Pyramide von Seila

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Pyramide von Seila
West- und Südseite der Pyramide von Seila
West- und Südseite der Pyramide von Seila
West- und Südseite der Pyramide von Seila
Daten
Ort Seila
Erbauer Snofru ?
Bauzeit 4. Dynastie ?
Typ Stufenpyramide
Baumaterial Kalkstein
Basismaß ~25,00 m
Höhe (heute) ~6,80 m
Stufen 4
Kultpyramide nein
Nordseite der Pyramide von Seila

Die Pyramide von Seila gehört zusammen mit den Pyramiden in Edfu-Süd, Elephantine, El-Kula, Ombos, Saujet el-Meitin und Sinki zu einer Gruppe von insgesamt sieben ähnlichen kleinen Stufenpyramiden, die alle fernab der großen Zentren Ägyptens errichtet wurden und über die wenig bekannt ist. Sie befindet sich auf einem Gebirgszug zwischen dem Fayyum und dem Niltal, etwa 6 km nördlich der Bahnlinie von Wasta nach Madinat al-Fayyum. Ihr Erbauer war vermutlich Pharao Snofru, der Begründer der 4. Dynastie. Entdeckt wurde sie 1889/1890 von William Matthew Flinders Petrie[1] und 1898 erneut von Ludwig Borchardt aufgesucht.[2]

Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pyramide hat eine Seitenlänge von etwa 25 Metern und erreicht heute noch eine Höhe von 6,50 bis 6,80 Meter. Sie ist nicht genau nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet, sondern weicht um etwa 12° nach Nordwesten ab. Grund für diese Abweichung ist eventuell, dass das Bauwerk wie die Pyramiden in Elephantine, Ombos und Saujet el-Meitin nach dem Lauf des Nils ausgerichtet ist, was sich durch die große Entfernung zum Fluss aber nur schwer nachprüfen lässt. Die Pyramide hatte ursprünglich vier Stufen und besteht aus drei Schalen, die um einen inneren Kern angeordnet sind. Als Baumaterial diente lokaler Kalkstein, als Mörtel wurde eine Mischung aus Nilschlamm und Sand verwendet. Ein Kammersystem scheint nicht vorhanden zu sein.

Erbauung und Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1987 wurden an der Ostseite der Pyramide Fragmente eines Opfertisches, zwei Stelen und Reste eines Aufwegs gefunden. Eine der Stelen trägt den Namen von Snofru, was als Hinweis dafür gesehen werden kann, dass er der Bauherr war. Welchem Zweck der Bau diente, ist allerdings unklar. Jean-Philippe Lauer nahm an, dass es sich um das ursprüngliche Grab von Königin Hetepheres I. handeln könnte, was aber aufgrund des fehlenden Kammersystems eher unwahrscheinlich ist. Andere Ägyptologen sehen die oben genannten Pyramiden als zusammenhängendes Bauprojekt an, aber auch hier herrscht über ihren Zweck keine Einigkeit. Die Spekulationen über die Funktion der Pyramiden reichen von einer Repräsentationsstätte des Königs über eine Darstellung des Urhügels oder ein Symbol der politischen und religiösen Einheit des Landes bis hin zu Kenotaphen der königlichen Gemahlinnen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Juan A. Belmonte Avilés, Mosalam Shaltout (Hrsg.): In Search of Cosmic Order. Selected Essays on Egyptian Archaeoastronomy. Supreme Council of Antiquities Press, Kairo 2009, ISBN 978-977-479-483-4 (eingeschränkte Onlineversion).
  • Juan Antonio Belmonte, Mosalam Shaltout, Magdi M. Fekri: Astronomy and landscape in Ancient Egypt: Challenging the enigma of the minor step pyramids. In: Trabajos de Egiptologia. Papers on Ancient Egypt. Band 4). S. 7–18 (PDF; 2,8 MB).
  • Jan Bock: Die kleinen Stufenpyramiden des frühen Alten Reiches. In: Sokar. Nr. 12 (1/2006), S. 20–29.
  • Ludwig Borchardt: Die Pyramide von Silah. In: Annales du Service des Antiquités de l'Egypte. Band 1. Kairo 1900, S. 211–214 (PDF; 17,0 MB).
  • Andrzej Ćwiek: Date and Function of the so-called Minor Step Pyramids. In: Göttinger Miszellen. Band 162, Göttingen 1998, S. 39–52 (Online).
  • Günter Dreyer, Werner Kaiser: Zu den kleinen Stufenpyramiden Ober- und Mittelägyptens. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Abteilung Kairo. Band 36, von Zabern, Mainz 1980, S. 49 f.
  • Jean-Philippe Lauer: Histoire monumentale des pyramides d'Égypte. Band 1: Les pyramides à degrés (IIIe Dynastie) (= Bibliothèque d'études. Band 39). Imprimerie de l'Institut français d'archéologie orientale, Kairo 1962, S. 223.
  • Mark Lehner: Das Geheimnis der Pyramiden in Ägypten. Orbis, München 1999, ISBN 3-572-01039-X, S. 96.
  • André Pochan: Pyramide de Seila (au Fayoum). In: Bulletin de l'IInstitut français d'archéologie orientale. Band 37, Kairo 1937 (PDF; 0,4 MB).
  • Ali Radwan: Die Stufenpyramiden. In: Zahi Hawass (Hrsg.): Die Schätze der Pyramiden. Weltbild, Augsburg 2004, ISBN 3-8289-0809-8, S. 111.
  • Rainer Stadelmann: Snofru – Builder and Unique Creator of the Pyramids of Seila and Meidum. In: Ola El-Aguizy, Mohamed Sherif Ali (Hrsg.): Echoes of Eternity. Studies presented to Gaballa Aly Gaballa (= Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen. Band 5). Harrassowitz, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-447-06215-2, S. 31–38 (Onlineversion).
  • Nabil Swelim: An Aerial View of the Layer Monument of Snfrw a Seila. In: Eva-Maria Engel, Vera Müller, Ulrich Hartung (Hrsg.): Zeichen aus dem Sand. Streiflichter aus Ägyptens Geschichte zu Ehren von Günter Dreyer (= MENES. Studien zur Kultur und Sprache der ägyptischen Frühzeit und des Alten Reiches. Band 5). Harrassowitz, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-447-05816-2, S. 647–653 (PDF; 290 kB).
  • Nabil Swelim: Reconstruction of the Layer Monument of Snfrw at Seila. In: Ola El-Aguizy, Mohamed Sherif Ali (Hrsg.): Echoes of Eternity. Studies presented to Gaballa Aly Gaballa (= Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen. Band 5). Harrassowitz, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-447-06215-2, S. 39–56 (PDF; 1,5 MB).
  • Miroslav Verner: Die Pyramiden (= rororo-Sachbuch. Band 60890). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999, ISBN 3-499-60890-1, S. 196.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pyramide von Seila – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. W[illiam] M. Flinders Petrie: Illahun, Kahun and Gurob : 1889-1890. Nutt, London 1891, S. 31, §§ 58 f., Tafel XXX.
  2. Ludwig Borchardt: Die Pyramide von Silah. Auszug aus einem Berichte. In: Annales du Service des Antiquités de l’Égypte. Band 1, 1900, S. 211–214.

Koordinaten: 29° 22′ 57″ N, 31° 3′ 13″ O