Rhodopenbahn

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Septemwri–Dobrinischte
und Warwara–Pasardschik
Zug der Rhodopenbahn
Zug der Rhodopenbahn
Streckennummer:16 und 17
Streckenlänge:125,025 km
Spurweite:760 mm (Bosnische Spur)
Maximale Neigung: 30 
Minimaler Radius:60 m
Höchstgeschwindigkeit:60 km/h
0,0 Septemwri Септември 238 m
(Übergang zur Bahnstrecke Sofia–Plowdiw)
Nationalstraße I-8
4,0 Pamporow Пампоров
von Pasardschik
6,0 Warwara Варвара 281 m
(Chepinska)
10,0 Marko Nikolow Марко Николов
Nr. 1 (ca. 30 m)
Nr. 2 (83 m)
No. 3–8 + Galerien
14,0 Zepina Цепина
Nr. 9 (74 m)
(Chepinska)
Nr. 10 (ca. 30 m)
(Chepinska)
21,0 Dolene Долене
32,0 Kostandowo Костандово
(Chepinska)
38,8 Welingrad Велинград
41,7 Welingrad-Süd Велинград-юг
Nr. 11 (ca. 50 m)
Nr. 12 (ca. 35 m)
Nr. 13 (ca. 40 m)
Nr. 14 (84 m)
50,0 Ostrez Острец
55,0 Zwetino Цветино
Nr. 15 (75 m)
59,0 Sweta Petka Света Петка 1043 m
Nr. 16 (198 m)
Nr. 17 (ca. 70 m)
Nr. 18 (149 m)
Nr. 20 (ca. 80 m)
Stari Mitov
Nr. 19 (93 m)
Nr. 21 (ca. 40 m)
Nr. 22 (ca. 70 m)
Nr. 23 (104 m)
Nr. 24 (272 m)
Nr. 25 (ca. 100 m)
Nr. 26 (ca. 70 m)
Nr. 27 (ca. 50 m)
Nr. 28 (129 m)
Nr. 29 (119 m)
Nr. 30 (ca. 50 m)
Nr. 31 (ca. 50 m)
Nr. 32 (314 m)
69,0 Awramowo Аврамово 1267 m
74,0 Smolewo Смолево
Nr. 34 (250 m)
Nr. 33 (ca. 70 m)
Nr. 35 (59 m)
(Cherna Mesta)
80,0 Cherna Mesta Черна Места 989 m
86,0 Jakoruda Якоруда
88,0 Jakoruda Mineralbad Якорудска минерална баня
95,0 Jurukowo Юруково
97,0 Dagonowo Дагоново
101,0 Beliza Белица
105,0 General Kowatschew Генерал Ковачев
(Sedrutsch, 59 m)
110,0 Gulijna Banja Гулийна Баня
115,0 Raslog Разлог
(Glazne)
119,0 Bansko Банско 890 m
122,0 Sweti Georgi Свети Георги
125,025 Dobrinischte Добринище 834 m

Koordinaten: 42° 12′ 13,1″ N, 24° 7′ 52,1″ O Die Rhodopenbahn ist die letzte in Betrieb befindliche Schmalspurstrecke (Spurweite 760 mm) der bulgarischen Staatsbahn BDŽ.[1] Sie führt von Septemwri an der Hauptstrecke SofiaPlowdiw über Welingrad und Bansko nach Dobrinischte. Die 125 km lange Strecke verläuft in Südwest-Richtung zwischen dem Rhodopen- und dem Rilagebirge und endet östlich des Piringebirges. Sie wurde in mehreren Teilabschnitten zwischen 1922 und 1945 eröffnet. Die Reisezeit zwischen den Endpunkten beträgt etwa fünf Stunden.

Geschichte und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Welingrad
Zug vor der Einfahrt in den Tunnel Nr. 2 zwischen Marko Nikolow und Zepina
Bahnwärterhaus bei Zepina
Bahnhof Awramowo

Die Rhodopen sind ein bis 2191 Meter hohes Gebirge im Süden Bulgariens an der Grenze zu Griechenland, das in diesem Bereich bis zu den Balkankriegen Osmanisches Herrschaftsgebiet war. Vor dem Ersten Weltkrieg lag daher der Bau einer Eisenbahn in die südliche Grenzregion vor allem im Interesse des bulgarischen Militärs.[2]

Am 25. Mai 1920 erließ die bulgarische Volksversammlung ein Gesetz zum Bau einer 125 km langen Schmalspurbahn, um den dortigen Wirtschaftsraum zu erschließen. Zudem stand die Möglichkeit einer Verlängerung der Strecke zur Strumatalbahn[2] Radomir–Petritsch[3] in Richtung Griechenland im Raum, die aber nicht realisiert wurde.[2] Im Jahr 1921 wurde mit dem Bau begonnen.

Ausgangspunkt ist der Bahnhof Septemwri auf einer Höhe von 238 m. Nach sechs Kilometern zweigte in Warwara eine 16,4 km lange, 1928 eröffnete Strecke nach Pazardschik (→ Schmalspurbahn Pasardschik–Warwara) ab, die 2002 stillgelegt und abgebaut wurde. Der Abschnitt der Rhodopenbahn bis Welingrad wurde am 1. August 1926 in Betrieb genommen. Wenig später wurde sie in den Kurort Cepino Banja (heute: Welingrad Süd) verlängert. Von dort aus sollte sie die an Rohstoffen reiche Mestaregion erschließen, doch Geldmangel verzögerte das Projekt. 1932 wurde der Bahnbau ganz eingestellt und erst zwei Jahre später wieder aufgenommen. Im Jahr 1937 erreichte die Bahn ihren Scheitelpunkt auf 1267 m Höhe; der dortige Bahnhof Awramovo ist der am höchsten gelegene auf der Balkanhalbinsel.[2]

Um Höhe zu gewinnen, mussten zahlreiche Kurven, Kehren und Tunnel angelegt werden. Auf den zehn Kilometern zwischen Sweta Petka und Awramovo überwindet die Strecke Steigungen zwischen 19 und 30 ‰; in diesem Abschnitt verläuft sie auf vier Ebenen und weist 17 Tunnel, darunter zwei Kehrtunnel, auf.[2] Im Zuge der folgenden Gefällestrecke existieren bis Cherna Mesta eine weitere Kehre und ein Kehrtunnel.[4][5] Entlang der Strecke wurden insgesamt 35 Tunnel gebaut, diese sind zusammen 2858 m lang. Der längste Tunnel (Nummer 32) misst 314 m.[6]

Ab Cherna Mesta folgt die Bahn dem Lauf des gleichnamigen Flusses. Über Beliza führt sie auf die Hochebene nach Raslog, einem einstigen Zentrum der Holzindustrie. Der einst für seine Tabakindustrie bekannte Ort Bansko, heute ein Zentrum des Ski-Tourismus, war zunächst Endpunkt der Strecke. Erst 1945 wurde sie um sechs Kilometer bis Dobrinischte verlängert.[2]

Zu Zeit der Dampflokomotiven war die Bahn betrieblich zweigeteilt. Jeweils zwei Züge fuhren in entgegengesetzter Richtung und trafen sich an der Betriebsgrenze der beiden Bahnbetriebswerke im Scheitelbahnhof Awramovo. Dort wurden die Lokomotiven getauscht, sodass diese jeweils in ihre Heimatbetriebswerke zurückkehrten. Damit sie bergwärts immer mit dem Kessel voraus laufen konnten, wurden die des Westabschnitts zudem unterwegs in Cherna Mesta auf einer Drehscheibe gedreht.[2]

Im Güterverkehr wurden insbesondere Massengüter wie Kohle, Holz, Heizöl und Sulfitlauge transportiert. Häufig waren gemischte Züge, teilweise mit Doppeltraktion, unterwegs. Im Jahr 1999 wurde der Güterverkehr auf der Rhodopenbahn eingestellt.[2]

Triebfahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

61576 als Denkmal bei der Hochschule für Eisenbahnwesen in Sofia
Bahndienstwagen auf der Rhodopenbahn, 1950er Jahre

Aufgrund ihrer Trassenführung durchs Gebirge wird die Rhodopenbahn selbst mit Eisenbahnen in den Alpen verglichen. Im Gegensatz zu diesen ist sie jedoch nicht elektrifiziert und wird heute ausschließlich mit Diesellokomotiven betrieben. Diese gehören zu den Baureihen 75 und 77, erstere wurden 1965–1966 als Bauart DHG 1100 BB bei Henschel in Kassel gebaut. Sie wurden im Bahnbetriebswerk Septemwri stationiert und durchfuhren fortan die Strecke ohne Lokwechsel in Awramovo. Das Design der zehn 48 t schweren Maschinen lehnte sich an die Serienloks der DB-Baureihe V 160 an; ihr Maybach-Mercedes-Motor leistet 1100 PS, ihre Spitzengeschwindigkeit auf der Rhodopenbahn beträgt 70 km/h. Die ähnlichen Maschinen der Baureihen 76 (15 Loks) und 77 (10 Loks) entstanden in Lizenz in Bukarest.[2]

2007 waren bereits zahlreiche Diesellokomotiven schadhaft abgestellt oder gar verschrottet (zwischen 1994 und 2002 elf 76er) bzw. 1996 nach Argentinien (77 001, 003, 004, 007 und 010) verkauft.[1] Von der Baureihe 75 waren (Stand 2022) noch die 004, 005, 006, 008 und 009 betriebsfähig, von den 77ern die 002 (als 77 102). Für den Verschub im Septemwri werden seit 1982 Rangierdieselloks der Baureihe 94 eingesetzt, die 1988 in Baureihe 81 umbenannt wurde.[2]

In der Anfangszeit wurden zehn kleine, dreifach gekuppelte Tenderlokomotiven der Bauart C1’n2vt (Betriebsnummern 176 bis 1076)[Anm. 1] von Rheinmetall eingesetzt. Nachdem sich diese als zu schwach erwiesen hatten, wurde speziell für die Rhodopenbahn die Eh2t-Baureihe 50076 gebaut. 1927 lieferte ČKD die Maschinen 50176 bis 50476, 50576 und 50676 kamen 1931 von Schwartzkopff hinzu. Ab 1941 wurden die ersten fünf Loks der Baureihe 60076 (Achsfolge 1′E1’, angelehnt an die DR-Baureihe 99.73–76) eingesetzt, die 1949 durch zehn weitere der polnischen Firma Fablok ergänzt wurden.[2] Mit der 60976 ist eine davon für Museumsfahrten und Charterzüge erhalten.[1]

Zur Rationalisierung des Betriebs, und um die Rauchbelastung der Fahrgäste in den Tunneln zu verringern, wurden verhältnismäßig früh Dieseltriebwagen beschafft. Die drei vierachsigen dieselmechanischen Triebwagen 05 01–03 hatten eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h, ihre Motoren leisteten 162 PS. 1941 wurden sie durch drei Beiwagen ergänzt, 1952 kamen die stärkeren Triebwagen 05 04–07 hinzu. Der letzte Triebwagen auf der Rhodopenbahn wurde im Jahr 1975 abgestellt.[1] Mit dem 82 01, 1952 bei Ganz-MÁVAG gebaut,[7] blieb ein Exemplar erhalten.[1]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Zahl 76 bezieht sich auf die Spurweite 760 mm

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rhodopenbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Letzte Schmalspurbahn in Bulgarien in: Lok Magazin 10/2007, S. 30.
  2. a b c d e f g h i j k Henschels in den Bergen in: Lok Magazin 5/2023, S. 78 ff.
  3. Bulgarische Kleinbahnen in 600 mm Spurweite bei feldbahn-ffm.de, abgerufen am 14. April 2023
  4. Infobroschüre auf bahntouristik.de (Memento des Originals vom 15. Juni 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bahntouristik.de Abgerufen am 20. Juni 2012
  5. Streckenabschnitt bei openstreetmap.org Abgerufen am 20. Juni 2012
  6. eisenbahnen-der-welt.de Rhodopenbahn (Memento des Originals vom 1. Mai 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eisenbahnen-der-welt.de Abgerufen am 20. Juni 2012
  7. Die Rhodopenbahn Septemvri–Dobrinishte bei 760net.heimat.eu, abgerufen am 21. Oktober 2019