diese Vorschriften auf das 'Glück und die Wohlfahrt der Menschheit' - mit welchen Worten strenge Begriffe zu bilden überhaupt nicht möglich ist. (Morgenröte, KSA 3, 95)
    • „Der Moralität geht der Zwang voraus, ja sie selber ist noch eine Zeitlang Zwang, dem man sich, zur Vermeidung der Unlust, fügt. Später wird sie Sitte, noch später freier Gehorsam, endlich beinahe Instinct: dann ist sie wie alles lang Gewöhnte und Natürliche mit Lust verknüpft ― und heisst nun Tugend“ (Menschliches, Allzumenschliches I, Nr. 99; KSA 2, 96)
    • „Was die Philosophen „Begründung der Moral“ nannten und von sich forderten, war, im rechten Lichte gesehn, nur eine gelehrte Form des guten Glaubens an die herrschende Moral, ein neues Mittel ihres Ausdrucks, also ein Thatbestand selbst innerhalb einer bestimmten Moralität, ja sogar, im letzten Grunde, eine Art Leugnung, dass diese Moral als Problem gefasst werden dürfe: — und jedenfalls das Gegenstück einer Prüfung, Zerlegung, Anzweiflung, Vivisektion eben dieses Glaubens.“ (Jenseits von Gut und Böse; KSA 5, 186)
    • „Während alle vornehme Moral aus einem triumphierenden Ja-sagen zu sich selber herauswächst, sagt die Sklaven-Moral von vornherein Nein zu einem „Ausserhalb“, zu einem „Anders“, zu einem „Nicht-selbst“: und dies Nein ist ihre schöpferische That“ (Genealogie der Moral 1, Nr. 10; KSA 5, 270f)
    • Man kann nicht über Moral nachdenken, ohne sich nicht unwillkürlich moralisch zu bethätigen und erkennen zu geben. (Nachlass 1885-187, KSA 12, 1 [9], 13)
  • Arthur Schopenhauer
    • Moral predigen ist leicht, Moral begründen schwer (Preisschrift über die Grundlage der Moral, Deckblatt)
  • Ernst Tugendhat
    • Das Wort „Moral“ hat nichts Sakrosanktes und ist überhaupt nicht sehr alt. Man muß in der Philosophie immer davon ausgehen, daß es sinnlos ist, sich über die wahre Bedeutung von Wörtern zu streiten. Worauf es ankommt, ist, die verschiedenen möglichen Bedeutungen eines Wortes zu unterscheiden und sich darüber im klaren zu sein, in welcher Bedeutung man es verwenden will. Darüber hinaus wird man freilich bei philosophisch wichtigen Wörtern, wie es das Wort „Moral“ ist, darauf achten müssen, daß man mit ihm einen wirklich vorhandenen Grundzug im menschlichen Verstehen trifft, egal in welchen Wörtern er sich in den verschiedenen Kulturen äußert. (Vorlesungen über Ethik, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993, 33)
  • Carl Gustav Carus
    • Die Natur, inwiefern sie rastlos neue Erscheinungen ihres inneren Lebens hervorruft, ist der Organismus schlechthin (Makrokosmos). Jedes einzelne aus sich selbst entwickelnde Naturwesen, inwiefern es nur im allgemeinen Organismus der Natur bestehen kann, sein Leben nur Ausfluß höheren Urlebens ist, heißt Teilorganismus (endlich-individueller Organismus, Mikrokosmos), und seine Entfaltung ist nur unter Einwirkung des allgemeinen Naturlebens möglich. (Grundzüge allgemeiner Naturbetrachtung, 1823, Nachdruck WBG 1954, 18)
  • Martin Heidegger
    • Die Möglichkeit, daß es Sein im Verstehen gibt, hat zur Voraussetzung die faktische Existenz des Daseins und diese wiederum das faktische Vorhandensein der Natur. (Metaphysische Anfangsgründe der Logik im Ausgang von Leibniz, GA 26, 199)
  • Immanuel Kant
    • Natur ist das Dasein der Dinge, so fern es nach allgemeinen Gesetzen bestimmt ist. (Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, AA IV, 294)
  • Seneca
    • „Die Natur nämlich muss man zum Führer nehmen: sie beachtet die Vernunft, und diese fragt sie um Rat.“ (Über das glückliche Leben, VIII, 1)
  • Alfred North Whitehead
    • „‚Natur und Mensch’ ist eine falsche Dichotomie. Die Menschheit ist derjenige Faktor innerhalb der Natur, der ihre Plastizität in intensivster Form erkennen läßt.“ (Abenteuer der Ideen (1933), Suhrkamp, Frankfurt 2000, 189-190)
  • Carl Friedrich von Weizsäcker
    • „Die Natur ist nicht subjektiv geistig; sie denkt nicht mathematisch. Aber sie ist objektiv geistig; sie kann mathematisch gedacht werden.“ (Die Geschichte der Natur. 6. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1964, 18)
  • Cicero
    • „Wenn also irgendein Anschein von Nutzen entgegentritt, so lässt man sich notwendigerweise beeindrucken; aber falls du, wenn du aufgemerkt hast, Schändlichkeit vorhanden siehst mit dem Gegenstand, der den Anschein von Nutzen geboten hat, dann ist nicht der Nutzen zu opfern, sondern einzusehen, dass, wo Schändlichkeit ist, Nutzen nicht sein kann.“ (De Officiis. Vom pflichtgemäßen Handeln, Stuttgart 1976, S. 251)

Objektivität[Quelltext bearbeiten]

  • Gottlob Frege
    • So verstehe ich unter Objektivität eine Unabhängigkeit von unserm Empfinden, Anschauen und Vorstellen, von dem Entwerfen innerer Bilder aus den Erinnerungen früherer Empfindungen, aber nicht eine Unabhängigkeit von der Vernunft; denn die Frage beantworten, was die Dinge unabhängig von der Vernunft sind, hiesse urtheilen, ohne zu urtheilen, den Pelz waschen, ohne ihn nass zu machen. (Grundlagen der Arithmetik, Meiner, Hamburg 1988, 41)
  • Theodor W. Adorno
    • „Philosophie, wie sie nach allem allein zu verantworten wäre, dürfte nicht länger des Absoluten sich mächtig dünken, ja, müßte dem Gedanken daran sich verbieten, um ihn nicht zu verraten, und doch vom emphatischen Begriff der Wahrheit nichts sich abmarkten lassen. Dieser Widerspruch ist ihr Element.“ (Eingriffe, Suhrkamp, Frankfurt/Main 1963, 14)
    • „Nicht ist es an Philosophie, nach wissenschaftlichem Usus zu erschöpfen, die Phänomene auf ein Minimum von Sätzen zu reduzieren; Hegels Polemik gegen Fichte, der von einem ,Spruch’ ausgehe, meldet das an. Vielmehr will sie buchstäblich in das ihr Heterogene sich versenken, ohne es auf vorgefertigte Kategorien zu bringen.“ (Negative Dialektik, Suhrkamp, Frankfurt 1966, 22)
  • Augustinus von Hippo
    • „Wir Christen glauben und lehren ja, und unser Heil hängt daran, dass Philosophie, das heißt Weisheitstreben, und Religion nicht voneinander verschieden sind. So können denn diejenigen, deren Lehre wir ablehnen, nicht an unseren Sakramenten Anteil haben.“ (Über die wahre Religion, 5, 8, Reclam, Stuttgart 2006, 26-27)
  • Henri Bergson
    • „Ein Philosoph, der dieses Namens würdig ist, hat im Grunde nur immer eine einzige Sache im Auge gehabt: außerdem hat er mehr versucht, diese Sache auszusprechen, als daß er sie direkt ausgesprochen hätte. Und er hat nur von diesem Einen gesprochen, weil er seinen Blick nur auf einen einzigen Punkt richtete.“ (Die Philosophische Intuition [Vortrag 1911], in: Denken und schöpferisches Werden. Aufsätze und Vorträge. Hain, Meisenheim am Glan 1948, 126-148, 131)
  • Hans Blumenberg
    • Philosophie ist, wenn gelacht wird. (Das Lachen der Thrakerin, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, 149)
  • Rudolf Carnap
    • „Alle Philosophie im alten Sinne, knüpfe sie nun an Plato, Thomas, Kant, Schelling oder Hegel an, oder baue sie eine neue ‚Metaphysik des Seins‘ oder eine ‚geisteswissenschaftliche Philosophie’ auf, erweist sich vor dem unerbittlichen Urteil der neuen Logik nicht etwa nur als inhaltlich falsch, sondern als logisch unhaltbar, daher sinnlos.“ (Die alte und die neue Logik (1930), in: Gunnar Skirbekk, Gunnar,(Hg.), Wahrheitstheorien, Frankfurt am Main, 1996. S. 73)
    • „Es gibt keine Philosophie als Theorie, als System eigener Sätze neben denen der Wissenschaft. Philosophie betreiben bedeutet nichts anderes als: die Begriffe und Sätze der Wissenschaft durch logische Analyse klären. Das Werkzeug hierfür ist die neue Logik.“ Die alte und die neue Logik (1930), in: Gunnar Skirbekk, Gunnar,(Hg.), Wahrheitstheorien, Frankfurt am Main, 1996. S. 87-88)
  • John Dewey
    • Philosophie gewinnt sich selbst wieder zurück, wenn sie nicht länger ein Hilfsmittel ist, um die Probleme der Philosophen zu lösen, und zu einer von Philosophen kultivierten Methode wird, um die Probleme der Menschen zu bewältigen. (Die Notwendigkeit einer Selbsterneuerung der Philosophie. in: John Dewey: Erfahrung, Erkenntnis und Wert, Suhrkamp, Frankfurt 2004, 145-195, hier 193)
  • Johann Gottlieb Fichte
    • „Was für eine Philosophie man wähle, hängt ... davon ab, was man für ein Mensch ist: denn ein philosophisches System ist kein toter Hausrat, den man ablegen oder annehmen könnte, wie es uns beliebte, sondern es ist beseelt durch die Seele des Menschen, der es hat.“ (Erste Einleitung in die Wissenschaftslehre, in: Fichtes Werke, Hrsg. v. Immanuel Hermann Fichte, Gruyter-Nachdruck, Bd. I, S. 434)
    • „Merke auf dich selbst; kehre deinen Blick von allem, was dich umgibt ab, und in dein Inneres; ist die erste Forderung, welche die Philosophie an ihren Lehrling tut.“ (Erste und zweite Einleitung in die Wissenschaftslehre, Meiner, Hamburg 1961, S. 9)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • „Wenn die Philosophie ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt des Lebens alt geworden, und mit Grau in Grau läßt sie sich nicht verjüngen, sondern nur erkennen; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.“ (Grundlinien der Philosophie des Rechts. Schluss der Vorrede. Werkausgabe Band 7, Suhrkamp 1970, 28)
    • „Es geschieht freilich, daß eine neue Philosophie auftritt. Diese behauptet, daß die anderen nichts gelten. Jede Philosophie tritt zwar mit der Prätention auf, daß durch sie die vorhergehenden Philosophien nicht nur widerlegt, sondern ihrem Mangel abgeholfen, das Rechte endlich gefunden sei. Aber der früheren Erfahrung gemäß zeigt sich vielmehr, daß auf solche Philosophie gleichfalls andere Worte der Schrift anwendbar sind, die der Apostel Paulus zu Ananias spricht: "Siehe die Füße derer, die dich hinaustragen werden, stehen schon vor der Tür."18)[FN 18: vgl. Apg. 5, 9] Siehe die Philosophie, wodurch die deinige widerlegt und verdrängt werden wird, wird nicht lange ausbleiben, sowenig als sie bei jeder anderen ausgeblieben ist.“ (Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie I, Werke in zwanzig Bänden, Suhrkamp, Frankfurt 1971, 35-36)
    • „Das letzte Ziel und Interesse der Philosophie ist, den Gedanken, den Begriff mit der Wirklichkeit zu versöhnen. Die Philosophie ist die wahrhafte Theodizee, gegen Kunst und Religion und deren Empfindungen.“ (Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, Werke in zwanzig Bänden, Suhrkamp, Frankfurt 1971, Band 20, 255)
  • Martin Heidegger
    • Auch wenn wir von Philosophie ausdrücklich nichts wissen, sind wir schon in der Philosophie, weil die Philosophie in uns ist und zu uns selbst gehört, und zwar in dem Sinne, daß wir immer schon philosophieren. Wir philosophieren auch dann, wenn wir nichts davon wissen, auch dann, wenn wir nicht »Philosophie treiben«. Wir philosophieren nicht dann und wann, sondern ständig und notwendig, sofern wir als Menschen existieren. Als Mensch da sein, heißt philosophieren. (Einleitung in die Philosophie, GA 27,3)
    • „Philosophie ist universale phänomenologische Ontologie, ausgehend von der Hermeneutik des Daseins, die als Analytik der Existenz das Ende des Leitfadens alles philosophischen Fragens dort festgemacht hat, woraus es entspringt und wohin es zurückschlägt. (Sein und Zeit, Niemeyer, 19. Aufl. 2006, 38 und wortgleich 436 = GA 51 bzw. 575f)
    • „Philosophie ist der unausgesetzt fragende Kampf um das Wesen und Sein des Seienden. Dieses Fragen ist in sich geschichtlich, d.h. es ist das Fordern, Hadern und Verehren eines Volkes um der Härte und Klarheit seines Schicksals willen.“ (Vorlesung über die Grundfragen der Philosophie, GA 36/37,12)
    • „Philosophie hat nur einen Sinn als menschliches Tun. Ihre Wahrheit ist wesenhaft die des menschlichen Daseins. Die Wahrheit des Philosophierens ist im Schicksal des Daseins mitverwurzelt. Dieses Dasein aber geschieht in Freiheit. Möglichkeit, Wandel und Lage sind dunkel. Es steht vor Möglichkeiten, die es nicht voraussieht. Es ist einem Wandel unterworfen, den es nicht kennt. Es bewegt sich ständig in einer Lage, der es nicht mächtig ist. All das, was zur Existenz des Daseins gehört, gehört ebenso wesentlich zur Wahrheit der Philosophie.“ (Die Grundbegriffe der Metaphysik, GA 29/30, 28)
  • Karl Jaspers
    • „Wir dürfen kaum sagen, daß wir weiter seien als Plato. Nur im Material der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die er benutzt, sind wir weiter. Im Philosophieren selbst sind wir noch kaum wieder bei ihm angelangt.“ (Einführung in die Philosophie. Zwölf Radiovorträge Zürich 1950, 9
    • „Die Vielfachheit des Philosophierens, die Widersprüche und die sich gegenseitig ausschließenden Wahrheitsansprüche können nicht verhindern, dass im Grunde Eines wirkt, das niemand besitzt und um das jederzeit alle ernsten Bemühungen kreisen: die ewige eine Philosophie, die philosophia perennis.“ (Einführung in die Philosophie. Zwölf Radiovorträge Zürich 1950, 17)
  • Hans Jonas:
    • „In jedem Falle ist es Sache der Philosophie, sich auf das Ganze zu besinnen, aber die hat, von den exakten Wissenschaften eingeschüchtert und (mit Descartes) ‚Sicherheit’ zum Hauptmerkmal des Wissens erhebend, diesem noblen, aber inexakten Beruf entsagt und sich in ihrer Hälfte des Ganzen spezialwissenschaftlich verschanzt. Die maßlose (bis zur Komik der Alleinzulassung gehende) Überschätzung der erkenntnistheoretischen, logischen, semantischen Thematik zeigt es – als ob es in erster Linie darauf ankäme, wie der Mensch versteht, und nicht darauf, was es zu verstehen gibt. Und im ‚Was’ kann die Arbeitsteilung nicht das letzte Wort sein. Zuletzt gehören die Teile doch zusammen und müssen unter eine Weltformel gebracht werden.“ (Philosophische Untersuchungen und metaphysische Vermutungen. Insel, Frankfurt 1992, 250-251)
  • Karl Marx
    • "Philosophie und Studium der wirklichen Welt verhalten sich zueinander wie Onanie und Geschlechtsliebe." - Die deutsche Ideologie. Marx/Engels, MEW 3, S. 218, 1846/1932
  • Maurice Merleau-Ponty
    • „Die Philosophie ist nicht Wissenschaft, denn die Wissenschaft glaubt ihr Objekt überschauen zu können und hält die Wechselbeziehung zwischen Wissen und Sein für gesichert, während die Philosophie der Inbegriff jener Fragen ist, bei denen der Fragenden durch sein Fragen selbst in Frage gestellt wird.“ (Phänomenologie der Wahrnehmung, de Gruyter, Berlin 1974, 381)
  • Friedrich Nietzsche
    • Ich will Niemanden zur Philosophie überreden: es ist nothwendig, es ist vielleicht auch wünschenswerth, daß der Philosoph eine seltene Pflanze ist. Nichts ist mir widerlicher als die lehrhafte Anpreisung der Philosophie, wie bei Seneca oder gar Cicero. Philosophie hat wenig mit Tugend zu thun. Es sei mir erlaubt zu sagen: daß auch der wissenschaftliche Mensch etwas Grundverschiedenes vom Philosophen ist.— Was ich wünsche, ist, daß der ächte Begriff des Philosophen in Deutschland nicht ganz und gar zu Grunde gehe. Es giebt so viele halbe Wesen aller Art in Deutschland, welche ihr Mißrathensein gern unter einem so vornehmen Namen verstecken möchten. (Nachlass Sommer-Herbst 1884, 26 [452], KSA 11, 271 = Wille zur Macht Nr. 420)
  • Charles S. Peirce
    • Die Philosophie sollte die erfolgreichen Wissenschaften in ihren Methoden nachahmen, insofern diese nur von greifbaren Prämissen ausgehen, die sorgfältiger Überprüfung unterworfen werden können, und mehr der Vielheit und Vielfältigkeit ihrer Argumente vertrauen als sich auf die Schlüssigkeit eines einzigen zu verlassen. Ihre Schlußfolgerungen sollten keine Kette bilden, die nicht stärker ist als ihr schwächstes Glied, sondern ein Tau, dessen Fasern noch so schwach sein mögen, wenn sie nur zahlreich und eng miteinander verknüpft sind. (CP 5.265)
  • Jean Piaget
    • [...] „die Philosophie führt zu »Einsichten« (»sagesse«), auf die vernunftbegabte Wesen wie die Menschen für die Koordinierung ihrer verschiedenen Tätigkeiten angewiesen sind, nicht aber zu dem eigentlichen, durch Kontrollverfahren überprüfbaren Wissen, das wir »Erkenntnis« nennen.“ (Weisheit und Illusion der Philosophie [1965], Suhrkamp. Frankfurt 1985, 7)
  • Hilary Putnam
    • Der Anfang aller tiefen Philosophie ist immer die Anerkennung von Schwierigkeiten, die scheinbar jeden Weg zur Klarheit blockieren – ist immer das Gefühl des Paradoxen. (The Threefold Cord. Mind, Body and World. Columbia University Press, New York 1999, 13)
  • Bertrand Russell
    • „Es gibt viele Fragen [...], die, soweit wir sehen können, für den menschlichen Intellekt unlösbar bleiben müssen [...]. [E]s scheint jedenfalls so, als ob die Antworten der Philosophie samt und sonders nicht als wahr ausweisbar sind. Und doch, so gering die Hoffnung, Antworten zu finden, auch sein mag: es bleibt Sache der Philosophie, weiter an diesen Fragen zu arbeiten, uns ihre Bedeutung bewußt zu machen, alle möglichen Zugänge zu erproben und jenes spekulative Interesse an der Welt wachzuhalten, das wahrscheinlich abgetötet würde, wenn wir uns ausschließlich auf abgesicherte Erkenntnisse beschränkten.“ (Probleme der Philosophie, Frankfurt/M. 1967, S. 137.)
    • „Der Wert der Philosophie besteht [...] wesentlich in der Ungewißheit, die sie mit sich bringt. Wer niemals eine philosophische Anwandlung gehabt hat, der geht durchs Leben und ist wie in ein Gefängnis eingeschlossen: von den Vorurteilen des gesunden Menschenverstandes, von den habituellen Meinungen seines Zeitalters oder seiner Nation [...]. Die Philosophie kann uns zwar nicht mit Sicherheit sagen, wie die richtigen Antworten auf die gestellten Fragen heißen, aber sie uns viele Möglichkeiten zu bedenken geben, die unser Blickfeld erweitern und uns von der Tyrannei des Gewohnten befreien. Sie vermindert unsere Gewißheiten darüber, was die Dinge sind, aber sie vermehrt unser Wissen darüber, was die Dinge sein könnten. Sie schlägt die etwas arrogante Gewißheit jener nieder, die sich niemals im Bereich des befreienden Zweifels aufgehalten haben, und sie hält unsere Fähigkeit zu erstaunen wach, indem sie uns vertraute Dinge von uns nicht vertrauten Seiten zeigt.“ (Probleme der Philosophie, Frankfurt/M. 1967, S. 138.)
  • Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
    • „Die platonische Idee, daß alle Philosophie Erinnerung sey, ist in diesem Sinne wahr; alles Philosophiren besteht in einem Erinnern des Zustandes, in welchem wir eins waren mit der Natur.“ (Allgemeine Deduction des dynamischen Processes oder der Kategorien der Physik, SW I, 4, S. 77)
    • „Die Überwindung des gemeinen Denkens ist der erste Schritt in die Philosophie. Und die Philosophie bleibt daher ein ständiger Angriff auf den gesunden Menschenverstand.“ (Schellings Abhandlung Über das Wesen der menschlichen Freiheit (1809), hrsg. v. H. Feick, Tübingen 1995, S. 98)
  • Friedrich Schlegel
    • „Sie sind unzertrennlich verbunden, ein Baum, dessen Wurzel die Philosophie, dessen schönste Frucht die Poesie ist. Poesie ohne Philosophie wird leer und oberflächlich, Philosophie ohne Poesie bleibt ohne Einfluß und wird barbarisch.“ (Geschichte der europäischen Literatur, KA 11, S. 10)
  • Moritz Schlick
    • Dies ist nämlich überhaupt die eigentliche Aufgabe der philosophischen Tätigkeit; ihre Probleme werden nicht gelöst durch beweisendes Begründen, das zu neuen Erkenntnissen führt, sondern durch bloße Besinnung darüber, was man mit den fragwürdig gewordenen Sätzen tatsächlich meint, was man mit ihnen sagen will; und um dies zu sehen, muß man sich nur vergegenwärtigen, wie jene Sätze eigentlich gebraucht werden. (Gibt es ein materiales Apriori? [1930], Gesammelte Aufsätze: 1926-1936, Gerold und Co., Wien 1938, 20-30, 25)
  • Albert Schweitzer
    • „Wahre Philosophie muss von der unmittelbarsten und umfassendsten Tatsache des Bewusstseins ausgehen. Diese lautet: ‚Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.’ Dies ist nicht ein ausgeklügelter Satz. Tag für Tag, Stunde für Stunde wandle ich in ihm. In jedem Augenblick der Besinnung steht er neu vor mir. Wie aus nie verdorrender Wurzel schlägt fort und fort lebendige, auf alle Tatsachen des Seins eingehende Welt- und Lebensanschauung aus ihm aus.“ (Albert Schweitzer: Kultur und Ethik (1923), Gesammelte Werke Band 2, München 1974, 95-420, hier 377)
    • „Die erste Philosophie vermag den Menschen mit dem Universum zusammenzubringen, indem sie Natur und Welt vergewaltigt und den Menschen mit einer seinem Denken gebeugten Welt in Verbindung setzt. Die andere, die unscheinbare Naturphilosophie läßt Welt und Natur, wie sie sind, und zwingt den Menschen, sich in sie hineinzufinden und sich in ihnen als ein geistig Triumphierender und auf sie Wirkender zu behaupten. Die erste Philosophie ist genial, die zweite elementar. Die erste verläuft in gewaltigen Eruptionen des Denkens, wie sie in den großen spekulativen Systemen der deutschen Philosophie auftreten, durch die wir immer zur Bewunderung hingerissen werden. Sie geht vorüber. Die andere, die schlichte Naturphilosophie bleibt.“ (Rede vom 28. August 1928, in: Goethe. Vier Reden, Beck München 1950, Gesammelte Werke Band 5, Beck 1974, 470-471)
  • Seneca
    • Die Philosophie ist keine Kunstfertigkeit, die man dem Volk präsentiert oder die sich überhaupt zum Vorzeigen eignet, sie beruht nicht auf Worten, sondern auf Taten. Auch wendet man sich ihr nicht zu, um mit angenehmer Unterhaltung den Tag zu verbringen, um die Freizeit vom Makel der Langeweile zu befreien. Sie formt und bildet den Geist, sie ordnet das Leben, bestimmt unsere Handlungen; sie zeigt, was zu tun und zu lassen ist. (Briefe an Lucilius 16,4. In: Seneca-Brevier, übersetzt und herausgegeben von: Ursula Blank-Sangmeister. Reclam, Stuttgart 1996, S. 29)
  • Carl Friedrich von Weizsäcker:
    • „Philosophieren heißt weiterfragen. Es heißt insbesondere zurückfragen nach den eigenen Voraussetzungen. Das Verhältnis der Philosophie zur sogenannten positiven Wissenschaft läßt sich auf die Formel bringen: Philosophie stellt diejenigen Fragen, die nicht gestellt zu haben die Erfolgsbedingung des wissenschaftlichen Verfahrens war.“ (Deutlichkeit. Beiträge zu politischen und religiösen Gegenwartsfragen, München 1981, 126)
  • Alfred North Whitehead
    • Wir können nicht ohne Abstraktionen denken; deshalb ist es von äußerster Wichtigkeit, unsere Abstraktionsweisen sehr sorgfältig zu überprüfen. Genau hier findet die Philosophie ihren Platz als wesentlicher Beitrag zum gelungenen gesellschaftlichen Fortschritt. Sie ist Kritik der Abstraktionen. (Wissenschaft und moderne Welt, Suhrkamp, Frankfurt 1984/1988, 75)
    • „Spekulative Philosophie ist das Bemühen, ein kohärentes, logisches und notwendiges System allgemeiner Ideen zu entwerfen, auf dessen Grundlage jedes Element unserer Erfahrung interpretiert werden kann. Mit diesem Begriff der ,Interpretation’ meine ich, dass alles, dessen wir uns als Erlebnis, Wahrnehmung, Wille oder Gedanke bewusst sind, den Charakter eines besonderen Falles im allgemeinen Schema haben soll.“ (Prozess und Realität, Suhrkamp, Frankfurt 1987, 31)
    • „In der philosophischen Diskussion ist die leiseste Andeutung dogmatischer Sicherheit hinsichtlich der Endgültigkeit von Behauptungenh ein Zeichen von Torheit.“ (Prozess und Realität, Suhrkamp, Frankfurt 1987, 27)
  • Ludwig Wittgenstein
    • „Die Philosophie ist keine Lehre, sondern eine Tätigkeit.“ (TLP 4.112)
    • „Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache.“ (PU 109)
    • „Der Philosoph behandelt eine Frage; wie eine Krankheit.“ (PU 255)
    • „Was ist dein Ziel in der Philosophie? Der Fliege den Ausweg aus dem Fliegenglas zeigen.“ (PU 309)
    • „Philosophie dürfte man eigentlich nur dichten.“ (Vermischte Bemerkungen, Werkausgabe Bd. 8, Suhrkamp, Frankfurt 1990, 445-573, hier 483)
  • Immanuel Kant
    • „Das bloße, aber empirisch bestimmte Bewußtsein meines eigenen Daseins beweiset das Dasein der Gegenstände im Raum außer mir. (KrV, B 275)
  • Friedrich Nietzsche
    • „Gesetzt, dass nichts Anderes als real „gegeben“ ist als unsre Welt der Begierden und Leidenschaften, dass wir zu keiner anderen „Realität“ hinab oder hinauf können als gerade zur Realität unsrer Triebe — denn Denken ist nur ein Verhalten dieser Triebe zu einander —: ist es nicht erlaubt, den Versuch zu machen und die Frage zu fragen, ob dies Gegeben nicht ausreicht, um aus Seines-Gleichen auch die sogenannte mechanistische (oder „materielle“) Welt zu verstehen? Ich meine nicht als eine Täuschung, einen „Schein“, eine „Vorstellung“ (im Berkeley’schen und Schopenhauerischen Sinne), sondern als vom gleichen Realitäts-Range, welchen unser Affekt selbst hat, — als eine primitivere Form der Welt der Affekte, in der noch Alles in mächtiger Einheit beschlossen liegt, was sich dann im organischen Prozesse abzweigt und ausgestaltet (auch, wie billig, verzärtelt und abschwächt — ), als eine Art von Triebleben, in dem noch sämmtliche organische Funktionen, mit Selbst-Regulirung, Assimilation, Ernährung, Ausscheidung, Stoffwechsel, synthetisch gebunden in einander sind, — als eine Vorform des Lebens?“ (Jenseits von Gut und Böse, 36)
  • Immanuel Kant
    • „Eine bloß empirische Rechtslehre ist (wie der hölzerne Kopf in Phaedrus’ Fabel) ein Kopf, der schön sein mag, nur schade! dass er kein Gehirn hat.“ (RL, VI, 230)
    • „Der Begriff des Rechts, sofern er sich auf eine ihm korrespondierende Verbindlichkeit bezieht (d.i. der moralische Begriff derselben) betrifft erstlich nur das äußere und zwar praktische Verhältnis einer Person gegen eine andere, sofern ihre Handlungen als Facta aufeinander (unmittelbar oder mittelbar) Einfluss haben können.“ (RL, VI, 230)
    • „Das Recht ist also der Inbegriff der Bedingungen, unter denen die Willkür des einen mit der Willkür des anderen nach einem allgemeinen Gesetze der Freiheit zusammen vereinigt werden kann.“ (RL, VI, 230)
    • „Beides, die Menschenliebe und die Achtung fürs Recht der Menschen, sind Pflicht, jene aber nur bedingte, diese dagegen unbedingte, schlechthin gebietende Pflicht, welche nicht übertreten zu haben derjenige zuerst völlig versichert sein muss, dr sich dem süßen Gefühl des Wohlthuns hingeben möchte.“ (Zum ewigen Frieden, AA VIII, 385-386)
  • Ludwig Feuerbach
    • „Die Religion ist das Verhalten des Menschen zu seinem eigenen Wesen – darin liegt ihre Wahrheit und sittliche Heilkraft -, aber zu seinem Wesen nicht als dem seinigen, sondern als einem anderen, von ihm unterschiedenen, ja entgegengesetzten Wesen – darin liegt ihre Unwahrheit, ihre Schranke, ihr Widerspruch mit Vernunft und Sittlichkeit, darin die unheilsschwangere Quelle des religiösen Fanatismus, darin das oberste, metaphysische Prinzip der blutigen Menschenopfer, kurz der Urgrund aller Gräuel, aller schauererregenden Szenen im Trauerspiel der Religionsgeschichte.“ (Das Wesen des Christentums, Band 2, hrsg. von Werner Schuffenhauer, Akademie, Berlin 1956, 307)
  • Immanuel Kant
    • „Ich musste also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen, […]“ (KrV, B XXX).
    • „Die wahre, alleinige Religion enthält nichts als Gesetze, d. i. solche praktische Principien, deren unbedingter Nothwendigkeit wir uns bewußt werden können, die wir also als durch reine Vernunft (nicht empirisch) offenbart anerkennen. Nur zum Behuf einer Kirche, deren es verschiedene gleich gute Formen geben kann, kann es Statuten, d. i. für göttlich gehaltene Verordnungen, geben, die für unsere reine moralische Beurtheilung willkürlich und zufällig sind. Diesen statutarischen Glauben nun (der allenfalls auf ein Volk eingeschränkt ist und nicht die allgemeine Weltreligion enthalten kann) für wesentlich zum Dienste Gottes überhaupt zu halten und ihn zur obersten Bedingung des göttlichen Wohlgefallens am Menschen zu machen, ist ein Religionswahn, dessen Befolgung ein Afterdienst, d. i. eine solche vermeintliche Verehrung Gottes ist, wodurch dem wahren, von ihm selbst geforderten Dienste gerade entgegen gehandelt wird.“ ( RGV. IV. II: VOM AFTERDIENST GOTTES IN EINER STATUTARISCHEN RELIGION)
    • „Himmlische Einflüsse in sich wahrnehmen zu wollen, ist eine Art Wahnsinn, in welchem wohl gar auch Methode sein kann (weil sich jene vermeinte innere Offenbarungen doch immer an moralische, mithin an Vernunftideen anschließen müssen), der aber immer doch eine der Religion nachtheilige Selbsttäuschung bleibt.“ (RGV. IV. II.)
  • Karl Marx
    • „Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusion seines Glücks aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusion bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.“ (Marx-Engels-Werke, Band I, Dietz, Berlin 1964, 379)
  • Friedrich Nietzsche
    • „noch nie hat eine Religion, weder mittelbar, noch unmittelbar, weder als Dogma, noch als Gleichniss, eine Wahrheit enthalten. Denn aus der Angst und dem Bedürfniss ist eine jede geboren, auf Irrgängen der Vernunft hat sie sich in’s Dasein geschlichen; sie hat vielleicht einmal, im Zustande der Gefährdung durch die Wissenschaft, irgend eine philosophische Lehre in ihr System hineingelogen, damit man sie später darin vorfinde: aber diess ist ein Theologenkunststück, aus der Zeit, in welcher eine Religion schon an sich selber zweifelt.“ (Menschliches, Allzumenschliches I, 110)
  • Friedrich Schiller
    • Welche Religion ich bekenne? Keine von allen, | Die Du mir nennst! ‚Und warum keine?‘ Aus Religion. (Tabulae Votivae, 1796, Nationalausgabe Band I, 296)
  • Alfred North Whitehead
    • „Religion ist Welt-Loyalität.“ (Religion in the Making, 1926, dt. Wie entsteht Religion?, Suhrkamp, Frankfurt 1985, 48)
    • „Der Fortschritt in der Religion läßt sich durch die Verleugnung von Göttern definieren; und das Kernstück der Götzendienerei ist die Zufriedenheit mit den herrschenden Göttern.“ (Adventure of Ideas, 1933, dt. Abenteuer der Ideen, Suhrkamp, Frankfurt 1971, 89)
  • Platon
  • Friedrich Nietzsche
    • „und die Zeit ist vielleicht sehr nahe, wo man wieder und wieder begreifen wird, was eigentlich schon ausgereicht hat, um den Grundstein zu solchen erhabenen und unbedingten Philosophen-Bauwerken abzugeben, welche die Dogmatiker bisher aufbauten, — irgend ein Volks-Aberglaube aus unvordenklicher Zeit (wie der Seelen-Aberglaube, der als Subjekt- und Ich-Aberglaube auch heute noch nicht aufgehört hat, Unfug zu stiften)“ (Jenseits von Gut und Böse, Vorrede)
  • Aristoteles
    • „Auch das Sein oder Nichtsein ist kein bedeutungshaltiges Zeichen der Sache [von der es gesagt wird], auch dann nicht, wenn man das "seiend" an sich selbst nackt sagen würde, denn es selbst ist gar nichts, sondern bezeichnet eine gewisse Verbindung [zu etwas] hinzu, welche ohne das Verbundene nicht zu denken ist.“ (Peri hermeneias 3. 16 b, 20−25)
  • Boethius
    • „Verschieden ist das Sein und das, was ist; das Sein selbst nämlich ist noch nicht, sondern erst das, was ist, indem es die Form des Seins empfangen hat, ist und besteht.“ (Hebdomadibus, II, in: Theologische Traktate, Meiner, Hamburg 1988, 37)
  • Johann Gottlieb Fichte
    • „Dasjenige, dessen Sein (Wesen) bloß darin besteht, dass es sich selbst als seiendes setzt, ist das Ich, als absolutes Subjekt. So wie es sich setzt, ist es; und so wie es ist, setzt es sich; und das Ich ist demnach für das Ich schlechthin, und notwendig. Was für sich selbst nicht ist, ist kein Ich..“ (Grundlage der Wissenschaftslehre (1802), Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften I/2, 359-360)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • „Das reine Sein macht den Anfang, weil es sowohl reiner Gedanke als das unbestimmte, einfache Unmittelbare ist, der erste Anfang aber nichts Vermitteltes und weiter Bestimmtes sein kann“ (Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften I.' Suhrkamp, Frankfurt 2003, § 86, S. 182-183)
    • Diejenigen, welche von der Philosophie nichts verstehen, schlagen zwar die Hände über den Kopf zusammen, wenn sie den Satz vernehmen: Das Denken ist das Sein. Dennoch liegt allem unserem Tun die Voraussetzung der Einheit des Denkens und des Seins zugrunde. Diese Voraussetzung machen wir als vernünftige, als denkende Wesen. Es ist jedoch wohl zu unterscheiden, ob wir nur denkende sind oder ob wir uns als denkende auch wissen.” (Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse: Das Denken, § 465, Zusatz)
  • Martin Heidegger
    • „Alle Ontologie, mag sie über ein noch so reiches und festverklammertes Kategoriensystem verfügen, bleibt im Grunde blind und eine Verkehrung ihrer eigensten Absicht, wenn sie nicht zuvor den Sinn von Sein zureichend geklärt und diese Klärung als ihre Fundamentalaufgabe begriffen hat.“ (Sein und Zeit, 11. Aufl. Niemeyer, Tübingen 1967, 11)
    • Das Nichts ist das Nicht des Seienden und so das vom Seienden her erfahrene Sein. Die ontologische Differenz ist das Nicht zwischen Seiendem und Sein. Aber sowenig Sein als das Nicht zum Seienden ein Nichts ist im Sinne des nihil negativum, sowenig ist die Differenz als das Nicht zwischen Seiendem und Sein nur das Gebilde einer Distinktion des Verstandes (ens rationis). (Vom Wesen des Grundes, in: Wegmarken, GA 9, 123)
  • David Hume
    • „Die Vorstellung der Existenz muss also genau dasselbe sein wie die Vorstellung dessen, was wir als existierend konzipieren. Sich in der Reflexion auf irgendetwas einfach zu beziehen und sich dabei auf Existierendes zu beziehen, sind nicht zwei verschiedene Dinge. Die Vorstellung der Existenz fügt, wenn sie mit der Vorstellung eines beliebigen Gegenstandes verbunden ist, nichts zu ihr hinzu. Was immer wir vorstellen, stellen wir als existierend vor. Jede Vorstellung, die es uns beliebt zu vollziehen, ist eine Vorstellung von etwas Seiendem. Wer dies bestreitet, muss notwendig auf den bestimmten Eindruck hinweisen können, aus dem die Vorstellung des Seins sich herleiten könnte, und zeigen, dass dieser Eindruck von jeder Perzeption, die wir als existierend betrachten, untrennbar ist.“ (Traktat über die menschliche Natur, Meiner, Hamburg 1989, 91)
  • Immanuel Kant
    • „Sein ist offenbar kein reales Prädikat, das ist ein Begriff von irgend etwas, was zu dem Begriffe eines Dinges hinzu kommen könnte. Es ist bloß die Position eines Dinges oder gewisser Bestimmungen an sich selbst. Im logischen Gebrauch ist es lediglich die kopula eines Urteils. Der Satz Gott ist allmächtig enthält zwei Begriffe, die ihre Objekte haben: Gott und Allmacht; das Wörtchen: ist, ist nicht noch ein Prädikat, sondern nur das, was das Prädikat beziehungsweise auf das Subjekt setzt. Nehme ich nun das Subjekt (Gott) mit all seinen Prädikaten (worunter auch die Allmacht gehöret) zusammen und sage: Gott ist, oder es ist ein Gott, so setze ich kein neues Prädikat zum Begriffe von Gott, sondern nur das Subjekt an sich selbst mit allen seinen Prädikaten, und zwar den Gegenstand in Beziehung auf seinen Begriff. Beide müssen genau einerlei enthalten, und es kann daher zu dem Begriffe, der bloß die Möglichkeit ausdrückt, darum, dass ich dessen Gegenstand als schlechthin gegeben (durch den Ausdruck: er ist) denke, nichts weiter hinzukommen. Und so enthält das Wirkliche nichts mehr als das bloß Mögliche.“ (Kritik der reinen Vernunft B 627 -628)
  • Parmenides
    • „Der eine (zeigt), dass das (Seiende) ist und dass es unmöglich ist, dass es nicht ist. Das ist der Pfad der Überzeugung; folgt er doch der Wahrheit. Der andere aber (behauptet), dass es nicht ist und dass es dieses Nichtsein notwendig geben müsse. Dieser Weg ist – das sage ich dir – völlig unerforschlich. Denn das Nichtseiende kannst du weder erkennen (denn das ist unmöglich) noch aussprechen.“ (Über die Natur (Fragmente), in: Wilhelm Capelle: Die Vorsokratiker, Kröner, 8. Aufl. 1968, 165)
    • Das Sein ist ungeworden, und unzerstörbar, […] es war nicht und wird nicht sein, denn im Jetzt ist es als Ganzes, Zusammenhängendes. (Hermann Diels: Die Fragmente der Vorsokratiker, hrsg. von Walther Kranz, Band 1, 18. Aufl. Weidmann, Zürich 1989, 28 B Fragm. 8)
  • Platon
    • „Und da das Sein und das Verschiedene durch alles und auch durch einander hindurch gehen: so wird nun das Verschiedene als an dem Seienden Anteil habend freilich sein vermöge dieses Anteils, nicht aber jenes, woran es Anteil hat, sondern verschieden; als verschieden aber von dem Seienden seiend ist es aber offensichtlich ganz notwendig nichtseiendes Sein. Wiederum nun das Seiende, als am Verschiedenen Anteil habend, ist ja verschieden von allen anderen Gattungen, und von ihnen insgesamt verschieden ist es ja eine jede von ihnen nicht, noch auch alle anderen insgesamt, sondern nur es selbst.“ (Sophistes, 233)
    • „Ich sage also, was nur irgendeine Wirkkraft (dynamis) besitzt, es sei denn ‚von Natur irgendetwas anderes zu tun‘ (poiein) oder wenn auch nur das geringste vom unbedeutendsten zu erleiden - und wäre es auch nur ein einziges mal -, alles in exakter Weise sei (ontus einai); denn ich setze als Definition (Grenze), um das Seiende in seinem Sein abzugrenzen, nichts anderes als Wirkkraft.“ (Sophistes, 247d-e)
  • Plotin
    • „Das Erste nämlich muss ein Einfaches vor allen Dingen Liegendes sein, verschieden von allem was nach ihm ist, für sich selbst seiend, nicht vermischt mit etwas was von ihm stammt, und dabei doch in anderer Weise fähig, den Dingen beizuwohnen, wahrhaft eines seiend und nicht zunächst etwas anderes und dann erst Eines. […] Denn wenn es nicht einfach wäre, entrückt aller Zufälligkeit und aller Zusammengesetztheit, und wahrhaft eigentlich Eines, dann wäre es nicht mehr der Urgrund; erst dadurch, dass es einfach ist, ist es von allen dingen das Unabhängigste und so das Erste.“ (Enneaden V, 4, 1., Schriften Band 1, Meiner, Hamburg 1956, 151)
    • „Wenn die Ideen nun viele sind, so muss es notwendig ein Gemeinsames in ihnen geben und auch ein Eigenes, wodurch sich die eine von der anderen unterscheidet. Dies Eigene also, dieser absondernde Unterschied ist die individuelle Gestalt der Idee. Ist aber eine Gestalt da, so gibt es etwas, das gestaltet wird, an dem der spezifische Unterschied ist; es gibt dort also auch Materie welche die Form aufnimmt und für jede das Substrat ist. Ferner wenn es in der oberen Welt einen intelligiblen Kosmos gibt und der irdische sein Abbild ist, dieser aber zusammengesetzt ist unter anderem aus Materie, so muss es auch dort Materie geben.“ (Enneaden II, 4, 4, 1.c., Schriften Band 1, Meiner, Hamburg 1956, 249)
  • Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
    • Denn nicht weil es ein Denken gibt, gibt es ein Sein, sondern weil ein Sein ist, gibt es ein Denken. (Sämtliche Werke, hrsg. von K. F. A. Schelling, Stuttgart u. Augsburg 1856-1861, Band XIII, S. 161, Anm. 1)
  • Aristoteles
    • „Das Spiel gleicht einer Erholung, und da man nicht ununterbrochen arbeiten kann, bedarf man der Erholung.“ (Nikomachische Ethik X, Kap. 6, 34f, 1176b)
  • Jacques Derrida
    • „Das Spiel ist Zerreißen der Präsenz“ (Die Schrift und die Differenz, Suhrkamp, Frankfurt 1976, 440)
  • Johan Huizinga
    • „Der Begriff Spiel bleibt ständig in merkwürdiger Weise abseits von allen übrigen Gedankenformen.“ (Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel, Reinbek 1956, 14)
  • Hans-Georg Gadamer
    • „Freilich, was Sprache ist, gehört zum allerdunkelsten, was es für das menschliche Nachdenken gibt. Unserem Denken ist die Sprachlichkeit so unheimlich nahe, und sie wird im Vollzuge so wenig gegenständlich, daß sie ihr eigentliches Sein von sich aus verbirgt.“ (Wahrheit und Methode: Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik, GW 1, 383)
  • Martin Heidegger
    • „Die Sprache spricht.“ (Die Sprache [1950], in: Unterwegs zur Sprache, Günther Neske, Pfullingen, 4. Aufl. 1971, 13)
    • „Jede Sprache ist geschichtlich, auch dort, wo der Mensch die Historie im neuzeitlich-europäischen Sinne nicht kennt. Auch die Sprache als Information ist nicht die Sprache an sich, sondern geschichtlich nach dem Sinn und den Grenzen des jetzigen Zeitalters, das nichts Neues beginnt, sondern nur das Alte, schon Vorgezeichnete der Neuzeit in sein Äußerstes vollendet.“ (Der Weg zur Sprache, in: Unterwegs zur Sprache, GA 12, 253)
    • „Wenn wir also die Sprache einer Sprachphilosophie zuweisen, so sind wir sofort schon in einer ganz bestimmten Auffassung festgehalten. Das Fragen nach der Sprache ist im Grunde schon unterbunden. Denn vielleicht ist es ein Vorurteil, die Sprache sei neben Kunst, Religion, Staat, Geschichte usw. auch irgendein Gebiet, das man in einer Sonderdisziplin untersuchen könne.“ (Logik als die Frage nach dem Wesen der Sprache, GA 38, 14)
  • Wilhelm von Humboldt
    • „Der Mensch ist nur Mensch durch Sprache; aber um die Sprache zu erfinden, müßte er schon Mensch sein.“ (Ueber das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung (1820), in: Gesammelte Werke (Leitzmann), Nachdruck Berlin 1968, IV, 15)
    • „Man kann die Sprache mit einem ungeheuren Gewebe vergleichen, in dem jeder Theil mit dem anderen und alle mit dem Ganzen in mehr oder weniger deutlich erkennbarem Zusammenhange stehen.“ (Werke in fünf Bänden, hrsg. von Andreas Flitner und Klaus Giel, WBG, Darmstadt 1960ff, Band III, 446)
  • Karl Jaspers
    • „Das Unlogische in der Grammatik ist zu gutem Teil Ausdruck von Wahrheiten, die sich der formalen Logik entziehen. Das formal Logische ist nur eines der Gerüste der Sprache, nicht absolut gültig, wenn auch unerlässlich. Die Betrachtung der Sprache unter formallogischen Gesichtspunkten erkennt die Sprache nur als Zeichensprache und hat die Tendenz, die Sprache zu reinigen, bis sie – im Verlust ihres Lebens – nur noch Zeichensprache ist.“ (Von der Wahrheit München 1947, 447)
  • Friedrich Nietzsche
    • Ist die Sprache der adäquate Ausdruck aller Realitäten? (Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne, KSA 1, 878)
  • Alfred North Whitehead
    • „Eine Sprache ist keine universelle Ausdrucksweise für alle überhaupt erdenklichen Ideen. Sie ist eine begrenzte Ausdrucksform für diejenigen Ideen, die von der Menschengruppe, in der sich diese Sprechweise entwickelt hat, häufig angewandt und dringend benötigt worden sind. Nur in einer vergleichsweise kurzen Spanne der Menschheitsgeschichte hat überhaupt Sprache mit einem entsprechenden Vorrat an Allgemeinbegriffen existiert. Allgemeinbegriffe setzen eine beständige Literatur voraus, um durch ihre Anwendungsweise definiert werden zu können.“ (Religion in the Making, 1926, dt. Wie entsteht Religion?, Suhrkamp, Frankfurt 1985, 28 – 29)
    • „Jede Wissenschaft muss sich ihr Instrumentarium selbst ersinnen. Das Hilfsmittel, mit dem die Philosophie arbeitet, ist die Sprache. So gestaltet die Philosophie in derselben Weise Sprache neu, wie in den Naturwissenschaften vorgegebene Anwendungsmöglichkeiten neu gestaltet werden.“ (Process and Reality, 1929, dt. Prozeß und Realität: Entwurf einer Kosmologie, Frankfurt a.M., Suhrkamp 1987, 45)
    • „Unsere Sprache ist in allem unvollständig und fragmentarisch; sie ist nicht viel mehr als ein Niederschlag des Durchschnittserfolgs der ersten Schritte, die uns inzwischen vom Bewusstseinsleben der Affen trennen.“ (Adventures of Ideas, 1933, dt. Abenteuer der Ideen, Frankfurt a.M., Suhrkamp 2000, 402)
  • Ludwig Wittgenstein
    • „Unsere Sprache kann man ansehen als eine alte Stadt: Ein Gewinkel von Gässchen und Plätzen, alten und neuen Häusern, und Häusern mit Zubauten aus verschiedenen Zeiten; und dies umgeben von einer Menge neuer Vororte mit geraden und regelmäßigen Straßen und mit einförmigen Häusern." (PU 18)
    • „Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache" (PU 43)
    • „Einer Regel folgen, eine Mitteilung machen, einen Befehl geben, eine Schachpartie spielen sind Gepflogenheiten (Gebräuche, Institutionen). Einen Satz verstehen, heißt eine Sprache verstehen. Eine Sprache verstehen, heißt eine Technik beherrschen." (PU 199)
  • Aristoteles
    • „Jeder staatliche Verband (polis) ist, wie wir sehen, eine Gemeinschaft von besonderer Art, und jede Gemeinschaft bildet sich, um ein Gut von besonderer Art zu verwirklichen – denn alle Menschen vollziehen alle Handlungen um eines Zweckes willen, nämlich um das zu erreichen, was ihnen als gut erscheint.“ Pol. I 1, 1252a1ff
    • „Daraus geht nun klar hervor, dass der Staat zu den Dingen zu zählen ist, die von Natur sind, und daß der Mensch nach (der Bestimmung) der Natur ein Lebewesen ist, das zum staatlichen Verband ist (zôon politikon).“ (Pol. I 1, 1253a1ff.)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • „es ist der Gang Gottes in der Welt, daß der Staat ist, sein Grund ist die Gewalt der sich als Wille verwirklichenden Vernunft“ (R 449 Z)
  • John Locke
    • „Wer immer deshalb die legislative oder höchste Gewalt eines Staatswesens innehat, ist verpflichtet, nach eingeführten, stehenden Gesetzen zu regieren, die dem Volk verkündet und bekannt gemacht wurden - und nicht durch Maßnahmeverordnungen -, durch unparteiische und aufrechte Richter, die Streitfälle nach ebenjenen Gesetzen entscheiden müssen, und die Macht der Gemeinschaft im Inland nur zur Vollziehung dieser Gesetze und nach außen zur Verhütung oder Vergeltung fremden Unrechts und zum Schutz der Gemeinschaft vor Überfällen und Angriffen zu verwenden. Und mit all dem darf kein anderes Ziel verfolgt werden als der Friede, die Sicherheit und das öffentliche Wohl des Volkes.“ (Two Treatises of Government: Über die Regierung (The second treatise of government), übers. von Dorothee Tidow. Mit einem Nachw. hrsg. von Peter Cornelius Mayer-Tasch, Reclam Stuttgart, II,131)
  • Aristoteles
    • „Staunen veranlasste zuerst – wie noch heute – die Menschen zum Philosophieren.“ (Metaphysik I 2, 982 b 12)
  • Martin Heidegger
    • Was uns natürlich vorkommt, ist vermutlich das Gewöhnliche einer langen Gewohnheit, die das Ungewohnte, dem sie entsprungen, vergessen hat. Jenes Ungewohnte hat jedoch einst als ein Befremdendes den Menschen angefallen und hat das Denken zum Erstaunen gebracht. (Der Ursprung des Kunstwerks, in: Holzwege, Klostermann, Frankfurt 1950, 14)
  • Immanuel Kant
    • Die Benennung der Unendlichkeit ist gleichwohl schön und eigentlich ästhetisch. Die Erweiterung über alle Zahlbegriffe rührt und setzt die Seele durch eine gewisse Verlegenheit in Erstaunen. (Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes, AA II, 154)
    • Die gegenwärtige Welt eröffnet uns einen so unermeßlichen Schauplatz von Mannigfaltigkeit, Ordnung, Zweckmäßigkeit und Schönheit, man mag diese nun in der Unendlichkeit des Raumes, oder in der unbegrenzten Theilung desselben verfolgen, daß selbst nach den Kenntnissen, welche unser schwacher Verstand davon hat erwerben können, alle Sprache über so viele und unabsehlich große Wunder ihren Nachdruck, alle Zahlen ihre Kraft zu messen und selbst unsere Gedanken alle Begrenzung vermissen, so daß sich unser Urtheil vom Ganzen in ein sprachloses, aber desto beredteres Erstaunen auflösen muß. (KrV B 650; AA III, 414)
    • „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ (KPV, Beschluss, AA, V, 161)
  • Platon
    • „Denn gar sehr ist dies der Zustand eines Freundes der Weisheit, die Verwunderung; ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen[…].“ (Theaitetos 155d)
  • Seneca
    • Mir jedenfalls pflegt viel Zeit wegzunehmen die bloße Betrachtung der Weisheit: nicht anders betrachte ich sie voll Staunen als bisweilen das All selbst, das ich oft gleichsam zum ersten Mal sehe. (Epistulae morales, 64.5)
  • Søren Kierkegaard
    • System und Abgeschlossenheit entsprechen einander, Dasein aber ist gerade das Entgegengesetzte. (Unwissenschaftliche Nachschrift. Zweiter Teil [1846], dtv, München 1976, 252)
  • Friedrich Nietzsche
    • „Ich misstraue allen Systematikern und gehe ihnen aus dem Weg. Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit.“ (Götzen-Dämmerung, Sprüche und Pfeile Nr. 26 (KSA 6, S. 62))
  • Theodor W. Adorno
    • „Wäre der Tod jenes Absolute, das die Philosophie positiv vergebens beschwört, so ist alles überhaupt nichts, auch jeder Gedanke ins Leere gedacht, keiner läßt mit Wahrheit irgend sich denken.“ (Negative Dialektik, Suhrkamp, Frankfurt 1966, 362)
  • Epikur
    • „Das schauerlichste aller Übel, der Tod, hat also keine Bedeutung für uns; denn solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da.“ (Epikur: Wege zum Glück. Herausgegeben und übersetzt von Rainer Nickel. Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2005, S. 117)
  • Hans-Georg Gadamer
    • Die Unbegreiflichkeit des Todes ist der höchste Triumpf des Lebens. (Gesammelte Werke Band 4: Neuere Philosophie II: Probleme, Gestalten, Mohr Siebeck, Tübingen 1987, 172)
  • Martin Heidegger
    • Der Tod ist eine Seinsmöglichkeit, die je das Dasein selbst zu übernehmen hat. Mit dem Tod steht sich das Dasein selbst in seinem eigensten Seinkönnen bevor. In dieser Möglichkeit geht es dem Dasein um sein In-der-Welt-sein schlechthin. Sein Tod ist die Möglichkeit des Nicht-mehr-dasein-Könnens. Wenn das Dasein als diese Möglichkeit seiner selbst sich bevorsteht, ist es völlig auf sein eigenstes Seinkönnen verwiesen. (Sein und Zeit, GA 2, 250)
    • Das vorlaufende Freiwerden für den eigenen Tod befreit von der Verlorenheit in die zufällig sich andrängenden Möglichkeiten, so zwar, daß es die faktischen Möglichkeiten, die der unüberholbaren vorgelagert sind, allererst eigentlich verstehen und wählen läßt. Das Vorlaufen erschließt der Existenz als äußerste Möglichkeit die Selbstaufgabe und zerbricht so jede Versteifung auf die Erreichte Existenz. (Sein und Zeit, GA 2, 264)
  • Hans Jonas
    • „In dem Maße, in dem das Leben als primärer Zustand der Dinge gilt, ragt der Tod als das verstörende Geheimnis auf. Daher ist das Problem des Todes wahrscheinlich das erste, das diesen Namen in der Geschichte des Denkens verdient.“ (Das Prinzip Leben. Ansätze zu einer philosophischen Biologie (1966). Suhrkamp, Frankfurt/M. 1997, 26)
  • Emmanuel Levinas
    • „Der Tod ist niemals jetzt.“ (Die Zeit und der Andere [1948]. Übersetzt und mit einem Nachwort von Ludwig Wenzler, Meiner, Hamburg 2003, 45)
    • Der Bezug zum Tod in seiner Ex-zeption [Aus-nahme] – und ganz gleich, welche Bedeutung er in Bezug auf das Sein und das Nichts haben mag, er ist eine Ex-zeption –, die dem Tod seine Tiefe verleiht, ist weder Sehen noch Gerichtetsein (weder das Sein sehen, wie bei Platon, noch auf das Nichts Gerichtetsein, wie bei Heidegger), rein emotionaler Bezug, erschütternd aufgrund einer Empfindung, die aus einer Rückwirkung auf unsere Sensibilität und unseren Intellekt aus einem vorgängigen Wissen erwächst. Es handelt sich um eine Emotion, eine Bewegung, eine Unruhe im Unbekannten. (Gott, der Tod und die Zeit, Passagen, Wien 1996, 26)
  • Platon
    • Heißt nun der Tod nicht eben dies, die Loslösung und Absonderung der Seele vom Körper?
Völlig richtig, sage er.
Sie loszulösen, wie wir sagen, bemühen sich stets am meisten die recht Philosophierenden und nur sie, und gerade das ist das Geschäft der Philosophen, die Loslösung und Absonderung der Seele vom Körper. Oder nicht?
So scheint es.
Wäre es dann nicht, wie ich zu Anfang sagte, lächerlich, wenn sich ein Mann, der sich sein ganzes Leben lang bemüht hat, möglichst nahe am Gestorbenen zu leben, sich gegen den Tod sträubt, wenn er dann kommt? (Phaidon 67 d/e [übers. Ebert 2004])
  • Friedrich Nietzsche
    • „Der Moralität geht der Zwang voraus, ja sie selber ist noch eine Zeit lang Zwang, dem man sich, zur Vermeidung der Unlust, fügt. Später wird sie Sitte, noch später freier Gehorsam, endlich beinahe Instinct: dann ist sie wie alles lang Gewöhnte und Natürliche mit Lust verknüpft – und heisst nun Tugend“ (MA I, Zur Geschichte der moralischen Empfindungen 99; KSA 2, 96).

Unendlichkeit[Quelltext bearbeiten]

  • Aristoteles
    • „Wenn aber das Kontinuierliche und Sichberührende und das Nächstfolgende sich so verhält, wie wir oben festgestellt haben, nämlich daß kontinuierlich jene Dinge sind, deren äußerste Grenzen Eins sind, sich berührend aber jene, deren äußerste Grenzen örtlich zugleich, und nächstfolgend jene, zwischen welchen Nichts ihnen gleiches liegt, so ist es unmöglich, daß aus Unteilbarem ein Kontinuierliches bestehe, wie z. B. daß eine Linie aus Punkten bestehe, sofern die Linie kontinuierlich und der Punkt unteilbar sind.“ (Physik VI 1)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • „Das Unendliche ist das ‚Andere‘ des Endlichen, wie auch umgekehrt das Endliche das ‚Andere‘ des Unendlichen ist.“ (L I 139ff.)
  • David Hume
    • „Eine unendliche Zahl wirklicher Zeitteile, die einander folgen und einer nach dem anderen vergehen, scheint ein so offenbarer Widerspruch zu sein, daß man wohl keinem, dessen Urteil durch die Wissenschaften nicht verdorben, anstatt verbessert worden ist, zutrauen sollte, ihn anzunehmen.“ (Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. Meiner, Hamburg 1964, 18)
  • Søren Kierkegaard
    • Das existierende Subjekt ist ewig, aber als existierend ist es zeitlich. Der Trug der Unendlichkeit ist nun, dass die Möglichkeit des Todes jeden Augenblick vorhanden ist. Alle positive Zuverlässigkeit ist somit verdächtig gemacht. (Unwissenschaftliche Nachschrift. Zweiter Teil [1846], dtv, München 1976, 210)
  • Thomas von Aquin
    • „Der Vernunft kommt es aber zu, ins Unendliche fortzuschreiten. Wer darum Reichtümer begehrt, kann danach verlangen, und zwar nicht etwa nur bis zu einer gewissen Grenze, sondern er will schlechthin so reich sein, als er nur immer kann.“ (Thomas von Aquin, S. Th. I 44,4)
  • Blaise Pascal
    • Der letzte Schritt der Vernunft ist die Erkenntnis, dass es eine Unendlichkeit von Dingen gibt, die sie übersteigen. (Pensées, 167)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • „Das was ist zu begreifen, ist Aufgabe der Philosophie, denn das was ist, ist die Vernunft.“ (Grundlinien der Philosophie des Rechts, Vorrede)
  • Max Horkheimer
    • Die Krankheit der Vernunft gründet in ihrem Ursprung dem Verlangen des Menschen, die Natur zu beherrschen und die „Genesung“ hängt von der Einsicht in das Wesen der ursprünglichen Krankheit ab, nicht von einer Kur der spätesten Symptome. Die wahre Kritik der Vernunft wird notwendigerweise die tiefsten Schichten der Zivilisation aufdecken und ihre früheste Geschichte erforschen. Seit der Zeit, da die Vernunft das Instrument der Beherrschung der menschlichen und außermenschlichen Natur durch den Menschen wurde – das heißt seit ihren frühesten Anfängen –, ist ihre eigene Intention, die Wahrheit zu entdecken, vereitelt worden. (Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, Fischer, Frankfurt 1974, 164–165)
  • David Hume
    • „In diesem Toben trägt nicht die Vernunft den Sieg davon, sondern die Beredsamkeit, und niemand braucht die Hoffnung aufzugeben, Anhänger auch für die gewagtesten Hypothesen zu finden, wenn er nur Geschicklichkeit genug besitzt, sie in vorteilhaftem Lichte darzustellen. Der Sieg wird nicht von den Bewaffneten gewonnen, die Spieß und Schwert führen, sondern von den Trompetern und Musikanten des Heeres.“ (Ein Traktat über die menschliche Natur. 2 Bd. Buch I. Über den Verstand. Meiner, Hamburg 1989 [1739-40], 2)
    • Die Vernunft ist nur der Sklave der Affekte und soll es sein; sie darf niemals eine andere Funktion beanspruchen als die, denselben zu dienen und zu gehorchen. (Traktat über die menschliche Natur, Bd. II: Über die Affekte, Meiner, Hamburg 1978, 153)
  • Immanuel Kant
    • „Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.“ (KrV, A VII)
    • „Denn das, was uns notwendig über die Grenze der Erfahrung und aller Erscheinungen hinaus zu gehen treibt, ist das Unbedingte, welches die Vernunft in den Dingen an sich selbst notwendig und mit allem Recht zu allem Bedingten, und daher die Reihe der Bedingungen als vollendet verlangt.“ (KrV, BXX)
    • „Also ist der transzendentale Vernunftbegriff kein anderer als der von der Totalität der Bedingungen zu einem gegebenen Bedingten. Da nun das Unbedingte allein die Totalität der Bedingungen möglich macht, und umgekehrt die Totalität der Bedingungen jederzeit selbst unbedingt ist: so kann ein reiner Vernunftbegriff überhaupt durch den Begriff des Unbedingten, sofern er einen Grund der Synthesis enthält, erklärt werden.“ (KrV, B 379)
    • „Alles Interesse meiner Vernunft (das spekulative sowohl, als das praktische) vereinigt sich in folgenden drei Fragen:
1. Was kann ich wissen?
2. Was soll ich tun?
3. Was darf ich hoffen?“ (KrV, B 832 – 833)
  • Alfred North Whitehead
    • Das Wesen der Vernunft in ihren einfachsten Formen liegt darin, das Aufblitzen von Neuem zu beurteilen, also des Neuen in seiner unmittelbaren Verwirklichung und des Neuen, das schon Bestrebungen, aber noch kein Handeln inspiriert. Im gefestigten Leben hat Vernunft keinen Raum. Die gesamte Methodologie ist von einer Methode der Erneuerung zu einer solchen der Wiederholung verkümmert. (Die Funktion der Vernunft, Stuttgart 1974, 11)
    • „Die Vernunft kann mit der Gravitationskraft verglichen werden, der schwächsten aller natürlichen Kräfte, letztlich aber der Schöpfer von Sonnen und stellaren Systemen, jener riesigen Gesellschaften des Universums.“ (Symbolism and Its Meaning, 1927, dt.: Kulturelle Symbolisierung, Suhrkamp, Frankfurt 2000, 128-129)
  • Hans-Georg Gadamer
    • Verstehen ist der ursprüngliche Seinscharakter des menschlichen Lebens selber. (Wahrheit und Methode, Mohr-Siebeck, 3.Aufl. Tübingen 1975, 264)
    • Wer einen Text verstehen will, vollzieht immer ein Entwerfen. Er wirft sich einen Sinn des Ganzen voraus, sobald sich ein erster Sinn im Text zeigt. (Wahrheit und Methode, Mohr-Siebeck, 3.Aufl. Tübingen 1975, 270-271)
  • Martin Heidegger
    • Vielleicht ist es für den, der gelernt hat, einen Autor zu verstehen, nicht möglich, das, was dieser selbst als das Wichtigste bezeichnet, zur Grundlage der Interpretation zu nehmen. Gerade das, was ein Autor verschweigt, ist das, wo man ansetzen muß, um das zu verstehen, was der Autor selbst als das Eigentliche bezeichnet. (Platon: Sophistes, GA 19, 46)
  • Immanuel Kant
    • Ich merke nur an, daß es nichts ungewöhnliches sei, sowohl im gemeinen Gespräche, als in den Schriften, durch die Vergleichung der Gedanken, welche ein Verfasser über einen Gegenstand äußert, ihn sogar besser zu verstehen, als er sich selber verstand. (KrV, A 314 / B 370)
  • Aristoteles
    • „Zu sagen nämlich, das Seiende sei nicht oder das Nicht-Seiende sei, ist falsch, dagegen zu sagen, das Seiende sei und das Nichtseiende sei nicht, ist wahr. Wer also ein Sein oder Nicht-Sein prädiziert, muss Wahres oder Falsches aussprechen.“ (Metaphysik 1011b (Übers. H. Bonitz)).
    • „Nicht darum nämlich, weil unsere Meinung, du seiest weiß, wahr ist, bist du weiß, sondern darum, weil du weiß bist, sagen wir die Wahrheit, indem wir dies behaupten.“ (Metaphysik 1051b (Übers. H. Bonitz))
    • „Zugleich sind auch die Menschen für das Wahre von Natur aus hinlänglich begabt, und meistens treffen sie auch die Wahrheit;“ (Rhet. 1355b15f.)
  • Augustinus von Hippo
    • „Geh nicht nach draußen! Tritt in dich selbst zurück! Im inneren Menschen wohnt die Wahrheit.“ (De vera religione XXXIX 72)
  • Donald Davidson
    • Glauben kann man nur dann etwas, wenn man die Möglichkeit versteht, sich zu irren, und dazu ist nötig, daß man den Gegensatz zwischen Wahrheit und Irrtum – zwischen wahrem Glauben und falschem Glauben – begreift. Dieser Gegensatz kann jedoch, wie ich geltend gemacht habe, nur im Kontext der Interpretation zum Vorschein kommen, der allein uns die Idee einer objektiven öffentlichen Wahrheit aufzwingt. („Denken und Reden“ in: Wahrheit und Interpretation, Suhrkamp, Frankfurt 1986, 246)
  • Gottlob Frege
    • Wenn man sagt „die Nordsee ist 10.000 Quadratmeilen groß“, so deutet man weder durch „Nordsee“ noch durch „10.000“ auf einen Zustand oder Vorgang in seinem Innern hin, sondern man behauptet etwas ganz Objektives, was von unsern Vorstellungen und dgl. unabhängig ist. Wenn wir etwa ein anderes Mal die Grenzen der Nordsee etwas anders ziehen oder unter „10.000“ etwas anderes verstehen wollten, so würde nicht derselbe Inhalt falsch, der vorher richtig war; sondern an die Stelle eines wahren Inhalts wäre vielleicht ein falscher geschoben, wodurch die Wahrheit jenes ersteren in keiner Weise aufgehoben würde. (Die Grundlagen der Arithmetik [1884], Reclam, Stuttgart 1987, § 26, 57)
  • Hans-Georg Gadamer
    • „Was wir mit Wahrheit meinen, Offenbarkeit, Unverborgenheit der Dinge, hat also seine eigene Zeitlichkeit und Geschichtlichkeit. Was wir in allem Bemühen um Wahrheit mit Erstaunen gewahren, ist, daß wir nicht die Wahrheit sagen können ohne Anrede, ohne Antwort und damit ohne die Gemeinsamkeit des gewonnenen Einverständnisses.“ (Was ist Wahrheit? In: Hermeneutik II. Wahrheit und Methode, Mohr – Siebeck, Tübingen, 1986. 56)
  • Nelson Goodman
    • „[…] selbst dort wo Wahrheit gesucht wird, da ist dies keine transzendente, das Jenseitige betreffende Wahrheit, sondern immanente Wahrheit, die das betrifft, was die zur Prüfung anstehende Version erzeugt und worauf sie Bezug nimmt.“ (mit Catherine Z. Elgin: Revisionen - Philosophie und andere Künste und Wissenschaften. Suhrkamp, Frankfurt 1989, 214)
  • Jürgen Habermas
    • „Wahrheit nennen wir den Geltungsanspruch, den wir mit konstativen Sprechakten verbinden. Eine Aussage ist wahr, wenn der Geltungsanspruch der Sprechakte, mit denen wir, unter Verwendung von Sätzen, jene Aussage behaupten, berechtigt ist.“ (Wahrheitstheorien. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.): Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 218)
  • Nicolai Hartmann
    • Alles, was wir im Leben unsere Erkenntnis nennen, ist in Wirklichkeit ein Gemenge von Erkenntnis und Irrtum. Ein direktes Kriterium der Wahrheit haben wir nicht; Wahrheit ist kein greifbares Inhaltsmoment am Erkannten, sondern ein Verhältnis zu etwas, was wir nicht anders als eben durch unsere Erkenntnis kennen, zum Gegenstande. Alle Bewahrheitung geht den umständlichen Weg der Bewährung am Gegenstande. (Der philosophische Gedanke und seine Geschichte, Reclam Stuttgart 1968, S. 4)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • „Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen. Es ist von dem Absoluten zu sagen, dass es wesentlich Resultat, dass es erst am Ende das ist, was es in Wahrheit ist; und hierin eben besteht seine Natur, Wirkliches, Subjekt oder Sichselbstwerden zu sein.“ (PG 24)
    • „Gott allein ist die wahrhafte Übereinstimmung des Begriffs und der Realität; alle endlichen Dinge aber haben eine Unwahrheit an sich, sie haben einen Begriff und eine Existenz, die aber ihrem Begriff unangemessen ist […].“ (Enzyklopädie. § 24, Zusatz 2)
    • „Die Wahrheit des Seins sowie des Nichts ist daher die Einheit beider; diese Einheit ist das Werden.“ (Enzyklopädie. § 88)
  • Martin Heidegger
    • Die Wahrheit (Entdecktheit) muß dem Seienden immer erst abgerungen werden. Das Seiende wird der Verborgenheit entrissen. Die jeweilige faktische Entdecktheit ist gleichsam immer ein Raub. (Sein und Zeit, Niemeyer, 19. Aufl. Tübingen 2006, 222 = GA 2, 294)
    • “Das Unverborgene muß einer Verborgenheit entrissen, dieser in gewissem Sinne geraubt werden. Weil für die Griechen anfänglich die Verborgenheit als ein Sichverbergen das Wesen des Seins durchwaltet und somit auch das Seiende in seiner Anwesenheit und Zugänglichkeit (»Wahrheit«) bestimmt, deshalb ist das Wort der Griechen für das, was die Römer »veritas« und wir »Wahrheit« nennen, durch das privativum (a-letheia) ausgezeichnet. Wahrheit bedeutet anfänglich das einer Verborgenheit Abgerungene. Wahrheit ist also Entringung jeweils in der Weise der Entbergung.“ (Wegmarken, GA 9, 223)
    • „Also nicht der Satz und nicht die Aussage über das Seiende, sondern das Seiende selbst ist ‚wahr‘. Nur weil das Seiende selbst wahr ist, können Sätze über das Seiende in einem abgeleiteten Sinne wahr sein.“ (Logik- Die Frage nach der Wahrheit, GA. 21, S. 78)
    • Die Metaphysik ist die Wahrheit des Seienden als eines solchen im Ganzen. Die Wahrheit bringt das, was das Seiende ist (essentia, die Seiendheit), daß es und wie es dabei im Ganzen ist, in das »Unverborgene« der idea , per-ceptio , des Vor-stellens, des Bewußt-seins; dieses (das Unverborgene) aber wandelt sich selbst gemäß dem Sein des Seienden. Die Wahrheit bestimmt sich als solche Unverborgenheit in ihrem Wesen des Entbergens aus dem von ihr zugelassenen Seienden selbst und prägt nach dem also bestimmten Sein die jeweilige Gestalt ihres Wesens. Die Wahrheit ist deshalb in ihrem eigenen Sein geschichtlich. Die Wahrheit fordert jedesmal ein Menschentum, durch das sie gefügt, begründet, mitgeteilt und so verwahrt wird. Die Wahrheit und ihre Verwahrung gehören wesenhaft, und zwar geschichtlich, zusammen. Dergestalt übernimmt ein Menschentum jeweils den Entscheid über die ihm zugewiesene Art, inmitten der Wahrheit des Seienden zu sein. (Nietzsches Metaphysik, GA 50, 10)
  • Richard Hönigswald
    • „Das ‚Wahre’ verlangt Zustimmung; es ‚soll’ ihm zugestimmt werden. Gerade darum bedeutet ‚Wahrheit’ ein anderes wie den Tatbestand jener Zustimmung selbst. Wahrheit, so kann man auch sagen, ist Gegenstand und Prinzip der Zustimmung, Zustimmung nicht der Grund der Wahrheit. An einer Fülle von Beispielen ließe sich erweisen: Die Wahrheit ‚ist’ nicht, weil man ihr zustimmt; sondern man soll ihr zustimmen, weil sie ‚ist’. Ihr Sein ist allemal Geltung.“ (Über die Grundlagen der Pädagogik, 2. Aufl. München 1927, 33)
  • William James
    • „Wahre Ideen führen uns sowohl zu nützlichen Worten und Begriffen als auch unmittelbar zu sinnenfälligen Dingen. Sie führen uns zur Konsequenz, zur Stabilität zu ununterbrochenem menschlichen Verkehr. Sie führen uns weg von Exzentrizität und Vereinzelung, weg von verfehltem und unfruchtbarem Denken.“ (Der Pragmatismus, Meiner, Hamburg 1994, S.135)
  • Immanuel Kant
    • „Die Namenerklärung der Wahrheit, daß sie nämlich die Übereinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstande sei, wird hier geschenkt, und vorausgesetzt“ (KrV, B 82).
    • „Es ist das Land der Wahrheit (ein reizender Name), umgeben von einem weiten und stürmischen Oceane, dem eigentlichen Sitz des Scheins, wo manche Nebelbank und manches bald wegschmelzende Eis neue Länder lügt und, indem es den auf Entdeckungen herumschwärmenden Seefahrer unaufhörlich mit leeren Hoffnungen täuscht, ihn in Abenteuer verflechtet, von denen er niemals ablassen und sie doch auch niemals zu Ende bringen kann.“ (KrV, B 294-295)
  • Søren Kierkegaard
    • „die objektive Ungewißheit, festgehalten in der Aneignung der leidenschaftlichen Innerlichkeit, ist die Wahrheit, die höchste Wahrheit, die es für einen Existierenden gibt.“ (Unwissenschaftliche Nachschrift. Zweiter Teil [1846], dtv, München 1976, 345)
  • Georg Christoph Lichtenberg
    • „Selbst die Wahrheit bedarf zu anderen Zeiten wieder einer anderen Einkleidung.“ (Sudelbücher 1, C 223)
  • Karl Marx
    • „Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme – ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, i. e. Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens – das von der Praxis isoliert ist – ist eine rein scholastische Frage.“ (Thesen über Feuerbach. MEW Bd. 3, S. 5)
  • Friedrich Nietzsche
    • „Was ist also Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden, und die nach langem Gebrauche einem Volke fest, canonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen in Betracht kommen.“ (Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne 1, KSA 1, 880-881)
    • „Wahrheit ist die Art von Irrthum, ohne welche eine bestimmte Art von lebendigen Wesen nicht leben könnte. Der Werth für das Leben entscheidet zuletzt. Sehr gemeine und tugendhafte M[enschen] — — —“ (Nachlass April—Juni 1885, KSA VII 34 [253])
  • Blaise Pascal
    • „Wir erkennen die Wahrheit nicht allein durch die Vernunft, sondern auch durch das Herz. Auf die letzte Weise erkennen wir die ersten Principien. Und umsonst sucht die Reflexion, welche daran keinen Theil hat, sie zu bekämpfen. Die Pyrrhonisten, welche dies zu ihrem Gegenstande machen, bemühen sich umsonst: wir wissen, daß wir nicht träumen, so ohnmächtig wir auch sein möchten, dies durch die Vernunft zu beweisen. Die Erkenntniß der ersten Principien ist ebenso sicher als irgend eine durch die Vernunft abgeleitete. Und auf diese Erkenntnis des Herzens und Instinkts muß die Vernunft sich stützen, daraus Alles ableiten.“ (Pensées II, 108)
  • Charles S. Peirce
    • „Denn die Wahrheit ist weder mehr noch weniger als der Charakter eines Satzes, der darin besteht, dass die Überzeugung von diesem Satz uns bei genügender Erfahrung und Reflexion zu einem Verhalten führen würde, das darauf zielen würde, die Wünsche, die wir dann haben würden, zu befriedigen. Sagt man, dass Wahrheit mehr bedeutet als das, so heißt das, dass sie überhaupt keinen Sinn hat.“ (CP 5.375, Anm. 2)
    • „Die Meinung, der alle Forscher schicksalhaft am Ende zustimmen müssen, ist das, was wir mit Wahrheit meinen, und der Gegenstand, der durch diese Meinung repräsentiert wird, ist das Reale.“ (CP 5.407)
  • Josef Pieper
    • „Wahrheit kommt, als menschliche Realität, einzig im Gespräch zustande.“ (Tradition als Herausforderung. Aufsätze und Reden, München: Kösel, 1963, 283)
  • Friedrich Schlegel
    • „Es gibt keine wahre Aussage, denn die Position des Menschen ist die Unsicherheit des Schwebens. Wahrheit wird nicht gefunden, sondern produziert. Sie ist relativ.“ (Nach: Philosophische Lehrjahre (Bd. 18 der Kritischen Schlegel-Ausgabe), Nr. 1149, formuliert in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Handbuch Deutscher Idealismus. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, S. 350)
  • Alfred Tarski
    • „Wir können nur sagen, daß jede Äquivalenz der Form (T), die wir nach Ersetzung von ‚p‘ durch eine partikuläre Aussage und von ‚X‘ durch den Namen dieser Aussage erhalten, als eine partielle Definition der Wahrheit betrachtet werden kann, die erklärt, worin die Wahrheit dieser einen individuellen Aussage besteht. Die allgemeine Definition muß in einem gewissen Sinne die logische Konjunktion all dieser partiellen Definitionen sein.“ (Die semantische Konzeption der Wahrheit und die Grundlagen der Semantik. (1944). In: Gunnar Skirbekk (Hrsg.): Wahrheitstheorien. Eine Auswahl aus den Diskussionen über Wahrheit im 20. Jahrhundert. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, S. 140–188, hier S. 145)
    • „Die für formalisierte Sprachen gewonnenen Ergebnisse haben auch in Bezug auf die Umgangssprache eine gewisse Geltung und zwar dank des Universalismus der letzteren: indem wir eine beliebige Definition einer wahren Aussage […] in die Umgangssprache übersetzen, erhalten wir eine fragmentarische Definition der Wahrheit.“ (Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen. In: K. Berka/L. Kreiser: Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik. 4. Aufl., Akademie Verlag, Berlin 1986, §1)
  • Thomas von Aquin
    • „Ich antworte, es sei zu sagen, dass Wahrheit in der Übereinstimmung von Verstand und Sache besteht […]. Wenn daher die Sachen Maß und Richtschnur des Verstandes sind, besteht Wahrheit darin, dass sich der Verstand der Sache angleicht, wie das bei uns der Fall ist; aufgrund dessen nämlich, dass die Sache ist oder nicht ist, ist unsere Meinung und unsere Rede davon wahr oder falsch. Wenn aber der Verstand Richtschnur und Maß der Dinge ist, besteht Wahrheit in der Übereinstimmung der Dinge mit dem Verstand; so sagt man, der Künstler verfertige ein wahres Kunstwerk, wenn es seiner Kunstvorstellung entspricht.“ (Summa theologiae I,q.21 a.2)
  • Ernst Tugendhat
    • „Die Frage nach dem Sinn von Wahrheit und nach den Bedingungen eines Wahrheitsbezuges des Menschen ist für die Philosophie seit jeher schon deswegen eine Grundfrage gewesen, weil sie ihre eigene Möglichkeit betrifft. Denn „Philosophie“ im weitesten und zugleich ursprünglichsten Sin des Wortes, steht für die Idee, das menschliche Leben im ganzen auf Wahrheit auszurichten, d.h. für die Idee eines Lebens in kritischer Verantwortung.“ (Der Wahrheitsbegriff bei Husserl und Heidegger, de Gruyter, Berlin 1970, 1)
  • Alfred North Whitehead
    • Der Himmel weiß, welcher scheinbare Unsinn uns morgen als Wahrheit bewiesen wird. (Wissenschaft und moderne Welt, Suhrkamp, Frankfurt 1984/1988, 113)
    • Die menschliche Erfahrung ist so weitgehend durch symbolische Vermittlung geprägt, dass es kaum übertrieben wäre, die eigentliche Bedeutung der Wahrheit im Pragmatischen zu sehen. (Prozess und Realität, Suhrkamp, Frankfurt 1987, 338)
    • „Aber in der realen Welt ist es wichtiger, daß eine Aussage interessant, als daß sie wahr ist. Die Bedeutung der Wahrheit besteht darin, daß sie Interessantheit noch steigert.“ (Prozess und Realität, Suhrkamp, Frankfurt 1987, 472)
    • Die Wahrheit ist etwas, wodurch nur das Erscheinende qualifiziert werden kann. Die Wirklichkeit ist nichts weiter als wirklich; und es wäre Unsinn zu fragen, ob sie wahr oder falsch ist. Wahrheit ist die Übereinstimmung (confirmation) des Erscheinenden mit der Wirklichkeit. (Abenteuer der Ideen (1933), Suhrkamp, Frankfurt 2000, 347)
  • Ludwig Wittgenstein
    • „Aber mein Weltbild habe ich nicht, weil ich mich von seiner Richtigkeit überzeugt habe; auch nicht, weil ich von seiner Richtigkeit überzeugt bin. Sondern es ist der überkommene Hintergrund, auf welchem ich zwischen wahr und falsch unterscheide.“ (Über Gewißheit, § 94)
  • Karl Löwith
    • „Die physische Welt läßt sich ohne eine ihr wesentliche Beziehung zum Dasein von Menschen denken, aber kein Mensch ist denkbar ohne Welt. Wir kommen zur Welt und scheiden aus ihr; sie gehört nicht zu uns, sondern wir gehören zu ihr. Diese Welt ist nicht nur eine kosmologische 'Idee' (Kant) oder ein bloßer 'Total-Horizont' (Husserl) oder ein 'Welt-Entwurf' (Heidegger), sondern sie selbst, absolut selbständig: id quod substrat. Entwerfen lassen sich nur unterschiedliche Weltbilder, aber nicht die Welt selbst.“ (Mensch und Menschenwelt (1960), Sämtliche Schriften Band 1, Stuttgart 1981, 295)
  • Heraklit
    • „Wer in dieselben Flüsse hinabsteigt, dem strömt stets anderes Wasser zu.“ (DK 22 B 12)
  • Søren Kierkegaard
    • Wer existiert, ist beständig im Werden; der wirklich existierende subjektive Denker bildet beständig diese seine Existenz nach und versetzt all sein Denken ins Werden. (Unwissenschaftliche Nachschrift. Zweiter Teil [1846], dtv, München 1976, 215)
  • Friedrich Nietzsche
    • „Die Welt, die uns etwas angeht, ist falsch d.h. ist kein Thatbestand, sondern eine Ausdichtung und Rundung über einer mageren Summe von Beobachtungen; sie ist “im Flusse,” als etwas Werdendes, als eine sich immer neu verschiebende Falschheit, die sich niemals der Wahrheit nähert: denn—es giebt keine “Wahrheit.” (Nachlass Herbst 1885-Herbst 1886, 2 [108])
  • Martin Heidegger
    • „Die Werte gelten. Aber Geltung erinnert noch zu sehr an Gelten für ein Subjekt. Um das zu Werten hinaufgesteigerte Sollen noch einmal zu stützen, spricht man den Werten selbst ein Sein zu. Hier heißt Sein im Grunde nichts anderes als Anwesen von Vorhandenem. Nur ist dies nicht so grob und handlich wie Tische und Stühle vorhanden. Mit dem Sein der Werte ist das Höchstmaß an Verwirrung und Entwurzelung erreicht.“ (Einführung in die Metaphysik, Mohr-Siebeck, 3. Aufl. Tübingen 1966, 151-152)
  • Niklas Luhmann
    • Werte fungieren mithin nicht nur innerhalb von Programmen als Entscheidungsregeln, sondern zugleich in anderem Kontext als Regeln der Alarmierung der Aufmerksamkeit, ohne daß es für diese letztere Funktion auf eine Abwägung des Verhältnisses zu anderen Werten ankäme. (Öffentliche Meinung, in: Politische Vierteljahresschrift, 11 (1/1970), 2-28, hier 11-12)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • „Was überhaupt die Welt bewegt, das ist der Widerspruch, und es ist lächerlich zu sagen, der Widerspruch lasse sich nicht denken.“ (Logik II, § 119, zusatz 1 und 2)
  • Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
    • „Die wahre Widerlegung in der Philosophie besteht überhaupt nicht darin, sogenannte Einwürfe gegen ein System oder eine Behauptung zu machen, sondern darin, sein positives Gegentheil aufzustellen.“ (Philosophie der Mythologie, in: Schriften zur Religionsphilosophie (1841-1854), 3. Aufl. Beck, München 1979, 328-329 = XII 72/73)

Willensschwäche[Quelltext bearbeiten]

  • Platon
    • Ich wenigstens glaube dieses, daß kein weiser Mann der Meinung ist, irgendein Mensch fehle aus freier Wahl oder vollbringe irgendetwas Böses (αἰσχρά) oder Schlechtes (κακά) aus freier Wahl (ἑκών), sondern sie wissen wohl, daß alle, welche Böses und Schlechtes tun, es unfreiwillig (ἄκων) tun“. (Protagoras 345d9-e4)
    • [D]ies wird nun eine lächerliche Rede, wenn ihr sagt, daß oftmals der Mensch, obgleich das Schlechte (τὸ κακόν) erkennend, daß es schlecht (κακόν), es dennoch tut, unerachtet ihm freistände, es nicht zu tun, weil er von der Lust getrieben wird und betäubt; und ihr dann auch wieder sagt, daß der Mensch das Gute erkennend, es dennoch nicht zu tun pflegt, der augenblicklichen Lust wegen und von dieser überwunden.“ (Protagoras, 355a6-b3)
  • Aristoteles
    • „Alle Menschen streben von Natur nach Wissen.“ (Metaphysik I 21, 980a)
    • „Es zeichnet einen gebildeten Geist aus, sich mit jenem Grad an Genauigkeit zufrieden zugeben, den die Natur der Dinge zulässt, und nicht dort Exaktheit zu suchen, wo nur Annäherung möglich ist.“ (Nikomachische Ethik I, Kap.3, 25, 1094b)
  • Sokrates
    • „Denn es mag wohl eben keiner von uns beiden etwas tüchtiges oder sonderliches wissen, allein dieser doch meint zu wissen, da er nicht weiß, ich aber wie ich eben nicht weiß, so meine ich es auch nicht, ich scheine also um dieses wenige doch weiser zu sein als er, daß ich, was ich nicht weiß, auch nicht glaube zu wissen.“ (Platon, Apologie 21d, Übersetzung von Friedrich E. D. Schleiermacher)
  • Alfred North Whitehead
    • „Es gibt kein Wissen, das nicht von gewissen Emotionen und Zweckvorstellungen begleitet würde.“ (Abenteuer der Ideen. Suhrkamp, Frankfurt 1971, 81)

Wissenschaft[Quelltext bearbeiten]

  • Aristoteles
    • „Die genaue Schärfe der Mathematik aber darf man nicht für alle Gegenstände fordern, sondern nur für die stofflosen. Darum passt diese Weise nicht für die Wissenschaft der Natur, denn alle Natur ist wohl mit Stoff verbunden.“ (Metaphysik 995a 14-17)
  • Pierre Teilhard de Chardin
    • „So spricht die Wissenschaft. Und ich glaube an die Wissenschaft. Aber hat sich die Wissenschaft bisher jemals die Mühe gegeben, die Welt anders als von der Außenseite der Dinge her zu betrachten?“ (Der Mensch im Kosmos, Beck, München 3. Aufl. 2005, 41)
  • Paul Feyerabend
    • „Ich sage, dass alle Regeln ihre Grenzen haben und dass es selbst innerhalb der Wissenschaften keine umfassende Rationalität gibt; ich sage nicht, dass wir nunmehr ohne Regeln und Maßtäbe leben sollen.“ (Erkenntnis für freie Menschen, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, 81)
  • Immanuel Kant
    • „Wenn es irgend eine Wissenschaft giebt deren der Mensch bedarf so ist es die so ihn lehret die Stelle geziemend zu erfüllen welche ihm in der Schöpfung angewiesen ist und aus der er lernen kan was man seyn muß um ein Mensch zu seyn.“ (Handschriftlicher Nachlaß: Bemerkungen zu den Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen, AA 20, 45)
  • Friedrich Nietzsche
    • „Was weisst ihr von vornherein vom Charakter des Daseins, um entscheiden zu können, ob der grössere Vortheil auf Seiten des Unbedingt-Misstrauischen oder des Unbedingt-Zutraulichen ist? Falls aber Beides nöthig sein sollte, viel Zutrauen und viel Misstrauen: woher dürfte dann die Wissenschaft ihren unbedingten Glauben, ihre Ueberzeugung nehmen, auf dem sie ruht, dass Wahrheit wichtiger sei als irgend ein andres Ding, auch als jede andre Ueberzeugung? Eben diese Ueberzeugung könnte nicht entstanden sein, wenn Wahrheit und Unwahrheit sich beide fortwährend als nützlich bezeigten: wie es der Fall ist“ (Fröhliche Wissenschaft, Nr. 344; KSA 3, 575f)
  • Charles S. Peirce
    • Die 'Forschung' steht nicht auf dem gewachsenen Felsen der Tatsachen. Sie geht über ein Moor und kann nur sagen, dass dieser Untergrund fürs Erste zu halten scheint. Ich werde hierbleiben, bis er nachzugeben beginnt. (CP 5.589)
    • Aber gleichgültig, wie weit die Wissenschaft vorankommt: die Schlüsse, die den Geist des Forschers jeweils zuletzt bewegt haben, sind sehr unsicher. Sie haben sich zu bewähren. Man muß sie einer unparteiischen Untersuchung unterziehen, und man darf sie nicht eher verurteilen, bis sie sich über allen berechtigten Zweifel hinaus als falsch erwiesen haben. Und sobald dieser Beweis erbracht ist, muß jeder Forscher dazu bereit sein, sie ohne das geringste Mitleid aufzugeben. So muß sich der wissenschaftlich Forschende stets darauf einstellen, sämtliche Theorien aufzugeben, deren Untersuchung er vielleicht viele Jahre gewidmet hatte. (Kurze Logik (MS 595 (1895), in: Semiotische Schriften. Bd. 1, hrsg. von Christian Kloesel und Helmut Pape, Suhrkamp. Frankfurt 2000, 202-229, hier 228)
  • Plotin
    • „Es beruht aber diese Schwierigkeit hauptsächlich darauf, daß man des Einen gar nicht auf dem Wege des wissenschaftlichen Erkennens, des reinen Denkens wie der übrigen Denkgegenstände inne werden kann, sondern nur vermöge einer Gegenwärtigkeit, welche von höherer Art ist als Wissenschaft.“ (Enneaden, VI, 9, 4)
  • Wilfrid Sellars
    • Das empirische Wissen, wie auch seine anspruchsvolle Erweiterung, die Wissenschaft, ist nicht deshalb vernünftig, weil es eine Grundlage hat, sondern weil es ein sich selbst berichtigendes Unternehmen ist, das jede Behauptung in Frage stellen kann. (Der Empirismus und die Philosophie des Geistes, Mentis, Paderborn 1999, 68)
  • Alfred North Whitehead
    • Die moderne Wissenschaft hat der Menschheit die Notwendigkeit des Wanderns auferlegt. Ihr fortschreitendes Denken und ihre fortschreitende Technik machen den zeitlichen Übergang von Generation zu Generation zu einer Wanderschaft in unbekannte, abenteuerliche Gewässer. Der Segen des Wanderns liegt gerade darin, dass es gefährlich ist und Fertig-keiten verlangt, um Übel abzuwehren. Daher müssen wir uns darauf einstellen, dass die Zukunft Gefahren mit sich bringen wird. (Wissenschaft und moderne Welt, Suhrkamp, Frankfurt 1984/1988, 241)
    • „Wissenschaft kann kein individuelles Erleben in der Natur ausmachen: Sie kann kein Ziel in der Natur finden, sie kann keine Kreativität in der Natur finden; sie findet bloß Sukzessionsregeln.“ (Denkweisen (1938), Suhrkamp, Frankfurt 2001, 154)
  • Ludwig Wittgenstein:
    • „Wir fühlen, dass, selbst wenn alle wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind.“ (Tractatus logico-philosophicus 6.52)
  • Charles S. Peirce
    • „Wir haben kein Vermögen, ohne Zeichen zu denken.“ (CP 5.265).
    • „Wenn wir das Licht äußerer Tatsachen aufsuchen, so sind die einzigen Fälle von Denken, die wir finden können, die vom Denken in Zeichen. Offensichtlich kann kein anderes Denken von äußeren Tatsachen bezeugt werden. Das einzige Denken, das möglicherweise erkannt wird, ist Denken in Zeichen. Aber Denken, das nicht erkannt werden kann, existiert nicht. Alles Denken muss daher Denken in Zeichen sein.“ (CP 5.251)
    • „Symbole wachsen. Sie entstehen durch Entwicklung aus anderen Zeichen, besonders aus Ikons oder aus gemischten Zeichen, die die Natur von Ikons und Symbolen gemeinsam haben. Wir denken nur in Zeichen. Diese mentalen Zeichen haben eine gemeinsame Natur; die symbolischen Teile von ihnen nennt man Begriffe. Wenn jemand ein neues Symbol schöpft, geschieht dies durch Gedanken, die Begriffe einbeziehen. Nur aus Symbolen können neue Symbole wachsen. ‚Omne symbolum de symbolo’ [Jedes Symbol durch ein Symbol]. Ein Symbol, einmal geschaffen, verbreitet sich unter den Leuten. Im Gebrauch und in der Erfahrung wächst seine Bedeutung. Solche Wörter wie ‚Kraft, Gesetz, Wohlstand, Hochzeit’ beinhalten für uns sehr verschiedene Bedeutungen verglichen mit denen, die durch unsere barbarischen Vorfahren geschaffen wurden.“ (CP 2.302)
  • Alfred North Whitehead
    • „Der menschliche Geist arbeitet symbolisch, wenn einige Komponenten seiner Erfahrung Bewußtsein, Annahmen, Emotionen und Verwendungsweisen bezüglich anderer Komponenten seiner Erfahrung hervorrufen. Die erste Menge von Komponenten sind die »Symbole«, und die letztere Menge bilden die »Bedeutung« der Symbole. Das organische Funktionieren, aufgrund dessen ein Übergang vom Symbol zur Bedeutung stattfindet, wird als »symbolische Referenz« bezeichnet.“ (Symbolism and Its Meaning, 1927, dt.: Kulturelle Symbolisierung, Suhrkamp, Frankfurt 2000, 67-68)
  • Augustinus
    • „Was also ist die Zeit? Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich's, will ich's aber einem Fragenden erklären, weiß ich's nicht.“ (Confessiones lib. 11)
  • Mark Aurel
    • Jenes eilt ins Dasein, dieses aus dem Dasein und von dem, was im Werden begriffen ist, ist manches schon wieder verschwunden. Eine unaufhörliche Flut von Veränderungen erneuert stets die Welt, so wie der ununterbrochene Lauf der Zeit uns immer wieder eine neue, unbegrenzte Dauer in Aussicht stellt. Wer möchte nun in diesem Strome, wo man keinen festen Fuß fassen kann, irgendeines von den vorübereilenden Dingen besonders wertschätzen? (Selbstbetrachtungen VI, 15)
  • Henri Bergson
    • „Die ganz reine Dauer ist die Form, die die Sukzession unserer Bewußtseinsvorgänge annimmt, wenn unser Ich sich dem Leben überläßt, wenn es sich dessen enthält, zwischen den gegenwärtigen und vorherigen Zuständen eine Scheidung zu vollziehen.“ (Zeit und Freiheit. Athenäum, Frankfurt 1989, 77)
  • Wilhelm Dilthey
    • Dies beständige Versinken des Gegenwärtigen rückwärts in ein Vergangenes und zu-Gegenwart-Werden dessen, was wir eben noch erwartet, gewollt, gefürchtet haben, das auch nur in der Region des Vorgestellten war – das ist der Charakter der wirklichen Zeit. (Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften [1910], Gesammelte Schriften Band VII, Teubner, Leipzig und Berlin [1927], 2. Aufl. 1958, 72)
  • Jean Gebser
    • „Sie [die Zeit] äußert sich, ihrer jeweiligen Manifestationsmöglichkeit und der jeweiligen Bewußtseinsstruktur entsprechend unter den verschiedensten Aspekten als: Uhrenzeit, Naturzeit, kosmische Zeit oder Sternenzeit; als biologische Dauer, Rhythmus, Metrik; als Mutation, Diskontinuität, Relativität; als vitale Dynamik, psychische Energie (und demzufolge in einem gewissen Sinne als das, was wir ‚Seele’ und ‚Unbewusstes’ nennen), mentales Teilen; sie äußert sich als Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; als das Schöpferische, als Einbildungskraft, als Arbeit, selbst als Motorik. Nicht zuletzt aber muß, nach den vitalen, psychischen, biologischen, kosmischen, rationalen, kreativen, soziologischen und technischen Aspekten der Zeit auch ihres physikalisch-geometrischen Aspektes gedacht sein, der die Bezeichnung ‚vierte Dimension’ trägt.“ (Ursprung und Gegenwart, München 1973, S. 382)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    • „Die Zeit ist nicht gleichsam ein Behälter, wenn Alles wie in einen Strom gestellt ist, der fließt, und von dem es fortgerissen und hinuntergerissen wird. Die Zeit ist nur diese Abstraktion des Verzehrens. Weil die Dinge endlich sind, darum sind sie in der Zeit: nicht weil sie in der Zeit sind, darum gehen sie unter; sondern die Dinge selbst sind das Zeitliche, so zu seyn ist ihre objective Bestimmung.“ (Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, Band II, Werke Band 9, hrsg. von Eva Moldenhauer, Karl Markus Michel. Suhrkamp, Frankfurt 1970, § 258, S. 50)
  • Martin Heidegger
    • „Zeitlichkeit ist der Seinssinn der Sorge. Die Verfassung des Daseins und seine Weisen zu sein sind ontologisch nur möglich auf dem Grunde der Zeitlichkeit, abgesehen davon, ob dieses Seiende „in der Zeit“ vorkommt oder nicht.“ (Sein und Zeit, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1984, S. 367)
  • Immanuel Kant
    • „Die Zeit ist kein empirischer Begriff, der irgend von einer Erfahrung abgezogen worden. [...] Die Zeit ist eine notwendige Vorstellung, die allen Anschauungen zum Grunde liegt. “ (Kritik der reinen Vernunft, AA IV, 36)
    • „Die Zeit ist nichts anders, als die Form des innern Sinnes, d. i des Anschauens unserer selbst und unsers innern Zustandes. Denn die Zeit kann keine Bestimmung äußerer Erscheinungen sein: sie gehört weder zu einer Gestalt oder Lage etc.; dagegen bestimmt sie das Verhältniß der Vorstellungen in unserm innern Zustande.“ (Kritik der reinen Vernunft, AA IV, 37 = KrV B 50)
  • Maurice Merleau-Ponty
    • „Die Zeit ist also kein realer Prozess, keine tatsächliche Folge, die ich bloß zu registrieren hätte. Sie entspringt meinem Verhältnis zu den Dingen.“ (Phänomenologie der Wahrnehmung, de Gruyter, Berlin 1966, 468)
  • Arthur Schopenhauer
    • „Wenn alle Uhren stehn blieben, wenn die Sonne selbst stillstände, wenn alle und jede Bewegung, oder Veränderung, stockte; so würde dies doch den Lauf der Zeit keinen Augenblick hemmen, sondern sie würde ihren gleichmäßigen Gang fortsetzen ..." (Parerga und Paralipomena Band II, Zürcher Ausgabe, Diogenes, Zürich 1977, 50)
  • Georg Simmel
    • Solange man Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit begrifflicher Schärfe trennt ist die Zeit irreal, weil nur das zeitlich unausgedehnte, das heißt unzeitliche Gegenwartsmoment wirklich ist. Das Leben aber ist die eigentümliche Existenzart, für deren Tatsächlichkeit diese Scheidung nicht gilt; erst in nachträglicher, dem mechanischen Schema folgender Zerlegung sind die drei Zeitarten in ihrer logischen Auseinandergeschnittenheit darauf anwendbar. Nur für das Leben ist die Zeit real […]. Zeit ist die – vielleicht - abstrakte Bewußtseinform dessen, was das Leben selbst in nicht aussagbarer, nur erlebender unmittelbarer Konkretheit ist; sie ist das Leben unter Absehung von seinen Inhalten, weil nur das Leben den zeitfreien Gegenwartspunkt jeder anderen Wirklichkeit nach beiden Richtungen transzendiert und erst damit und ganz allein die Zeitausdehnung, das heißt die Zeit realisiert. (Lebensanschauung. Vier metaphysische Kapitel [1918], Duncker & Humblot, Berlin, 3. Aufl. 1994, 11; Gesamtausgabe Band 16, Suhrkamp, Frankfurt 1999, 221)
  • Aristoteles
    • „Es läßt sich nämlich beobachten, daß der Zorn im gewissen Grad auf die Stimme sachlicher Reflexion hinhört, aber sie nicht richtig hört. Es ist wie bei den voreiligen Dienern: noch ehe sie alles gehört haben, was man ihnen sagt, rennen sie davon und bringen dann den Auftrag durcheinander.“ (Nikomachische Ethik, VII, 7)
  • Augustinus
    • „Mag einer auch sonst zweifeln, über was er will, über diese Zweifel selbst kann er nicht zweifeln.“ (De Trinitate X, 10)
    • „selbst wenn ich mich täusche, bin ich. Denn wer nicht ist, kann sich auch nicht täuschen.“ (Vom Gottesstaat 11,26).
  • Cicero
    • Schon im Zweifel liegt die Untat (De officiis, III, 37)
  • René Descartes
    • „Nun hatte ich beobachtet, dass in dem Satz: „Ich denke, also bin ich.“ (Cogito ergo sum) überhaupt nur dies mir die Gewißheit gibt, die Wahrheit zu sagen, daß ich klar einsehe, daß man, um zu denken, sein muß.“ (Rene Descartes, Philosophische Schriften in einem Band, Meiner, Hamburg 1996: Discours de la methode, Teil 4, Abschnitt 3, S.55)
  • Edmund Husserl
    • Die Welt ist nicht zweifelhaft in dem Sinne, als ob Vernunftmotive vorlägen, die gegen die ungeheure Kraft der einstimmigen Erfahrungen in Betracht kämen, aber in dem Sinne, dass ein Zweifel denkbar ist, und das ist er, weil die Möglichkeit des Nichtseins, als prinzipielle, niemals ausgeschlossen ist. Jede noch so große Erfahrungskraft kann allmählich aufgewogen und überwogen werden. Am absoluten Sein der Erlebnisse ist dadurch nichts geändert, ja sie bleiben immer zu all dem vorausgesetzt. (Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Erstes Buch: Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie, Husserliana III/1, 98-99)
  • Søren Kierkegaard
    • „Die vermeintliche Objektivität, die der Zweifel hat, weswegen er so vornehm ist, ist gerade ein Ausdruck für seine Unvollkommenheit. Zweifel liegt daher in der Differenz, Verzweiflung im Absoluten. Zum Zweifel gehört Talent, während zum Verzweifeln durchaus kein Talent gehört;“ (Entweder - Oder. 2. Teil, hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1975, 770)
  • Charles Sanders Peirce
    • Wir können nicht mit völligem Zweifel anfangen. Wir müssen mit all den Vorurteilen beginnen, die wir wirklich haben, wenn wir mit dem Studium der Philosophie anfangen. Diese Vorurteile sind nicht durch eine Maxime zu beseitigen, denn es handelt sich bei ihnen um Dinge, bei denen wir gar nicht auf den Gedanken kommen, daß wir sie in Frage stellen könnten. Also wird dieser Von-vornherein-Skeptizismus [Descartes’] eine bloße Selbsttäuschung sein und kein wirklicher Zweifel; und niemand, der die cartesianische Methode befolgt, wird eher zufrieden sein, als er bisher alle jene Überzeugungen förmlich wieder entdeckt hat, die er der Form nach aufgegeben hat. Der cartesianische Zweifel ist daher eine ebenso nutzlose Vorbereitung, wie wenn ich zum Nordpol reisen würde, indem ich geradewegs auf einem Längengrad hinunterginge. (CP 5.264)
  • Alfred North Whitehead
    • „Was man allgemein diskutiert, ist zweifelhaft, und das Zweifelhafte ist relativ unwichtig - unter sonst gleichen Umständen. Ich spreche von allgemeinen Wahrheiten. Wir vermeiden es, unser Handeln an allgemeinen Prinzipien auszurichten, die völlig ungesichert sind. Wenn wir nicht wissen, was das Produkt aus 69 und 67 ist, lassen wir uns auf keine Handlung ein, die das Ergebnis voraussetzt.“ (Religion in the Making, 1926, dt. Was ist Religion?, Suhrkamp, Frankfurt 1985, 14)