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Radiometrie

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Radiometrie ist die Wissenschaft und Technik der Messung von Strahlung. Dazu zählen die elektromagnetische Strahlung, insbesondere die optische Strahlung[1], sowie historisch auch die ionisierende Strahlung (α, β und γ). Ihre Anwendungen finden sich in Bereichen wie Physik, Astronomie, Geophysik und Radiogeologie.[2] Die Radiometrie misst die Intensität von Strahlung, während die Spektroskopie die spektrale Verteilung von Strahlung analysiert.

Heutzutage versteht man unter Radiometrie vor allem die Messung optischer oder nichtionisierender Strahlung.[3][4] Im Zusammenhang mit der Radioaktivität spricht man von der Messung von Kernstrahlung oder Kernstrahlungsmessung.

Es existieren viele weitere Spezialgebiete, z. B. die Mikrowellenradiometrie[5], Giga- oder Terahertzradiometrie, Schwarzer Strahler-Radiometrie usw. Radiometrie ist nicht mit Radiologie oder Radiographie zu verwechseln.

Die Radiometrie ist mit der Photometrie („Messung des sichtbaren Lichts“) verwandt und stellt die Erweiterung in die Messbereiche des Infraroten und Ultravioletten dar.[6] Im Gegensatz zur Photometrie, die optische Größen behandelt, die sich an der Empfindlichkeit des menschlichen Auges orientieren, zielt die Radiometrie auf die Messung der Leistung (Energie pro Zeitspanne), die eine Lichtquelle abgibt oder auf eine gegebene Oberfläche trifft. Dementsprechend basieren die Einheiten sämtlicher elektromagnetischer radiometrischer Größen auf der Einheit Watt (W).

Die quantitative Messung von Strahlungsintensitäten erfolgt mit verschiedenen Arten von Detektoren. Sie wandeln einen Teil der Strahlung in Wärme oder ein elektrisches Signal um, woraus unter anderem auf die Art der strahlenden Oberfläche und ihre Temperatur geschlossen werden kann. Als Vergleich dient oft der theoretisch ideale „schwarze Strahler“ und die für diesen geltenden Strahlungsgesetze.

Radiometrische Größen

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Um die Eigenschaften von Strahlungsquelle, Empfänger und bestrahltem Material beschreiben zu können, hat man radiometrische Größen definiert. Ihnen entsprechen für sichtbares Licht jeweils photometrische Größen, die die spektrale Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges berücksichtigen.

radiometrische Größe Symbol a) SI-Einheit Beschreibung photometrische Entsprechung b) Symbol SI-Einheit
Strahlungs­fluss
Strahlungs­leistung, radiant flux, radiant power
W
(Watt)
Strahlungsenergie durch Zeit Lichtstrom
luminous flux
lm
(Lumen)
Strahl­stärke
Strahlungs­stärke, radiant intensity
W/sr Strahlungsfluss durch Raumwinkel Lichtstärke
luminous intensity
cd = lm/sr
(Candela)
Bestrahlungs­stärke
irradiance
W/m2 Strahlungsfluss durch Empfänger­fläche Beleuchtungs­stärke
illuminance
lx = lm/m2
(Lux)
Spezifische Ausstrahlung
Ausstrahlungs­strom­dichte, radiant exitance
W/m2 Strahlungsfluss durch Sender­fläche Spezifische Lichtausstrahlung
luminous exitance
lm/m2
Strahldichte
Strahlungsdichte, Radianz, radiance
W/(m2sr) Strahlstärke durch effektive Senderfläche Leuchtdichte
luminance
cd/m2
Strahlungs­energie
Strahlungsmenge, radiant energy
J
(Joule)
durch Strahlung übertragene Energie Lichtmenge
luminous energy
lm·s
Bestrahlung
Einstrahlung, radiant exposure
J/m2 Strahlungsenergie durch Empfänger­fläche Belichtung
luminous exposure
lx·s
Strahlungs­ausbeute
radiant efficiency
1 Strahlungsfluss durch auf­ge­nom­mene (meist elek­trische) Leistung Lichtausbeute
(overall) luminous efficacy
lm/W
a) 
Der Index „e“ dient zur Abgrenzung von den photo­metrischen Größen. Er kann weggelassen werden.
b) 
Die photometrischen Größen sind die radiometrischen Größen, gewichtet mit dem photo­metrischen Strahlungs­äquivalent K, das die Empfindlich­keit des menschlichen Auges angibt.

Strahlungsmesstechnik

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Von den oben genannten optischen Größen werden hauptsächlich Strahlungsfluss, Bestrahlungsstärke und Strahldichte gemessen. Detektoren zur physikalischen Messung der Bestrahlungsstärke heißen Radiometer. Ein Radiometer besteht aus der Eingangsoptik (beziehungsweise der Messöffnung/Antenne), dem spektralen Filter, dem eigentlichen Sensor, der zugehörigen Elektronik und dem Anzeigegerät beziehungsweise Display.

Eine Vielzahl von Strahlungsdetektoren existieren zur Messung elektromagnetischer Strahlung.

Informationen zu Messgeräten für radioaktive Strahlung siehe dort und die Literaturangaben zur Kernstrahlungsmesstechnik.

Gamma-Radiometrie

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Die Gamma-Radiometrie oder genauer die Radiometrische Datierung von Gammastrahlung ist in der Geophysik und anderen Geowissenschaften eine wichtige Methode zur Bestimmung von Gesteinen und ihrem Stoffgehalt. Grundlage ist die Radioaktivität der in ihnen enthaltenen Nuklide, also ihre spontane Umwandlung in andere chemische Elemente. Die bei Zerfallsprozessen entstehende hochenergetische Gamma-Strahlung hat für jedes Nuklid eine typische Energieverteilung, das sog. Gammaspektrum. Die quantitative Analyse der natürlichen Isotope (vor allem Uran, Thorium, Kalium-40 und Kohlenstoff-14) erlaubt eine Charakterisierung der Gesteine.

Mit der Gammaspektroskopie kann man dagegen die Zusammensetzung von Proben analysieren.

Kernstrahlungsmesstechnik

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  • W. I. Baranow: Radiometrie. Teubner, Leipzig 1959.
  • V. Kment, A. Kuhn: Technik des Messens radioaktiver Strahlung (= Technisch-Physikalische Monographien. Band 11). Akademische Verlagsgesellschaft, Berlin 1963.
  • Knut Bächmann: Messung radioaktiver Nuklide (= Kernchemie in Einzeldarstellungen. Band 2). Verlag Chemie, Weinheim 1970.
  • Glenn F. Knoll: Radiation Detection and Measurement. 4. Auflage. John Wiley, Hoboken, NJ 2010, ISBN 978-0-470-13148-0 (archive.org).
  • Hanno Krieger: Strahlungsmessung und Dosimetrie. Vieweg+Teubner, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8348-1546-0, doi:10.1007/978-3-8348-8128-1.

Optische Radiometrie

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Commons: Radiometry – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ekbert Hering, Gert Schönfelder: Radio- und fotometrische Größen. In: Sensoren in Wissenschaft und Technik. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2023, ISBN 978-3-658-39490-5, S. 539–560, doi:10.1007/978-3-658-39491-2_8 (springer.com [abgerufen am 30. Oktober 2025]).
  2. Christian Oelsner, Heinz Schubert: Radiometrie. In: Geophysik. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 1997, ISBN 978-3-662-07724-5, S. 725–747, doi:10.1007/978-3-662-07723-8_9 (springer.com [abgerufen am 30. Oktober 2025]).
  3. James H. Shirley: Radiometry. In: Encyclopedia of Planetary Science. Kluwer Academic Publishers, Dordrecht 1997, ISBN 978-0-412-06951-2, S. 682–683, doi:10.1007/1-4020-4520-4_336 (englisch, springer.com [abgerufen am 30. Oktober 2025]).
  4. Michael Bukshtab: Photometry, Radiometry, and Measurements of Optical Losses (= Springer Series in Optical Sciences. Band 209). Springer Singapore, Singapore 2019, ISBN 978-981-10-7744-9, doi:10.1007/978-981-10-7745-6 (englisch).
  5. Hirohiko Masunaga: Microwave Radiometry. In: Satellite Measurements of Clouds and Precipitation: Theoretical Basis. Springer Nature, Singapore 2022, ISBN 978-981-19-2243-5, S. 193–223, doi:10.1007/978-981-19-2243-5_9 (englisch).
  6. Ekbert Hering, Gert Schönfelder: Radio- und fotometrische Größen. In: Sensoren in Wissenschaft und Technik. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8348-0169-2, S. 441–460, doi:10.1007/978-3-8348-8635-4_8 (springer.com [abgerufen am 30. Oktober 2025]).