Schlesien (Schiff)

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Die SMS Schlesien im Panama-Kanal (1938)
Bau und Dienstzeit
Schiffsklasse: Deutschland-Klasse
Schiffstyp: Linienschiff
Bauwerft F. Schichau in Danzig
Bau-Nr.: 751
Vermessung 8048 BRT / 4145 NRT
8291 BRT / 4409 NRT[A 1]
Kiellegung 19. November 1904
Stapellauf 28. Mai 1906
Indienststellung 5. Mai 1908
Verbleib Am 4. Mai 1945 nach Minen- und Bombentreffern vor Swinemünde auf Grund gesetzt. 1949-70 vor Ort verschrottet.
Schwesterschiffe
SMS Deutschland, SMS Pommern, SMS Hannover, SMS Schleswig-Holstein
Technische Daten
Wasserverdrängung Konstruktion: 13.191 t
Maximal: 14.218 t
Länge Wasserlinie: 125,9 m
über Alles: 127,6 m
Breite 22,2 m
Tiefgang 8,21 m
Bewaffnung
als Neubau
4 Sk – 28 cm L/40
14 Sk – 17 cm L/40
20 Sk – 8,8 cm L/35
Bis 1921:
6 Unterwasser-Torpedorohre Ø 45 cm
(1 Bug, 1 Heck, 4 Seiten)
Bewaffnung
bis 1936/37
4 Sk – 28 cm L/40
14 Sk - 15 cm L/45
Ab 1931: 12
4 Sk - 8,8 L/45
1927-30: 2 Flak 8,8 cm L/45
4 Torpedorohre 50 cm
(schwenkbar im Batteriedeck in den vordersten und achtersten Kasematten beider Seiten)
Bewaffnung
ab 1936/37
4 Sk – 28 cm L/40
10 Sk - 15 cm L/45
(nur bis 1939)
6 Flak - 10,5 cm
4 Fla-MK - 3,7 cm
4 Fla-MK - 2 cm
(ab 1944: 22)
Ab 1944 zusätzlich:
10 Fla-MK - 4 cm
Panzerung
  • Gürtel: 170 - 240 mm
    auf 80 mm Teakholz
  • Deck: 40 mm
    Böschungen: 67 - 97 mm
  • Türme und Barbetten: 50 - 280 mm
  • Leitstand (vorn): 30 - 300 mm
  • Leitstand (achtern): 30 - 140 mm
  • Zitadelle: 160 mm
  • Kasematten: 160 mm
    Schilde: 70 mm
Antriebsanlage
  • 3 stehende 3-Zylinder
    Dreifachexpansions-Dampfmaschinen
  • 12 kohlegefeuerte Dampfkessel
    (ab 1915: 8 davon ölgefeuert)
    Ab 1938/39: nur 8 ölgefeuerte Kessel
  • 2 dreiflügelige (Ø 4,8 m) und
    1 vierflügelige (Ø 4,5 m) Schrauben
Maschinenleistung: 18.923 PSi 16.000 PSi
Wellendrehzahl: 119 U/min 112 U/min
Brennstoffvorrat 1750 t Kohle und 200 t Heizöl
1380 t Kohle und 180 t Heizöl
Geschwindigkeit 18,5 kn 17 kn
Fahrbereich 4800 sm bei 10 kn
4000 sm bei 12 kn
Besatzung 35 Offiziere und 708 Mann
29 Offiziere, 559 Mann und 214 Seekadetten

Die SMS Schlesien war ein Linienschiff der Deutschland-Klasse. Sie wurde 1908 für die Kaiserliche Marine in Dienst gestellt und im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Nach dem Krieg war das Schiff Teil der Reichsmarine (ab 1935 Kriegsmarine). Die endgültige Außerdienststellung ist mit dem 4. Mai 1945 datiert.

Geschichte

Kaiserliche Marine

Die Inbaugabe der Schlesien erfolgte als Linienschiff R, wobei ihre Schwesterschiffe die Baubezeichnungen N (SMS Deutschland), P (SMS Hannover), O (SMS Pommern) und Q (SMS Schleswig-Holstein) erhielten.

Der Bauauftrag für die Schlesien erfolgte am 11. Juni 1904 an die Werft F. Schichau in Danzig. Die Kiellegung erfolgte am 19. November 1904. Der Stapellauf am 28. Mai 1906 erfolgte in Anwesenheit des Kaisers, im März des Jahres 1908 erfolgte die Endausrüstung in Kiel. Am 5. Mai 1908 wurde die Schlesien in Dienst gestellt. Interessant ist die Tatsache, dass sie in einem technisch veralteten Zustand in Dienst gestellt wurde: die britische Dreadnought entwertete die Linienschiffe der Deutschland-Klasse schlagartig, trotzdem wurden Schiffe der Klasse in der Skagerrakschlacht eingesetzt. Die Versenkung der Pommern, verursacht durch nur einen Torpedo am 1. Juni 1916, mit dem Verlust der gesamten Besatzung im Rahmen der Skagerrakschlacht, verdeutlicht die Unterlegenheit.

Mit Kriegsausbruch 1914 war die Schlesien im Sicherungsdienst in der Deutschen Bucht eingesetzt, später als Zielschiff für Unterseeboote. 1916 nahm sie an der Skagerrakschlacht teil. Anschließend wurde sie mit verringerter artilleristischer Ausstattung als Schulschiff verwendet. Bei Ausbruch der Novemberrevolution 1918 verließ die Schlesien am 5. November Kiel, ehe sich der Kieler Matrosenaufstand an Bord ausbreiten konnte. Als das Schiff vor Flensburg ankerte, erlaubte der Kommandant den Besatzungsangehörigen, die sich zur Revolution bekannten, das Schiff zu verlassen. Es blieb weniger als die Hälfte der Besatzung und nur wenig Maschinenpersonal. Zwischen dem 6. und 9. November legte die Schlesien eine Irrfahrt durch die Ostsee zurück, um den revolutionären Kräften zu entgehen. Die an Bord befindlichen Seekadetten der Offiziercrew VII/18 ersetzten das Maschinenpersonal und bezeichneten ihre Crew fortan als „Schlesien-Crew“.[1]

Am 10. November 1918 bzw. am 1. Dezember 1918 wurde die Schlesien außer Dienst gestellt.

Reichs- und Kriegsmarine

Die Schlesien wurde am 1. März 1927 als Ersatz für die Hannover in die Reichsmarine übernommen und wieder in Dienst gestellt und war folgend im Flottendienst aktiv. In den Jahren 1938/1939 wurde die Antriebsanlage komplett auf Ölfeuerung umgestellt.

Im Zweiten Weltkrieg war sie als Kadettenschulschiff im Einsatz. 1940 nahm die Schlesien an der Besetzung Dänemarks 1940 während der Operation Weserübung teil. Die Mittelartillerie wurde an verschiedene Hilfskreuzer abgegeben, anschließend erfolgte der Einsatz wieder als Schul- und Ausbildungsschiff sowie für Eisbrecherdienste. Im April 1942 verlegte das Schiff zusammen mit dem beschädigten Schlachtschiff Gneisenau nach Gotenhafen. Gegen Ende des Krieges beschoss die Schlesien Landziele an der pommerschen Küste. Am 3. Mai 1945, 3:01 Uhr lief sie südöstlich der Greifswalder Oie auf eine britische Grundmine. Der Minentreffer ereignete sich im Bereich des Vorschiffs und beschädigte das Schiff schwer.[2]

Verbleib

Am 4. Mai 1945 wurde die Schlesien in der Nähe von Swinemünde bei einem Luftangriff von Bomben getroffen. Um das Sinken des Schiffs zu verhindern, wurde es mit dem Heck voran gestrandet und aufgegeben. Anschließend wurde die Schlesien gesprengt und das Wrack durch Torpedoschüsse des Flottentorpedoboots T 36 weiter zerstört.[3]

Mit der Verschrottung wurde vier Jahre nach Kriegsende begonnen. Die Arbeiten zogen sich sehr in die Länge, und erst 1970 waren die Überreste des Schiffs größtenteils abgewrackt. Noch im Jahre 1980 waren Reste zu sehen, welche in den folgenden Jahren abgebrochen wurden.

Technische Beschreibung

Technische Daten

  • Vermessung 8048 BRT, 4145 NRT
  • Konstruktionsverdrängung 13.191 t
  • Einsatzverdrängung 14.218 t
  • Panzerung : Deck 40 mm, Panzerdeckböschungen 97 mm bzw. 67 mm, Kommandoturm vorn 30 mm - 300 mm, achtern 140 mm, Gürtelpanzer bis zu 240 mm auf 80-mm-Teakholzhinterlage. Kasematten 170 mm, Schilde 70 mm, Zitadelle 170 mm, Türme der Schweren Artillerie sowie der Barbetten bis zu 280 mm.

Bewaffnung

Die Bewaffnung bestand aus vier 28-cm-Schnelladekanonen L/40, 14 17cm-Schnelladekanonen L/40, 20 8,8-cm-Schnelladekanonen L/35 sowie zeitweise vier Maschinenkanonen. Weiterhin waren sechs Unterwassertorpedorohre mit einem Durchmesser von 45 cm vorhanden. Im weiteren Verlauf wurde die Bewaffnung, abgesehen von der Hauptbewaffnung, mehrfach geändert.

Antrieb und Besatzung

Die Antriebsleistung betrug 17000 PSi, der Fahrbereich betrug 4800 Seemeilen bei 10 Knoten Geschwindigkeit. Es konnten maximal 1750 t Kohle mitgeführt werden, nach dem Einbau der Öl-Zusatzfeuerung 1380 t Kohle und 180 t Heizöl. Die Konstruktionsgeschwindigkeit betrug 18 kn.

Die Besatzungsstärke lag bei 35 Offizieren und 708 Mann, wobei die Besatzung bei Sonderverwendung (Flotten- oder Geschwaderflaggschiff) verstärkt wurde.

Kommandanten

  • Fregattenkapitän von Waldeyer-Hartz --- ? bis 10. November 1918[1]
  • Kapitän zur See Werner Tillessen --- 1. März bis 27. September 1927
  • Fregattenkapitän/Kapitän zur See Alfred Saalwächter --- 28. September 1927 bis 30. September 1928
  • Fregattenkapitän/Kapitän zur See Max Bastian --- 1. Oktober 1928 bis 22. September 1929
  • Kapitän zur See Kurt Aßmann --- 23. September 1929 bis 23. September 1932
  • Kapitän zur See Wilhelm Canaris --- 1. Oktober 1932 bis 28. September 1934
  • Kapitän zur See Heinrich Ancker --- 27. September 1934 bis 24. September 1936
  • Kapitän zur See Thilo von Seebach --- 25. September 1936 bis 29. September 1937
  • Kapitän zur See Friedrich-Wilhelm Fleischer --- 1. Oktober 1937 bis 3. August 1938
  • Kapitän zur See Werner Lindenau --- 4. August 1938 bis 4. April 1939
  • Kapitän zur See Kurt Utke --- 20. April bis 16. November 1939
  • Kapitän zur See Günther Horstmann --- 17. November 1939 bis 30. Juli 1940
  • Kapitän zur See Ernst von Studnitz --- 15. Januar bis 30. Juni 1942

Anmerkungen

  1. Kursive Zahlen: Daten nach Umbau zum Schulschiff

Literatur

  • Gerhard Koop, Klaus-Peter Schmolke: Die Linienschiffe der Brandenburg- bis Deutschland-Klasse.
  • Erich Gröner, Dieter Jung und Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945 Band 1. Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8.

Einzelnachweise

  1. a b Rolf Johannesson: Offizier in kritischer Zeit; Herford und Bonn 1989; ISBN 3-8132-0301-8 S. 17 ff.
  2. Wolfgang Harnack: Die deutschen Flottentorpedoboote von 1942 bis 1945. Verlag E.S. Mittler & Sohn GmbH, Hamburg/Berlin/Bonn 2004, ISBN 3-8132-0825-7, S.197
  3. Erich Gröner, Dieter Jung und Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945 Band 1. Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8, S. 46