Regensburger Luß

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Archiducatus Austriae Superioris Descriptio facta Anno 1667 von Georg Matthäus Vischer. Ausschnitt mit Regensburger Luß (blau punktiert)

Der oder das Regensburger Luß war eine bedeutsame Region im Zuge der mittelalterlichen Besiedlung des Mühlviertels in Oberösterreich. Es umfasste das Gebiet zwischen den Flüssen Aist und Naarn. Das Verwaltungszentrum befand sich in der Ortschaft Aisthofen[1] sowie später auf Burg Windegg und Burg Prandegg. Seelsorgliches Zentrum war die Pfarre Naarn, die bereits 823 urkundlich erwähnt worden war. Die Bezeichnung Luß ist verwandt mit dem Wort Los im Sinne eines Gebietsanteils.[2]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Regensburger Luß lag zwischen den linken Donauzuflüssen Aist und Naarn, die in ihrem heutigen Mündungsbereich aber nicht mehr den damaligen Flussdelta-artigen Verläufen entsprechen. Weiter nördlich bildeten die Waldaist im Westen und die Kleine Naarn im Osten die Grenze.[3] Das Gebiet umfasste teilweise oder zur Gänze das Gebiet der heutigen Mühlviertler Gemeinden Mitterkirchen, Naarn, Perg, Schwertberg, Allerheiligen, Tragwein, Bad Zell, Schönau, Unterweißenbach, Kaltenberg, Weitersfelden und Liebenau. Neben den oben genannten Verwaltungszentren lagen vor allem auch die Ortskerne von Perg und Schwertberg im Regensburger Luß.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Traungauer Grenzgraf Wilhelm schenkte dem Kloster Sankt Emmeram zu Regensburg im Jahr 853 das Gebiet zwischen den Flüssen Aist und Naarn sowie die Mautstätte Rosdorf an der Donau.[4] Als der hl. Wolfgang von Regensburg die Personalunion des Bischofs von Regensburg und des Abtes von Sankt Emmeram auflöste, gelangte das Gebiet an das Bistum Regensburg. Im 11. Jahrhundert erlangten die Herren von Perg die Vogteirechte über dieses Gebiet.[5] Um 1200 verwalteten die Herren von Lengenbach dieses Gebiet für die Bischöfe von Regensburg.

König Rudolf I. ließ nach der Eroberung der österreichischen Länder 1276 das sogenannte Landbuch anlegen, das aufzeigen sollte, wie der Besitz hochfreier Geschlechter an den Landesfürsten gekommen sei. Die vielfach aufgestellte Behauptung, es handle sich seit jeher um Lehen des Landesfürsten oder des Reiches, sollte die Grundlage für die Erbschaft seiner Söhne bilden. Zu diesen Gebieten zählte auch der Regensburger Luß.[6] In weiterer Folge gelangte das Gebiet immer mehr unter den Einfluss der Habsburger.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die spätere Hofmark Pöchlarn[7] mit den ursprünglichen Siedlungskernen Wieselburg und Steinakirchen war ein weiteres Gebiet des Bistums Regensburg in Österreich, das im Gegensatz zum Regensburger Luß jedoch südlich der Donau lag.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Krawarik: Siedlungsprozesse des Frühmittelalters im Mühlviertel. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Jahrgang 159, Linz 2014, S. 92 (zobodat.at [PDF]).
  2. Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Luß. I. 3. größerer Landanteil, Gebiet. In: Deutsches Rechtswörterbuch (DRW) (online).
  3. Ludwig Riepl (Hrsg.): Weitersfelden. Ein heimatkundliches Lesebuch und eine Ortschronik. 1997, S. 79, 82 und 84 (der Regensburger Luß ist in der „Karte der hochfreien Geschlechter in der alten Riedmark im 12./13. Jh.“ auf S. 84 eingezeichnet).
  4. Urkunde: Kloster St. Emmeram Regensburg Urkunden (0794-1800) BayHStA, Kloster St. Emmeram Regensburg Urkunden 8. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research, abgerufen am 2. Februar 2023 (König Ludwig der Deutsche bestätigt dem Kloster St. Emmeram die ihm von dem Grafen Wilhelm geschenkten Güter zwischen den Flüssen Aist und Naarn bis zu dem Ort, wo sie in die Donau münden, sowie in Rostorf und verleiht für die dortigen Klostergüter Immunität und Schutz in einer Urkunde vom 18. Januar 853).
  5. Leopold Josef Mayböck: Beitrag zum 800 jährigen Burgjubiläum von Windegg. In: Windegger Geschehen. Mitteilungsblatt des Arbeitskreises Windegg im Schwertberger Kulturring. Heft 06, Schwertberg 2008, S. 5 (ooegeschichte.at [PDF; 1,7 MB]).
  6. Alois Zauner: Der Herrschaftsbesitz der Kuenringer in Oberösterreich im 13. und 14. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. Band 46/47, 1981, S. 138 (zobodat.at [PDF]).
  7. Michael Mitterauer: Formen adeliger Herrschaftsbildung im hochmittelalterlichen Österreich. In: Mitteilungen des Instituts für Österr. Geschichtsforschung. Band 80, Hermann Böhlaus Nachf., Wien/Köln/Graz 1972, S. 289 (mgh-bibliothek.de).
  8. Hertha Ladenbauer-Orel: Wieselburg an der Erlauf, das östlichste Imperium des hl. Wolfgang. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 117a, Linz 1972, S. 26–62 (zobodat.at [PDF; 7 MB]).