Sacco und Vanzetti (Film)

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Film
Titel Sacco und Vanzetti
Originaltitel Sacco e Vanzetti
Produktionsland Italien, Frankreich
Originalsprache Italienisch, Englisch
Erscheinungsjahr 1971
Länge 120/124[1] Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Giuliano Montaldo
Drehbuch Vicente Aranda
Fabrizio Onofri
Giuliano Montaldo
Mino Roli
Ottavio Jemma
Produktion Arrigo Colombo
Giorgio Papi
Musik Ennio Morricone (Komposition)
Joan Baez (Liedtexte und Gesang)
Kamera Silvano Ippoliti
Schnitt Nino Baragli
Besetzung

Sacco und Vanzetti (Originaltitel: Sacco e Vanzetti) ist ein unter der Regie von Giuliano Montaldo für das Kino gedrehter italienisch-französischer Spielfilm aus dem Jahr 1971, der den Genres Polit-, Doku- und Justizdrama zugeordnet wird. In Form und Stil griff Montaldo, der auch maßgeblich am Drehbuch beteiligt war, auf Elemente des italienischen Neorealismus zurück.

Die Premiere des Films war am 16. März 1971 in Italien.[2] Im Mai desselben Jahres war Sacco und Vanzetti ein Wettbewerbsbeitrag bei den 24. Internationalen Filmfestspielen von Cannes (vgl. Abschnitt Auszeichnungen). Die deutschsprachige Synchronfassung startete am 10. Mai 1972 in westdeutschen Kinos.

Inhalt und Intention[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film bereitet die historischen Ereignisse um den Raubmord-Prozess gegen die aus Italien in die USA eingewanderten Arbeiter und Anarchisten Nicola Sacco (dargestellt von Riccardo Cucciolla) und Bartolomeo Vanzetti (dargestellt von Gian Maria Volonté) dramaturgisch auf, der in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in Massachusetts stattgefunden hat. Dabei sind auch selten gezeigte zeitgenössische Archivaufnahmen aus verschiedenen Stummfilm-Wochenschauen in die Spielfilmhandlung integriert, die unter anderem weltweite Massendemonstrationen für die Freilassung der Titelpersonen dokumentieren. Zur Verdeutlichung des dokumentarischen Charakters sind außerdem die – nachgestellte – Einführungspassage sowie die Schlussphase des ansonsten in Farbe gedrehten Films in Schwarz-Weiß gehalten. Im Vorspann wird die staatliche Massenverfolgungswelle nach dem Ersten Weltkrieg gegen (auch vermeintlich) linke Immigranten durch die sogenannten Palmer Raids ins Bild gesetzt. Bei der Schlussphase ist es die Szene der Hinrichtung der Protagonisten, die schwarz-weiß dargestellt ist.

Insgesamt folgt Montaldos Drama der heute mehrheitlich auch in der Wissenschaft vertretenen Auffassung, dass Sacco und Vanzetti an dem ihnen zur Last gelegten Verbrechen unschuldig waren und sie tatsächlich aufgrund ihrer immigrantischen Herkunft und ihrer politischen Gesinnung als Anarchisten zum Tode verurteilt wurden. Im Film wird dies verdeutlicht durch die Unterdrückung bzw. vorurteilsbehaftete Ablehnung von entlastenden Hinweisen und Alibis der Angeklagten durch den Staatsanwalt Frederick G. Katzmann (dargestellt von Cyril Cusack) und den Richter Webster Thayer (dargestellt von Geoffrey Keen).

Am Beispiel des Falles von Sacco und Vanzetti, die nach sieben Jahren Haft und mehreren abgewiesenen Anträgen zur Neuaufnahme des Verfahrens letztlich 1927 auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet und damit zu Opfern eines Justizmords wurden, bezieht Montaldo mit seinem Film Stellung gegen die Todesstrafe und eine politisch voreingenommene Justiz, die nationalistischen und fremdenfeindlichen Leitlinien folgt.

Die Handlung des Films orientiert sich eng an den Prozessakten und den recherchierten historischen Ereignissen, die wesentlich im Artikel Sacco und Vanzetti aufbereitet sind.

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Soundtrack zum Film wurde von Ennio Morricone komponiert. Darin enthalten ist auch der in drei Passagen aufgeteilte Titel Ballad of Sacco and Vanzetti, zu der die US-amerikanische Folksängerin Joan Baez unter Heranziehung von Zitaten aus Briefen von Sacco und Vanzetti die Texte schrieb und sang. Der dritte und den Film abschließende Teil – das Lied Here’s to You – wurde in der Folge weltbekannt. Nicht lange nach der Erstaufführung des Films adaptierten andere prominente Interpreten aus verschiedenen Ländern dieses Lied mit eigenen – teils mehrsprachigen – Arrangements und Coverversionen. So entwickelte sich Here’s to You mit seiner eingängigen Melodie zu einer international verstandenen Hymne für die Opfer politischer Justiz, die bis in die Gegenwart entsprechend nachwirkt und heute als Evergreen eine größere Verbreitung hat als der Film selbst.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film war im Mai 1971 ein Beitrag bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes (vgl. Cannes 1971). Dabei gewann Riccardo Cucciolla für seine Rolle als Nicola Sacco den Preis als Bester Darsteller.[3]

1972 erhielt der Komponist Ennio Morricone den von der Vereinigung der italienischen Filmjournalisten vergebenen Preis Nastro d’Argento (Silbernes Band) in der Sparte Beste Filmmusik für seinen Soundtrack zu Sacco und Vanzetti. Dabei wurden ebenfalls von diesem Gremium Rosanna Fratello für ihre Darstellung von Rosa Sacco (der Ehefrau Nicola Saccos) in der Sparte Beste Nachwuchsdarstellerin und ein weiteres Mal (nach Cannes 1971) Riccardo Cucciolla als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.[4]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Lexikon des Internationalen Films wird Sacco und Vanzetti folgendermaßen beurteilt:

Dramatisierte Rekonstruktion einer zur Legende gewordenen Episode aus der amerikanischen Justizgeschichte; in Stil und Intention in der Tradition des italienischen Politthrillers.[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. unterschiedliche Angaben in verschiedenen Literatur- und Onlinereferenzen: Beispielsweise wird bei der IMDb die Länge des Films mit 120 Minuten angegeben, im Lexikon des Internationalen Films mit 124 Minuten
  2. Auflistung der Erstaufführungsdaten von Sacco und Vanzetti in einigen Ländern, auf imdb.com
  3. Datensatz zu den Beiträgen und Auszeichnungen beim Festival von Cannes 1971 (www.imdb.com, abgerufen am 10. Mai 2015)
  4. Liste der Nominierungen und Filmpreise für den Film Sacco und Vanzetti (englisch), laut IMDb, abgerufen am 13. Mai 2015
  5. Lexikon des Internationalen Films, Ausgabe 1995, Band 7 (Buchstabe S), Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, ISBN 3-499-16357-8, S. 4742