Richard Sichler

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Richard Sichler (* 29. März 1876 in Braunschweig; † 7. August 1952 in Müllheim (Baden)) war ein deutscher Unternehmer und Mäzen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard Sichler wurde als Sohn des Chemikalienhändlers Richard Sichler und dessen Frau Berta geboren. Nach der Schule absolviert er zunächst eine kaufmännische Lehre in der Firma des Vaters gefolgt von einem Aufenthalt in England. Zurück in Braunschweig tritt er in den elterlichen Betrieb ein und wird dort Prokurist.

Der Unternehmer und Organisator[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1902 suchte er in München eine neue Herausforderung. Er fand sie bei Kathreiners Malzkaffeefabriken und wurde auch dort nach einigen Jahren Prokurist und später Direktor (bis 1912).

1911 auf der ersten internationalen Hygieneausstellung in Dresden kam er in Kontakt mit Karl August Lingner, der sein großes Vorbild wurde. Nach seinem Abgang bei Kathreiners ist Sichler bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs als freiberuflicher Kaufmann und Berater tätig. Es gelang ihm ein Vermögen anzusammeln und bereits 1912 ließ er sich von Theodor Veil in Starnberg eine Villa planen. Sichler wurde 1915 mit dem Aufbau einer Abteilung im preußischen Kriegsministerium zur Organisation der Kriegswirtschaft beauftragt. In dieser Abteilung für Zurückstellungswesen Sichler (A.Z.S.) – dem Kriegsarbeitsamt – arbeitete er mit Joachim Tiburtius zusammen und versuchte die Anforderungen des Heeres mit jenen der Industrie bzgl. Soldaten bzw. Arbeitskräften miteinander abzustimmen. Mit einer gewerkschaftsfreundlichen Sozialpolitik trug das A.Z.S. dazu bei Streiks zu vermeiden. Nach Kriegsende arbeitete Sichler mit Wilhelm Groener und Kurt von Schleicher an der Demobilisierung des kaiserlichen Heeres mit.

Sichler wurde im Mai 1922 zum Generaldirektor der Lingner-Werke ernannt. Er brachte das nach Lingners Tod und der durch den Weltkrieg bedingten Produktionsunterbrechung[1] wieder zu neuer Blüte und gründete zahlreiche Auslandsniederlassungen. Hohe Investitionen kurz vor der Weltwirtschaftskrise brachten die Lingner-Werke in Schwierigkeiten und führten 1932 zu einem Verkauf. Kurz darauf verließ Sichler das Unternehmen. Für seine Verdienste hatte ihn die TH Dresden 1928 zum Ehrensenator ernannt.

Sichler arbeitete nun wieder als Berater und hatte Kunden wie das Carsch-Haus. 1933 verließ Sichler Deutschland, da er dort wegen vieler Geschäftskontakte zu Juden und wegen Devisenvergehen in Schwierigkeiten kam. Nach dem Röhm-Putsch 1934 wurde wegen seiner Bekanntschaft mit Kurt von Schleicher eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet. Sichler lebte zunächst in Basel und reiste dann über Bombay (1935) nach Shanghai (1936–1939).

Der Mäzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Bürgeln

Während eines Kuraufenthaltes in Badenweiler lernte Sichler 1920 Schloss Bürgeln kennen und entschloss sich schnell, dieses Bauwerk zu restaurieren. Aus einem Architektenwettbewerb an dem auch Richard Riemerschmid und Max Laeuger teilnahmen, ging Theodor Veil als Sieger hervor. Die Arbeiten begannen nach Abschluss der Planungen noch 1921 und dauerten bis 1926. Die Aufwendungen werden auf 7 Millionen Euro geschätzt.[2] Für seine denkmalpflegerische Leistung wurde er am 24. Oktober 1928 auf Vorschlag der Abteilung Architektur zum Ehrendoktor der Technischen Universität Braunschweig ernannt.[3]

Teile der Markgräfler Öffentlichkeit und selbst des Bürgeln-Bundes sahen die Bemühungen Sichlers zwiespältig und unterstellten ihm die Absicht das Schloss – da er nur gepachtet hatte – in sein Privateigentum zu überführen und nicht der Öffentlichkeit zugänglich machen zu wollen.

1939 kam Sichler aus Asien nach Deutschland zurück und lebte auf Schloss Bürgeln. Es gab beständig Querelen über die Nutzung des Schlosses, die auch in der Presse und vor Gericht ausgetragen wurden. 1952 starb Sichler im Krankenhaus von Müllheim – nahe Schloss Bürgeln – an den Folgen einer Embolie. Kurz zuvor hatte er noch mit dem damaligen Bundesland Baden zwei Verträge über den Ankauf der ihm gehörenden Einrichtungsgegenstände des Schlosses abgeschlossen. Das neue Bundesland Baden-Württemberg erkannte diese Abmachungen aber nicht an. Dies führt letztlich 1957 zur Versteigerung des Inventars[4] im Auftrag seiner Witwe. Es handelte sich um eine umfangreiche Sammlung von Möbeln, Kachelöfen, Porzellanen, ostasiatischem Kunstgewerbe, Miniaturen, Glas, Bronzen, Gartenplastiken und Bildern.

Ehen und Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sichler heiratete am 13. Mai 1922 Thusnelda von Kutschenbach († 1928). Aus dieser Ehe ging der Sohn Peter (* Juli 1922; † 1971) hervor.

1941 heiratet Sichler in zweiter Ehe Nelly Rosselet (* 1907; † 1972).

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Richard Sichler, Joachim Tiburtius: Die Arbeiterfrage eine Kernfrage des Weltkrieges : Ein Beitrag zur Erklärung des Kriegs-Ausgangs, Berlin 1925

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anton Josef Martin: Z´Bürglen uf der Höh. Richard Sichler auf Schloss Bürgeln, 2009, ISBN 978-3-00-029243-9

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. das für Odol notwendige Pfefferminzöl wurde von den USA nicht mehr geliefert.
  2. s. Martin S. 62.
  3. Institute des Departments Architektur an der TU Braunschweig, abgerufen am 19. August 2018.
  4. Sammlung und Nachlaß Kommerzienrat Dr. h.c. Richard Sichler. Auktionskatalog. Küppers & Bödiger, Bonn 1957.