Quadrant (Antarktika)

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Karte der Antarktis (1906) mit den vier Quadranten des antarktischen Festlandes
Karte von Antarktika (1912): Gauss(Enderby) Quadrant

Der antarktische Kontinent wird schematisch in vier Quadranten (lateinisch Quadrans = Viertel) gegliedert, jeweils 90 Grad geographischer Länge breite antarktische Sektoren, die sich am Nullmeridian orientieren:[1]

Die vier Quadranten wurden ursprünglich vom britischen Geographen Clements Markham 1899 vorgeschlagen, als erste Grobgliederung und Bezeichnung von Großregionen des zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unerforschten antarktischen Kontinents:[2]

Nr. West-
grenze
Ost
grenze
Quadrant
(englisch)
deutsch Bemerkungen
1 90°E 180° Victoria Quadrant Viktoria-Quadrant darin lag das bereits bekannte Viktorialand
2 180° 90°W Ross Quadrant Roß-Quadrant zu Ehren von James Ross, der zu diesem Zeitpunkt am weitesten in diese Region vorgedrungen war
3 90°W Weddell Quadrant Weddell-Quadrant zu Ehren von James Weddell, der hier am weitesten nach Süden vorgedrungen war, mit der Antarktischen Halbinsel
4 90°E Enderby Quadrant Enderby-Quadrant nach dem bereits um 1831 gesichteten Enderbyland in der Region

Die einzige bekannte Landmasse im Roß-Quadranten war zu diesem Zeitpunkt die 1821 entdeckte und 450 Kilometer vor der antarktischen Festlandsküste gelegene Peter-I.-Insel.

Frederick Cook schlug für die vier Quadranten eine Anlehnung an die nördlich davon gelegenen Kontinente vor:[3]

  1. Australischer Quadrant (Australian Quadrant)
  2. Pazifischer Quadrant (Pacific Quadrant)
  3. Amerikanischer Quadrant (American Quadrant)
  4. Afrikanischer Quadrant (African Quadrant)

Allein der Name Pazifischer Quadrant leitete seinen Namen nicht von einem Kontinent ab, da weiter nördlich dieses Quadranten (bzw. nördlich des 2002 abgegrenzten Südlichen Ozeans, soweit er in diesen Quadranten fällt) kein Kontinent, sondern der Pazifische Ozean liegt.

Die antarktischen Quadranten wurden stets in Reihenfolge des Uhrzeigersinns von Westen nach Osten aufgelistet, im Gegensatz zu den Quadranten im kartesischen Koordinatensystem.

Diese Grobgliederung sollte auch der Koordinierung der Erforschung des Kontinents durch Deutschland, England, Schottland und Schweden dienen, die für die Zeit von 1901 und 1904 Jahrhundertwende größere Expeditionen geplant hatten:

Die Ergebnisse dieser Expeditionen wurden dann 1907 von Adolphus Greely geordnet nach diesen Quadranten zusammengefasst, unter Verwendung der von Frederick Cook vorgeschlagenen Namen.[4]

Die deutschen Namen wurden erstmals 1908 von Ludwig Mecking (1879–1952) publiziert, darunter Viktoria-Quadrant mit k sowie Roß-Quadrant explizit mit scharfem ß, beim vierten Quadranten statt Enderby-Quadrant jedoch Gauß-Quadrant, benannt nach dem deutschen Expeditionsschiff Gauß.[5]

Isaiah Bowman (1878–1950) nannte 1930 den ersten Quadranten (Weddell- oder Amerikanischer Quadrant) Atlantic Quadrant.[6]

Die Quadrantengliederung des antarktischen Kontinents wird in wissenschaftlichen Publikationen noch bis in die jüngste Zeit (1993) verwendet.[7]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bernadette Hince: The Antarctic Dictionary. A Complete Guide to Antarctic English., S. 281.
  2. Clements Markham: The Antarctic Expeditions. In: The Geographical Journal. Vol. 14, No. 5 (Nov., 1899), S. 473–481.
  3. Edwin Swift Balch: Antarctic Names. In: Bulletin of the American Geographical Society. Vol. 44, No. 8 (1912), S. 564.
  4. Adolphus Washington Greely: Handbook of Polar Discoveries. Boston 1907:
    • Chapter XX: The African Quadrant (S. 278–284)
    • Chapter XXI: The Australian Quadrant (S. 285–297)
    • Chapter XXII: The Pacific Quadrant (S. 298–300)
    • Chapter XXIII: The American Quadrant (S. 301–312)
  5. Ludwig Mecking: Der heutige Stand der Geographie der Antarktis. In: Geographische Zeitschrift. 14, Nr. 8, 1908, S. 427–447.
  6. Isaiah Bowman: Antarctica. In: Proceedings of the American Philosophical Society. Vol. 69, No. 1, 1930, S. 40.
  7. Stephen D. Cairns (Hrsg.): Biology of the Antarctic Seas XXII. (= Antarctic Research Series). Amer Geophysical Union, 1993, ISBN 0-87590-826-8, S. 127.