Sally Rooney

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Sally Rooney (geboren am 20. Februar 1991 in Castlebar) ist eine in Dublin lebende irische Schriftstellerin. Ihr Erstlingswerk Conversations with Friends wurde 2017 veröffentlicht. Eine deutsche Übersetzung folgte 2019 unter dem Titel Gespräche mit Freunden. Ihr zweiter Roman Normal People wurde 2018 publiziert und vielfach ausgezeichnet.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rooney wuchs in einem marxistisch geprägten Elternhaus in Castlebar im dünn besiedelten Nordwesten Irlands auf. Sie hat einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester. Ihre Mutter ist Leiterin eines Kulturzentrums, während ihr Vater nach der Privatisierung des staatlichen Kommunikationsunternehmens Telecom Éireann in Frührente ging.[1]

2009 begann Rooney Anglistik am Trinity College Dublin zu studieren. Ihre Bewerbung um ein Nebenstudium der Soziologie wurde abgelehnt. Nach dem Bachelor begann sie einen Master-Studiengang der Politikwissenschaft, den sie jedoch abbrach.[2] Stattdessen schloss sie ihr Studium mit einer Arbeit über Captain America und Post-9/11-Politik in Amerikanischer Literatur ab.[1]

Schaffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit 15 Jahren vollendete Rooney ihren ersten Roman, den sie heute als „absoluten Müll“ beschreibt.[2]

2013 nahm sie an der European Universities Debating Championship in Manchester teil.[3] Sie veröffentlichte seither mehrere Kurzgeschichten.

Conversations with Friends[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rooney vollendete den Roman während ihres Master-Studiums der Amerikanischen Literatur. Nachdem die Literaturagentin Tracy Bohan durch einen von ihr veröffentlichten Essay auf sie aufmerksam geworden war, boten sieben Verlage auf die Rechte. Im Juni 2017 veröffentlichte ihn das britische Verlagshaus Faber & Faber. Conversations with Friends wurde in mehr als zehn Sprachen übersetzt.[1]

Conversations with Friends wurde für den 2018 Swansea University International Dylan Thomas Prize[4] und den 2018 Folio Prize[5] nominiert. Das Buch stand auf der Longlist des Man Booker Prize und auf der Shortlist des International DUBLIN Literary Award.[6]

Conversations with Friends wurde als Koproduktion von BBC3 und dem US-amerikanischen Online-Videoportal Hulu als zwölfteilige Fernsehserie verfilmt und soll 2022 ausgestrahlt werden.[7] Das ZDF strahlte die Serie 2023 aus.[8]

Normal People[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rooneys zweiter Roman Normal People wurde 2018 von Faber & Faber veröffentlicht. Er ging aus einer vertieften Auseinandersetzung mit der Geschichte zweier Figuren aus ihrer Kurzgeschichte At the Clinic hervor.[9] Die deutschsprachige Ausgabe erschien im August 2020 unter dem Titel Normale Menschen.

Das Werk erhielt 2018 u. a. den Costa Book Award in der Kategorie „Roman“ und wurde „Buch des Jahres“ (Fiction) bei den Irish Book Awards sowie das „Waterstones Book of the Year“.[10] 2019 wurde Normal People als „Bester zweiter Roman“ mit dem Encore Award ausgezeichnet.[11]

Die zwölfteilige Fernsehserie Normal People, adaptiert von Alice Birch, wurde seit 2019 als Koproduktion von BBC3 und dem US-amerikanischen Online-Videoportal Hulu vorbereitet und hatte am 26. April auf BBC3 Premiere, am 29. April 2020 in den USA auf Hulu.[12][13] Das ZDF strahlte die Serie ab August 2023 aus.[14]

Beautiful World, Where Are You[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rooneys dritter Roman Beautiful World, Where Are You erschien im September 2021 bei Faber & Faber[15] und wurde 2021 mit dem Irish Book Award als „Novel of the Year“[16] sowie 2022 ebenfalls als „Novel of the Year“ mit dem Dalkey Literary Award[17] ausgezeichnet. Der deutschsprachige Titel lautet Schöne Welt, wo bist du und erschien ebenfalls im September 2021.[18]

Intermezzo[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 2024 wurde angekündigt, dass Rooneys vierter Roman mit dem Titel Intermezzo am 24. September 2024 erscheinen wird.[19] In dem Roman erzählt Rooney die Geschichte zweier Brüder nach dem Tod ihres Vaters.

Andere Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im März 2017 wurde ihre Kurzgeschichte Mr Salary für den Sunday Times EFG Private Bank Short Story Award nominiert.[20]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus Protest gegen die israelische Palästinapolitik lehnt Rooney Übersetzung und Vertrieb ihres Romans Beautiful World, Where Are You in Israel ab.[21][22][23] Sie nimmt damit am BDS-Boykott teil, den sie bereits zuvor unterstützte.[24][25] Den Boykott unterstützte sie auch durch ihre Unterzeichnung des „Letter Against Apartheid“, in dem ein „sofortiges und bedingungsloses Ende der israelischen Gewalt gegen Palästinenser“ gefordert wird.[26] Die Journalistin Nele Sophie Karsten verurteilte Rooneys Verhalten in der taz als anti-israelisch.[27] Wie auch Iris Radisch in der Zeit, kritisiert sie eine Ungleichbehandlung gegenüber anderen autoritären Staaten wie Russland, China und dem Iran, wo die Autorin keine Einwände erhoben habe.[28]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Katharina Laszlo: Wie ist es, heute jung zu sein?. Rezension, in: FAZ, 17. Juni 2019, S. 9

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Interviews

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Lauren Collins: Sally Rooney Gets in Your Head. In: The New Yorker. 31. Dezember 2018, abgerufen am 23. August 2019 (englisch).
  2. a b Paula Cocozza: ‘I have an aversion to failure’: Sally Rooney feels the buzz of her debut novel. In: The Guardian. 24. Mai 2017, abgerufen am 23. August 2019 (englisch).
  3. Meet the new faces of fiction for 2017. In: The Guardian. 4. Juni 2019, abgerufen am 23. August 2019 (englisch).
  4. Conversations with Authors: Sally Rooney talks to The Bookseller | The Bookseller. Abgerufen am 23. August 2019.
  5. 2018 Shortlist Shows International Breadth – and Confirms the Quality of British Wirting. (PDF) 27. März 2018, abgerufen am 23. August 2019 (englisch).
  6. Alex Clar: Conversations with Sally Rooney: the 27-year-old novelist defining a generation. Interview, in: The Guardian, 25. August 2018
  7. Sally Rooney's Conversations with Friends TV adaptation cast revealed | The Guardian. Abgerufen am 21. Februar 2021.
  8. Conversations with Friends: 12-teilige irische Liebes-Dramaserie zdf.de, abgerufen am 9. August 2023.
  9. Sally Rooney on sex, power and the art of being normal. Abgerufen am 23. August 2019 (englisch).
  10. Love story Normal People is Waterstones’ book of the year, bbc.com, 29. November 2018, abgerufen am 10. Juli 2019
  11. Sally Rooney … auf rsliterature.org, abgerufen am 28. August 2019 (pdf)
  12. Normal People. Abgerufen am 17. August 2019.
  13. Carolin Würfel: Warum sollte sie mehr als 16.100 Dollar im Jahr verdienen? In: Die Zeit. 18. Juli 2019, ISSN 0044-2070, S. 39.
  14. Normal People: 12-teilige irische Liebes-Dramaserie zdf.de, abgerufen am 9. August 2023.
  15. New Sally Rooney novel to be published in September | The Guardian. Abgerufen am 21. Februar 2021.
  16. Sally Rooney and the Aislings lead Irish Book Awards winners, rte.ie, 23. November 2021, abgerufen am 24. November 2021.
  17. Rooney and Kennefick win big at Dalkey Literary awards, rte.ie, 18. Juni 2022, abgerufen am 19. Juni 2022.
  18. Süddeutsche Zeitung: "Schöne Welt, wo bist du", Sally Rooneys neuer Roman. Rezension. Abgerufen am 10. April 2022.
  19. Lucy Knight: Sally Rooney’s new novel Intermezzo to be published in September. In: The Guardian. 29. Februar 2024, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 9. März 2024]).
  20. Sunday Times Short Story Award shortlists Lambert and Rooney | The Bookseller. Abgerufen am 23. August 2019.
  21. theguardian.com
  22. Julie Burchill: Julie Burchill: Rooneys Worte sind des Hebräischen nicht würdig. In: welt.de. 14. Oktober 2021, abgerufen am 19. Oktober 2021.
  23. Gerrit Bartels: Autorin Sally Rooney verweigert die Übersetzung ihres Romans ins Hebräische. In: tagesspiegel.de. 12. Oktober 2021, abgerufen am 19. Oktober 2021.
  24. Henning Mankell: DIe Schwachstelle im System. In: welt.de. 14. Oktober 2021, abgerufen am 14. Oktober 2021.
  25. Sally Rooney Is Right to Boycott Israel. In: jacobinmag.com. 28. Mai 2017, abgerufen am 14. Oktober 2021 (englisch).
  26. theguardian.com
  27. Nele Sophie Karsten: Kritik an Schriftstellerin Sally Rooney: Literarischer Boykott. In: Die Tageszeitung: taz. 12. Oktober 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 13. Dezember 2021]).
  28. Iris Radisch: Irische Autorin: Sally Rooney und BDS. Die Schriftstellerin boykottiert ihren israelischen Verlag. zeit.de, 13. Oktober 2021.