RGAV – Dienstgemeinschaft für Verkündigung und Seelsorge
Die RGAV – Dienstgemeinschaft für Verkündigung und Seelsorge e.V. war bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2023 ein in Deutschland tätiges Hauptamtlichen-Netzwerk für den geistlichen Dienst. In der RGAV waren Hauptamtliche vernetzt, die vor allem in Landeskirchlichen Gemeinschaften, innerkirchlichen Werken und Kirchengemeinden in Deutschland arbeiteten. Die Buchstaben RGAV standen für ReichGottesArbeiterVereinigung. Unter diesem Namen wurde die Vereinigung 1903 gegründet. Sitz des gemeinnützigen Vereins war Denkendorf / Landkreis Esslingen. In seiner Mitgliederversammlung vom 24. April 2023 wurde der Verein zum 31. Dezember 2023 aufgelöst. Mit dieser Auflösung endet auch die Herausgabe des Vereinsorganes „Akzente“.
Ziele und Grundlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die RGAV stand:
- für persönliche Begegnungen auf Augenhöhe: Die Mitglieder pflegten ein unhierarchisches, überverbandliches und geschwisterliches Miteinander.
- für inspirierende Vertiefungen des geistlichen Lebens: Die Mitglieder gaben Raum für die persönliche Spiritualität und für eine seelsorgerliche Gemeinschaft.
- für einen weiten Horizont: Die Mitglieder verstanden ihren begrenzten Dienst im Kontext des weltweiten Reiches Gottes.
- für Hilfen zur Erweiterung der beruflichen Kompetenz: Den Mitgliedern wurden förderliche Anstöße für die theologische Reflexion und für Verkündigung und Seelsorge gegeben.
- für vielfältige Brückenfunktionen: Durch die RGAV wurden die Verbindungen zu Gemeinschaftsverbänden und Ausbildungsstätten, zwischen den Generationen und zwischen Ost-West intensiviert.
- für Hilfen als berufsständige Vereinigung: Die RGAV erreichte z. B. günstige Versicherungskonditionen für ihre Mitglieder und behielt auch ihre Ruheständler und Predigerwitwen im Blick.
Weitere Zwecke des Vereins waren unter anderem:
- Die Herausgabe der biblisch-theologischen Zeitschrift Akzente für Theologie und Dienst (früher Der Reichgottesarbeiter)
- Die Vermittlung in Konfliktfällen zwischen Mitgliedern und ihrer jeweiligen Dienststelle.
Grundlage des Vereins war die Heilige Schrift Alten und Neuen Testamentes. Die Vereinigung wusste sich den reformatorischen Bekenntnissen und den Anliegen des Pietismus verpflichtet. Die RGAV war Mitglied im Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband mit Sitz in Kassel.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die „Einigung der Reichgottesarbeiter in Deutschland“ war das Ziel der Einladenden zur ersten Zusammenkunft der RGAV am 27./28. Oktober 1903 in Kassel. Durch die 76 anwesenden Hauptamtlichen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands, verschiedenen Ausbildungsstätten und Verbänden der Gemeinschaftsarbeit, wurde eine Satzung beschlossen, der Verein gegründet und August Dallmeyer (Kassel) zum Vorsitzenden gewählt.
Am 1. Januar 1904 wurde die erste Nummer des publizistischen Vereinsorgans „Der Reichgottesarbeiter“ herausgegeben. Von 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Herausgabe verboten. Ab Januar 1953 erschien sie wieder als Zweimonatszeitschrift.
Im April 1904 wurde zur ersten „Hauptkonferenz“ der RGAV eingeladen.
Die Trennung Deutschlands in zwei Staaten als Folge des Dritten Reiches führte dazu, dass die Reichgottesarbeiter-Vereinigung nicht mehr als Einheit geführt werden konnte. So bildeten sich zwei Bruderschaften mit gleichem Zweck und Auftrag: Die Prediger-Bruderschaft-Ost mit eigenen „Brudertagen“ und einer „Bruderwoche“, und die RGAV-West mit der jährlichen Hauptkonferenz und den Bezirkskonferenzen.
Das Zerbrechen des Ostblocks machte es möglich, dass sich die Reichgottesarbeiter-Vereinigung wieder zu einer Bruderschaft zusammenschließen konnte. Bei der Hauptkonferenz 1991 in Bischofsheim erarbeiteten Vertreter aus Ost und West eine neue Satzung und beschlossen den Zusammenschluss.
1998 erfolgte die Umbenennung der Vereinszeitschrift „Der Reichsgottesarbeiter“ in „Akzente für Theologie und Dienst“.
Auch die Vereinigung selbst änderte im Jahr 2004 ihren Namen in „RGAV - Dienstgemeinschaft für Verkündigung und Seelsorge e.V.“.
Von Anfang an bildeten sich in den verschiedenen Bereichen Deutschlands Bezirksverbände. Im Jahr 2004 war die RGAV in 12 Bezirksverbänden in den Regionen der jeweiligen Bundesländer tätig. Bezirkskonferenzen und die Hauptkonferenz waren Orte der Begegnung und der theologischen Weiterbildung. Nach und nach reduzierten sich die Bezirksarbeiten und der letzte aktive Bezirksverband Sachsen stellte seine Arbeit 2019 ein.
2023 wurde der Verein aufgelöst, da die im Vorstand vereinbarten Schwellenwerte der Mitgliederzahlen von Mitarbeitern im aktiven Dienst deutlich unterschritten wurden. Die RGAV hatte zuletzt rund 270 Mitglieder, von denen 70 nicht im Ruhestandsalter waren.[1]
Vereinsstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Organe des Vereins waren der ehrenamtliche Vorstand und die Mitgliederversammlung.
Vorsitzende der RGAV waren:
1903 - 1934 August Dallmeyer
1935 - 1953 Paul Wißwede
1954 - 1955 Ernst de Groote
1956 - 1971 Heinrich Uloth
1972 - 1997 Karl-Heinrich Bender
1997 - 2011 Lutz Behrens
2011 - 2023 Dietmar Kamlah
„Bruderältester“ der Predigerbruderschaft in der DDR waren:
1952 - 1964 Max Glaß
1964 - 1969 Emil Krysmanski
1969 - 1985 Johannes Metzler
1985 - 1991 Erich Pentzek
Geschäftsführer der RGAV waren:
1903 - Heinrich Dallmeyer (Kassierer)
1946 - 1964 Hermann Schöpwinkel
1964 - 1994 Wilhelm Kunz
1994 - 1997 Eberhard Schubert
1997 - 2009 Karl-Heinz Schlittenhardt
2009 - 2023 Johannes Ott
Redaktionsleiter des „Der Reichgottesarbeiter“ bzw. der „Akzente für Theologie und Dienst“ waren:
1939 - 1940 Johannes Dohmann
1941 - 1959 Hermann Schöpwinkel
1959 - 1972 Paul Schwidurski
1972 - 1977 Siegfried Hoffmann
1977 - 2003 Siegfried Kunze
2003 - 2008 Matthias Dreßler
2008 - 2014 Traugott Kögler
2015 - 2023 Christoph Reumann
Periodika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Theologische Fachzeitschrift „Der Reichgottesarbeiter“ / „Akzente für Theologie und Dienst“
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Nach 120 Jahren: Hauptamtlichen-Vereinigung RGAV löst sich auf, idea.de, Meldung vom 5. Mai 2023.
Koordinaten: 49° 27′ 36,4″ N, 11° 5′ 18,6″ O
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