Rapunzel oder Der Zauber der Tränen

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Film
Titel Rapunzel oder der Zauber der Tränen
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1988
Länge 84 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen DEFA im Auftrag des Fernsehens der DDR
Stab
Regie Ursula Schmenger
Drehbuch Wolfgang Lindner
Musik Jürgen Wilbrandt
Kamera Siegfried Mogel
Schnitt Renate Bade
Besetzung

Rapunzel oder Der Zauber der Tränen ist ein von der DEFA hergestellter Märchenfilm der Regisseurin Ursula Schmenger aus dem Jahr 1988, der im Auftrag des Fernsehens der DDR realisiert wurde. Er ist die erste deutsche Filmproduktion des Märchens Rapunzel der Brüder Grimm.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rapunzel bewohnt einen einsamen, von Dornengewächsen umgebenen Turm im Wald. Rapunzel wird von einer bösen Zauberin bewacht, die sich als Rapunzels Mutter ausgibt. Sie hatte Rapunzel nach deren Geburt zu sich geholt und will sie niemals fortlassen. Nur durch die blonden Haare von Rapunzel, die durch das Berühren einer magischen Spindel wachsen, ist ihr es möglich, den Turm zu ersteigen und Rapunzel zu besuchen.

Obwohl die Dornen nach dem Einschlagen mit seinem Schwert immer wieder nachwachsen, verschafft sich ein Prinz eines Tages Zutritt, nachdem er Rapunzels lieblichen Gesang vernahm. Die Liebe wird, trotz des anfänglichen Misstrauens von Rapunzel, zwischen den beiden erweckt, woraufhin der Prinz Rapunzel aus ihrer Umklammerung durch die Zauberin befreien will.

Der König, der Vater des Prinzen, verfolgt die Verträumtheit seines Sohnes mit Argwohn und lässt ihm bei seinen einsamen Ritten durch den wilden Wald nachverfolgen, da er schon längst seine Verheiratung mit der reichen Prinzessin des benachbarten Königreichs geplant hat.

Bevor jedoch das Liebesgeheimnis des Prinzen dem König deutlich wird, kommt die eifersüchtige Zauberin der Sache zuvor. Da sie gesehen hat, wie der Prinz den Turm nach einem heimlichen Treffen hinabstieg, bestraft sie Rapunzel im Zorn mit Stummheit, schneidet ihr mithilfe eines Zaubers die Haare ab und lässt den Prinzen, der kurz danach noch einmal hochkommt, vom hohen Turm herabstürzen.

Der Prinz verliert dadurch sein Augenlicht und für Rapunzel wird der Turm endgültig zum Gefängnis, da der König das Fenster zumauern lässt, damit der Prinz sie vergisst. Mit Hilfe ihrer wundersamen Spindel kann sich Rapunzel jedoch befreien. Im Schloss wird nach dem Willen des hartherzigen Königs die längst beschlossene Hochzeit vorbereitet. Aus Furcht vor der Hässlichkeit der Prinzessin zwingt die Brautmutter eine bildschöne Magd an Stelle ihrer Tochter mit dem Prinzen zur Hochzeit in die Kirche zu gehen.

Diese Magd ist Rapunzel. Auf dem Weg zur Trauung spricht Rapunzel mit dem Kirchensteg, der Kirchentür und einer Halskette. Der blinde Prinz kann nicht sehen, dass an seiner Seite nicht die boshafte, hässliche Braut geht, sondern seine geliebte Rapunzel. Aber er hört die liebliche Stimme und auch, dass sie mit Gegenständen spricht. Als er die hässliche Prinzessin danach nach ihren Worten auf dem Weg fragt, erweist sich das als Verhängnis für die sowohl niederträchtige als auch hässliche Prinzessin.

Es wird offenbar, dass der Prinz mit einer anderen getraut wurde. Rapunzel erscheint, benetzt die Augen des Prinzen mit Tränen, dieser kann wieder sehen und die jung Vermählten können einem glücklichen Leben entgegeneilen. Die Zauberin, die ihre Eigensüchtigkeit am Ende einsieht, gibt den beiden ihren Segen und gibt ihnen sogar den Weg zu Rapunzels leiblichen Eltern. Schließlich verwandelt sie sich in einen Rosenstrauch.

Stoff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film entstand als ein Gefüge aus den Märchen Rapunzel und Jungfrau Maleen der Brüder Grimm. Beide Märchen kreisen um das Motiv des Turms.

Die oft im Märchen Jungfrau Maleen unverständlichen Probleme, die sich aus dem Motiv der wahren und der falschen Braut ergeben und eine irritierende Vergesslichkeit des Prinzen im Dunkel belassen, werden hier durch die Blindheit des Prinzen sehr gut erklärt.

Im Film gibt es einige Unterschiede zum Märchen Rapunzel, die sich nicht durch das Gefüge mit dem Märchen Jungfrau Maleen erklären lassen: Am Auffälligsten ist, dass der Anfang des Märchens komplett weggelassen wurde, in der Szene, in der die böse Zauberin hinter Rapunzels Geheimnis kommt, erläutert sie aber, wie sie zu Rapunzel als ihr Kind gekommen ist.

Darüber hinaus arbeitet der Film mit schönen Naturbildern des Waldes und emotional nachvollziehbaren Handlungszusammenhängen. Die Bildeinstellungen von Wald und Rapunzelturm inspirieren sich an Bildern von Caspar David Friedrich. Insbesondere die schauspielerische Leistung von Sylvia Wolff als Rapunzel ist hervorzuheben.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drehorte, Kulissenbau und Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die baulichen Ausführungen zum Film wurden von Erhardt Kaatz durchgeführt. Für die Waldszenen am Rapunzelturm wurde eine Waldlichtung in einem Mischwald bei Wiesenburg gewählt, auf der die Produktionsfirma unter Kaatz einen 12 m hohen Turm eigens für den Film errichten ließ.[2] Die Felsenschlucht wurde am Brocken gedreht, die Szenen am Hofe auf Schloss Reinhardsbrunn in Thüringen.[3] Die Hochzeitsszene fand in und um die Evangelische Kirche zu Mildenau statt. Die hier zu sehende Orgel ist ein Werk der Rochlitzer Firma Reinhard Schmeisser von 1951.

Im 1. Programm des Fernsehens der DDR wurde der aufwendig produzierte Film erstmals am 26. Dezember 1988 ausgestrahlt und erhielt ausgesprochen positive Resonanz. Nach der Wende kam der Film am 25. Dezember 1990 in der ARD ins Fernsehen.

Die DVD zum Film erschien erstmals am 19. September 2011 bei Icestorm Entertainment.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Derselbe lange, blonde Zopf, mit dem Rapunzel sowohl den Prinzen als auch die Zauberin in den Turm hob, wurde in einer weiteren Rapunzelverfilmung aus dem Jahr 2009 ein zweites Mal verwendet.[4]
  • Diese Rapunzelverfilmung ist nach dem Film Die Gänsehirtin am Brunnen (1979) die zweite Zusammenarbeit von Regisseurin Ursula Schmenger und Christine Schorn, die im Film die Rolle der Zauberin übernahm.
  • Sylvia Wolff, die die Titelrolle mimte, beendete 1997 ihre Schauspielkarriere. Dieser Märchenfilm blieb bis heute ihre einzige Leinwanddarbietung.

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die SUPERillu würdigte die dramaturgische Umsetzung des Märchens als „farbenprächtigen und poesievollen Film des DDR-Fernsehens“.[3] Ähnlich hebt DVD-SUCHT die „Musik und wunderschönen Kulissen und Kostüme“ sowie die „frischen und natürlichen Farben“ hervor, „die den Film positiv unterstreichen“.[5] Die schauspielerische Leistung von Sylvia Wolff wurde besonders gelobt. Das Lexikon des internationalen Films befand den Film als "Fernsehproduktion, die das Grimmsche Märchen durch Motive aus „Jungfer Malen“ ergänzt, wobei eine aufwendig ausgestattete, an äußeren Ereignissen reiche Geschichte nach konventionellen Mustern entstand, der es an Poesie mangelt. Auch inszenatorisch steif."[6] Auch für die Zeitschrift Cinema war das Endergebnis „etwas steif.“[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für Rapunzel oder Der Zauber der Tränen. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Mai 2011 (PDF; Prüf­nummer: 127 574 V).
  2. Rapunzels Tricks, SuperIllu Nr. 10/2013
  3. a b SUPERillu-Kinderkino Rapunzels Tricks (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive),auf superillu.de
  4. WUSSTET IHR SCHON, DASS..., auf maerchenfilm.info
  5. DVD-SUCHT: Rapunzel oder der Zauber der Tränen. 19. September 2011, abgerufen am 11. September 2020.
  6. Rapunzel oder Der Zauber der Tränen. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  7. Rapunzel oder Der Zauber der Tränen (Memento vom 14. Januar 2016 im Internet Archive), auf cinema.de