Purpurglöckchen

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Purpurglöckchen

Heuchera ×brizoides

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Steinbrechgewächse (Saxifragaceae)
Gattung: Purpurglöckchen
Wissenschaftlicher Name
Heuchera
L.

Purpurglöckchen[1] (Heuchera) bilden eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Steinbrechgewächse (Saxifragaceae). Die etwa 37 Arten sind in Nordamerika von Kanada bis Mexiko verbreitet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Habitus, Laubblätter und Blütenstände von Heuchera maxima
Ausschnitt eines Blütenstandes von Heuchera maxima

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heuchera-Arten sind meist immergrüne, ausdauernde, krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 3 bis 145 cm erreichen und horstartig wachsen. Sie bilden meist unterirdische, gedrungene, oft verzweigte Rhizome, die mit Schuppen besetzt sind. Einige Arten bilden Ausläufer (Stolonen). Viele oberirdische Pflanzenteile besitzen Haare, die in mehrzelligen Drüsen enden (Trichome). Alle oder die meisten Laubblätter stehen in einer grundständigen Rosette zusammen. Die aufsteigenden oder aufrechten Stängel sind unbeblättert oder besitzen bei Heuchera alba, Heuchera americana, Heuchera bracteata, Heuchera caroliniana, Heuchera longiflora, Heuchera pubescens ein bis fünf wechselständige Laubblätter.

Die Laubblätter sind in lange Blattstiele und Blattspreite gegliedert. Die grünen oder bei manchen Sorten bronze- bis purpurfarben überhauchten Blattspreiten sind rundlich bis länglich, ei-, nieren-, herz- oder handförmig, dann drei- bis neunlappig. Die fiedernervigen Blattflächen sind glatt bis drüsig behaart und bei Heuchera maxima, Heuchera micrantha, Heuchera parishii, Heuchera parviflora, Heuchera pilosissima klebrig. Der Blattrand ist gekerbt, gezähnt bis gesägt, manchmal mit einfachen oder drüsigen Wimpern. Nebenblätter sind vorhanden.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In verzweigten, lockeren, schirmtraubigen Gesamtblütenständen aus unterschiedlich aufgebauten Teilblütenständen stehen 100 bis 1000 Blüten und Tragblätter zusammen. In den Teilblütenständen stehen über laubblattartigen bis schuppenförmigen Deckblättern über Blütenstielen die Blüten.

Die zwittrigen, fünfzähligen Blüten sind radiärsymmetrisch bis zygomorph, fünfzählig und meist glockenförmig mit doppelten Perianth. Der grüne, weiße, cremefarbene bis gelbe oder rosa-, purpurfarben bis rote Blütenbecher (Hypanthium) ist meist auf ein Viertel bis die Hälfte mit dem Fruchtknoten verwachsen; der freie Bereich ist 0,1 bis 7 mm lang, er verlängert sich bis zur Fruchtreife. Die fünf (bei Heuchera eastwoodiae sechs) meist ungleichen, grünen, weißen, cremefarbenen bis gelben oder rosa-, purpurfarbenen bis roten, oft grün oder rot gemusterten Kelchblätter sind verwachsen. Es sind meist fünf freie, genagelte, grüne, weiße, cremefarbene bis gelbe oder rosa-, purpurfarbene bis rote Kronblätter vorhanden, bei manchen Arten sind sie nur klein oder fehlen meist bei Heuchera chlorantha, Heuchera cylindrica, Heuchera eastwoodiae. Es ist nur ein (der äußere) Kreis mit fünf (bei Heuchera eastwoodiae sechs) Staubblättern vorhanden. Die Staubbeutel sind meist orangefarben oder gelb. Zwei Fruchtblätter sind zu einem halbunterständigen, einkammerigen Fruchtknoten vollständig verwachsen. Die Plazentation ist parietal. Oft ist an den Fruchtknoten gelbes, selten orangefarbenes Nektargewebe vorhanden. Die zwei Griffel enden jeweils in einer kopfigen Narbe.

Es werden zweischnäbelige Kapselfrüchte gebildet. Die dunkelbraunen oder schwarz-braunen Samen sind eiförmig, ellipsoid, spindelförmig oder auf einer Seite gerade und auf der anderen konvex, stachelig oder bei Heuchera parviflora glatt.

Die Chromosomengrundzahl beträgt n = 7.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Heuchera ist eine artenreiche Gattung der Familie der Saxifragaceae, sie kommt ausschließlich von Nordamerika (32 Arten) bis nach Mexiko (fünf Arten) vor. Viele Arten gedeihen in gebirgigen Regionen, oft in Ufernähe von Fließgewässern. Manche finden sich aber auch in extremeren Biotopen, so Heuchera maxima, die an exponierten Felsküsten der kalifornischen Kanalinseln wächst, oder Heuchera sanguinea, die in den trockenwarmen Canyons von Arizona gedeiht.

Walzen-Purpurglöckchen (Heuchera cylindrica)
Heuchera hallii
Kleinblütiges Purpurglöckchen (Heuchera micrantha)
×Heucherella 'Stoplight'

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Heuchera wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 226[2] aufgestellt. Die Typusart ist Heuchera americana L. Der Gattungsname Heuchera ehrt den deutschen Arzt und Botaniker Johann Heinrich von Heucher (1677–1746).[3][4]

Es gibt etwa 37 (bis 50) Heuchera-Arten[5] (Auswahl):[6][7]

Es gibt gärtnerisch erzeugte Hybriden:

  • Heuchera ×brizoides hort. ex Lemoine (= Heuchera americana × Heuchera micrantha × Heuchera sanguinea)

Es gibt auch gärtnerisch erzeugte Hybriden zwischen Heuchera und Tiarella: ×Heucherella:

Blattrosette der Heuchera-Sorte 'Starry Night'[8]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute existieren zahlreiche Sorten und Hybriden, meist zwischen Heuchera sanguinea und Heuchera americana (Heuchera ×brizoides), die neben den Sorten der Ausgangsarten in den gemäßigten bis subtropischen Gebieten weltweit als Beet- oder Steingartenpflanzen in Parks und Gärten angepflanzt werden. Es werden auch Sorten von Heuchera americana, Heuchera cylindrica, Heuchera grossulariifolia, Heuchera micrantha, Heuchera richardsonii, Heuchera rubescens, Heuchera sanguinea und Heuchera villosa kultiviert. Weitere deutsche Trivialnamen für rotlaubige Sorten sind Bronzeglöckchen und Rotblättriges Silberglöckchen.

Philatelistisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Erstausgabetag 4. Dezember 2014 gab die Deutsche Post AG in der Serie Blumen ein Postwertzeichen im Wert von 395 Eurocent mit dem Bild eines Purpurglöckchens heraus. Der Entwurf stammt aus dem Designbüro Klein und Neumann in Iserlohn.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  2. Carl von Linné: Species Plantarum, 1, 1753, S. 226 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  3. Le Roy Abrams & Roxana Stinchfield Ferris: An Illustrated Flora of the Pacific States, Volume 2: Polygonaceae to Krameriaceae – buckwheats to kramerias, Stanford University Press, 1923: Google-Books-Online. Heuchera, S. 378–379.
  4. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
  5. Heuchera im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  6. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Elizabeth Fortson Wells & Barbara Greene Shipes: Heuchera, S. 84 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 8 – Paeoniaceae to Ericaceae, Oxford University Press, New York und Oxford, 2009. ISBN 978-0-19-534026-6
  7. Michael S. Park: Heuchera: Jepson eFlora, 2012 – Online.
  8. Patent USPP16076P2: Heuchera plant named 'Starry Night'. Angemeldet am 15. September 2004, veröffentlicht am 25. Oktober 2005, Anmelder: Terra Nova Nurseries Inc, Erfinder: Janet N. Egger.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Purpurglöckchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien