Reinhold Elschot

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Reinhold Elschot (* 11. März 1951 in Bocholt) ist ein deutscher Filmproduzent und Medienmanager. Er war von 2009 bis 2017 stellvertretender Programmdirektor und Fernsehfilm-Chef des ZDF. Als Geschäftsführer und Produzent der Network Movie Film- und Fernsehproduktion produzierte er zahlreiche nationale und internationale Fernsehfilme und -serien.[1][2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elschot studierte Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, das Studium schloss er 1976 mit dem Magister ab.[1] Während des Studiums war er Teil der Forschungsgruppe um Erich Küchenhoff und Mitautor der Untersuchung Die Darstellung der Frau und die Behandlung von Frauenfragen im Fernsehen, die 1975 erschien.[3] Nach dem Studium und dem Ableisten des Zivildienstes war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Osnabrück tätig und arbeitete an dem Forschungsprojekt Die Regionalisierung von Hörfunk und Fernsehen.[1] Zu dieser Zeit interessierte sich Elschot auch für Fotografie mit der Camera obscura und veröffentlichte zusammen mit Ulrich Timmermann und Detlev Frevert einige Bücher zu dem Thema.[4]

Ende 1978 begann Elschot als Redakteur beim Adolf-Grimme-Institut in Marl, zunächst als Referent für den Adolf-Grimme-Preis und später unter anderem als Redakteur der Fachzeitschrift W & M – Weiterbildung und Medien.[2] Daneben arbeitete er als freier Mitarbeiter für Hörfunk und Fernsehen beim WDR in Köln und für die Süddeutsche Zeitung sowie den Pressedienst epd.[2] 1988 wechselte Elschot fest zum WDR in Köln, wo er in der Pressestelle tätig war.[1]

Deutsches Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1991 ging Elschot zum ZDF, wo er als Redakteur und ab 1993 als Leiter in der ZDF-Redaktion Fernsehspiel I arbeitete und daneben zentrale Aufgaben in der Hauptredaktion übernahm. Er war in dieser Zeit unter anderem für ZDF-Koproduktionen und Fernsehreihen wie Bella Block oder Die Musterknaben verantwortlich.[2] Dazu kamen Filme wie Eine ungehorsame Frau mit Veronica Ferres, Der Neffe mit Martina Gedeck, Amerika mit Sophie von Kessel, Reise in die Nacht von Matti Geschonneck, Die Mörderin mit Suzanne von Borsody, Lautlose Schritte mit Christian Berkel und Lars Beckers Das Gelbe vom Ei mit Heike Makatsch und Moritz Bleibtreu.[5]

1998 wurde Elschot Gründungsbeauftragter für eine neue ZDF-Produktionsgesellschaft, die 1999 unter dem Namen Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH als Tochterfirma des Unternehmens ZDF Enterprises ins Leben gerufen wurde. Elschot war dort bis 2009 als Geschäftsführer und Produzent tätig,[1][2] ab 2003 gemeinsam mit Jutta Lieck-Klenke. Zu den erfolgreichen Produktionen, an denen Elschot mitgewirkt hat, gehörten in dieser Zeit beispielsweise die Serien Nesthocker – Familie zu verschenken, SOKO Köln und Kommissar Stolberg („Freitagskrimi“) oder die Filmreihen Stralsund, Solo für Schwarz und Nachtschicht (von Regisseur Lars Becker).[1] Für den Film Mord am Meer von Regisseur Matti Geschonneck, der unter anderem für die Goldene Kamera, den Deutschen Fernsehpreis und den Adolf-Grimme-Preis nominiert war, wurde Elschot mit dem Produzentenpreis des Hamburger Filmfests ausgezeichnet.[1] Auch weitere Filme von Geschonneck wie beispielsweise Duell in der Nacht und der Zweiteiler Entführt, für die Elschot als Produzent verantwortlich war, erhielten zahlreiche Preise bzw. Nominierungen. So gewann Entführt bei der Goldenen Kamera 2010 den Preis für den besten Fernsehfilm.[6] Zum Aufgabenbereich Elschots gehörten darüber hinaus auch internationale Koproduktionen wie etwa die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell.[7]

2009 kehrte Elschot als Leiter der Hauptredaktion Fernsehspiel, die später erweitert wurde und als Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie1 firmierte, zum ZDF zurück und übernahm zusätzlich die Funktion des stellvertretenden Programmdirektors als Nachfolger von Hans Janke. Beide Posten hatte er bis zum Jahresende 2017 inne.[2] Er verantwortete in dieser Zeit unter anderem den Fernsehfilm der Woche, den Freitags- und Samstags-Krimi und Das kleine Fernsehspiel sowie die Kino-Koproduktionen des ZDF und Aktenzeichen XY … ungelöst, ab 2013 auch die Soko-Schiene.[8][9] Dazu kamen Mehrteiler wie Das Adlon oder Das Sacher und die Serien SCHULD nach Ferdinand von Schirach und Bad Banks von Christian Schwochow.[10] Die Filme Das Ende einer Nacht und Ein großer Aufbruch wurden mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet, ersterer gewann zudem den Deutschen Fernsehpreis. In seiner Zeit beim ZDF war Elschot auch Mitglied des Verwaltungsrats der FFA[11], im Filmförderausschuss der Film- und Medienstiftung NRW[12], im Vergabeausschuss des FFF Bayern[13] und im Beirat des Deutschen Fernsehpreises.[14]

Elschot ist seit 2018 wieder als Produzent tätig[15] und war seitdem zusammen mit Silke Pützer verantwortlich für den Dreiteiler Unterleuten – Das zerrissene Dorf[16] nach einer Romanvorlage von Juli Zeh und den Fernsehfilm Das Verhör in der Nacht nach Kehlmanns Heilig Abend, beide für Network Movie.[17] Für die Constantin Film produzierte er gemeinsam mit Oliver Berben und Friederich Oetker den historischen Film Die Wannseekonferenz (Regie: Matti Geschonneck), der seine Premiere am 18. Januar 2022 in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier[18] hatte und am 24. Januar im ZDF ausgestrahlt wurde.[19] Der Film wurde mehrfach als Bester Film ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Bester Fernsehfilm[20], dem Romy in der Kategorie Bester Film TV/Stream[21], dem Prix Europa als Bester Europäischer Fernsehfilm des Jahres 2022[22], dem Günter-Rohrbach-Filmpreis[23][24] und dem renommierten Grimme-Preis in der Kategorie Fiktion[25]. Der Lars-Becker-Film „Der Millionen Raub“, den Elschot 2022 mit Network Movie für das ZDF produzierte, wurde vom Filmfest Hamburg 2023 in den Wettbewerb der TV-Sektion aufgenommen.[26] Im Sommer 2023 produzierte Reinhold Elschot gemeinsam mit Sarah Kirkegaard für die MOOVIE, ein Tochter-Unternehmen der Constantin Film AG, das Courtroom-Drama „Ferdinand von Schirach: Sie sagt. Er sagt“. Unter der Regie von Matti Geschonneck spielten unter anderem Ina Weisse, Godehard Giese, Matthias Brandt, Henriette Confurius, Johanna Gastdorf und Maria Köstlinger.[27]

Privat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elschot ist mit der Produzentin Elke Ried verheiratet.[28]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2001: Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für Jenseits[29]
  • 2001: Goldene Nymphe von Monte Carlo für Jenseits[30]
  • 2004: TV-Produzenten-Preis beim Filmfest Hamburg für Mord am Meer
  • 2008: Deutscher Fernsehkrimipreis in der Kategorie Hauptpreis für Duell in der Nacht
  • 2010: Goldene Kamera in der Kategorie Bester deutscher Fernsehfilm für Entführt
  • 2012: Deutscher Fernsehpreis in der Kategorie Bester Fernsehfilm für Das Ende einer Nacht
  • 2013: Goldene Kamera in der Kategorie Bester Fernsehfilm für Das Ende einer Nacht
  • 2015: Gold World Medal bei den New York Festivals für Das Zeugenhaus[31]
  • 2015: Rockie Award beim Banff World Media Festival für Das Zeugenhaus[32]
  • 2016: Goldene Kamera in der Kategorie Bester deutscher Fernsehfilm für Ein großer Aufbruch
  • 2021: Bronze World Medal bei den New York Festivals für Unterleuten – Das zerrissene Dorf[33]
  • 2022: Gold World Medal bei den New York Festivals für Die Wannseekonferenz[34][35]
  • 2022: Best Movie Award beim sechsten International Film Festival of Barcelona-Sant Jordi (BCN FILM FEST) für Die Wannseekonferenz[36]
  • 2022: CIVIS VIDEO AWARD in der Kategorie Unterhaltung[37]
  • 2022: Deutscher Fernsehpreis in der Kategorie Bester Fernsehfilm für Die Wannseekonferenz[20]
  • 2022: Romy in der Kategorie Bester Film TV/Stream[21]
  • 2022: Günter-Rohrbach-Filmpreis für Die Wannseekonferenz[23][24]
  • 2022: Medienpreis Prix Europa in der Kategorie Best European TV Movie of the Year für Die Wannseekonferenz[22]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reinhold Elschot, Detlef Frevert, Eugen Küpper, Ulrich Timmermann und Rainer Weißenborn: Camera Obscura Fotografie – Was sie ist, was sie kann, was sie soll, Selbstverlag, Münster 1978.
  • Detlef Frevert, Ulrich Timmermann, Reinhold Elschot: Fotografie mit der Lochkamera. Die Camera obscura in der Erwachsenenbildung. In: Weiterbildung und Medien. Die Zeitschrift aus dem Adolf-Grimme-Institut. Die Medienzeitschrift der bundesdeutschen Erwachsenenbildung. Band 6, 1981, S. I–16.
  • Detlef Frevert, Ulrich Timmermann, Reinhold Elschot: Fremde Heimat. Fotografie mit der Camera Obscura. etc Medienproduktion, Gelsenkirchen 1982, ISBN 3-923355-00-9.
  • Manfred E. Berger, Reinhold Elschot, Gretel Rieber: In unserem Alter. Lebensgeschichten. Rowohlt rororo, Hamburg 1993, ISBN 3-4991-3093-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Blickpunkt:Film / People / Reinhold Elschot. In: mediabiz.de. mediabiz, abgerufen am 29. September 2021.
  2. a b c d e f Rupert Sommer: Er bleibt nur noch bis zum Jahresende: Stellvertretender Programmchef Reinhold Elschot verlässt das ZDF. In: kress.de. Kress, 27. Juni 2017, abgerufen am 29. September 2021.
  3. Eintrag im META Katalog von i.d.a. In: meta-katalog.eu. i.d.a., abgerufen am 7. Oktober 2021.
  4. Werke und Texte des Fotografen Ulrich Timmermann. In: ulrichtimmermann.de. Ulrich Timmermann, abgerufen am 29. September 2021.
  5. Blickpunkt:Film / People / Reinhold Elschot. In: mediabiz.de. mediabiz, abgerufen am 9. August 2022.
  6. Goldene Kamera für Richard Gere und Danny DeVito. In: mainpost.de. Main-Post, 31. Januar 2010, abgerufen am 29. September 2021.
  7. Presseheft: Adam’s Apples (2006), Seite 1. In: data.looknow.ch. Look Now! Filmverleih, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  8. Manuel Weis: Reinhold Elschot: ‚ZDF-Fiktion steht in ihrer Blüte‘. In: quotenmeter.de. Quotenmeter.de, 28. Januar 2014, abgerufen am 7. Oktober 2021.
  9. XY-Preis 2014 – Gemeinsam gegen das Verbrechen. In: redcarpetreports.de. Redcarpet Reports, abgerufen am 7. Oktober 2021.
  10. Blickpunkt:Film / News / Elschot kündigt seinen Abschied an. In: mediabiz.de. mediabiz, abgerufen am 30. Dezember 2021.
  11. Geschäftsbericht 2011 der FFA Filmförderungsanstalt (online auf yumpu.com). FFA Filmförderungsanstalt, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  12. Jubiläum: 150. Sitzung Förderausschuss der Film- und Medienstiftung NRW. In: filmstiftung.de. Film- und Medienstiftung NRW, 22. April 2015, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  13. Jahresrückblick 2015 des FFF Bayern. In: fff-bayern.de. FilmFernsehFonds Bayern, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  14. Beirat des Deutschen Fernsehpreises 2009-2013. In: deutscher-fernsehpreis.de. Deutscher Fernsehpreis GmbH, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  15. Frank Heine: Reinhold Elschot gibt Produktions-Comeback. In: Blickpunkt:Film. Abgerufen am 17. Dezember 2021.
  16. Unterleuten – Das zerrissene Dorf. In: networkmovie.de. Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH, abgerufen am 7. Oktober 2021.
  17. Alexander Krei: Geschonneck führt Regie: ZDF verfilmt Kehlmanns Theaterstück "Heilig Abend". In: dwdl.de. DWDL.de, 1. Juli 2019, abgerufen am 7. Oktober 2021.
  18. Filmpremiere "Die Wannseekonferenz". Bundespräsidialamt, 18. Januar 2022, abgerufen am 8. Februar 2022.
  19. Timo Niemeier: Zwei neue Fiction-Projekte des ZDF: Neue Miniserie und Dreh zu "Wannseekonferenz" startet. In: dwdl.de. DWDL.de, 8. Oktober 2020, abgerufen am 7. Oktober 2021.
  20. a b Der Deutsche Fernsehpreis: Preisträger:innen 2022. In: Deutscher Fernsehpreis 2022. Abgerufen am 14. September 2022 (deutsch).
  21. a b APA: Elf Auszeichnungen für ORF-(Ko-)Produktionen bei den „ROMY“-Branchenpreisen. 12. September 2022, abgerufen am 26. September 2022 (deutsch).
  22. a b PRIX EUROPA 2022 Winners. Abgerufen am 25. November 2022.
  23. a b Günter-Rohrbach-Filmpreis 2022 geht an "Die Wannseekonferenz". In: sueddeutsche.de. 4. November 2022, abgerufen am 25. November 2022.
  24. a b „Die Wannseekonferenz“ erhält Günter Rohrbach Filmpreis. In: sr.de. 4. November 2022, abgerufen am 25. November 2022.
  25. Preisträger:innen - Grimme-Preis. Abgerufen am 21. März 2023.
  26. TV-FILME AUF DER KINOLEINWAND. Abgerufen am 14. August 2023.
  27. Drehstart zu ZDF-Koproduktion Matti Geschonneck verfilmt Justizdrama "SIE SAGT. ER SAGT nach Ferdinand von Schirach". Abgerufen am 14. August 2023.
  28. Vorauswahl des 'International Emmy' in Berlin – Bildergalerie (Reinhold Elschot und Frau Elke Ried), Fotograf: Michael Tinnefeld. In: ffpnewmedia.de. FFP New Media GmbH, 4. Juli 2016, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  29. Fernsehpublikum als Jury: Der 3sat-Zuschauerpreis 2001 geht an "Der Verleger". In: presseportal.de. news aktuell, 1. Dezember 2001, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  30. Golden Nymph Awards Winners (englisch/französisch). In: tvfestival.com. MONACO MEDIA X, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  31. Dreifacher internationaler Erfolg für ZDF-Drama „Das Zeugenhaus“. In: presseportal.zdf.de. ZDF, 23. April 2015, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  32. Thomas Lückerath: Preisverleihung im kanadischen Banff: Zwei deutsche Gewinner bei den Rockie Awards. In: dwdl.de. DWDL.de, 11. Juni 2015, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  33. ZDF und ZDF/ARTE bei den New York Festivals ausgezeichnet: ZDF Presseportal. Abgerufen am 15. Oktober 2021.
  34. ZDF-Film „Wannseekonferenz“ gewinnt Gold bei New York Festivals. Archiviert vom Original am 1. Mai 2022; abgerufen am 24. März 2024.
  35. Winners Gallery. Abgerufen am 3. Mai 2022 (englisch).
  36. THE CONFERENCE AND THE ACCUSATION, THE BIG WINNERS OF THE BCN FILM FEST. Abgerufen am 5. Juni 2022 (englisch).
  37. Ausgezeichnete Programme 2022. Abgerufen am 5. Juni 2022.