8,5-Meter-Klasse der DGzRS

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8,5-m-Klasse
Schiffsdaten
Flagge Deutschland Deutschland
Schiffstyp Seenotrettungsboot
Heimathafen Bremen
Eigner DGzRS
Bauwerft Fassmer, Schweers
Indienststellung 1987–1994
Außerdienststellung ab 2012
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 8,28 / 8,52 m (Lüa)
Breite 3,10 m
Tiefgang (max.) 0,85 / 0,95 m
Verdrängung 4,6 / 5,5 t
 
Besatzung 2
Maschinenanlage
Maschine Diesel
Maschinen­leistung 220 PS (162 kW)
Höchst­geschwindigkeit 18 kn (33 km/h)
Propeller 1

Die 8,5-Meter-Klasse umfasst 18 Seenotrettungsboote (SRB) der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Zwischen 1987 und 1994 wurden 17 Schiffe bei der Fassmer-Werft und eins bei der Schiffs- und Bootswerft Schweers gebaut. Die Boote dieser Klasse werden bei Bedarf von Freiwilligen der DGzRS kurzfristig besetzt und kommen in der Nord- und Ostsee zum Einsatz.

Derzeit sind noch zwei Boote dieser Klasse im Dienst der DGzRS. Die ausgemusterten Boote sind teilweise noch bei anderen Rettungsdiensten im Einsatz.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem die DGzRS seit den 1970er Jahren Erfahrungen mit Seenotrettungsbooten gesammelt hatte, entstand am Ende der 1980er Jahre die zweite Generation dieser leistungsfähigen Schiffe. Die wichtigsten Verbesserungen waren eine deutlich gesteigerte Geschwindigkeit bei hoher Seetüchtigkeit, eine erweiterte rettungsdienstliche und medizinische Ausrüstung sowie ein umlaufendes Fendersystem, welches das Längsseitsgehen auch bei schwierigen Bedingungen ermöglicht. Eine Bergungspforte auf der Steuerbordseite nahezu auf Höhe der Wasserlinie in der Bordwand ermöglicht es, im Wasser treibende Schiffbrüchige an Bord zu nehmen, ohne sie aufrichten zu müssen.

Der Rumpf wurde in bewährter Weise aus seewasserbeständigem Aluminium aus einem Netzspantensystem gebaut. Zur Steuerung stehen ein unterer Fahrstand im Schiff und ein offener oberer Fahrstand zur Verfügung. Angetrieben werden die Schiffe von einem Dieselmotor mit 215 PS, der über ein Wendegetriebe einen Festpropeller antreibt. Damit erreichen sie eine Geschwindigkeit von 18 Knoten; die Reichweite beträgt etwa 200 Seemeilen.

Zur Ausrüstung gehören ein Schlepphaken, Suchscheinwerfer, mobile Lenzpumpen, medizinische und technische Ausrüstung sowie Funk- und Navigationstechnik.

Ab 1987 wurden drei Prototypen gebaut, um das Konzept zu testen und Erfahrungen zu sammeln. Die folgenden Serienschiffe, welche ab 1992 gebaut wurden, sind 24 cm länger und als Selbstaufrichter konzipiert.

Die Boote[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Boote wurden ab 1987 in Dienst gestellt. Nach der Wiedervereinigung lösten einige von ihnen die Motorrettungsboote des Seenotrettungsdienstes der DDR ab. Inzwischen sind alle außer ein Schiffe dieser Klasse aus dem aktiven Dienst der DGzRS ausgeschieden (Stand April 2024). Sie wurden durch Neubauten der 10,1-m-Klasse oder der 8,9-m-Klasse ersetzt.

Die noch im Dienst der DGzRS befindlichen Boote sind fett markiert.

Name Bauname Rufzeichen Baujahr Bauwerft (Nummer) Taufe Namensgeber Stationierung bei der DGzRS Bild
Asmus Bremer KRST 29 DF7680 1987 Fassmer (1062) Kiel-Schilksee, 21. Dez. 1987 Asmus Bremer, Bürgermeister von Kiel 1987–2012 Kiel-Schilksee
2012 außer Dienst
Marie Luise Rendte KRST 30 DF7681 1988 Fassmer (1063) Brunsbüttel, 23. Juni 1988 Förderin der DGzRS 1988–1999 Brunsbüttel,
1999–2003 Ueckermünde,
2003–2012 Kiel-Schilksee
2012 außer Dienst
Franz Stapelfeldt KRST 31 DA3112 1990 Schweers (6482) Burgstaaken, 17. Aug. 1990 Franz Stapelfeldt, deutscher Werftdirektor 1990–2000 Puttgarden,
2000–2011 Maasholm,
2011–2012 Reserveboot,
2012–2015 Kiel-Schilksee
2015 außer Dienst
Günther Schöps SRB 32 DH3767 1992 Fassmer (1256) Timmendorf (Poel), 23. Juni 1992 Förderer der DGzRS ab 1992 Timmendorf
2018 außer Dienst
Gerhard ten Doornkaat SRB 33 DH3768 1992 Fassmer (1257) Bremen, 10. Nov. 1992 Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung 1992–2023 Ueckermünde

seit 2023 Burgstaaken

Februar 2024 außer Dienst[1][2]

Karl van Well SRB 34 DH3769 1992 Fassmer (1258) Bremen, 10. Nov. 1992 Förderer der DGzRS ab 1992 bis 2017 Damp
2017 außer Dienst
Dornbusch SRB 35 DH3770 1993 Fassmer (1259) Vitte (Hiddensee), 15. Apr. 1993 nördlichster Teil der Insel Hiddensee 1993–2006 Vitte
2006–2019 Breege
2019 außer Dienst
Cassen Knigge SRB 36 DH3771 1993 Fassmer (1260) Norddeich, 15. Juni 1993 getöteter Rettungsmann der Otto Schülke ab 1993 Norddeich
2017 außer Dienst
Putbus SRB 37 DH3772 1993 Fassmer (1261) Lauterbach (Rügen), 7. Juni 1993 Stadt Putbus auf Rügen 1993–2017 Lauterbach
2017 außer Dienst
Walter Merz
(ex Juist)
SRB 38 DH3773 1993 Fassmer (1262) Juist, 21. Juni 1993,
5. Okt. 2008
Insel Juist,
Förderer der DGzRS
1993–2007 Juist,
2007–2021 Schleswig
2021 außer Dienst
Otto Behr SRB 39 DH3774 1993 Fassmer (1263) Wilhelmshaven, 13. Juli 1993 Förderer der DGzRS 1993–2019 Wilhelmshaven
ab 2019 Zinnowitz
Hellmut Manthey SRB 40 DH3775 1993 Fassmer (1264) Lippe, 24. Sept. 1993 Förderer der DGzRS ab 1993 Lippe
2018 außer Dienst
Hermann Onken SRB 41 DH3776 1993 Fassmer (1265) Fedderwardersiel, 29. Okt. 1993 langjähriger Vormann der dortigen Station ab 1993 Fedderwardersiel
2020 außer Dienst
Jens Füerschipp SRB 42 DH3777 1993 Fassmer (1266) Gelting, 22. Nov. 1993 Friedrich Lorenzen, genannt Füerschipp (Feuerschiff) ab 1993 Gelting
2018 außer Dienst
Crempe SRB 43 DH3778 1994 Fassmer (1267) Neustadt in Holstein, 3. März 1994 mittelalterliche Bezeichnung von Neustadt 1994–2015 Neustadt
ab 2015 Reserveboot
2018 außer Dienst
Baltrum SRB 44 DH3779 1994 Fassmer (1268) Baltrum, 7. Apr. 1994 Insel Baltrum 1994–2004 Baltrum,
ab 2005 Horumersiel
2019 außer Dienst
Bottsand SRB 45 DH3780 1994 Fassmer (1269) Laboe, 29. Mai 1994 Naturschutzgebiet Bottsand 1994–2014 Laboe
2014 außer Dienst
Stralsund SRB 46 DH3781 1994 Fassmer (1270) Stralsund, 1. Juni 1994 Hansestadt Stralsund 1994–2006 Stralsund,
2006–2021 Prerow/Wieck
2021 außer Dienst

Besonderheiten und Verbleib einzelner Boote[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Juist wurde im Jahr 2008 in Walter Merz umbenannt. Sie soll beim freiwilligen estnischen Seenotrettungsdienst Pärnu SAR zum Einsatz kommen.[3]

Die Asmus Bremer war seit dem 9. November 2012 bis zum Oktober 2022 vor dem Haupteingang des Deutschen Museums in München aufgestellt. Seit Oktober 2022 steht sie im Museumsgarten des Deutschen Museums, neben dem Seenotrettungskreuzer Theodor Heuss (ehemalige H. H. Meier).

Die Bottsand wurde im Mai 2015 sowie die Cassen Knigge und die Karl van Well wurden im Januar 2018 an den Seenotrettungsdienst von Uruguay übergeben.[4][5] Ein Boot wurde inzwischen auch dort ausgemustert.

Die Franz Stapelfeldt steht seit Mitte 2015 als Denkmal an der DGzRS-Station Schilksee.

Die Marie Luise Rendte lag ab November 2016 als nicht begehbares Museumsschiff im Hafen von Eckernförde.[6] Seit Ende Oktober 2019 ist das Rettungsboot auf dem Wohnmobilstellplatz der Stadt aufgestellt.[7]

Die Putbus wird seit Juni 2017 als Rettungsboot Greif 1 der DLRG in Hamburg-Altona eingesetzt.[8]

Die Günther Schöps und die Hellmuth Manthey sind seit Oktober 2018 für die Ghana Maritime Authority im Einsatz.[9]

Die Crempe und die Jens Füerschipp sind seit Dezember 2018 für die Maritime Administration des Ministeriums für Straßen- und Verkehrsentwicklung der Mongolei auf dem Chöwsgöl Nuur im Einsatz[10]

Die Dornbusch ist seit September 2019 für den estnischen Seenotrettungsdienst vor der Halbinsel Juminda im Einsatz.

Die Baltrum wurde im November 2019 an den dänischen Seenotrettungsdienst Dansk Søredningsselskab abgegeben.

Die Hermann Onken wurde im März 2020 nach Batumi am Schwarzen Meer gebracht, wo sie als Rettungsboot für die Maritime Transport Agency Georgia eingesetzt wird.[11]

Die Stralsund ist im Oktober 2021 außer Dienst gestellt worden. Sie wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Glückstadt gekauft, um auf der Elbe eingesetzt zu werden.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manuel Miserok: Seenotretter 2022 (= Oceanum Spezial). Oceanum Verlag, Bremen 2022, ISBN 978-3-86927-616-8.
  • Manuel Miserok: Seenotretter 2021 (= Oceanum Kompakt). Oceanum Verlag, Bremen 2021, ISBN 978-3-86927-704-2.
  • Manuel Miserok: Seenotretter 2020 (= Oceanum Kompakt). Oceanum Verlag, Bremen 2020, ISBN 978-3-86927-703-5.
  • Manuel Miserok: Seenotretter 2019 (= Oceanum Kompakt). Oceanum Verlag, Bremen 2019, ISBN 978-3-86927-701-1.
  • Manuel Miserok: Seenotretter (= Oceanum Spezial). Oceanum Verlag, Bremen 2018, ISBN 978-3-86927-603-8.
  • Wilhelm Esmann: Die Rettungsboote der DGzRS von 1865–2009. Hauschild Verlag, Bremen 2009, ISBN 978-3-89757-427-4.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fehmarn. 30. Juni 2021, abgerufen am 14. April 2024 (deutsch).
  2. Neues Seenotrettungsboot für DGzRS-Station Fehmarn heißt HELENE. Abgerufen am 14. April 2024 (deutsch).
  3. Die Seenotretter - DGzRS auf Facebook
  4. DGzRS Längsseits 2/2015. In: pptde.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. November 2017; abgerufen am 15. März 2023.
  5. Letzte Fahrt auf der Nordsee für Norddeicher Seenotrettungsboot CASSEN KNIGGE. 26. Oktober 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Oktober 2017; abgerufen am 28. Oktober 2017.
  6. Arne Peters: „Marie Luise Rendte“: Eine alte Dame zum Anfassen. In: Eckernförder Zeitung. shz.de, 9. November 2016, abgerufen am 10. November 2016.
  7. Der lange Weg zum Museumsschiff. kn-online.de. 30. Oktober 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. November 2019; abgerufen am 25. November 2019 (Komplettartikel nur mit Gebühr).
  8. „Casper Otten“ löst „Putbus“ ab. (Memento vom 12. Juli 2021 im Internet Archive) In: Ostsee-Zeitung.de, 27. Juni 2017.
  9. https://twitter.com/Seenotretter/status/1053614779082907648 twitter.com Seenotretter
  10. https://twitter.com/Seenotretter/status/1070705440760188928 twitter.com Seenotretter
  11. https://twitter.com/Seenotretter/status/1236937022830522370 twitter.com Seenotretter
  12. Neues Seenotrettungsboot auf den Namen PUG getauft. 2. Oktober 2021, abgerufen am 21. November 2021.