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Richard Newald

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Richard Newald (* 30. Juli 1894 in Lambach; † 28. April 1954 in West-Berlin[1]) war ein österreichischer Literaturhistoriker und Germanist.

Newald wurde in Lambach als Sohn eines Rechtsanwaltes und Bruder von Fanny Newald geboren. Er erwarb sein Abitur am Stiftsgymnasium Kremsmünster und begann 1913 ein Studium der Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Newalds Studium wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrochen. Newald kämpfte an der Ostfront und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr nach Deutschland setzte er an der LMU München sein Studium fort und promovierte im Jahre 1921. An der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg habilitierte sich Newald 1926 bei Friedrich Wilhelm und erhielt 1930 einen Ruf als Professor an die Universität Freiburg in der Schweiz, wo er 1933 ordentlicher Professor wurde und bis 1945 den Lehrstuhl innehatte. Am 24. Juli 1939 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. Dezember desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 7.332.328).[2]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Richard Newald aufgrund seiner Mitgliedschaft in der NSDAP aus der Schweiz ausgewiesen, ebenso wie seine Frau, die in Freiburg eine Gruppe von NS-Sympathisanten leitete.

Daraufhin erhielt Newald an der Universität in Freiburg im Breisgau eine Gastprofessur und wurde 1951 als außerordentlicher Professor an die Freie Universität Berlin in West-Berlin berufen. Kurz vor seinem Tode wurde seine Professur in eine ordentliche Professur umgewandelt.

Wissenschaft und Forschung

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Nach Ansicht des Germanisten Hans-Gert Roloff gehört Newald zu den bedeutendsten deutschen Philologen und Literarhistorikern in der Mitte des 20. Jahrhunderts[3]. Bereits in den 1920er begann Newald zusammen mit Friedrich Wilhelm den Aufbau eines Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300. Ein Schwerpunkt von Newalds Forschungsarbeit war der Humanismus, insbesondere Erasmus von Rotterdam.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begründete Newald zusammen mit Helmut de Boor in der deutschen Literaturgeschichtsschreibung die erste Buchreihe der Nachkriegszeit. Nach seinem Tode wurden weitere Werke aus seinem Nachlass herausgegeben.

Publikationen (Auswahl)

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  • Beiträge zur Soldatensprache, Dissertation, LMU München, 1921.
  • Beiträge zur Geschichte des Humanismus in Oberösterreich, Linz, 1926.
  • Poetische Fragmente des 12. und 13. Jahrhunderts, zus. mit Friedrich Wilhelm, Verlag Carl Winter, Heidelberg, 1928.
  • Althochdeutsches Lesebuch, zus. mit Friedrich Wilhelm, Verlag Carl Winter, Heidelberg, 1930.
  • Deutscher Horaz in 5 Jahrhunderten, Junker & Dünnhaupt, Berlin, 1933.
  • Eduard Duller. Ein deutsches Journalistenleben aus dem Vormärz, Verlag H. Eschenhagen, Ohlau in Schlesien, 1935.
  • Elsässische Charakterköpfe aus dem Zeitalter des Humanismus, Alsatia Verlag, Colmar, 1944.
  • Vier Gestalten aus dem Zeitalter des Humanismus, Zollikofer, St. Gallen, 1946.
  • Erasmus Roterodamus, Biographie. Burda, Freiburg im Breisgau, 1947.
  • Humanitas, Humanismus, Humanität, v. Chamier, Essen, 1947.
  • Einführung in die deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft, Verlag Moritz Schauenburg, Lahr/Schwarzwald, 1947.
  • Die deutsche Literatur vom Späthumanismus zur Empfindsamkeit 1570–1750, 5. Band von der zus. m. Helmut de Boor begründeten Reihe Geschichte der deutschen Literatur, C.H. Beck, München, 1951.
  • Sachwörterbuch zur deutschen Philologie, zus. m. Brigitte Ristow, Verlag Moritz Schauenburg, Lahr/Schwarzwald, 1954.
  • Postum hrsg.: Die deutsche Literatur von Klopstock bis zu Goethes Tod 1750–1832, zus. mit Helmut de Boor. 6. Band von der zus. m. Helmut de Boor begründeten Reihe Geschichte der deutschen Literatur, C.H. Beck, München, Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München, 1957.
  • Postum hrsg. v. Helene Newald: Nachleben des antiken Geistes im Abendland bis zum Beginn des Humanismus, Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 1960.
  • Postum hrsg. v. Hans-Gert Roloff: Probleme und Gestalten des deutschen Humanismus, Walter de Gruyter & Co., Berlin, 1963.

Einzelnachweise

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  1. Newald, Richard, in: Brockhaus Enzyklopädie in zwanzig Bänden. Siebzehnte völlig neubearbeitete Auflage des großen Brockhaus. Dreizehnter Band MOT – OSS. F. A. Brockhaus, Wiesbaden, 1971. ISBN 3 765300004.
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/30481100
  3. Newald, Richard, in: Deutsche Biographie.