Procheiros nomos

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Procheiros nomos (altgriechisch Πρόχειρος νόμος ‚handliches Gesetz‘, auch latinisiert Prochiron) ist ein mittelbyzantinisches Gesetzbuch des 10. Jahrhunderts.

Der Procheiros nomos ist in 40 Titel gegliedert. Er gibt sich in seiner Intitulatio als ein Werk der zwischen 870 und 879 gemeinsam regierenden Kaiser Basileios I., Konstantinos und Leon VI. aus; in Wahrheit wurde es aber erst 907 von Leon VI. promulgiert. Das Prooimion wurde von Leon VI. verfasst. Der Kompilator der 40 Titel ist unbekannt, doch könnte Symbatios an der Ausarbeitung beteiligt gewesen sein.

Zweck der Anfertigung des Procheiros nomos war es, die Eisagogē tou nomou durch ein neues Einführungslehrbuch zu ersetzen, wobei diese als Grundlage verwendet wurde, die dem Patriarchen Photios zugeschriebenen Fälschungen und Verfälschungen des Corpus iuris civilis aber beseitigt wurden. 13 Kapitel des Procheiros nomos enthalten neue Verordnungen Leons VI. Das die meisten Gebiete des Privat- und Strafrechts umfassende Werk ist in zahlreichen Handschriften überliefert und diente mehreren Rechtsbüchern, z. B. dem Prochiron auctum und der Hexabiblos des Konstantinos Harmenopoulos, als Vorlage.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Eduard Zachariae von Lingenthal, Imperatorum Basilii, Constantini et Leonis Prochiron, Heidelberg 1837 (Teil-Ndr. in: I. Zepos / P. Zepos, Jus Graecoromanum, Athen 1931 [Ndr. Aalen 1962], II 107-228 und 395-410) (Edition des ganzen Textes mit lateinischer Übersetzung, Einleitung und Indices) online
  • Edwin H. Freshfield, A Manual of Eastern Roman Law: The Procheiros Nomos, Cambridge 1928 (englische Übersetzung)
  • N. Oikonomides, in: Dumbarton Oaks Papers 30 (1976) 173-193
  • Andreas Schminck, Studien zu mittelbyzantinischen Rechtsbüchern, Frankfurt am Main 1986, 55-107 u.ö. (151) (Edition und deutsche Übersetzung des Prooimions mit Kommentar zum ganzen Text)
  • P. E. Pieler, Νομικὴ φιλολογία, in: Herbert Hunger, Βυζαντινὴ λογοτεχνία (Ἡ λόγια κοσμικὴ γραμματεία τῶν Βυζαντινῶν), Athen 1994, 343-344 u.ö. (456)
  • T. E. van Bochove, To Date and Not To Date. On the Date and Status of Byzantine Law Books, Groningen 1996 (Kommentar); dazu A. Schminck, in: Jahrbuch der österreichischen Byzantinistik 48 (1998) 350-354
  • J. Signes Codoñer / F. J. Andrés Santos, La Introducción al derecho (Eisagoge) del patriarca Focio, Madrid 2007 (Kommentar)
  • S. N. Troianos, Οι πηγές του βυζαντινού δικαίου, 3. Auflage, Athen / Komotini 2011, 246-251 u.ö. (478)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]