Reint E. Gropp

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Reint E. Gropp (* 21. Dezember 1966 in Bottrop) ist ein deutscher Volkswirt und Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sowie Professor für Volkswirtschaftslehre an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Finanzökonomik, Makroökonomik, Unternehmensfinanzierung sowie Geld und Banken.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gropp studierte Volkswirtschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der University of Wisconsin, Madison. Im Jahr 1994 schloss er dort seine Promotion in Economics ab. Von 1994 bis 1999 war er für den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington, D.C. sowie von 1999 bis 2007 in verschiedenen Positionen für die Europäische Zentralbank (EZB) tätig, zuletzt als Deputy Head der Financial Research Division. Danach war Gropp bis 2012 an der EBS Universität Wiesbaden Professor für Financial Economics und Taxation. Von 2012 bis 2014 war er Professor an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und hatte dort die Stiftungsprofessur für Sustainable Banking and Finance inne.

Seit November 2014 ist Gropp Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und Inhaber eines Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Er ist Fellow des Center for Financial Studies, Frankfurt am Main, und Fellow des Centre for Economic Policy Research (CEPR). Bis 2019 war er Mit-Herausgeber des Review of Finance. Als Berater ist er unter anderem für die Bank of Canada und die Federal Reserve Bank of San Francisco tätig.

Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Analyse des von Gropp geleiteten IWH zeigte 2020, dass die Corona-Rezession das Aus für dutzende Banken bundesweit bedeuten könnte, selbst wenn Deutschland die Wirtschaftskrise glimpflich überstehe. Bundesweit würden voraussichtlich tausende Firmen ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen können. Diese Kreditausfälle könnten die deutschen Banken so schwer belasten, dass diese selbst in Existenznot geraten. Gefährdet seien vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken.[1]

Das IWH schlug 2019 in seinem Bericht „Vereintes Land – drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall“ vor, dass in den östlichen Bundesländern nur noch die Städte gefördert werden sollten. Nach Kritik von Politikern bekräftigte Gropp diese Position: „Die großen Städte sind Motor der Entwicklung – und strahlen auf das Land aus.“[2]

Im Jahr 2015 hatte Gropp mit Kollegen berechnet, dass sich zwischen 2010 und 2015 Einsparungen für den deutschen Bundeshaushalt von rund 90 Mrd. Euro ergaben, die zumindest teilweise direkt auf die griechische Staatsschuldenkrise zurückführen seien. Der ausgeglichene Haushalt in Deutschland sei zu einem großen Teil auf Zinseinsparungen aufgrund der Krise zurückzuführen.[3]

Mit Forscherkollegen stellte Gropp 2015 einen Zusammenhang zwischen dem Kreditvergabeverhalten von Sparkassen und Kommunalwahlzyklen her. Die Berechnungen legten nahe, dass Kommunalpolitikerinnen und -politiker in Wahljahren ihren Einfluss auf die Kreditvergabe der Sparkassen ausnutzen und diese mehr und höhere Kredite an Unternehmen zahlen. Die in Wahljahren gewährten Kredite seien außerdem von geringerer Qualität und verringerten die Einnahmen der Sparkassen. Zur Verhinderung der politischen Kreditvergabe empfahl Gropp, die Leitungsstruktur der Sparkassen zu verbessern.

Er kritisiert Wirtschaftsförderung, die lediglich alte Produktionstechnik subventioniert und empfiehlt stattdessen die staatliche Förderung von F&E an Hochschulen und Unternehmen.[4]

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Nachrichtenradio MDR Aktuell[5] produziert seit 6. Januar 2021 den Podcast Die Wirtschaftsprüfer[6] (seit September 2022 Gropps Wirtschafts-Podcast). Im Gespräch mit dem Wirtschaftsjournalisten Ralf Geißler erklärt Reint Gropp komplexe Wirtschaftsthemen in einfacher Sprache.

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgewählte Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bank Response to Higher Capital Requirements: Evidence from a Quasi-Natural Experiment, in: Review of Financial Studies 32, 2019 (mit T. Mosk, S. Ongena, C. Wix)
  • Hidden Gems and Borrowers with Dirty Little Secrets: Investment in Soft Information, Borrower Selfselection and Competition, in: Journal of Banking and Finance 87, 2018 (mit A. Güttler)
  • The Effect of Personal Bankruptcy Exemptions on Investment in Home Equity, in: Journal of Financial Intermediation 25, 2016. (mit S. Corradin, H. Huizinga, L. Laeven)
  • Spillover Effects among Financial Institutions: A State-Dependent Sensitivity Value-at-Risk Approach, in: Journal of Financial and Quantitative Analysis 2014 (mit Z. Adams, R. Füss)
  • The Impact of Public Guarantees on Bank Risk-Taking: Evidence from a Natural Experiment, in: Review of Finance 2014 (mit C. Gruendl, A. Guettler)
  • How Important are Hedge Funds in a Crisis?, in: Federal Reserve Bank of San Francisco Economic Letters 2014
  • Competition, Risk-shifting, and Public Bail-out Policies, in: Review of Financial Studies 2011 (mit H. Hakenes, I. Schnabel)
  • A New Metric for Banking Integration, in: Europe and the Euro, University of Chicago Press 2010 (mit A. Kashyap)
  • The Revenue Effect of Trade Liberalization, in: IMF Occasional Papers 1999 (mit L. Ebrill, J. Stotsky)
  • The Effect of Bankruptcy Exemptions on Credit Demand and Supply, in: Quarterly Journal of Economics 1997 (mit J. Scholz and M. White)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ökonomen warnen vor neuer Bankenkrise. In: www.faz.net. 14. Juli 2020, abgerufen am 26. August 2020.
  2. Leibniz-Institut Halle verteidigt Aussagen über den Osten. In: www.faz.net. 16. März 2019, abgerufen am 16. März 2019.
  3. Deutschland profitiert von der Krise. In: www.welt.de. 18. August 2015, abgerufen am 26. August 2020.
  4. Interview in der Süddeutschen vom 20. Februar 2023
  5. Unbekannte Überschrift. In: mdr.de. 8. November 2023, abgerufen am 13. März 2024.
  6. Gropps Wirtschafts-Podcast. In: mdr.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 13. März 2024.@1@2Vorlage:Toter Link/www.mdr.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)