Publius Mucius Scaevola

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Publius Mucius Scaevola (* 180 v. Chr.; † 115 v. Chr.) war ein römischer republikanischer Politiker und Jurist.[1]

Der Sohn des gleichnamigen Konsuls des Jahres 175 v. Chr. wurde 141 v. Chr. zum Volkstribunen gewählt, 136 v. Chr. zum Prätor. 133 v. Chr. war er gemeinsam mit Lucius Calpurnius Piso Frugi Konsul. Er unterstützte – zu Zeiten einer der schwersten Krisen der römischen Geschichte – die Agrarreformen des Tiberius Gracchus in dessen Tribunatsjahr 133 v. Chr. Dessen im Rahmen der Land- und Sozialreformen verfolgte und letztlich gescheiterte Siedlungspolitik, war von einem aus dem Naturrecht hergeleiteten Grundsatz des Einstehens für gesellschaftlich Schwächere.[2] Piso hingegen lehnte sie ab, war aber auch davon abgelenkt, weil er in Sizilien einen Sklavenaufstand zu bekämpfen hatte.[3]

Neben seiner politischen Macht als Staatsmann, gilt Publius Mucius als bedeutender Jurist und nach Pomponius als einer der maßgeblichen Autoren zum römischen Zivilrecht (ius civile). Dazu schrieb er ein zehnbändiges Werk. Cicero und spätere Juristen haben es teilweise überliefert. Er gilt mit seinem Gelehrtenkreis als Mitbegründer einer Rechtswissenschaft, der allerdings erst sein Sohn Quintus Mucius Scaevola eine systematische Form gab.[1] Im Jahre 131 v. Chr. wurde er als Nachfolger seines verstorbenen Bruders Publius Licinius Crassus Dives Mucianus Pontifex Maximus. Sein Enkel Manius Acilius Glabrio war 67 v. Chr. Konsul. Jedenfalls stand er im zwiespältigen Spannungsfeld juristischer Prinzipien einerseits und politischen Machtfragen andererseits.[3]

  • Jan Dirk Harke: Römisches Recht. Von der klassischen Zeit bis zu den modernen Kodifikationen. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57405-4 (Grundrisse des Rechts), § 1 Rnr. 10 (S. 9 f.).
  • Detlef Liebs: P. Mucius Scaevola. In: Werner Suerbaum (Hrsg.): Die archaische Literatur. Von den Anfängen bis Sullas Tod (= Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Band 1). C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-48134-5, S. 566 f.

Einzelnachweise

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  1. a b Jan Dirk Harke: Römisches Recht. Von der klassischen Zeit bis zu den modernen Kodifikationen. Beck, München 2008. ISBN 978-3-406-57405-4 (Grundrisse des Rechts, § 1 Rnr. 9 (S. 9)).
  2. Okko Behrends: Tiberius Gracchus und die Juristen seiner Zeit (Die römische Jurisprudenz gegenüber der Staatskrise des Jahres 133 v. Chr.). In: Klaus Luig, Detlef Liebs (Hrsg.): Das Profil des Juristen in der europäischen Tradition. Symposion aus Anlaß des 70. Geburtstags von Franz Wieacker. Gremer, Ebelsbach 1980, ISBN 3-88212-018-5, S. 25–121.
  3. a b Okko Behrends: Staatsrecht und Philosophie in der ausgehenden Republik — oder zur Bedeutung des Mottos „philosophari se velle, sed paucis“, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung). Band 100, Heft 1, 1983. S. 458–484 (458).