Rainer Müller (Orgelbauer)

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Rainer Müller (* 1961 in Traben-Trarbach) ist ein deutscher Orgelbaumeister. Er ist Gründer und Leiter einer Orgelbauwerkstatt in Merxheim (Rheinland-Pfalz).

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rainer Müller erlernte den Orgelbau bei Claudius Winterhalter in Oberharmersbach und arbeitete anschließend bei Hugo Mayer Orgelbau in Heusweiler und Georges Heintz in Schiltach. Die Wanderjahre führten ihn als Gesellen zu Gustav Cartellieri in Wittlich, zu Winterhalter und zu Johannes Klais Orgelbau in Bonn. 1992 legte er die Meisterprüfung in Ludwigsburg ab. Im März 1993 erfolgte die Firmengründung in Merxheim.[1]

Die Orgelbauwerkstatt ist den klassischen Prinzipien des Orgelbaus verpflichtet, ohne sich auf eine bestimmte Stilperiode festzulegen. Einen Schwerpunkt bildet die Restaurierung und Rekonstruktion historischer Instrumente. Die Werkstatt ist durch konsequente Restaurierung von Orgeln der Orgelbauerfamilie Stumm hervorgetreten,[1] hat aber auch zwei Werke des Orgelbauers Johann Christoph Kohlhaaß aus den 1760er Jahren und etliche Orgeln des 19. und 20. Jahrhunderts restauriert.

Orgelneubauten werden mit mechanischen Schleifladen in traditioneller Handwerkstechnik ausgeführt. Sie haben verspundete Kanzellen mit herausnehmbaren Ventilen. Die Spieltraktur wird aus heimischen Hölzern und Messing gefertigt, die Registermechanik aus eichernen Schwertern und Drehbäumen mit eisernen Achsen in Holzlagern. Rainer Müller konzentriert sich neben der Betriebsleitung und Planung der Projekte auf den Bereich der Intonation. Er ist geprüfter Restaurator im Orgel- und Harmoniumbau und beschäftigt sechs Mitarbeiter (Stand 2023).[2]

Werkliste (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand und zu Besonderheiten sowie Links mit weiterführender Information.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1998 Ludweiler Hugenottenkirche
II/P 22 Neubau unter Einbeziehung der erhaltenen Teile der Stumm-Orgel (1857)[3]
1996–1999 Grumbach Ev. Kirche I/P 10 Restaurierung der Stumm-Orgel (1863)
2000 Herrstein Schlosskirche
I/P 15 Restaurierung und Rekonstruktion der Stumm-Orgel (1772);[4]
2001 Dill (Gemeinde) Ev. Kirche
I/P 7 Neues Gehäuse für die Orgel von Oberlinger (1960er) und Umsetzung[5]
2001 Idar-Oberstein Felsenkirche II/P 21 Neubau im erhaltenen Gehäuse von Johann Nikolaus und Joh. Philipp Stumm (1756)[6]
2002 Rheinböllen Ev. Kirche II/P 22 Neubau im Gehäuse von Walcker (1919)
2002 Kell am See St. Bartholomäus II/P 20 Restaurierung der Orgel von Orgelbau Friedrich Weigle (1912)
2002–2003 Baumholder Ev. Kirche I/P 11 Umsetzung der Stumm-Orgel (1834) aus Schweinschied und Restaurierung nach dem Originalentwurf, Neubau des Prospektes im Stummschen Stil mit Zusatzeinbau einer Kalkanten-Anlage (für unterschiedlichen Winddruck)[7]
2003–2005 Bad Sobernheim St. Matthias
II/P 25 Restaurierung und Rekonstruktion der Stumm-Orgel (1739–1740); 20 Register von Stumm ganz oder teilweise erhalten[8]
2005–2006 Steeg Ev. St. Anna-Kirche
II/P 23 Restaurierung und Rekonstruktion der Stumm-Orgel (1802) im originalen „Cornett-Ton“[9]
2006 Morbach Erlöserkirche I 8 Neubau einer transportablen Interimsorgel mit geteilten Registern
2006–2007 Trier Welschnonnenkirche I/p 11 Restaurierung und Rekonstruktion der Stumm-Orgel (1757)[10]
2007–2009 Simmern/Hunsrück Stephanskirche
II/P 27 Restaurierung und Rekonstruktion der Orgel von Johann Philipp und Johann Heinrich Stumm (1776–1782); weitgehend erhalten[11]
2008–2009 Rhaunen St. Martin
II/P 13 Restaurierung der Stumm-Orgel (1893)
2008–2010 Trarbach Ev. Kirche II/P 22 Restaurierung der Stumm-Orgel (1748–1750)[12]
2011 Wörrstadt Laurentiuskirche II/P 30 Reinigung und Nachintonation der Stumm-Orgel (1759); großer Teil von Stumm erhalten[13]
2011–2012 Großwinternheim St. Johannes Evangelist II/P 26 Restaurierung und Erweiterung der Orgel von Johann Christoph Kohlhaaß (1769, I/P/16)
2012 Schloss Diersfordt Schlosskirche I/P 13 Neubau im klassizistischen Stil im Gehäuse von Willi Peter (1957) mit Ornamenten der Vorgängerorgel
2013 Achtelsbach Ev. Kirche I/P 12 Neubau im süddeutsch-barocken Stil
2013–2014 Gau-Bickelheim St. Martin II/P 19 Restaurierung der Orgel von Bernhard Dreymann (1852)
2014–2015 Ober-Saulheim Ev. Kirche I/P 14 Restaurierung der Orgel von Johann Christoph Kohlhaaß (1765)
2015–2016 Offenheim Ev. Kirche I/P 13 Restaurierung der Orgel von Friedrich Carl Stumm (1806)[14]
2017–2019 Strinz-Margarethä Ev. Kirche I/P 13 Restaurierung der Orgel von Johann Jakob Dahm (um 1710)
2019–2020 Wolfersweiler Ev. Kirche
I/P 14 Restaurierung und Rekonstruktion der Stumm-Orgel (1834)[15]
2020–2022 Trittenheim St. Clemens II/P 24 Restaurierung der Orgel von Franz Heinrich und Carl Stumm (1840);[16] in den 1960er unspielbar, Pfeifenwerk und Mechanik ausgelagert

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 6). Band 1: Mainz und Vororte – Rheinhessen – Worms und Vororte. Schott, Mainz 1967, ISBN 3-7957-1306-4.
  • Franz Bösken, Hermann Fischer, Matthias Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 40). Band 4: Regierungsbezirke Koblenz und Trier, Kreise Altenkirchen und Neuwied. Schott, Mainz 2005, ISBN 978-3-7957-1342-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Josef Still: Orgelgeschichte der Welschnonnenkirche Trier. In: Trierer Orgelpunkt. S. 38–43, hier: S. 43.
  2. Homepage: Team, abgerufen am 4. Januar 2023.
  3. Orgel in Ludweiler, abgerufen am 4. Januar 2023.
  4. Bösken, Fischer, Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4. 2005, S. 397.
  5. Orgel in Dill, abgerufen am 4. Januar 2023.
  6. Orgel in Idar-Oberstein, abgerufen am 4. Januar 2023.
  7. Elisabeth Jost: Orgel in Baumholder, abgerufen am 4. Januar 2023.
  8. Bösken, Fischer, Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4. 2005, S. 980 f.
  9. Orgel in Steeg, abgerufen am 4. Januar 2023.
  10. Orgel in Trier, abgerufen am 4. Januar 2023.
  11. Bösken, Fischer, Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4. 2005, S. 972 f.
  12. Bösken, Fischer, Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4. 2005, S. 1018–1020.
  13. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1. 1967, S. 464 f.
  14. Orgel in Offenheim, abgerufen am 4. Januar 2023.
  15. Orgel in Wolfersweiler, abgerufen am 4. Januar 2023.
  16. Bösken, Fischer, Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4. 2005, S. 1153.