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Rucksackschule (Schweiz)

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Die Rucksackschule (Schweiz) schafft naturpädagogische bzw. umweltbildnerische Angebote für ein breites Publikum. Sie wird getragen vom Verein Rucksackschule, mit Sitz in Zürich.

Als eines der ersten Projekte der deutschsprachigen Schweiz in diesem Bildungsbereich, hatte sie bei ihrer Gründung im Jahre 1991 Pioniercharakter und Vorbildfunktion für zahlreiche weitere Projekte.[1][2][3][4]

In der Sihlwaldschule, der ersten Naturschule der Stadt Zürich, setzten sich ab 1990 zwei Lehrerinnen dafür ein, auch für Schulen ausserhalb der Stadt ein Angebot zu schaffen, mittels dessen Kinder den Wald erleben und zugleich lernen können. Es sollte, im Unterschied zu den Naturschulen, ein mobiles Angebot werden. Damit war die Idee der Rucksackschule geboren. Namenspatin war unter anderem die damals bereits existierende Rucksackschule Naturpark Harz in Deutschland.

1991 kam es zur Gründung des nicht gewinnorientierten Trägervereins Rucksackschule (damals „Rucksackschule Wald“).

Der Verein machte es sich zum Zweck, möglichst viele Kinder und Erwachsene unmittelbar mit der Natur in Berührung zu bringen und sie so für den Erhalt ihrer natürlichen Lebensgrundlagen und der Umwelt zu sensibilisieren.

Noch im Gründungsjahr fanden erste Waldtage mit Schulklassen im ganzen Kanton Zürich statt. Im Verlaufe des Folgejahres wuchs das Zielpublikum um Familien, Vereine und weitere Gruppen. Inhaltlich kamen neue Themen bzw. Ökosysteme hinzu. Erste Weiterbildungskurse für Lehrpersonen wurden durchgeführt.

Im September 1995 verlieh die Stiftung «Händ Sorg zur Umwält» der Rucksackschule den Prix Toni für besondere Leistungen im Umweltschutz.[5] Einen Monat später anerkannte der Kanton Zürich den Verein Rucksackschule als gemeinnützig.

Ausgehend vom Wald als Lern- und Erlebnisort erweiterten sich im Verlaufe der Jahre die Methodik und die thematische Breite, hin zu sämtlichen natürlichen Lebensräumen bzw. menschlichen Lebenswelten der Schweiz.

Als Zielpublikum werden heute alle Alters- und sozialen Gruppen angesprochen. Insbesondere ist der Verein Rucksackschule dank Unterstützung von Stiftungen bestrebt, sozial benachteiligten Menschen, beispielsweise Alleinerziehende oder Geflüchtete, niederschwellig begleitete Naturerlebnisse zu ermöglichen. Bedeutsam für das Ziel der Umweltsensibilisierung sind Weiterbildungskurse für Multiplikatoren.

Nebst in der Natur durchgeführten Bildungs- und Erlebnisveranstaltungen kamen im Laufe der Jahre beispielsweise Lehrmittel, online zugängliche Methodensammlungen, Ausstellungen, Materialiensets hinzu.

Mit der Entstehung zahlreicher, zielverwandter Institutionen in der ganzen Schweiz entwickelten sich sprachregionale und nationale Netzwerke der Umweltbildung, in denen die Rucksackschule tragend mitwirkt, etwa im Branchenverband ERBINAT[6] und der Fachkonferenz Umweltbildung.[7]

Umweltbildung bzw. Bildung für nachhaltige Entwicklung entwickelten sich zu etablierten Elementen der Bildungslandschaft, nicht zuletzt als Bestandteil des in den Deutschschweizer Kantonen gesetzlich verankerten, schulischen Lehrplans 21.

Wesentliche Grundgedanken aus der Gründungszeit charakterisieren die Tätigkeit der Rucksackschule bis in die Gegenwart:

  • Publikumsveranstaltungen finden meist draussen in der Natur statt, möglichst nahe des Wohn- oder Arbeitsorts der Teilnehmenden. Letztere erfahren dadurch eine Erweiterung ihrer Lebenswelt.
  • Angestrebt wird eine Vielfalt der Formen von Naturbegegnungen: Mit allen Sinnen, spielerisch, erkundend, forschend - in unterschiedlichen Sozialformen.
  • Die Teilnehmenden vertiefen durch individuelle Erlebnisse und unmittelbare Erfahrungen ihre individuelle Beziehung zur Natur.
  • Die teilnehmende Gruppe als soziales Gefüge steht ebenso im Fokus. Gemeinschaftsbildende Aktivitäten sind Teil der Veranstaltungen.
  • Die wichtigsten Materialien stellt die Natur zur Verfügung. Alles weitere Arbeits- und Lernmaterial hat Platz in einem Rucksack. Dieser Gedanke wurde mit namensgebend.

Besonderheiten / Strukturen

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Seit der Gründung wirken die für den professionellen Veranstaltungsbetrieb zuständigen Mitglieder der Rucksackschule als unabhängiges, hierarchiefreies Kollektiv. Sie betreiben in dieser Form auch die Geschäftsstelle des Vereins in Zürich.

Der Vereinsvorstand dient primär der Vernetzung, der Repräsentation und als Garant für die statuarisch festgehaltenen, inhaltlichen Zielsetzungen und der Gemeinnützigkeit.

Veröffentlichungen, Projekte und Produkte

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Einzelnachweise

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  1. Danièle Bühler: Umweltbildungsarbeit im Wald. In: Zürcher Wald, Ausgabe 3, Seite 25–26, 1992.
  2. Jens Martignoni: Rucksackschule Wald – Ein Tag im Wald. In: Züri Info Nr.2, November 1992, WWF Zürich.
  3. Eva Schilling: Rucksackschule Wald - Waldwege des Umweltlernens. In: Der neue Lehrplan Nr.5, Seite 9–10, 1993. Herausgeber: Pestalozzianum
  4. Mit der Rucksackschule unterwegs. In: Rundbrief 3. September 1993, Seite 3, WWF Schweiz.
  5. Werner Fricker: Händ Sorg zur Umwält - seit 10 Jahren, Verleihung des Prix Toni. In: Schweizer Bauer, Nr. 87, 11. November 1995.
  6. https://erbinat.ch/partner/ Partnerliste Verband ERBINAT. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  7. https://fub-cee.ch/verein/ Mitgliederliste Fachkonferenz Umweltbildung. Abgerufen am 27. Januar 2025