Rockfabrik Ludwigsburg

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Rockfabrik zu Ludwigsburg. Die Parabolantenne wurde einst von B.TV genutzt

Die Rockfabrik Ludwigsburg (kurz „Rofa“) war ein Unterhaltungszentrum mit Schwerpunkt Rockmusik, das von 1983 bis 2019 in der Ludwigsburger Weststadt bestand.[1][2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rockfabrik wurde am 30. November 1983 nach einem einjährigen Umbau in den Hallen einer ehemaligen Kühlschrankfabrik eröffnet, woraus sich auch der Name ableitet. Gründer war der ehemalige Ringer und Wrestler Roland Bock. Ideengeber hierzu war damals Otto Rossbacher, welcher später zusammen mit Christian Albrecht durch die Rofa Gastronomie GmbH die Geschäftsführung innehatte. 1987 kam Wolfgang „Hasche“ Hagemann, der ehemalige Drummer und Gründungsmitglied der deutschen Heavy-Metal-Band Running Wild als Event-Manager und Geschäftsleiter ins Team.[3][4]

Club 2 im 2. OG
Club 1 im Erdgeschoss

Die Inneneinrichtung ließ sich als rustikal und düster beschreiben. Zwischen 2002 und 2003 fand nochmals ein größerer Umbau statt, innerhalb dessen neben dem zweiten Clubraum im 2. OG auch eine Spielhalle im 1. OG entstand. Außerdem wurden die Bars und Restaurants modernisiert.

Auf diesen zwei Ebenen wurde jeweils Musik verschiedener Stilrichtungen angeboten. Neben Heavy Metal, Nu Rock, Classic Rock und Industrial fanden auch Themenpartys zu anderen Musikrichtungen statt.

Die Räumlichkeiten der Rockfabrik wurden von Beginn an von der Max-Maier-Immobiliengesellschaft angemietet und die Mietverträge nach erfolgreichen Verhandlungen in der Regel für fünf Jahre geschlossen. Der letzte Vertrag endete mit Ablauf des Jahres 2019. Verhandlungen für eine Verlängerung konnten zunächst nicht aufgenommen werden.[5][6] Nach zunächst anders lautenden Berichten[7] wurde über die Anwälte des Immobilienunternehmens im Sommer 2019 ein neuer Vertrag ausgeschlossen und die Räumung und Übergabe im Ursprungszustand bis Jahresende gefordert.[8] Gäste, Künstler und Lokalpolitiker kritisierten die drohende Schließung und bemängelten die fehlende Gesprächsbereitschaft des Vermieters.[9][10] Eine Onlinepetition zur Verlängerung des Mietvertrags erreichte innerhalb weniger Wochen über 31.000 Unterschriften.[11][9] Im September nahmen rund 2000 Personen an einer Demonstration zum Erhalt der Rockfabrik in Ludwigsburg teil.[12]

Trauerkerzen für das Ende der Rockfabrik Ludwigsburg nach der Silvesterparty

Die Rockfabrik wurde nach der Silvesterparty 2019/2020 geschlossen. Das Inventar wurde teilweise verkauft.[13]

Das Gebäude wurde in den Jahren 2020 und 2021 in eine Außenstelle der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen (HVF) umgebaut, wofür das Gebäude vollständig entkernt wurde.[14]

Live-Bands[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Rockfabrik Ludwigsburg spielten seit den 80er- und 90er-Jahren bekannte Bands – darunter Manowar, Nazareth, Doro, Hammerfall, In Extremo, Subway to Sally, Helloween, Wishbone Ash, Testament, Anthrax, Metal Church, Demon, Slayer, Motörhead, Lacrimosa, Running Wild, Sinner, Six Feet Under[15], Nightwish, Lordi[16] und U.D.O.[17] Auch Bands wie Volbeat, Kissin Dynamite und Unheilig standen schon, bevor sie einem breiten Publikum bekannt wurden, in der Rockfabrik auf der Bühne. Als Anziehungspunkt für Rock- und Metalgrößen konnten auch Mitglieder von Metallica, Def Leppard, den Scorpions oder Iron Maiden als Partygäste begrüßt werden. Als wohl kuriosester Auftritt kann der Auftritt der Band Sodom im Jahr 2011 bezeichnet werden, welcher zusammen mit Roberto Blanco stattfand[18] und dessen Aufnahmen für einen Werbespot für die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. genutzt wurden.[19] Zuletzt trat die Rofa vor allem als Unterstützer größerer Rockkonzerte in der Umgebung in Erscheinung.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liveauftritt der Band Iced Earth im Dezember 2012

Einige Jahre nach der Gründung eröffneten sowohl in Leingarten (spätere Diskothek "La Boom"), als auch in Kehl, Nürnberg und Augsburg weitere Rockfabriken. Heute hat nur noch die Rockfabrik in Augsburg Bestand.

Auf einem Band-Foto, das auf der Rückseite der Hülle des Albums Master of Puppets der amerikanischen Heavy-Metal-Band Metallica aus dem Jahre 1986 abgebildet ist, trägt Gitarrist Kirk Hammett unter einer schwarzen Weste ein rotes T-Shirt der Ludwigsburger Rockfabrik.[20]

Vom Stuttgarter Autor und Regisseur Kai Thomas Geiger erschien 2013 ein Buch namens autoreverse, in welchem er die Erlebnisse seiner Jugend, zu denen die Rockfabrik Ludwigsburg maßgeblich beitrug, aus der Perspektive des Protagonisten Marc wiedergibt.[21]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rockfabrik Ludwigsburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rockfabrik. In: stuttgart-informationen.de. Abgerufen am 28. November 2018.
  2. Philipp Obergassner: Rockfabrik in Ludwigsburg wird 35: Zum Geburtstag wird’s besonders laut. In: stuttgarter-nachrichten.de. (stuttgarter-nachrichten.de [abgerufen am 28. November 2018]).
  3. Crew | Rockfabrik Ludwigsburg. Abgerufen am 26. November 2018.
  4. Martin Tröster: Rockfabrik: „Mein Traum ist ein ABBA-Konzert“. In: swp.de. 10. Dezember 2016 (swp.de [abgerufen am 26. November 2018]).
  5. Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: Zukunft der Kult-Disco: Die Rockfabrik darf bleiben. Abgerufen am 19. Juni 2019.
  6. Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: Legendäre Disko in Ludwigsburg vor dem Aus: Die Rockfabrik steht am Abgrund. Abgerufen am 19. Juni 2019.
  7. Tim Höhn: Die Rockfabrik darf bleiben. In: Stuttgarter Zeitung. 23. April 2019, abgerufen am 11. Januar 2010.
  8. Tim Höhn, Michael Bosch: Es wird dunkel um die Rockfabrik. In: Stuttgarter-Zeitung. 26. Juni 2019, abgerufen am 30. August 2019.
  9. a b Tim Höhn: Rettungsversuch für legendäre Disko – Kauft die Stadt die Rockfabrik? In: Stuttgarter Zeitung. 11. September 2019, abgerufen am 24. September 2019.
  10. Heidi Vogelhuber: Demo für die Rockfabrik – „Wir wollen wissen, warum er die Rofa dicht macht“. In: Stuttgarter Zeitung. 20. September 2019, abgerufen am 24. September 2019.
  11. Petitionsseite: Verlängerung des Mietvertrages der Rockfabrik Ludwigsburg. In: openPetition. Abgerufen am 24. September 2019.
  12. Frank Klein: Machtvolle Demonstration für den Erhalt der Rockfabrik. In: Ludwigsburger Kreiszeitung. 23. September 2019, abgerufen am 24. September 2019.
  13. Michael Bosch: Rockfabrik verkauft ihr Interieur. In: Stuttgarter Zeitung. 4. Dezember 2019, abgerufen am 11. Januar 2010.
  14. Von der Rofa ist nur noch die Hülle übrig, auf lkz.de
  15. Geschichte | Rockfabrik Ludwigsburg. Abgerufen am 26. November 2018.
  16. Theo: Lordi, Follow The Cipher, Silver Dust – Der Konzertbericht aus der Ludwigsburger Rockfabrik – BurnYourEars Webzine. (burnyourears.de [abgerufen am 26. November 2018]).
  17. Kathrin Haasis: 30 Jahre Rockfabrik Ludwigsburg: Von der Kühlschrankfabrik zur Rockdiscothek. In: stuttgarter-zeitung.de. (stuttgarter-zeitung.de [abgerufen am 26. November 2018]).
  18. Roberto Blanco & Sodom › venue music. (venue.de [abgerufen am 28. November 2018]).
  19. Roberto Blanco orientierungslos beim Heavy-Metal-Konzert – Video. In: FOCUS Online. (focus.de [abgerufen am 26. November 2018]).
  20. Existenz der Rockfabrik Ludwigsburg ernsthaft bedroht in den News auf www.metal-hammer.de (Metal Hammer), 13. Juni 2019
  21. autoreverse | Ein Roman von Kai Thomas Geiger. Abgerufen am 26. November 2018.

Koordinaten: 48° 53′ 33,3″ N, 9° 10′ 9″ O