UC 71

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von SM UC 71)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
UC 71 p1
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp U-Boot
Klasse Typ UC II
Bauwerft Blohm & Voss, Hamburg
Baunummer 287
Baukosten 2.141.000 Mark
Stapellauf 12. August 1916
Indienststellung 28. November 1916
Verbleib Am 20. Februar 1919 gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 53,15 m (Lüa)
Breite 5,22 m
Tiefgang (max.) 3,64 m
Verdrängung aufgetaucht: 427 t
getaucht: 508 t
 
Besatzung 26 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 × 6-Zyl.-Diesel
2 × Elektromotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat Diesel: 600 PS
E-Motor: 620 PS
Propeller 2 × dreiflügelig ⌀ 1,29 m
Einsatzdaten U-Boot
Aktionsradius bei 7 kn 10.420 sm
Tauchzeit 35 s
Höchst-
geschwindigkeit
getaucht
7,4 kn (14 km/h)
Höchst-
geschwindigkeit
aufgetaucht
12,0 kn (22 km/h)
Bewaffnung
Sonstiges
Einsätze 19 Feindfahrten
Erfolge 61 Schiffe versenkt

UC 71 war ein deutsches U-Boot vom Typ UC II, das während des Ersten Weltkrieges von der Kaiserlichen Marine eingesetzt wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Boot wurde am 12. Januar 1916 bei Blohm & Voss in Hamburg bestellt. Der Stapellauf fand am 12. August 1916 statt. Die Übergabe vom Hersteller Blohm & Voss an die Kaiserliche Marine und die Indienststellung fanden am 28. November 1916 statt.

Nach einer ausführlichen Erprobung wurde UC 71 am 3. März 1917 in Flandern der II. U-Flottille Flandern zugeteilt. Am 13. Oktober 1918, nach der Aufgabe der flandrischen Stützpunkte wegen des allgemeinen deutschen Rückzugs, wurde es zur I. U-Flottille der Hochseeflotte versetzt, wo es bis zum Kriegsende am 11. November 1918 verblieb. UC 71 führte 19 Feindfahrten durch, wobei es 61 zivile Schiffe mit einer Gesamtverdrängung von 110.688 BRT versenkte. Zusätzlich beschädigte es 17 zivile Schiffe und ein militärisches Schiff.

Bei diesem militärischen Schiff handelte es sich um die Dunraven, eine britische U-Boot-Falle. Am 8. August 1917 kam es zu der Begegnung beider Schiffe und zu einem Feuergefecht. Dabei wurde die Dunraven stark beschädigt, konnte aber nicht ohne Risiko vom U-Boot versenkt werden, weil diese schon alle Torpedos verschossen hatte. Deshalb drehte UC 71 ab und überließ das britische Schiff seinem Schicksal. Während des Gefechtes starb ein britischer Matrose. Die Dunraven sank während des Bergungsversuchs durch den britischen Zerstörer Christopher am 10. August 1917. Der Kommandant des U-Boots war zu der Zeit Oberleutnant zur See Reinhold Saltzwedel.

Das größte von UC 71 versenkte Schiff war der belgische Passagierdampfer Élisabethville (7.017 BRT), der am 6. September 1917 in der Biskaya durch einen einzelnen Torpedo versenkt wurde. Dabei kamen 14 Menschen ums Leben. Das britische Passagierschiff Rangara war mit 10.040 BRT zwar größer, wurde aber nur beschädigt und nicht versenkt.

Versenkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Waffenstillstand von Compiègne (1918) sollte UC 71 nach Großbritannien ausgeliefert werden. Bei der Überführung sank das Boot am 20. Februar 1919 unmittelbar südlich von Helgoland auf der Position 54° 10′ N, 7° 54′ OKoordinaten: 54° 10′ 0″ N, 7° 54′ 0″ O in etwa 20 Meter Wassertiefe. Dabei kam niemand ums Leben.

Wissenschaftler der Universität Dundee haben anhand von 3D-Modellierung herausgefunden, dass der Untergang nicht auf schlechte Wetterverhältnisse zurückzuführen war. Es handelte sich vielmehr um eine Selbstversenkung durch die eigene Besatzung.[1]

Beforschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Untersuchungen des Wracks in den Jahren 2001 und 2014 deuten darauf hin, dass UC 71 von seiner Besatzung versenkt wurde.[2]

Im Juli 2016 wurde die Netzsäge von UC 71 geborgen.[3] Von dem Seemann Georg Trinks, der 18 Monate lang als Maschinist auf UC 71 diente, sind persönliche Tagebücher erhalten. Deren Inhalt ist in dem am 19. Februar 2019 erschienenen Buch „Kein Engländer soll das Boot betreten!“ Die letzte Fahrt von UC 71 nachgedruckt.[4][5] Dort wird die Versenkung, die bisher nur vermutet wurde, belegt. Die Tagebücher sollen zukünftig (Stand: 22. Juli 2019) im Museum Helgoland zu besichtigen sein.

UC 71 liegt in 23 m Tiefe und steht seit 2012 unter Denkmalschutz. Im April 2023 wurden von Tauchern mit vier Unterwasserkameras Videoaufnahmen vom U-Boot gemacht. Wegen geringer Sichtweite zeigt jedes Einzelbild nur einen kleinen Ausschnitt der Ansicht des Boots. Unter Forschungstaucher und Projektleiter Florian Huber wurden 30.000 Einzelbilder aus den Videos extrahiert und bis September 2023 mittels Software zu einer 3D-Gesamtansicht zusammengefügt. 2024 wurde ein materielles 3D-Modell ausgedruckt und im Museum Helgoland ausgestellt.[6] Die geborgene 4 Meter lange Netzsäge des Bootes ist im Bunkerstollen Unterland ausgestellt.

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die genauen Versenkungserfolge durch die Minen sind schwer zu verifizieren, da keine eigenen Berichte der Kommandanten die Versenkung unmittelbar nachweisen können.

UC 71 (Europa)
UC 71 (Europa)
Ausgewählte Versenkungsorte (sofern Koordinaten bekannt)[7]
Erfolge von UC 71
Datum Schiffsname Nationalität Tonnage Bemerkung
30. März 1917 Edernian Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 3.588 Beschädigt
30. März 1917 Saint Louis III Frankreich Frankreich 97
30. März 1917 Scarcelle Frankreich Frankreich 49
31. März 1917 Primrose Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 113
3. April 1917 Ellen James Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 165
4. April 1917 Pensiero Italien Italien 2.632
5. April 1917 Gower Coast Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 804
5. April 1917 San Fulgencia Spanien Spanien 1.558
7. April 1917 Caminha Portugal Portugal 2.763
9. April 1917 Themistoclis Griechenland Griechenland 1.895
9. April 1917 Valhall Norwegen Norwegen 750
10. April 1917 Ranvik Norwegen Norwegen 5.848
12. April 1917 Edelweiss Frankreich Frankreich 192
18. April 1917 Heim Norwegen Norwegen 1.669
23. April 1917 Cenobic Belgien Belgien 16
2. Mai 1917 Westland Niederlande Niederlande 108
5. Mai 1917 Simon Niederlande Niederlande 150
15. Mai 1917 Boreas Niederlande Niederlande 192
16. Mai 1917 Hendrika Johanna Niederlande Niederlande 134
17. Mai 1917 Jakoba Niederlande Niederlande 107
17. Mai 1917 Mercurius Niederlande Niederlande 80
18. Mai 1917 Annetta Niederlande Niederlande 177
14. Juni 1917 Wega Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 839
15. Juni 1917 Wapello Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 5.576
26. Juni 1917 Normandy Frankreich Frankreich 543 Beschädigt
28. Juni 1917 Marne Frankreich Frankreich 4.019
29. Juni 1917 Driskos Griechenland Griechenland 2.833
3. Juli 1917 Orleans Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 2.823
4. Juli 1917 Sentoppen Norwegen Norwegen 2.349
6. Juli 1917 Løvstakken Norwegen Norwegen 3.105
6. Juli 1917 Victoria 2 Norwegen Norwegen 2.798
8. Juli 1917 Vendee Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 1.295
3. August 1917 Aube Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 1.837
4. August 1917 Afrique Frankreich Frankreich 2.457 Beschädigt
4. August 1917 Cairnstrath Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 2.128
7. August 1917 Port Curtis Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 4.710
8. August 1917 Dunraven Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 3.117
6. September 1917 Elisabethville Belgien Belgien 7.017
7. September 1917 Mont De Piete Frankreich Frankreich 38
7. September 1917 Kleber Frankreich Frankreich 277
8. September 1917 Setubal Norwegen Norwegen 1.201
9. September 1917 Myosotis Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 1.250 Beschädigt
10. September 1917 Vikholmen Norwegen Norwegen 494

Kommandanten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

28. November 1916 bis 25. April 1917 Hans Valentiner
26. April bis 9. Juni 1917 Hugo Thielmann
10. Juni bis 13. September 1917 Reinhold Saltzwedel
14. September 1917 bis 28. Januar 1918 Ernst Steindorff
29. Januar 1918 – 13. August 1918 Walter Warzecha
14. August 1918 – 11. November 1918 Eberhard Schmidt

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Claude Fröhle, Hans-Jürgen Kühn: SM UC 71. Das vergessene U-Boot vor Helgoland. Eine militärgeschichtliche Entdeckungsreise. Fröhle-Kühn, Herbolzheim 2005, ISBN 3-9805415-6-8.
  • Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 3: U-Boote, Hilfskreuzer, Minenschiffe, Netzleger und Sperrbrecher. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1985, ISBN 3-7637-4802-4.
  • Florian Huber: „Kein Engländer soll das Boot betreten!“ Die letzte Fahrt von UC 71. Rowohlt Verlag, Reinbek 2019, ISBN 978-3-498-03044-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Experts create 3D model to solve U-boat sinking puzzle. In: BBC news. 7. Dezember 2023, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  2. Erster Weltkrieg: Untersuchungen am Wrack von U-Boot UC-71 - SPIEGEL ONLINE 6. Mai 2015.
  3. Dr. Florian Huber | U-Boot UC 71 – persönliche Webseite des zuständigen Unterwasserarchäologen
  4. Florian Huber: „Kein Engländer soll das Boot betreten!“ Die letzte Fahrt von UC 71. Rowohlt Verlag, Reinbek 2019, ISBN 978-3-498-03044-5.
  5. Huber: „Kein Engländer soll das Boot betreten!“ (Hardcover) - Rowohlt.
  6. Ausstellungseröffnung U-Boot-Wrack "UC 71" ndr.de, 15. April 2024, abgerufen am 15. April 2024.
  7. uboat.net: Ships hit by UC 71 (engl.)