RhB Ge 4/4 II

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ge 4/4II
Ge 4/4II 628 «S-chanf»
Ge 4/4II 628 «S-chanf»
Ge 4/4II 628 «S-chanf»
Nummerierung: 611–633
Anzahl: 23
Hersteller: SLM
Baujahr(e): 1973, 1984–1985
Ausmusterung: 2019 (628)
Achsformel: Bo’Bo’
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Länge über Puffer: 12’960 mm
Drehgestellachsstand: 2300 mm
Gesamtradstand: 8500 mm
Dienstmasse: 50 t
Reibungsmasse: 50 t
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h
Stundenleistung: 1700 kW (2300 PS)
Treibraddurchmesser: 1070 mm
Stromsystem: 11 kV 16,7 Hz
Stromübertragung: 2 Einholmstromabnehmer
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Übersetzungsstufen: 1:5,1
Vorgänger: Ge 4/4 I und Ge 6/6 II
Nachfolger: Ge 4/4 III

Die RhB Ge 4/4II ist eine Elektrolokomotive der Rhätischen Bahn (RhB) in der Schweiz mit der Bauartbezeichnung Ge 4/4.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Lokomotiven der Baureihe Ge 4/4II in Klosters. Rechts Lok 630 (Trun) im Zustand vor der Runderneuerung, dahinter die bereits umgebaute 613 (Domat/Ems) mit den eckigen Scheinwerfern und einer veränderten Position der Fahrzeugnummer an der Stirnseite.
Die Lokomotive 611 war 2008 die erste Lok der Serie Ge 4/4II, die eine Werbebeklebung erhielt.

Die 23 Loks mit den Nummern 611 bis 633 wurden 1973 (erste Serie) und 1984 (zweite Serie) in Betrieb genommen. Die letzte Lok der zweiten Serie mit dem Namen Zuoz und der Nummer 633 wurde erst 1985 ausgeliefert. Sie lösten die Ge 6/6 I (Krokodile) ab, die immer störungsanfälliger wurden.

Im äusseren Erscheinungsbild erinnern die von SLM und BBC gelieferten Lokomotiven an die Re 4/4II der SBB. Der elektrische Teil unterscheidet sich allerdings deutlich: Aus Thyristoren und Dioden aufgebaute gesteuerte Gleichrichter (Phasenanschnittsteuerung) versorgen die Fahrmotoren mit welligem Gleichstrom. Die damalige Technik liess noch keine Rekuperationsbremsung zu, weshalb die Fahrzeuge mit einer Widerstandsbremse ausgerüstet sind.

Die Bo'Bo'-Loks sind 90 km/h schnell und 50 Tonnen schwer. Die Stundenleistung beträgt 1700 kW bei 52 km/h und die Anfahrzugkraft beträgt 179 kN. Als Anhängelast sind 185 t auf 45 Promille Steigung und 245 t auf 35 Promille zulässig, bei Doppeltraktion maximal 400 t.

Die zweite Serie 621–633 wurde bereits in der seither gebräuchlichen roten Farbgebung abgeliefert, die ursprünglich grünen 611–620 später angeglichen. Ab 1999 erhielten einige Maschinen anlässlich von Revisionen neue rechteckige Scheinwerfer, blieben aber ansonsten unverändert. Zwischen 2004 und 2008 wurden alle 23 Lokomotiven im Rahmen eines Refit-Programms umfassend modernisiert, wobei unter anderem eine moderne computergestützte Leittechnik die analoge Steuerelektronik ablöste.

Seit ihrer Ablieferung sind die Lokomotiven auf dem gesamten Stammnetz vor Personen- und Güterzügen im Einsatz, seit 1997 auch auf der Arosabahn. Die Maschinen können vielfachgesteuert in Doppeltraktion verkehren. Mit den im Jahre 1999 beschafften Steuerwagen der Serie BDt 1751–1758 können Pendelzüge gebildet werden.

Die Lokomotiven sind nach Ortschaften entlang des RhB-Netzes in Graubünden benannt. Die Namen stehen in weisser Schrift auf rechter und linker Seite im oberen Bereich des Fahrzeuges, die Betriebsnummern 611–633 auf den beiden Stirnseiten, sowie seitlich unten. Neben dem Namen trägt jede Lok das Wappen der Patengemeinde. Die vier Loks mit den Loknummern 612, 619, 627 und 632 waren im Jahr 2008 die letzten Maschinen, welche modernisiert wurden.

Modernisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2016 begann die RhB, beginnend mit der Nr. 625, die Loks erneut zu modernisieren. Nachdem zuerst nur Loks der 2. Serie modernisiert wurden, wurden beginnend ab 2020 auch einige Lokomotiven der 1. Serie angepasst. Die Lokomotiven werden mit den fahrzeugseitigen Komponenten für das neue Zugsicherungssystem ZSI 127 ausgerüstet sowie ein neues duales Bremssystem, welches benötigt wird, um die neuen Albula-Gliederzüge zu bespannen.[1] Dieser Umbau wird die Ge 4/4 II noch einige Jahre im Dienst halten.

Liste der Ge 4/4II[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betriebs-
nummer
Taufname Wappen Inbetrieb-
nahme
Werbeanstrich Bemerkung Bild
611 Landquart 30.06.1973 2007–2015 Login gelb 1. Version
2015–2017 Login gelb 2. Version
2017–2024 Login bunt
2024 grün
Die am 30. Juni 1973 abgelieferte Lok kollidierte am 14. August 1973 zwischen Fideris und Jenaz mit einem Muldenkipper, wobei der Führerstand eingedrückt wurde. Die Lok wurde durch SLM in Stand gesetzt.[2] mit Dualbremse in Betrieb (Herbst 2021)
Seit dem 12. April 2024 wieder in grünem Anstrich, jedoch noch mit eckigen Scheinwerfern. Umbau auf runde Scheinwerfer wird folgen.[3]
612 Thusis 20.07.1973 seit 2020 Burkhalter Group Am 28. April 2011 kollidierte die einem Güterzug vorgespannte Lok mit einem Bagger. Der Güterzug war von Davos Richtung Landquart unterwegs, der Unfall passierte vor dem Klosterstunnel. Bei dem Unfall wurde die Front stark beschädigt.[4] Dezember 2020 mit Dualbremse in Betrieb
613 Domat/Ems 31.07.1973
614 Schiers 14.08.1973 mit Dualbremse in Betrieb (September 2020)
615 Klosters 03.09.1973 2010–2019 Repower
seit 2020 Fairtiq
mit Dualbremse in Betrieb
616 Filisur 05.10.1973 2010–2017 Siemens
seit 2018 Spendenlok Rhätia 1[5]
617 Ilanz 26.10.1973 2010–2017 Repower
2018–2023 50 Jahre LGB
618 Bergün/Bravuogn 16.11.1973 2013–2017 Edelweiss Air
seit 2018 rot mit grossem Logo RhB
619 Samedan 03.12.1973 2010–2014 100 Jahre Bernina
seit 2015 Südostschweiz (Tageszeitung) blau
Am Freitagabend 18. Juli 1975 stürzte die Lok bei Fideris in die Landquart, welche den Bahndamm unterspült hatte. Der Lokführer ertrank. Die Lok wurde durch SLM in Stand gesetzt und wurde am 9. Dezember 1976 wieder in Betrieb gesetzt.[6][7] Die Lok wurde am 6. März 2024 dem Abbruch zugeführt.
620 Zernez 19.12.1973 2013–2017 100 Jahre Bever–Scuol
2018–2022 RhB-Club
mit Dualbremse in Betrieb (August 2020)
621 Felsberg 09.02.1984 2017–2019 Traveco mit Dualbremse in Betrieb
622 Arosa 08.03.1984 seit 2010 Hakone Tozan Railway mit Dualbremse in Betrieb
623 Bonaduz 05.04.1984 2013–2017 125 Jahre RhB
seit 2018 Glacier Express
mit Dualbremse in Betrieb
624 Celerina/Schlarigna 10.05.1984 2014–2019 Facebook mit Dualbremse in Betrieb
625 Küblis 01.06.1984 mit Dualbremse in Betrieb
626 Malans 28.06.1984 mit Dualbremse in Betrieb
627 Reichenau-Tamins 02.08.1984 2014–2021 100 Jahre Chur–Arosa mit Dualbremse in Betrieb (Dezember 2021)
628 S-chanf 30.08.1984 2018–2019 Fairtiq mit Dualbremse ausgerüstet
Bei einer Kollision mit einem Stein bei Tavanasa im Vorderrheintal am 14. Mai 2019 wurde die Lokomotive 628 stark beschädigt.[8] Die beschädigte Lokomotive wurde ausgeschlachtet und am 10. Oktober 2019 dem Abbruch zugeführt.[8][9]
629 Tiefencastel 04.10.1984 2016–2021 Albulatunnel mit Dualbremse in Betrieb
630 Trun 31.10.1984 2012–2015 100 Jahre Chur–Disentis
seit 2016 RhB Werbung für Werbung[10]
mit Dualbremse in Betrieb (Herbst 2021)
631 Untervaz 22.11.1984 mit Dualbremse in Betrieb
632 Zizers 12.12.1984 Am 5. Januar 2007 wurde die Lok durch einen Felssturz auf der Strecke Chur–Ilanz schwer beschädigt, nachdem sie in der Nähe des Bahnhofs Valendas entgleist war und Teile einer Galerie mitgerissen hatte. Die Maschine wurde auf dem alten Unterbau mit einem neuen Kasten wiederhergestellt. Bei dieser Gelegenheit wurden die Modernisierungen durchgeführt, die im Zuge des Refit-Programms bei allen Maschinen des Typs Ge 4/4 II anstanden. Am 30. März 2008 verliess die Maschine die Werkstätten für die abschliessenden Mess-, Einstell- und Probefahrten.[11]
633 Zuoz 30.01.1985 2011–2016 RTR 1. Version
seit 2016 RTR 2. Version

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine mechanisch abgewandelte Version dieses Typs wurde 1979 von der Furka-Oberalp-Bahn beschafft.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rhätische Bahn (Hrsg.): Rhätische Bahn heute – morgen – gestern. Verlagsgemeinschaft (Desertina Verlag, Disentis; Verlag M&T-Helvetica, Chur; Terra Grischuna Verlag, Bottmingen) 1988, ISBN 3-907036-08-5 (Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum der Bahn)
  • Wolfgang Finke, Hans Schweers: Die Fahrzeuge der Rhätischen Bahn 1889–1998. Band 3: Lokomotiven, Triebwagen, Traktoren. Schweers + Wall, Aachen 1998, ISBN 3-89494-105-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fabian Scheeder: Lokomotivrevisionen bei der RhB. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 6. Minirex, 2016, ISSN 1022-7113, S. 297.
  2. Claude Jeanmaire: Die elektrischen und Diesel-Triebfahrzeuge schweizerischer Eisenbahnen. 13. Teil: Rhätische Bahn: Stammnetz-Triebfahrzeuge. Archiv Nr. 219, Verlag Eisenbahn, Villigen AG 1995, ISBN 3-85649-219-4, Seite 126.
  3. Die Renaissance der grünen RhB Ge 4/4 II 611 «Landquart». Bahnonline.ch, 12. April 2024, abgerufen am 13. April 2024.
  4. Bild der beschädigten Ge 4/4II 612 nach dem Unfall am 28. April 2011 bei Klosters (Memento vom 23. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  5. Elektrische Lokomotive sammelt «Kohle» für RhB-Dampflok Nr. 1. Bahnonline.ch, 9. November 2018, abgerufen am 13. November 2018.
  6. Claude Jeanmaire: Die elektrischen und Diesel-Triebfahrzeuge schweizerischer Eisenbahnen. 13. Teil: Rhätische Bahn: Stammnetz-Triebfahrzeuge. Archiv Nr. 219, Verlag Eisenbahn, Villigen AG 1995, ISBN 3-85649-219-4, Seite 126
  7. Zugsunglück wegen Hochwasser, Zeitungsartikel vom 21. Juli 1975, Die Ostschweiz.
  8. a b Sandro Hartmeier: RhB Regioexpress 1768 mit Stein kollidiert. In: bahnonline.ch. 16. Mai 2019, abgerufen am 16. August 2019.
  9. Willy Hartmann: Ab heute historisch. In: Facebook. 16. August 2019, abgerufen am 16. August 2019.
  10. Sandro Hartmeier: RhB Ge 4/4 II 630 wirbt mit Werbung für Werbeloks | Bahnonline.ch. In: www.bahnonline.ch. Abgerufen am 4. September 2016.
  11. RhB Rollmaterial Photo Gallery: RhB Ge 4/4II 632 wieder auf voller Fahrt

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: RhB Ge 4/4 II – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien