Saig

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Saig
Gemeinde Lenzkirch
Koordinaten: 47° 54′ N, 8° 11′ OKoordinaten: 47° 53′ 33″ N, 8° 10′ 43″ O
Höhe: 987 m
Fläche: 11,03 km²
Einwohner: 788 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 71 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1974
Postleitzahl: 79853
Vorwahl: 07653
Blick auf Saig
Blick auf Saig

Saig ist ein Heilklimatischer Kurort im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald in der Nähe vom Titisee (ca. 1 km Luftlinie). Das Streudorf[2] ist ein Ortsteil der Gemeinde Lenzkirch mit eigenem Ortschaftsrat.[3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saig befindet sich in einer Hochflächen- und sanften Hanglage südlich des Hochfirsts,[2] der mit 1196,9 m ü. NHN[4] nicht nur die höchste Erhebung Saigs, sondern ganz Lenzkirchs ist.[5]

Eine frühere Bezeichnung des Dorfes, Seigge, bedeutet Wasserscheide und bezieht sich auf seine Lage an einer der Rhein-Donau-Wasserscheide untergeordneten Wasserscheide.[6]

Zu Saig gehört das Dorf Saig, die Zinken Hiera (Hürenhof), Hof, Holzmatte, Mühlingen, Schlauch, Steig (Grund), das Gehöft Stierhütte (Clemenshof) und die Wohnplätze Am Hochfirst und Saiger Höhe.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf soll durch das Schaffhausener Kloster Allerheiligen gegründet worden sein.[7] Zumindest bestätigte Kaiser Heinrich V. im Jahr 1111 dem Kloster seinen Besitz in Seegga bzw. Riedgras.[2] 1277 hatten die Herren von Lupfen ebenfalls Besitz in Saig.[2] Der Ort gehörte stets zur Herrschaft Lenzkirch und teilte damit auch meist deren Schicksal.[2] So wurde die Herrschaft inklusive des Burgstalls Alt-Urach und eines Dorfes namens Gesserschweiler im Jahre 1491 für 6000 rheinische Goldgulden von den Blumeggern an Heinrich von Fürstenberg verkauft.[8][9] Dort verblieb sie, bis sie mit dem Großteil des Fürstentums Fürstenberg im Jahr 1806 über die Rheinbundakte an das Großherzogtum Baden gelangte.

Im Zuge der Belagerung Freiburgs im Herbst 1713 drangen etwa 400 Franzosen bis nach Holzschlag vor. Auf dem Rückzug steckten sie, neben zwei Häusern in Mühlingen, in Saig die Kirche, den Pfarrhof, das Wirtshaus und sieben weitere Gehöfte in Brand.[10][11] Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war Saig ein Wallfahrtsort.[7] Ein Bericht aus dem Jahr 1889 blickt auf die Entwicklung Saigs zu einem viel besuchten Luftkurort im Zuge der vorherigen 15 Jahre zurück.[7] Im Jahr 1900 vernichtete ein Großbrand im Ort u. a. das Pfarrhaus und die Johanneskapelle.[12]

Im Jahr 1923 kam es zum Doppelmord am Ehepaar Köpfer an ihrem Wohnhaus durch Karl-Friedrich Hundertpfund. Dieser wurde als letzter Mensch in der Republik Baden mit der Guillotine am 28. Oktober 1924 in Freiburg hingerichtet. 2023 wurde die Tat in einen Mundart-Theaterstück der Jostäler Freilichtspiele inszeniert.[13][14]

Am 1. Oktober 1974 wurde Saig nach Lenzkirch eingemeindet.[15]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Skilift „großer Kuhberglift“ in Saig

Saig lebt vorwiegend vom Fremdenverkehr. So hat das 747 Einwohner mit Hauptsitz fassende Dorf 258 weitere Einwohner, die hier ihren Zweitwohnsitz haben,[5] sowie mehrere Hotels, Ferienwohnungen und Pensionen mit insgesamt ungefähr 700 Gästebetten.[16] Die Saiger Höhe wird für Kongresse und Trainingslager genutzt.

Am Saiger Kuhberg befindet sich ein Skilift. Eine Rodelbahn – abends beleuchtet – führt mit einer Länge von etwa 1800 Metern hinunter an den Titisee. Daneben sind mehrere Loipen vorhanden.

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortskern: Pfarrhaus, Kirche St. Johann, Johanneskapelle, ehemaliges Rathaus

Im Ortskern befindet sich ein Gesamtensemble, bestehend aus der Pfarrkirche St. Johann, dem Friedhof sowie der Johannes- und der Ölberg-Kapelle. Sakristei und Turm der Kirche stammen aus dem Jahre 1412, Turm und Chor überstanden die Zerstörungen des Jahres 1713,[7] bevor die Kirche um 1770 im Barock neu errichtet wurde. 1965 wurde sie erweitert.[12] Die Ölbergkapelle wurde 1728 errichtet und als Beinhaus genutzt. Inzwischen dient sie zur Aufbahrung bei Beerdigungen. In ihr befinden sich Figuren einer Ölberggruppe von 1675, die Johann Conrad Winterhalder zugeschrieben werden.[17] Die Johanneskapelle von 1410 war nach dem Großbrand von 1900 leicht verändert wieder aufgebaut worden. Der Johannesbrunnen daneben war Ziel der oben erwähnten Wallfahrer.[12] Ebenfalls nach dem Großbrand entstanden das Pfarrhaus nach den Plänen von Max Meckel (1901)[18] sowie das Rathaus nach den Plänen seines Sohnes Carl Anton Meckel (1914).[19]

Am Gipfel des Hochfirsts befinden sich das bewirtschaftete Hochfirsthaus sowie der gegen Eintritt zugängliche Hochfirstturm, von welchem aus man bei entsprechendem Wetter Sicht auf das Alpenpanorama von der Zugspitze bis zum Mont Blanc hat.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben einigen Persönlichkeiten, die in Saig geboren wurden oder aufgewachsen sind, kamen die meisten zur Erholung in den Ort:

Zudem verbringen oder verbrachten mehrere Fußballvereine ihre Trainingslager in Saig, so die Alemannia Aachen,[24] der FC Aarau[25] und der FC Basel.[26] Die AH-Mannschaft der Fußballabteilung des SV Blankenloch 1911 aus Stutensee konnte 2012 bereits zum 40. Mal im Ort begrüßt werden.[27]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Saig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gemeinde Lenzkirch – Einwohnberzahlen. (PDF) Abgerufen am 14. Oktober 2022.
  2. a b c d e Saig (Altgemeinde-Teilort). leo-bw.de; abgerufen am 1. März 2014.
  3. Ortschaftsrat. lenzkirch-schwarzwald.de; abgerufen am 1. März 2014.
  4. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  5. a b Fläche, Bevölkerung, Zweitwohnsitze, lenzkirch-schwarzwald.de; abgerufen am 1. März 2014.
  6. Ekkehard Liehl: Die Lage des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald im Verwaltungsraum des Landes und im Landschaftsgefüge in: Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (Hrsg.): Breisgau-Hochschwarzwald. Land vom Rhein über den Schwarzwald zur Baar, Karl Schillinger, Freiburg im Breisgau 1980, ISBN 3-921340-44-6, S. 18.
  7. a b c d Geschichte von Saig. lenzkirch-schwarzwald.de, abgerufen am 28. Mai 2022.
  8. Ernst Hermann Joseph Münch, Carl Borromäus Alois Fickler: Geschichte des Hauses und Landes Fürstenberg: aus Urkunden und den besten Quellen, Band 1, Mayer, Aachen und Leipzig 1829, S. 393, Volltext in der Google-Buchsuche.
  9. Geographisches Statistisch-Topographisches Lexicon von Schwaben. Band 2, Stettinische Buchhandlung, Ulm 1801, S. 977, Volltext in der Google-Buchsuche.
  10. Ortsgeschichte. feuerwehr-saig.de, abgerufen am 1. März 2014.
  11. Friedrich von der Wengen: Die Belagerung von Freiburg im Breisgau 1713. Tagebuch des Österreichischen Kommandanten Feldmarschall-Lieutenants Freiherrn von Harrsch, Eugen Stoll, Freiburg im Breisgau 1898, S. 118, archive.org.
  12. a b c Infotafeln an den Gebäuden: Kirche, Johanneskapelle, Ölbergkapelle, 19. August 2011.
  13. Badische Zeitung: Jostäler Freilichtspiele zeigen Tragödie um Doppelmord von Saig 1923. In: Badische Zeitung Online. Badische Zeitung/ BZ.medien, 14. Juli 2023, abgerufen am 21. Juli 2023.
  14. Wilhelm (Ketterer) Köpfer (1861-1923) | WikiTree FREE Family Tree. 16. April 1861, abgerufen am 21. Juli 2023 (englisch).
  15. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 509.
  16. Mein Saig. (Memento des Originals vom 5. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.saig.de Gastgebergemeinschaft Saig, saig.de, 27. April 2010; abgerufen am 1. März 2014.
  17. Manfred Hermann: Die Bildhauer Hauser in Kirchzarten, Schlettstadt und Freiburg/Br. 1611–1842. Das Werk (Teil 1). In: Badische Heimat. 52, 1972, S. 19.
  18. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 372.
  19. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 329.
  20. Lucinda Matthews-Jones: Book review: Amy Levy’s Fate: Death and the Statistician. In: Journal of Victorian Culture Online. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2014; abgerufen am 15. Mai 2016.
  21. Inschrift auf Bildstock bei der Kirche
  22. Kathrin Blum: St. Blasien: Die Feldbergklinik war ein Vorreiter. Badische Zeitung, 5. März 2010, abgerufen am 1. März 2014.
  23. Ulrich Herpertz: Ödeme und Lymphdrainage: Diagnose und Therapie von Ödemkrankheiten, Schattauer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-7945-2703-8, S. 270, Vorschau in der Google-Buchsuche.
  24. Ende der Ferien: Wiedersehen auf der grünen Wiese. (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.alemannia-aachen.de Aachener Zeitung, 20. Juni 2001; abgerufen am 1. März 2014.
  25. Patrick Haller: Fanionteam im Trainingslager in Lenzkirch. (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fcaarau.ch fcaarau.ch, 26. Juni 2013; abgerufen am 1. März 2014.
  26. Trainingslager Saig. gallery.fcb.ch; abgerufen am 1. März 2014.
  27. Lenzkirch: Aus dem Trainingslager entwickelte sich ein Ferienort. Badische Zeitung, 2. November 2012; abgerufen am 1. März 2014.