Rainer W. Bussmann

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Rainer W. Bussmann, 2020

Rainer W. Bussmann (* 30. Mai 1967 in Leutkirch) ist ein deutscher Botaniker und Vegetationsökologe mit den Schwerpunkten Ethnobotanik und Ethnobiologie, essbare Wildpflanzen, wilde Nutzpflanzenverwandte, Klimawandel, gastronomische Botanik und Bewahrung traditionellen Wissens in den Anden, im Kaukasus und im Himalaya.[1] Er hat an der Universität Bayreuth, der University of Hawaii,[2] der University of Texas, und am Missouri Botanical Garden gearbeitet. Jetzt hält er eine Professur in Ethnobotanik an der Staatlichen Ilia-Universität und ist Leiter des Referats Botanik am Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe[3]. Er hat mehrere internationale Nicht-Regierungsorganisationen gegründet, darunter Nature and Culture International, Saving Knowledge und Ethnomont.

Wissenschaftliche Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bussmann promovierte an der Universität Bayreuth. Sein Dissertationsthema war The forests of Mount Kenya (Kenya). Von 1994 bis 2002 arbeitete Bussmann als Post Doc an der Universität Bayreuth, wo er die ökologische Forschung in den Bergwäldern Kenias und Äthiopiens aufbaute und war wissenschaftlicher Koordinator des DFG-Programms DFG-Programms Funktionalität im tropischen Bergregenwald: Vielfalt, Dynamic Processes and Utility Potentials under Ecosystem Perspectives,[4][5][6] das in der deutschen Dokumentationsreihe „Humboldts Erben“ gezeigt wurde[7]. Gleichzeitig leitete er Untersuchungen der Vegetation in den Wäldern Ostafrikas, einschließlich der Einrichtung des Botanischen Gartens der Maseno-Universität.[7] Er war auch Gründungsteilnehmer des Global Mountain Biodiversity Assessment (GMBA).

Von 2003 bis 2006 ging er als wissenschaftlicher Direktor des Harold L. Lyon Arboretum und als Associate Professor für Botanik an die Universität von Hawaii (Manoa),[8][9] wo er seine Forschung im Rahmen des Programms auf die Ökologie von Nebelwäldern und Heilpflanzen im Norden Perus im Rahmen des Minority Health Research Training (MHIRT) des National Institute of Health konzentrierte. Von 2006 bis 2007 war er Gastprofessor am Department of Geography der University of Texas (Austin).

2007 wurde er zum Direktor des William L. Brown Center und zum William L. Brown Curator of Economic Botany am Missouri Botanical Garden ernannt.[10][11] Im Laufe des nächsten Jahrzehnts verwandelte Bussmann das Zentrum in eine internationale Forschungseinheit mit Projekten auf fünf Kontinenten, die von der traditionellen Ethnobotanik und Ethnopharmakologie über die Regenerations- und Pflanzenökologie bis hin zu den Auswirkungen des Klimawandels, den Rechten des geistigen Eigentums und der Anwendung des „Nagoya-Protokolls“ zum Zugang zu genetischen Ressourcen und fairer und gerechter Teilung der Vorteile, die sich aus ihrer Nutzung ergeben, konzentrierte.

2017 verließ er den Missouri Botanical Garden, um eine neue Abteilung für Ethnobotanik am Institute of Botany and Bakuriani Alpine Botanical Garden (BABG) an der Ilia State University, Georgien (Kaukasus) zu gründen.[12]

Sein standardmäßiges botanisches Autorenkürzel ist Bussmann, und er hat eine Vielzahl von Pflanzenarten wissenschaftlich beschrieben.[13]

Bussmann ist im archäologischen und pharmakologischen Bereich für die Identifizierung eines Moche-Halluzinogens, des „Ulluchu“,[14] anerkannt, das in vielen Gräbern und in Keramik und Gemälden der Kultur in Nordperu, gefunden wurde.

Im Rahmen ihrer Forschung widmet Bussmanns Gruppe den Rechten indigener Völker besondere Aufmerksamkeit und unterstützt sie bei ihrem Handeln, das die Auswirkungen des globalen Wandels erzeugt. Im „Chácobo Ethnobotanical Project“ zeigten sie, wie in ethnobotanischen Methoden geschulte indigene Forscher eine Studie auf dem gleichen Niveau wie Universitätswissenschaftler durchführen können. Alle Projektergebnisse und Übersetzungen früherer Arbeiten wurden an den Stamm geliefert, und lokale Forscher waren als Co-Autoren an allen Veröffentlichungen beteiligt.[15]

Bussmann ist Chefredakteur von Ethnobotany Research and Applications, stellvertretender Herausgeber des Journal of Ethnobiology and Ethnomedicine, Mitherausgeber von Ethnobiology and Conservation, akademischer Herausgeber von PLOS ONE, Herausgeber von Ethnobotany-Themen für das Nordic Journal of Botany und Mitglied der Redaktionen von Antibiotics, Life, Indian Journal of Traditional Knowledge, Pleione und Nelumbo.

Bussmann war Präsident und Vorstandsmitglied der Society for Economic Botany (2008–2020), und Vorstandsmitglied der International Society for Ethnopharmacology (2010–2014), Society of Ethnobiology (2008–2011), Botanical Society of America (2008–2011), International Society of Ethnobiology (2008–2010), und ist Mitglied in der Association for the Taxonomic Study of the Flora of Africa, Bayerische Botanische Gesellschaft, East Africa Natural History Society, International Society for Ethnobiology, International Society for Ethnopharmacology, Society for Economic Botany und Society for Ethnobiology. Neben seiner akademischen Tätigkeit hat Bussmann mehrere internationale Nichtregierungsorganisationen in den Bereichen Biodiversitätserhaltung/Naturschutz und traditionelles Wissen mit gegründet, darunter Nature and Culture International, Saving Knowledge und Etnomont. Er war in der deutschen Fernsehdokumentation „Secret World of Herbs“[16] zu sehen.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Society for Ethnopharmacology-India (SFE-India) Outstanding International Ethnopharmacologist Award – 2022.[17]
  • Ilia Chavchavadze Medal for Scientific Excellence 2021. Die Ilia Chavchavadze Medaille wird seit 2017 für herausragende Leistungen in der Wissenschaft verliehen.[18]
  • James Duke Award des American Botanical Council 2012 für die Publikation „Medicinal Plants and the Legacy of Richard E. Schultes“.[19]
  • Zwei Pflanzenarten wurden nach Bussmann benannt:. Poa bussmannii H. Scholz[20] aus der Türkei, und Gentianella bussmannii J.S. Pringle,[21] aus den peruanischen Anden.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bussmann ist Autor von fast 330 begutachteten Artikeln, mehr als 1.200 Buchkapiteln und Autor/Herausgeber von 38 Büchern.[22][1][23] Laut Plos Biology ist er einer der meistzitierten Ethnobotaniker und gilt als einer der einflussreichsten Wissenschaftler weltweit. Derzeit ist er Chefredakteur der von Springer Nature herausgegebenen Buchreihe „Ethnobotany of Mountain Regions“.[24]

Bücher
  • The forests of Mount Kenya (Kenya) – Vegetation, Ecology, Destruction and Management of a tropical mountain forest ecosystem. Dissertation Universität Bayreuth, 1994.
  • mit E. Bejár, C. Roa, D. Sharon: Medicinal Herbs of Southern Ecuador – Hierbas Medicinales del Sur Ecuatoriano. Latino Herbal Press, San Diego 2001.
  • mit D. Sharon: Plants of longevity - The medicinal flora of Vilcabamba. Plantas de longevidad - La flora medicinal de Vilcabamba. Arogya, Honolulu 2001, ISBN 978-0-9789962-2-2.
  • mit D. Sharon: Plants of the four winds - The magic and medicinal flora of Peru. Plantas de los cuatro vientos - La flora mágica y medicinal del Perú. Arogya, Honolulu 2007, ISBN 978-0-9789962-3-9.
  • mit D. Sharon: Medicinal plants of the Andes and the Amazon – The magic and medicinal flora of Northern Peru. William L. Brown Center, MBG, St. Louis 2015, ISBN 978-0-9960231-2-2.
  • mit D. Sharon: Plantas medicinales de los Andes y la Amazonía – La flora mágica y medicinal del Norte de Peru. William L. Brown Center, MBG, St. Louis 2015, ISBN 978-0-9960231-3-9.
als Herausgeber

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rainer W. Bussmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Rainer W. Bussmann. ORCID, abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  2. UH Manoa botanist Rainer Bussmann to participate in $1.78 million research and conservation grant. University of Hawaiʻi at Mānoa, 6. Juli 2005, abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  3. Weltweit bekannter Forscher kommt ans Naturkundemuseum Karlsruhe. 28. Oktober 2022, abgerufen am 6. November 2022.
  4. DFG-Forschergruppen 402 und 816 Tropischer Bergregenwald Research Units Tropical Mountain Forest. 20. März 2007, abgerufen am 22. April 2022.
  5. Peter Prestel, Martin Kunz: Fruchtbares Geheimnis. Focus Online, 13. November 2013, abgerufen am 22. April 2022.
  6. Esther Schwarz-Weig: Mitglieder der DFG-Forschergruppe 402 "Tropischer Bergregenwald". DFG-Forschergruppe "Funktionalität in einem tropischen Bergregenwald Südecuadors: Diversität, dynamische Prozesse und Nutzungspotentiale unter ökosystemaren Gesichtspunkten", 6. Februar 2008, abgerufen am 22. April 2022 (deutsch, englisch, spanisch).
  7. a b Subproject E12. In: Biota Africa. Leibniz Institute for the Analysis of Biodiversity Change / ZFMK, abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  8. 2008–2009 Catalog. University of Hawaiʻi at Mānoa, abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  9. Shawn "Speedy" Lopes: Exploring kava’s mystery. In: Honolulu Star-Bulletin. 3. Oktober 2003, abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  10. Qn_2007_4.indd. In: Sedative Dosing Pdf. Abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  11. Diana Barr: Rainer Bussmann • Missouri Botanical Garden. In: St. Louis Business Journal. 24. Februar 2008, abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  12. Department of Ethnobotany, Institute of Botany Ilia State University. Abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  13. Bussmann. Suchergebnisse. In: International Plant Names Index. Abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  14. Rainer W. Bussmann, Douglas Sharon: Naming a phantom – the quest to find the identity of Ulluchu, an unidentified ceremonial plant of the Moche culture in Northern Peru. In: Journal of Ethnobiology and Ethnomedicine. Band 5, Nr. 1, 31. März 2009, ISSN 1746-4269, S. 8, doi:10.1186/1746-4269-5-8, PMID 19335907, PMC 2670266 (freier Volltext) – (englisch).
  15. Narel Y. Paniagua-Zambrana, Rainer W. Bussmann, Robbie E. Hart, Araceli L. Moya-Huanca, Gere Ortiz-Soria: Who should conduct ethnobotanical studies? Effects of different interviewers in the case of the Chácobo Ethnobotany project, Beni, Bolivia. In: Journal of Ethnobiology and Ethnomedicine. Band 14, Nr. 1, 26. Januar 2018, ISSN 1746-4269, S. 9, doi:10.1186/s13002-018-0210-2, PMID 29373988, PMC 5787299 (freier Volltext) – (englisch).
  16. Christian Sitefenhofer: Kräuterwelten in Südamerika. Filmquadrat.dok, 2016, abgerufen am 22. April 2022.
  17. Rainer W. Bussmann receives International Ethnopharmacologist of the Year Award. In: School of Natural Sciences and Medicine – Ilia State University. 2022, abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  18. Ilia Medal awarded to ISU Professors listed among the world’s top scientists. In: School of Natural Sciences and Medicine – Ilia State University. Abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  19. ABC Announces Recipients of James A. Duke Excellence in Botanical Literature Award - American Botanical Council. 21. Februar 2013, abgerufen am 22. April 2022.
  20. Poa bussmannii H.Scholz | Plants of the World Online | Kew Science. Abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  21. Gentianella bussmannii J.S.Pringle | Plants of the World Online | Kew Science. Abgerufen am 22. April 2022 (englisch).
  22. Rainer W. Bussmann. Abgerufen am 22. April 2022.
  23. John P. A. Ioannidis, Kevin W. Boyack, Jeroen Baas: Updated science-wide author databases of standardized citation indicators. In: PLoS Biology. Band 18, Nr. 10, 16. Oktober 2020, ISSN 1544-9173, S. e3000918, doi:10.1371/journal.pbio.3000918, PMID 33064726, PMC 7567353 (freier Volltext).
  24. a b Ethnobotany of Mountain Regions. Abgerufen am 22. April 2022 (englisch).