Rüdiger Kuhlbrodt

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Rüdiger Kuhlbrodt 2016

Rüdiger Nitzo Kuhlbrodt (* 20. November 1942 in Hamburg) ist ein deutscher Theater-, Film- und Fernseh-Schauspieler und Theater-Regisseur.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rüdiger Kuhlbrodt stammt aus einem akademischen Elternhaus. Er wuchs als fünftes Kind des maritimen Meteorologen und Leiter des Hamburger Seewetteramtes Erich Kuhlbrodt und der Geologin Lucie Kuhlbrodt in Hamburg-Eppendorf auf. Nach dem Abitur studierte er von 1964 bis 1967 Schauspiel an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Hamburg[1][2], in einem Jahrgang u. a. mit Dietmar Mues, Dagmar Berghoff und Heidemarie Rohweder. Es folgten erste Engagements im Rollenfach des "jugendlichen Helden" am Stadttheater Pforzheim und am Mainfranken Theater Würzburg, am Theater Lübeck, später den Städtischen Bühnen Münster und 1975 am Schauspielhaus Bochum. Unter der Intendanz von Peter Zadek arbeitete Rüdiger Kuhlbrodt u. a. mit den Regisseuren Rosa von Praunheim, Werner Schroeter, Jiří Menzel, Augusto Fernandes sowie Jürgen Flimm zusammen. Zum Ensemble gehörten u. a. Hannelore Hoger, Tana Schanzara und Ulrich Wildgruber, aber auch Herbert Grönemeyer, Marie-Luise Marjan und Matthias Zschokke. Man erweiterte nicht nur den Rahmen von Theaterkunst, sondern erprobte auch das Mitbestimmungstheater. Rüdiger Kuhlbrodt beendete seine Bochumer Zeit 1979 mit einem hartnäckigen Arbeitskampf gegen den nachfolgenden Intendanten Claus Peymann. Dieser hatte 44 Mitgliedern des Bochumer Schauspielhauses gekündigt. Als Obmann der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GDBA) erstritt er gemeinsam mit den Kollegen Abfindungen für alle Betroffenen.[3][4][5]

Nach einer kreativen Auszeit in Kalifornien, in der er den Kinofilm Exit Sunset Boulevard mit Elke Sommer und Azizi Johari drehte, baute er 1980 mit anderen Künstlern das alternative Theaterprojekt im ehemaligen Atlantik-Kino Düsseldorf auf. Eine „Knast-Tournee“ führte in Justizvollzugsanstalten in ganz Nordrhein-Westfalen, weitere Tourneen in andere theaterferne Einrichtungen wie Altenheime und Jugendzentren. Daraufhin holte ihn 1984 das Westfälische Landestheater als Oberspielleiter.[6][7] Hier realisierte Rüdiger Kuhlbrodt politische Revuen, so Der gläserne Mensch und Deutschland ein Wundermärchen, aber auch Romanadaptionen wie 1984, Kleiner Mann – was nun? sowie das Drama Hoppla, wir leben. Außerdem inszenierte er das türkische Migrationsstück Sevdican – Tor der Hoffnung mit der bekannten türkischen Schauspielerin Dilek Türker in der Hauptrolle.

1986 folgte er einem Ruf Peter Zadeks als Schauspieler ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg. Hier spielte er bis 1991 an der Seite u. a. von Susanne Lothar, Ulrich Tukur, Eva Mattes, Monica Bleibtreu und Michael Degen. Nach einem Ausflug ins Boulevardtheater an der Seite von Evelyn Hamann sowie Walter Plathe (Winterhuder Fährhaus Hamburg sowie Komödie am Kurfürstendamm Berlin) und dem Gastspiel Der Blaue Engel am Theater des Westens Berlin, Regie Peter Zadek, in der Hauptrolle Ute Lemper, wurde er 1994 unter der Direktion von Heiner Müller, Matthias Langhoff, Fritz Marquardt, Peter Palitzsch und Peter Zadek Mitglied des Berliner Ensembles. Nach 1996 folgten Gastverträge u. a. mit den Kammerspielen Berlin, der Deutschen Staatsoper Berlin, den Wiener Festwochen, der Schaubühne am Lehniner Platz, dem Schlosspark Theater Berlin, dem Theater der Landeshauptstadt Magdeburg, den Hamburger Kammerspielen, der Ruhrtriennale, den Freilichtspielen Schwäbisch Hall und dem Landestheater Salzburg. 2002 gründete er aus politischem Anlass (Zweiter Irakkrieg) die freie Gruppe Global Heroes, die mit der Multimedia-Performance Amerika im Krieg: Eine Serie auftrat.[8]

Daneben spielte Rüdiger Kuhlbrodt bisher in mehr als 200 Film- und Fernsehproduktionen, in denen er mittlerweile das Rollenfach des „angry grandpa“ bekleidet.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rüdiger Kuhlbrodt ist der Bruder des Archäologen, Tänzers und ehemaligen Intendanten der Ruhrfestspiele Eckhard Kuhlbrodt sowie des Staatsanwalts, Filmkritikers und Performers Dietrich Kuhlbrodt. Er ist in zweiter Ehe verheiratet und lebt in Berlin und Palm Beach, Florida.

Regien und Projekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theaterrollen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kino[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rüdiger Kuhlbrodt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rüdiger Kuhlbrodt bei Crew United, abgerufen am 6. Februar 2024
  2. Mechthild Lange: Das ist ein verdammt harter Job... Jungschauspieler in Deutschland, in: Die Welt 7. Oktober 1967
  3. Bochum: Schauspieler in goldener Rüstung führte Protestmarsch an, in: Bild 9. November 1978
  4. Protest gegen Peymann: Schauspieler demonstrieren vor Arbeitsamt und Rathaus, in: Ruhr Nachrichten 9. November 1978
  5. Schauspieler demonstrieren: "Neue Besen, alte Besen - immer ist es so gewesen", in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung 9. November 1978
  6. "Zu wenig Städte spüren eine Verpflichtung". WAZ-Gespräch mit R. Kuhlbrodt, dem neuen Oberspielleiter des Westfälischen Landestheaters, in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung 12. Juli 1984
  7. Neuer Oberspielleiter setzt auf Ensemblebildung und Projekte. Rüdiger Kuhlbrodt unterschrieb Jahresvertrag, in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung 2. Juni 1984
  8. Reinhard Wengierek: God bless America. Deutsche Momente, in: Die Welt 13. September 2002
  9. H. Reitberger: "Ein Phönix zuviel" altert nicht. Christopher Frys Stück neuinszeniert im Torturmtheater Sommerhausen, in: Main-Post 9. März 1970
  10. Hintergründiger Witz aus England. Einakter von Saunders und Mortimer im Studio des Stadttheaters Würzburg, in: Main-Post 4. Mai 1970
  11. Max Schmidt: Buschum oder nicht Buschum? René Obaldias Einakter "Seeluft" in Luigi Malipieros "Mitternachtsbühne", in: Main-Post 5. August 1971
  12. Annemarie Fölske: Das zermürbende Nachspiel. "Aus Mangel an Beweisen" im Zimmertheater, in: Münstersche Zeitung 24. Mai 1973
  13. Achim Kuhlmann: Ohne jede theatralische Feierlichkeit. Lyrikabend im Innenhof der Städtischen Bühnen Münster erschloss neue Möglichkeiten, in: Westfälische Nachrichten 13. Juli 1974
  14. Von Schlagern bleibt oft nur ein Satz. Fünf Sekunden zum Thema "Wagner und Faschismus". Kollektiver Regiestil bei WLT-Inszenierung, in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung 10. Dezember 1983
  15. Schauspielrevue "Jeder stirbt für sich allein" am WLT: Die Schrecken des Dritten Reiches im Krimicharakter, in: Ruhr Nachrichten10.12.1983
  16. Gabi Specks: Ernst-Fälle. Westfälisches Landestheater in der "Werkstatt", in: Rheinische Post 20. September 1984
  17. Thomas Wiltberger: "Danton": Verständnisprobleme und ein überragender Hauptdarsteller, in: Ruhr Nachrichten 8. Oktober 1984
  18. Klaus Witzeling: Sauras Film wurde zum Bühnendebakel, in: Hamburger Morgenpost 19. Juli 1988
  19. Alfred Hermsdörfer: "Nackte Haut ist auch ein Kostüm". Immer mehr Theaterregisseure bringen ihre Schauspieler hüllenlos auf die Bühne - alles für die Kunst?, in: Bild am Sonntag 7. Mai 1989
  20. Klaus Witzeling: Sieben Typen im Spiel von Liebe und Sehnsucht, in: Hamburger Morgenpost 14. März 1990
  21. Michaela Schlangenwert: David Sutherland zeigt ein Handlungsballett - Die Campanini und der Alte Fritz in: Berliner Zeitung 2. Februar 1999
  22. Ernst Schumacher: Zur Uraufführung von Hochhuths "Hitlers Dr. Faust" in: Berliner Zeitung 23.10.01
  23. Andres Müry: Der gepamperte Maestro in: Der Tagesspiegel, vom 12. November 2008
  24. Reinhard Kriechbaum: Parodien zuhauf in: nachtkritik.de, vom 7. November 2008