Quistorp (Familie)

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Gutshaus Crenzow 1925

Quistorp ist der Name einer protestantischen norddeutschen Familie. Der Name der Familie wird mit Johan Quitzstorp 1364 erstmals urkundlich erwähnt und lässt sich vermutlich auf die Lokatoren-Familie des gleichnamigen Dorfes in Holstein zurückführen. Bekannt wurden ab dem 17. Jahrhundert mehrere Generationen von Universitätsprofessoren in Mecklenburg und Vorpommern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johannes Quistorp d. Ä. (1584–1648); Bild in der Marienkirche Rostock

Die Familie kam wahrscheinlich im Zuge der Ostkolonisation im 12. Jahrhundert aus den altdeutschen Gebieten nach Holstein und später über Rostock weiter nach Pommern. 1455 wurden Marquar(t) Quistorpp und nach ihm 1472 Hinrik Quistorp als Hufner in Neudorf urkundlich erwähnt, einer Neugründung zwischen Quisdorf und Eutin. Die sichere Stammreihe beginnt mit Marquart Quistorpp, urkundlich 1542, Vollhufner auf Neudorf.

Aus der Familie, die sich um 1535 dem evangelisch-lutherischen Glauben anschloss, sind zahlreiche Gelehrte hervorgegangen, insbesondere eine Reihe namhafter Theologen im 17. und 18. Jahrhundert in Rostock und Greifswald, die sich in den Städten nicht nur für den Glauben, sondern auch für das Gemeinwohl einsetzten. So übernahmen sie unter anderem 33 Mal das Rektorenamt der Universitäten von Rostock und Greifswald. Der ältere Rostocker Familienast führte die theologische Tradition fort.

Im Greifswalder Familienast folgten u. a. zwei Schill’sche Offiziere und einige Gutsbesitzer auf Crenzow und Zarrentin, danach auch Rubkow und später in Bauer und Wehrland (Gemeinde Zemitz) in Vorpommern. Von ihnen wurde Dr. phil. Johann Quistorp 1782 geadelt.

Im jüngeren Rostocker Familienast gab es mehrere Apotheker und mit Johann von Quistorp einen Strafrechtsgelehrten. Dieser wurde am 22. Juni 1792 mit dem Zusatz „Edler v.“ geadelt.

Skizze C. D. Friedrich mit Quistorp darauf

Der Greifswalder Universitätsbau- und Zeichenmeister Johann Gottfried Quistorp war Lehrer und Freund von Caspar David Friedrich. Er begleitete ihn auf vielen Touren in Vorpommern. In einer Skizze vom Gützkower Hünengrab von 1802 wurde Quistorp darauf liegend und Pfeife rauchend durch Friedrich verewigt.

Mit ihrem größeren Besitz im Bereich von Lassan im Landkreis Greifswald waren die von Quistorp Mitglied des dortigen ständischen Kreistages. Im Kreishaus hing ein Wappenfries aller 24 Gutsherren und der drei Städte des Kreises, darunter das derer von Quistorp.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der Familie von Quistorp

In Silber innerhalb von zwei kranzförmig liegenden grünen Lorbeerzweigen ein blaues Kleeblattkreuz; auf dem Helm mit blau-silbernen Decken das Schildbild.

Vertreter (genealogisch sortiert)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Quistorp der Ältere (1584–1648), Theologe in Rostock

  • Johann Quistorp der Jüngere (1624–1669), Theologe in Rostock
    • Johann Nikolaus (1651–1715), Theologe in Rostock
      • Lorenz Gottfried (1691–1743), Kaufmann
        • Johann Jakob (1717–1766), Theologe in Rostock
          • Friedrich August (* 1751), Kaufmann, verschollen in Danzig
            • Heinrich (1783–1853), Feldmesser und Kommissionsrat in Greifswald
              • Johannes (1822–1899), Unternehmer und Wohltäter in Stettin
                • Martin (1861–1929), Unternehmer in Stettin
              • Wilhelm (1824–1887), Pastor und Vorkämpfer der Diakonie in Ducherow
              • Heinrich (1836–1902), Unternehmer und Spekulant
          • Johann Gottfried (1755–1835), Architekt und Maler in Greifswald
          • Johann (1758–1834)
            • Charlotte (1780–1801) ⚭ Ernst Moritz Arndt
              • Karl „Treu“ (1801–1885) ⚭ Clementine Helbig
            • Friedrich Quistorp (1791–1879), Hofgerichtsrat ⚭ Caroline Wilhelmine von Möller (1801–1866)
          • Christina (1762–1797) ⚭ Hans Gering (1760–1820), Pastor in Gützkow
        • Bernhard Friedrich (1718–1788), Generalsuperintendent für Vorpommern
          • Johann (1752–1825), geadelt Wien 1782, kaufte 1820 das Gut Crenzow bei Lassan in Pommern
            • Ernst v. (1784–1831), Offizier im Freicorps Ferdinand von Schill
            • August v. (1786–1849), Offizier im Freicorps Ferdinand von Schill, Gutsherr in Crenzow ab 1835
            • Erich v. (1794–1830), Offizier in Göttingen
              • Barthold v. (1825–1913), General und Militärschriftsteller
              • Aeone v. (1827–1854) ⚭ Adolph Gündell (1820–1898)
        • Theodor Johann (1722–1776), Jurist und Bühnenschriftsteller in Wismar
      • Anna Christina (1695–1743) ⚭ Theophil Schwollmann (1797–1766)
    • Balthasar (gest. 1724), Apotheker in Rostock

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Arnold Heuser: Die Rostocker Theologen Quistorp des 17. und 18. Jahrhunderts im Spiegel ihrer Familienbibel. Kommentierte Edition einer Quelle zur Memorialkultur einer lutherischen 'Universitätsfamilie' der Frühen Neuzeit, Rostocker Studien zur Universitätsgeschichte Band 33, ß-Verlag & Medien GbR, Rostock 2021, ISBN 978-3-940835-68-0.
  • Hans-Joachim Quistorp und Achim von Quistorp: Die Quistorps – eine Rostocker Theologenfamilie. In: Fakultativ, Semesterzeitung der Theologischen Fakultät, Rostock 2009
  • Beiträge zur Genealogie und Geschichte der Familie Quistorp. Festschrift zum 80. Geburtstag von Albrecht v. Quistorp, Hrsg.: Achim v. Quistorp, Books on Demand, Hamburg, Norderstedt, 2006
  • Genealogisches Handbuch des Adels, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee; Limburg a. d.Lahn
  • Genealogische Verzeichnisse: DGB 11 (1904), GGT B (1908) und (1939)
  • Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter, Brünn 1879, Vierter Jahrgang, S. 445
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. IV. Teils Band II, Anklam 1868

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Quistorp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien